Bruchlandung

23 05 2013

„Sie können ganz unbesorgt sein, Frau Kanzlerin. Pietät Eichenlaub hat für anspruchsvolle Kunden einfach das Beste. Preiswert, gediegen, für jede Art von Geschmack geeignet. Wir werden Ihren Herrn Verteidigungsminister schon würdevoll unter die Grasnarbe bringen.

Man muss an alles denken, Frau Kanzlerin. Das muss exakt geplant werden. Wenn ich mir die Bemerkung erlauben darf: generalstabsmäßig. Wir streichen Ihrem Herrn Minister den Zapfen, da werden sich seine Nachfolger gleich vom ersten Tag an auf den Rücktritt freuen. Gut, sein Nachfolger. Ich hatte jetzt schon die ganze Zeit bis zur Bundestagswahl gerechnet, Frau Kanzlerin.

Darf man wohl erfahren, auf welche Art der teure Tote das Zeitliche gesegnet hat? Nein, rein berufliches Interesse. Die meisten haben sich den Amtseid verstaucht oder so etwas. Das macht nicht so viel Arbeit, Frau Kanzlerin. Das passt auch ganz gut in eine Urne. Wobei, der Möllemann passte am Ende auch ganz gut in eine Urne. Und den musste man nicht mal unter die Grasnarbe bringen.

Wo wir gerade dabei sind, wollen wir ihn nicht zerstreuen lassen? Er wirkte doch in letzter Zeit immer so ein wenig zerstreut, wenn es um Informationen für den Rechnungshof ging oder vor dem Bundestag. Das würde doch passen. So über Land und über Meer, deutsche Wälder, deutsche Höhen – wir können ihn ja aus seiner Drohne versprühen, wäre das nichts? Na? Ach doch, da geht manches, Frau Kanzlerin. Der Trend ist ja durchaus von mehr multikultureller Offenheit für fremde Sterbearten geprägt. In Afghanistan ist das zum Beispiel ganz anders als hierzulande. Da erlebt man halt immer mal. Sie schicken die Leute in die Wüste, und da beißen sie ins Gras.

Handwerkliche Qualität hat nun mal ihren Preis, Frau Kanzlerin. Für Fünfhundert kriegen Sie halt nicht viel Qualität. Einmal ins Ausland, billiger Aluschrott als Verkleidung, und dann schnell unter den Teppich gekehrt. Mehr ist nicht drin. Und dann reißen bei der Beerdigung die Seile und Ihr Minister fährt in die Grube – Bruchlandung. Wollen Sie das wirklich?

Es hängt halt auch etwas von der politischen Einstellung ab, Frau Kanzlerin. Die älteren Grünen lassen sich vielleicht kompostieren, aber Claudia Roth müssten wir wohl zusätzlich unterpflügen. Lafontaine müsste man einbetonieren, sonst kommt der irgendwann wieder. Ob wir den werten Herrn Minister nicht vielleicht versehentlich schreddern? Das hat er doch immer so gerne gehabt.

Und als Kränze nehmen wir Eichenlaub und etwas Nadelgehölz, ja? Lorbeer geht auch, wobei das natürlich deutlich teurer wird. Nein, ich kann ihnen nicht zwei Rechnungen machen. Wenn Sie das für den Rechnungshof brauchen, dann müssen Sie die eben selbst schwärzen. Pietät Eichenlaub macht das hier so, dass wir keinen Ärger bekommen mit Recht und Gesetz. Und ich halte mich dann auch an die Kostenvoranschläge, Frau Kanzlerin. Wenn Ihnen das nicht passt, müssen Sie sich einen anderen Bestatter suchen. In Ihrem Kabinett sitzen doch genug Totengräber.

Schlichter Eichensarg? Gerne, Frau Kanzlerin. Den hier kann ich ihnen empfehlen. Modell Hardthöhe. Schweineteuer, obwohl er nach nichts aussieht. Von innen geräumiger als von außen, da kriegen Sie ’ne Menge rein. Und natürlich extra solide gebaut, solange Sie ihn nicht verbuddeln. Dann bricht er nämlich verhältnismäßig schnell ein. Also der Sarg.

Kranzschleifen kosten erstmal für die Schleife und dann noch pro Buchstabe. Möchten Sie Atlas oder Taft? Ist eine Frage der Haltbarkeit. Papier haben wir auch. Taft zeichnet sich dadurch aus, dass er reißfester ist, denn können Sie nicht so einfach – also Papier, verstanden. Haben Sie spezielle Wünsche, Frau Kanzlerin? Ach nein, doch nicht das! Letzter Gruß – das geht ja gar nicht! Nehmen Sie Ich habe vollstes Vertrauen in ihn gehabt. Das können Sie recyceln, bis die komplette CDU vermodert ist.

Vergänglich ist ja erstmal alles, Frau Kanzlerin. Das ist nun mal so im menschlichen Leben. Alles ist irgendwann vorbei, für alles gibt es eine Zeit. Kohl ist ja auch nicht mehr Kanzler, nicht wahr? Sehen Sie! Und dann ist es nur eine Frage der Bestattung. Sie können sich zur Vorsicht vorab verbrennen lassen, und dann kommen Sie in eine kleine Metallkapsel, und die kommt dann in eine Urne, und die – natürlich ist das ohne billiger. Ihr Herr Minister war fürs Billige immer zu haben, was, Frau Kanzlerin? Dann sollten Sie hier doch aber mal richtig zuschlagen. Waldfriedhof. Gerne, da beerdigen wir ja auch regelmäßig. Sehr hübscher Bewuchs, stimmungsvoll, kleiner Tannenberg, wie geschaffen für einen Verteidigungsminister, und genau die richtige Bodenfeuchtigkeit. Auf jeden Fall besser als im Sachsensumpf. Da muss ich Ihnen jetzt aber widersprechen, Frau Kanzlerin. Sumpf konserviert. Sie können da zwar jede Menge versenken, aber irgendwann kommt alles wieder raus. Auch kein schöner Anblick, Frau Kanzlerin.

So, alles ausgesucht? Totenhemd, Wurfblumen, Sargschmuck? Gut, dann fehlt uns nur noch der Grabstein für Herrn Verteidigungsminister. Wegen des Datums nämlich. Geben Sie mir einfach die Sterbeurkunde, Frau Kanzlerin. Da dürfte es schon draufstehen. Das Datum, nicht wahr.

Wie jetzt? Nächste Woche!?“