C-Klasse

30 05 2013

„Leider schon aus. Den hat sich Daimler geholt, tut mir Leid. Aber wenn Sie vielleicht bis nach der Wahl warten möchten, da haben wir wieder jede Menge Ausschuss im Kanzleramt.

Wollten Sie ein bestimmtes Modell? also eher so den Mitarbeiter mit Breitbandinkompetenz? Ich würde Ihnen ja gerne den Pofalla mitgeben, das fällt auch gar nicht auf, aber die Bundeskanzlerin braucht halt ihren Fußabtreter. Warten Sie noch ein paar Tage, dann können wir Ihnen den de Maizière liefern. Hat im Kanzleramt gelernt, Abklingprozess im Innenministerium, Wiederaufbereitung auf der Hardthöhe, der ist für so eine Endablagerung im CDU-Präsidium zu schade. Wäre unwirtschaftlich. Und auf den könnte Merkel wirklich verzichten. Vorausgesetzt, Sie sorgen dafür, dass der Mann nie wieder in die Nähe des Kanzleramts kommt.

Natürlich haben wir immer noch Nachholbedarf in der Bundesregierung. Wir stellen immer wieder fest, dass nicht die besten Kräfte aus der Wirtschaft zu uns wechseln wollen, das macht uns schon etwas traurig. Aber im Prinzip setzen wir alles daran, dass auch nicht die besten Kräfte von uns in die Wirtschaft wechseln. Ich meine, stellen Sie sich das mal vor. Einmal Schröder, einmal Niebel, mehr ist doch echt nicht zu verkraften.

Aber wir sehen das auch positiv. Jetzt, wo wir den Klaeden bei Daimler untergebracht haben, wird das vielleicht doch noch was mit den Elektroautos. Ausgeschlossen ist ja nichts, und ich meine, so rein theoretisch, Deutschland steigert sei Wachstum um gut zehn Prozent, pro Jahr natürlich, langfristig gibt es plötzlich ganz billigen Strom, Vollbeschäftigung setzen wir voraus, die Binnenkonjunktur zieht ganz scharf an, weil die Löhne viel stärker als bisher sinken, und dann schaffen wir eine Million Autos bis 2020. Gut, keine elektrischen. Aber dafür auch keine Million.

Wenn Sie sich Kanzleramt nicht leisten können, würde ich Ihnen ein einfaches Modell aus dem oberen Parteiapparat empfehlen. C-Klasse, wenn Sie wissen, was ich meine. Wir haben Koch im Angebot. Falls Sie jemanden für Bürokratieabbau brauchen. Oder einen, der Ihnen die Steuerfahndung vom Hals hält. Oder nehmen Sie den Mappus. Der hat auch von mehr als einer Sache keine Ahnung, von Politik beispielsweise, oder von Energiewirtschaft, und der wird bestimmt nicht so schnell rückfällig. Nehmen Sie den Mappus, dann kriegen Sie auf Pofalla 50 Prozent Rabatt. Na?

Sie sehen das ganz falsch. Dass ein so guter Mann wie der Klaeden zu unseren Freunden in der Wirtschaft geht, das ist überhaupt kein Zeichen von Verzweiflung. Das ist ein Zeichen von großer Zuversicht und Vertrauen in diese Bundesregierung und die Union unter der besten Kanzlerin, die wir seit der Wiedervereinigung haben. Das ist ein Zeichen von grenzenlosem Optimismus – wenn der Mann damit rechnen müsste, dass die nächste Regierung nicht von der Merkel geführt wird, was will er dann als Schmiergeldbeschaffer beim Autokonzern? Glauben Sie, die lassen den da bis zur Rente rumgammeln und zahlen ihm ein fettes Gehalt, damit er sich von den Sozen in den Hintern treten lässt?

Schließlich sparen wir dadurch nun auch ganz gewaltig. Stellen Sie sich mal vor, wir würden unsere wirtschaftsnahen Kontaktbereichsminister komplett aus eigener Tasche zahlen. Da würde der Rechnungshof aber auf den Tisch hauen. Wir könnten uns keine einzige Drohne mehr leisten. Höchstens noch Niebels Teppichlieferservice. Das geht doch so nicht. Da müssen wir in diesen wirtschaftlich und politisch schwierigen Zeiten der Demokratie auch mal fest zusammenhalten, was zusammengehört, oder?

Weil Sie es sind: den Pofalla, Listenpreis, und dann kriegen Sie den Mappus dazu. Als Dreingabe. Mehr ist er nicht wert, haben Sie auch wieder recht. Aber zwei, naja, anderthalb zum Preis von einem? Kann ich Ihnen nicht sagen. Der wird sicher damit rechnen, weiter Außenminister zu bleiben, aber Sie wissen es ja selbst. Vielleicht wechselt er in die Hotelbranche. Als Frühstückskellner. Filzklasse.

Außerdem tut diese beste Bundesregierung seit dem Krieg, Wiedervereinigung wollte ich sagen, Wiedervereinigung – das ist dasselbe? haben Sie auch wieder Recht – tut die ganz proaktiv etwas gegen den Fachkräftemangel. Wenn die bei Daimler noch nicht so richtig wissen, wie man gute Gesetze formuliert, dann leisten wir ihnen dabei eben gerne mal ein bisschen Schützenhilfe. Haben wir bei seinem Bruder doch auch gemacht, der ist ja auch fast mal unter die Räder gekommen, BILD-Wechsel vermutlich, und jetzt wissen die Jungs bei Springer, welche politischen Möglichkeiten es außerhalb der parlamentarischen Demokratie gibt, wenn man ein nicht mehr funktionierendes Geschäftsmodell rechtlich schützen lassen will. Wir betrachten das als Technologietransfer. Und im Umkehrschluss sehen wir bei den Presseverlagen auch, wie so ein bedingungsloses Grundeinkommen wirkt. Aller Wahrscheinlichkeit nach werden wir feststellen, dass es faul macht und zur Verwahrlosung führt. Dann können wir es hinterher mit gutem Gewissen ablehnen für den Teil der Bevölkerung, der nicht aus dem Kanzleramt kommt.

Wenn ich mal fragen darf, aus welcher Branche kommen denn Sie überhaupt? Internet? Also Sie sind so ein richtiger Spezialist, der auch Ahnung hat von dem, worüber er spricht? Bedaure. Könnten Sie vielleicht bei der übernächsten Regierung noch mal anfragen?“


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Eine Antwort

30 05 2013
castellvecchio

Hat dies auf castellvecchio rebloggt.

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