„Und das geht?“ „Natürlich. Sie müssen nur ganz fest daran glauben.“ „Das habe ich schon begriffen, nur: wird das vier Jahre lang halten?“ „Bestimmt. Das haben wir schon mal geschafft, fast tausend Jahre lang.“
„Nein, bleiben Sie jetzt mal ernst. Wenn hier Flüchtlinge aus Afrika kommen, dann werden sie von der Bundeswehr empfangen.“ „Eher von Frontex, aber das ist ja dasselbe. Wegen Lokalkolorit, nicht wahr?“ „Hören Sie, ich…“ „Sollen wir den Damen und Herren Afrikanern noch eine hübsche Militärparade machen, wie?“ „… meine wegen des Asylverfahrens. Das geht doch so nicht.“ „Sie, diese Leute kommen aus Militärdiktaturen. Wenn die vom Stabsfeldwebel in Empfang genommen werden, fühlen sie sich gleich wie zu Hause.“
„Jetzt soll die Bundeswehr den Asylbewerbern beim Ausfüllen der Anträge helfen.“ „Das finde ich gut. Das ist doch ganz im Sinne der Großen Koalition.“ „Wegen der Erleichterung der Bürokratie?“ „Nein, wegen der Zielvereinbarungen mit der Union. Die können doch jetzt sagen, dass sie mit dem Einsatz des Militärs im Innern schon mal angefangen haben.“ „Für Ordnungsaufgaben?“ „Freilich. Wozu gibt es denn den Staatsbürger in Uniform?“ „Zur Verteidigung der Grundordnung, nehme ich an.“ „Sparen Sie sich Ihren Sarkasmus.“ „Aber das war ernst gemeint!“ „Genau das macht Sie ja zum Staatsfeind.“
„Wenn die Bundeswehr jetzt Asylsuchenden hilft, dann ist das Dienst an der Demokratie?“ „Wir haben schließlich eine wehrhafte Demokratie, vergessen Sie das nicht.“ „Ja, ich weiß. Deshalb haben wir jetzt auch die ehemalige Sozialtrulla zur Verteidigungsministerin gemacht.“ „Ganz richtig. Die konnte an den Arbeitslosen schon mal üben, wie man mit den Negern umgeht.“ „Und die SPD hat bei beidem fröhlich mitgeholfen.“ „Witzbold! Sie haben nicht gewusst, wozu die Agenda 2010 da war?“ „Jedenfalls nicht zur Verteidigung der Demokratie.“ „Doch. Sie haben nur nicht schnell genug gemerkt, wer sie verteidigt, und gegen wen.“
„Jetzt stellen wir uns mal vor, ich sei einer von diesen Asylsuchern…“ „Bitte, wenn’s Ihnen Spaß macht?“ „… und ich komme gerade übers Meer. Ich habe also meine Papiere dabei und komme in die Kaserne und…“ „Das passiert leider immer wieder, aber dafür haben wir ja die Bundeswehr.“ „Damit die Anträge auch ordnungsgemäß aufgenommen werden?“ „Genau. Und dann lernen Sie auch gleich viel schneller, was Sie ohne eine in Deutschland ausgestellte Geburtsurkunde wert sind.“ „Das sind doch Klischees, ich werde mir…“ „Hören Sie mal, die Russlanddeutschen können das doch auch. Oder glauben Sie, wir haben seinerzeit den Iwan für nichts überfallen?“
„Das gaukelt uns doch nur wieder vor, dass wir einen Notfall haben.“ „Haben wir doch auch.“ „Wir haben zu viel Flüchtlinge? Dann überlegen Sie sich doch mal warum!“ „Muss ich gar nicht, wir haben zu viele Flüchtlinge.“ „Im Verhältnis zu den Sachbearbeitern, die man zur Bearbeitung der Asylanträge bräuchte…“ „… haben wir zu viele Flüchtlinge. Das zählt.“ „Und deshalb müssen wir die Leute zum Militär schicken!?“ „Das wird jeder Deutsche sofort begreifen, dass wir uns militärisch gegen diesen Massenansturm wappnen müssen. Sie haben selbst gesagt, wir haben zu viele Flüchtlinge. Da muss Deutschland aktiv werden.“ „Aber wir sorgen doch selbst dafür, dass wir so viele Flüchtlinge haben.“ „Eben. Auch die Bundeswehr ist Arbeitgeber, und wenn wir schon nicht militärisch eingreifen können, dann müssen wir doch wenigstens die zivilen Arbeitsplätze erhalten.“ „Den Bock als Gärtner?“ „Sie begreifen langsam. Haben Sie sich schon mal gefragt, warum wir die Energiewende ins Wirtschaftsministerium gelegt haben?“
„Und wie ist das mit der Beurteilung der Sachverhalte?“ „Verstehe ich nicht.“ „Sie müssen doch für einen Asylantrag wenigstens ein bisschen Ahnung von den Ländern haben.“ „Sie müssen doch als Bundesminister auch keine Ahnung von Ihrem Ressort haben.“ „Und komplexe Rechtszusammenhänge? politische Implikationen, die mit der Asylpolitik einhergehen? Von den Menschenrechten will ich gar nicht erst reden.“ „Eben deshalb lassen wir das ja vom Militär erledigen.“
„Dann ist diese ganze Sache nicht viel mehr als eine Arbeitsbeschaffung?“ „Systemstabilisierung, bitte. Wir wollen doch der Wahrheit die Ehre geben.“ „Meinetwegen, Systemstabilisierung. Aber hätte man nicht den Verwaltungswasserkopf der Bundeswehr auch für zivile Zwecke einsetzen können?“ „Aber nicht doch! Schließlich brauchen wir das Militär also solches.“ „Verstehe, in einer zunehmend militärisch geprägten Gesellschaft kann man die Verwaltungsstrukturen nicht früh genug festlegen.“ „Richtig. Und damit haben Sie auch verstanden, wie wir demnächst die übrigen Probleme in diesem Land lösen werden.“ „Probleme? welche Probleme?“ „Sehen Sie den Arbeitsmarkt und die innere Sicherheit etwas nicht als problematisch an?“
„Eine Schwierigkeit hätte ich damit noch.“ „Mit der Verfassung?“ „Im Gegenteil, mit der SPD.“ „Naja, das verstehe ich. Besonders in Hinblick auf diese Koalition.“ „Bei so vielen außenpolitisch wichtigen Fragen, die gerade von der Kanzlerin mit abgebügelt werden, warum erledigt diesen ganzen Asylkram nicht das Auswärtige Amt?“ „Sie wissen, dass das ein SPD-Ressort ist?“ „Und?“ „Wie war das noch mit dem Gärtner und dem Bock?“
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