„28 Millionen!? die hat doch einen Dachschaden!“ „Ich muss hier entschieden widersprechen.“ „Wieso müssen Sie…“ „Entschieden!“ „Die hat keinen Dachschaden?“ „Doch, aber es sind 28 Milliarden.“
„Okay, dann noch mal Klartext: die alte Agentur hat eine Wahlkampfstrategie erarbeitet, mit der die Kanzlerin voll ins Klo gegriffen hat, und wir werden es wieder ausbügeln.“ „Ergebnisorientiert.“ „Was?“ „Ergebnisorientiert. Im Briefing stand, dass wir ergebnisorientiert vorgehen sollten.“ „Und wie sollen wir uns das vorstellen?“ „So ähnlich wie den Leistungsbegriff der FDP.“ „Oder eher Richtung Kohl: entscheidend ist, was hinten rauskommt.“ „Jetzt lassen Sie mal die Ferkeleien und machen Sie sich einen Kopf, wie wir aus der Nummer wieder rauskommen.“ „Aber das Ergebnisorientierte?“ „Das heißt wahrscheinlich, dass es da ein, naja, so eine Art Ergebnis sollte da schon sein. Oder ist das jetzt überinterpretiert?“ „Naja, erlebnisorientiert heißt bei denen auch bloß, dass dem Wähler Hören und Sehen vergeht.“
„Das mit der Mietpreisbremse könnte man als erstes angehen.“ „Richtig. Zu wenig eigenständig.“ „Aber Merkel hat doch aus der CDU sowieso eine sozialdemokratische Partei gemacht.“ „Eine? Sie hat die sozialdemokratische Partei aus der CDU gemacht.“ „So schwer ist das aber auch nicht, wenn die SPD weder sozial noch…“ „Das bringt uns jetzt nichts, Leute.“ „Aber dass sie die Mieten nur im Fall einer Neuvermietung kappen will, das bringt uns das?“ „Dass man nicht mehr die alten Mieter rausschmeißen darf, um mehr Geld zu bekommen.“ „Und wer denkt an die Vermieter? Die wählen doch nicht mehr die Union.“ „Da steht aber nichts drin von Luxussanierungen und energetischer Wohnraumverbesserung.“ „Und dann kann man die Mieten steigern?“ „Natürlich.“ „Dann sollten wir das so verkaufen, dass es Mietsteigerungen nur gibt, wenn der Wohnraum strukturell verbessert wurde.“ „Genial!“ „Aber…“ „Dann haben wir den Punkt ja schon mal abgehakt.“ „Moment mal, die Wohnungen werden doch aber gar nicht saniert, das kann man doch so nicht…“ „Im Armutsbericht steht doch auch drin, wenn die Arbeitslosenzahlen in die Höhe schnellen und immer weniger Leute von ihrer Arbeit leben können, dann ist das eine strukturelle Verbesserung.“ „Aber…“ „Ruhe jetzt, weiter.“
„Also was jetzt?“ „Man müsste irgendwie klar herausarbeiten, worum es der Kanzlerin wirklich geht.“ „Wiederwahl.“ „Sie hat doch vier Jahre lang ganz konsequent…“ „Wiederwahl!“ „Kann man es sich so einfach machen?“ „Meinen Sie mich?“ „Nee, er meint die Merkel.“ „Das ist doch ein Leerverkauf.“ „Sie denken, die Kanzlerin schiebt hier Sachen über den Tresen, die sie gar nicht hat?“ „Von wem hat sie das bloß?“ „Bestimmt hat ihr Ackermann ein paar Tricks gezeigt.“ „Leute!“
„Könnten wir das mit der Kindergeldanpassung auch mal besprechen?“ „Finde ich prinzipiell ’ne dufte Idee.“ „Ja, sie hat ja noch nicht gesagt, in welche Richtung sie das Kindergeld anpasst.“ „Doch, hat sie.“ „Von 184 auf 219 Euro.“ „Hey, 35 Euro mehr – Deutschland wird einen Kilometer dick mit Blattgold überzogen!“ „Das ist doch eine Anpassung nach unten.“ „Stimmt gar nicht.“ „Doch, das heißt 35 Euro weniger Hartz IV pro Kind.“ „Man könnte jetzt aus Solidaritätsgründen gleich noch die Regelsätze der Arbeitslosen mit kürzen, aber dann muss sie ja schon wieder das Bundesverfassungsgericht ignorieren.“ „Macht sie.“ „Darin hat Mutti Erfahrung.“ „Aber das ist ja so und so auch nur eine Umverteilung nach oben.“ „Weil nur die Wohlhabenden alleine die Kinder kriegen?“ „Weil nur die sowohl Kinder kriegen als auch Kindergeld.“ „Na, dann haben wir den Punkt ja schon mal gerettet.“ „Finde ich auch.“ „Schlage vor, wir nennen es solidarische Zukunftsförderung.“ „Das klingt nach DDR.“ „Oder nach SPD.“ „Wo ist da der Unterschied für die CDU?“ „Weiter.“
„Eine Milliarde mehr Investitionen in Straßen, Schulen und das Breitbandnetz.“ „Klasse Idee.“ „Weil wir mehr Breitbandnetz brauchen?“ „Aber der Straßenbau muss doch auch finanziert werden.“ „Deshalb ja auch mehr Geld für die Lehrer.“ „So, und das machen wir jetzt alles mit einer Milliarde?“ „Nein, mit einer Milliarde mehr.“ „Und wieso wird die ausgerechnet ins Breitbandnetz gesteckt?“ „Weil das sicher total toll ist, wenn wir alle dieses Dings haben, dieses Breitbanddings eben halt.“ „Das findet die Telekom sicher auch klasse.“ „Und der Rösler auch.“ „Der war doch dagegen.“ „Hat er aus Silicon Valley mitgebracht?“ „Oder er hat sich bei Kai Diekmann angesteckt.“ „Weshalb will denn die Kanzlerin eine Milliarde springen lassen für Aufgaben, die die Telekom mit ihren Gewinnen selbst finanzieren sollte?“ „Weil der Ausstieg vom Ausstieg vom Ausstieg vom Ausstieg aus der Kernenergie auch so läuft.“ „Und deshalb fehlt jetzt das Geld, dass wir in die Bildung stecken.“ „Nein, positives Signal: uns geht’s so dufte, wir brauchen gar nichts mehr an die Schulen zahlen.“ „Gut, kann man so verkaufen. Weiter.“
„Und die Berufsunfähigkeitsrente für Mütter?“ „Das habe ich noch nicht so ganz verstanden. Das sollen ja alleine 20 Milliarden Euro sein.“ „Das macht sie sicher, damit wir alle nicht mehr so viel arbeiten, weil dann mehr Arbeitsplätze entstehen, und dann können wir alle wieder mehr arbeiten.“ „Das passt doch hinten und vorne nicht – erstens ist das rausgeschmissenes Geld, weil der konservative Flügel mit der Herdprämie die Mütter viel lieber aus dem Verkehr ziehen will…“ „Dann ist das doch nicht rausgeschmissen, sondern nur überflüssig und muss gar nicht in Anspruch genommen werden.“ „… und zweitens wird damit die Neuverschuldung noch mehr erhöht.“ „Ja und? Das machen die Sozen doch alles wieder weg.“ „Bitte wer!?“ „Die SPD. Bis 2025 sollten sie einen Kandidaten aufgebaut haben, der Merkel wegpustet.“ „Aber die Rente da wird doch jetzt gar nicht mehr ausgezahlt? die wird doch sowieso angerechnet?“ „Aber eben nur bei denen, die sie vermutlich gar nicht bekommen.“ „Und wer sie bekommt?“ „Der hat so viel Geld, dass er sich eine private Vorsorge leisten könnte, aber nicht privat vorsorgen muss, weil er so viel Geld hat.“ „Berufsunfähigkeitsversicherung für Mütter – wer denkt sich so einen Bockmist überhaupt aus?“ „Mutti. Die hat schließlich ihre Unfähigkeit zum Beruf gemacht.“
„So, und wie verkaufen wir den ganzen Kram nun?“ „Wie gesagt: Leerverkauf.“ „Leerverkauf?“ „Die Verpackung, nicht den Inhalt.“ „Super!“ „Moment, ich kapier’s nicht ganz.“ „Großartig! Ganz großartig!“ „Also jetzt zieht sie die Wähler mit diffusen Versprechungen über den Tisch.“ „Das war ja nun nichts Neues. Aber was ist daran bitte so genial?“ „Nach der Wahl macht sie nichts. Nichts!“ „Und? Haben Sie das etwa erwartet?“ „Hallo!? Gleich zum Auftakt 28 Milliarden gespart? Ist das nicht absolut großartig? Danach kann sie wieder vier Jahre lang ganz ungestört nichts tun!“
Satzspiegel