„Behalten Sie die Schuhe ruhig an, wir haben Filzpantoffeln. Das ist bei durchgängig Marmor einfach praktischer, als jeden zweiten Tag feucht durchzuwischen. Vor allem, weil die Kehrmaschine immer so einen Höllenlärm veranstaltet, das hört man ja bis in die Bibliothek.
Hübsch, nicht wahr? Das war für uns auch eine echte Herausforderung. Also nicht wegen des Exposés, so zwei bis fünf Aktenordner kriegt man ja auch schnell mal voll, aber bis Sie einen richtigen Immobilienkaufmann dazu bringen, dass er in der Anzeige lauter Untertreibungen schreibt – mein lieber Mann, ich sage Ihnen! Aber wenn wir hier gleich alles reingeschrieben hätten, würde sich bestimmt kein Interessent melden. Zumal dieser Kasten ja auch ganz nette Unterhaltungskosten hat.
Nehmen Sie ruhig den Treppenlift, der ist in weniger als fünf Minuten oben. Für schwerere Sachen haben wir hinter der Empore natürlich noch den Lastenaufzug. Sonst hätte der Adventskranz nie ins Obergeschoss gekonnt. Vorsicht mit den Gobelins, die sind echt. Wir haben hier links die Einhörner, im rechten Aufgang die vier Evangelien als Synopse. Es wirkt etwas unübersichtlich, aber das ist wie mit manchen Filmen: am Ende ist das Buch immer noch besser.
Sie können übrigens von hier aus alles steuern: Heizung, Licht, Beamer, Zugbrücke, und wenn Sie Ihr mobiles Endgerät mit der Hausanlage vernetzt haben, temperieren Sie die Badewanne schon, noch bevor Sie das Grundstück betreten haben. Da hinten ist das Ankleidezimmer, aber das ist eher schlicht gehalten. Ein paar hundert Meter Kleiderstange, die Rolltore natürlich elektrisch, die Spiegel drehen sich automatisch mit. Die getragenen Stücke werfen Sie gleich in den Schacht, dann landen sie unten in der Waschküche. Das ist praktischer, als für jedes Käppchen immer gleich in den unteren Keller zu latschen.
Das wäre dann hier die Küche. Wir haben sie recht einfach gehalten, der Herd ist freistehend, Hochbackofen, Kühlschrank mit begehbarem Drei-Sterne-Fach und Eiswürfelspender, Oblateneisen, und diesen byzantinischen Ambo haben wir als Kochbuchständer umgebaut. Hübsches Ensemble, und für die Beleuchtung haben wir diesen kleinen Kronleuchter an die Decke gehängt. Als Leselicht. Schauen Sie mal, Zicklein in Milch. Und Donnerstag gab’s Lamm für dreizehn Personen. Nein, als Getränkeautomaten würde ich das hier nicht bezeichnen. Wir haben uns das bei diesem Versandhaus abgeschaut. Der Ausgabeschrank ist durch eine App steuerbar und hat über ein automatisches Kommissionierfahrzeug Zugriff auf den Messweinkeller. Bei der jetzigen Bestückung sollte der Bestand bis zum Jahr 2048 reichen. Die Bistümer Trier und Paderborn natürlich inbegriffen.
Hier bitte einmal aufpassen, die Tür öffnet sehr leicht beim Gegenlehnen, und dann führt die Treppe bis ins Untergeschoss oberhalb des Kellers, der oberhalb des oberen Kellers liegt. Also eine Art unteres Zwischengeschoss. Das ist Terrakotta, richtig, und es ist eine Armee. Aber nicht, was Sie jetzt erwartet hatten. Das sind die himmlischen Heerscharen. In Lebensgröße. Nennen Sie es halt Kunst am Bau. Ich finde es auch etwas komisch.
Ja, das ist das Bad. Wirklich beeindruckend, was man aus einem derart großen Raum ohne Außenfenster alles machen kann. Wir waren sehr ergriffen, als wir dies hier das erste Mal gesehen hatten. Manche haben regelrecht geweint. Protz und Wasser. Das wäre hier die Badewanne, und der Waschtisch drüben war früher mal der Hochaltar von Sankt Bonifatius. Die Geschmeide an den Wasserhähnen sind natürlich abnehmbar, man muss das Objekt ja auch vernünftig putzen können. Deshalb ist die Keramik auch nicht aus Keramik. Sie wollen ja ein bisschen Freude an der Nasszelle haben, schließlich verbringen Sie hier die ersten Augenblicke eines langen, arbeitsamen Tages. Der Deckel wird hydraulisch bewegt, und dann kann man die Unterwasserbeleuchtung hier regeln. Den zweiten Hebel von links ziehen. Wieso Whirlpool? Das ist das Gästetaufbecken.
Es ist weitläufig, da haben Sie recht. Aber wenn Sie sich erst einmal an die Rolltreppen in den Verbindungsfluren gewöhnt haben werden, dann fühlen Sie sich ganz schnell zu Hause. Das ist der Durchgang zum Kölner Dom, falls Sie mal den Metropoliten sprechen müssen. Irgendwie vermisse ich auch den Herrn Kraußwinkel, der hat sich offenbar beim letzten Termin verlaufen. Steckt wohl im Funkloch, der Gute. Nein, das ist noch nicht so lange. Morgen werden es erst sechs Wochen.
Das ist jetzt natürlich unser ganzer Stolz. Wenn Sie mal schauen möchten, dies ist die Hauskapelle. Also unsere Sixtinische Hauskapelle. Doch, im Maßstab 1:1. Wir wollten es auch nicht unnötig verkleinern, sonst hätte es eine gewisse Unwucht mit der Statik im Kellergeschoss gegeben. Das ist unsere Sängerschule. Das Kyrie aus der Missa Papae Marcelli, wenn mich nicht alles täuscht. Wir wollten sowieso mal einen neuen Ton für die Türklingel.
Das wäre jetzt so der erste Eindruck, ich hoffe, es sagt Ihnen schon ein wenig zu? Natürlich feinste Tropenhölzer, die sind einfach haltbarer, und wir müssen da ja nicht so auf den Preis schauen. Sie sind zufrieden? Das freut mich. Dann würde ich vorschlagen, wir sehen uns jetzt das Hauptgebäude an.“
Wenn die Architekten für das Bad schon den Designer Philippe Starck beigezogen haben, warum nicht auch gleich für die Gestaltung der Küche ? Wie soll ich soll ich als Koch in solchem Nippes kochen ? Deshalb trete ich von meiner Kaufabsicht zurück und bitte Sie, meine Reservierung zu annullieren.
Unser Unternehmen ist stets bestrebt, die Wünsche unserer Kunden möglichst zu übertreffen, deshalb bieten wir Ihnen gerne eine kostenlose Nachrüstung für Pâtisserie (Original Wonka-Schokoladenfabrik) oder Pasta (Kaltwalzstraße Herkules 2000 für den µm-Bereich) an.