Lichtjahre

2 12 2013

„Oder wieder irgendwas mit sozialer Gerechtigkeit und so?“ „Nee, war doch diesmal schon nicht der Bringer.“ „Dann könnten wir Kraft als…“ „Die hat längst gesagt, dass sie keinen Bock auf Kanzler hat. Pass doch mal auf.“ „Selber!“ „Was ist denn hier los? Macht Ihr etwa schon wieder Wahlkampf!?“ „Was dagegen?“ „Könnt Ihr nicht erstmal den Mitgliederentscheid abwarten?“ „Wieso Mitgliederentscheid?“ „Weil Ihr hier schon wieder Wahlkampf…“ „Aber doch für 2017.“

„Ihr könnt doch nicht jetzt schon anfangen, die SPD zu zerlegen!“ „Wer hat hier was von Zerlegen gesagt?“ „Das ist wohl auf den Mitgliederentscheid gemünzt.“ „Aber…“ „Was Ihr hier macht, das schadet doch der Partei!“ „Jetzt bleib mal ganz ruhig, Kollege. So parteischädigend wie der große Vorsitzende können wir zusammen gar nicht sein.“ „Eben, von wegen: Koalitionsvertrag für die kleinen Leute.“ „Und Vorratsdatenspeicherung nach norwegischem Rezept.“ „Das ist doch bloß Show, der muss sich jetzt halt mal ein bisschen größer machen, als…“ „Noch größer?“ „Was zahlt Dir eigentlich der Gabriel dafür, dass Du hier so einen Müll erzählst?“ „Also bitte!“ „Das wird man ja wohl noch fragen dürfen.“ „Stimmt, den hast Du auch noch nicht rausgeschmissen.“ „Leute, wir müssen hier den Laden zusammenhalten.“ „Wenn Ihr da oben eins zusammen halten solltet, dann endlich mal die Fresse.“

„Ihr könnt doch nicht anfangen, jetzt schon den Wahlkampf zu planen! Ihr müsst doch wenigstens mal abwarten, was sich in den vier Jahren alles ereignet, um dann adäquat darauf zu reagieren.“ „Hat das die SPD je zuvor getan?“ „Ich äääh… was war jetzt noch mal die Frage?“ „Ob sich die Partei jemals mit der Realität beschäftigt hat?“ „Im Wahlkampf?“ „Allgemein.“ „Natürlich, sie haben den Mindestlohn gefordert.“ „Und das nennt Ihr da oben Politik für die kleinen Leute.“ „Der ist jetzt sogar im Koalitionsvertrag, da müsst Ihr gar nicht mehr wahlkämpfen.“ „Dass der in Koalitionsvertrag steht, sagt gerade mal gar nichts.“ „Und dass er mit lauter Ausnahmen kommt, wissen wir jetzt auch.“ „Und dass seit Jahren 8,50 beschlossen wurden, die dann irgendwann in ferner Zukunft kommen, wenn sie kaum noch acht Euro wert sind, obwohl man noch mit zehn Euro unterhalb der Grundsicherung landet.“ „Und deshalb müsst Ihr jetzt schon den Wahlkampf für 2017 machen?“ „Vielleicht gibt es dann irgendwann eine halbwegs realitätstaugliche Aussage auf einem Wahlplakat.“ „Oder eine, die der Kanzlerkandidat nicht mit erkennbarem Ekel ausspricht. Wäre schon mal ein Anfang.“

„Wir wär’s denn mal mit etwas Dankbarkeit?“ „Hä!?“ „Nee, schon klar. Danke für nichts.“ „Das wäre ja auch das erste Mal, dass die SPD sich für irgendwas bedanken würde.“ „Quatsch, doch nicht die SPD dankt.“ „Abdanken wäre mir eh lieber.“ „Die SPS sollte mal zeigen, dass es Grund zur Dankbarkeit gibt.“ „Wie bescheuert ist das denn!?“ „Meine Herrn: ‚Jetzt sag der alten Tante mal artig Dankeschön, Volk!‘ Das ist doch nicht Dein Ernst?“ „Es gibt doch jede Menge guter Entwicklungen, die wir als Sozialdemokraten mit zu verantworten haben, und da sollten wir den Wählern die Gelegenheit geben, sich dankbar zu zeigen.“ „Als da wären?“ „Beispielsweise die Mütterrente.“ „Die hat also die SPD erfunden?“ „Nein, aber wir haben durch unsere Kompromissfähigkeit dafür gesorgt, dass die Mütter bei der Rente besser berücksichtigt werden.“ „Oder um es anders auszudrücken: die SPD greift dem Steuerzahler in die Tasche, damit genug Deutsche unter 30 arbeitslos bleiben.“ „Das wird aber alles wieder dadurch ausgeglichen, dass wir dann viel mehr Arbeitsplätze haben.“ „Aber keiner wird von seiner Arbeit leben können.“ „Dann versprechen wir das halt nicht.“ „Ah, verstehe.“ „Geschickt. Das ist also diese soziale Gerechtigkeit, vor der die SPD immer so viel redet.“ „Meint Ihr, wir sind von dem Ziel noch weit entfernt?“ „Keine Ahnung. Höchstens Lichtjahre.“

„Doppelte Staatsbürgerschaft!“ „Aha.“ „Und damit macht man einen kompletten Wahlkampf?“ „Wenn man das zielgruppenspezifisch angeht, dann wird das was.“ „Also die Konservativen verärgern, dass es überhaupt eine doppelte Staatsbürgerschaft gibt, und den Ausländern auf die Zehen treten, dass sie sie sowieso nicht werden nutzen können.“ „Das ist integrativ, das mit dem Wir kann man doch auch im nächsten Wahlkampf noch…“ „Super Idee, da hängen wir dann gleich das mit der Rente nach 45 Jahren rein.“ „Logisch, klingt gut, ist aber in der Praxis nicht nutzbar.“ „Was habt Ihr bloß? man muss doch auch mal Visionen haben können.“ „À propos Arzt, der Arbeitgeberanteil wird auf 7,3% festgesetzt.“ „Aber dafür sind die Zusatzbeiträge einkommensabhängig.“ „Falsche Rechnung. Die SPD bittet die Arbeitnehmer zu Kasse, da die nächsten Steigerungen der Krankenkassenbeiträge mit Sicherheit kommen.“ „Das ist doch dufte, wenn die Arbeitgeber endlich Beitragsstabilität erhalten, dann geht es der Wirtschaft gut, und wenn es der Wirtschaft gut geht, dann sind auch die Menschen in diesem…“ „Merkt der eigentlich noch was?“ „Nee, der denkt inzwischen wie die CDU.“ „Kein Wunder, sonst würde die SPD ihn längst absägen.“

„So, und jetzt lasst uns mal diesen Quatsch beenden.“ „Ach, das bestimmt der Herr einfach mal so?“ „Also nichts gegen Wahlkampf…“ „Der ist ja heute richtig demokratisch drauf.“ „Hört, hört!“ „… aber dann doch bitte auch in der richtigen Tonart. Ein kurzer, prägnanter Spruch. Kernig, klar, zukunftsweisend.“ „Aha.“ „Dann macht mal.“ „Wieso wir?“ „Ja, eben – warum machst Du das nicht selbst?“ „Der alte Besserwisser hat vermutlich nichts vorzuweisen.“ „Wäre nicht das erste Mal.“ „Was soll das denn bitte heißen?“ „Dann lass mal hören, Genosse.“ „Raus damit.“ „Wie wär’s denn damit: ‚Diesmal SPD. Damit alles besser wird.‘“


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