Gewissensfrei

11 12 2013

„Wie das dem Standort Deutschland nämlich schadet. Also der Wirtschaft jetzt. Der deutschen Wirtschaft. Was wollen Sie denn noch hören? Sonst reicht das doch für jeden Mist als Argument aus, warum denn nicht bei Abgeordnetenbestechung?

Wir sind hier auf einer Stufe mit dem Sudan und Nordkorea, aber wer will denn das? Das schadet dem Standort Deutschland ganz ungemein. Ach, wir machen das durch unsere Leistungsfähigkeit wieder wett? Weil die anderen dann schon glauben werden, was wir über uns selbst erzählen? Wir sind dann so eine Art Nordkorea mit Außenhandel, richtig?

Es geht einfach um Standards, wissen Sie? Wenn Deutschland die Antikorruptionskonvention der Vereinten Nationen ratifiziert, sind wir endlich Teil einer großen Gemeinschaft, die sich zusammen um die… ach so. Das hatte ich nicht gewusst. Man muss wirklich ein negatives Vorbild spielen, damit man anderen Nationen, die das nachmachen, vorwerfen kann, dass sie das nachmachen? Das war mir jetzt nicht so klar.

Natürlich wegen der Gewissensfreiheit, die ein Parlamentarier so braucht, oder? Ja, das hatten Sie so schon gesagt. Ich verstehe das aber immer noch nicht, weil ich noch nicht gesehen habe, warum jetzt ein Abgeordneter des Deutschen Bundestages größere Spielräume braucht als ein ganz normaler Beamter. Können Sie mir da helfen? vielleicht mit einem konkreten Beispiel, das auch ein Jurist versteht? Ach, Sie sind kein Jurist? Warum wundert mich das nicht?

Sie brauchen mehr Spielräume, als Ihnen die Gesetzgebung zubilligt? und damit Sie das legal ausnutzen können, sollen sich alle anderen innerhalb der Spielräume halten, die Sie für angemessen halten? Und Sie nennen das natürlich Demokratie, oder? Man wird ja wohl noch fragen dürfen. Wegen der Definitionen. Weil Sie die Beamten wegen ihrer Gesetzestreue in die Pflicht nehmen wollen, und dann sehen Sie sich im klaren Gegensatz zu den Beamten. Merken Sie das?

Weil Sie als Abgeordnete des Deutschen Bundestages für Gewissensfreiheit sind. Durchaus verständlich, aber muss das dann immer heißen, dass Sie frei von Gewissen sind?

Sicherlich schwierig, Sie müssen ja immer auf mehreren Ebenen argumentieren. Beispielsweise wie Sie als Vertreter der Bundespolitik reagieren sollen, wenn Sie in Ihrem Wahlkreis von einem landesweit bekannten Lobbyisten einen Ferrari geschenkt bekommen. Ob man den jetzt nur im Wahlkreis fahren darf oder nur im steuerfreien Ausland, das will natürlich geklärt werden. Da haben Sie recht. Aber Sie meinen ja auch, wir haben ansonsten das Problem, nein: Sie hätten ansonsten das Problem, Sie müssten sich in Ihrer Rechtsauffassung immer danach richten, was Staatsanwälte für rechtlich zulässig hielten. Wenn es Sie trösten sollte: achtzig Millionen Deutsche müssen sich nach dem Staatsanwalt richten. Im Gegensatz zu Ihnen tun die meisten das übrigens.

Ach so. Gewissensfreiheit heißt in diesem Fall nicht gewisse Freiheiten. Ist ja eine staatsrechtliche Kategorie. Dann hieße das in Ihrem Fall, dass Sie Ihr Gewissen nicht an der Verfassung zu orientieren bereit sind. Was mir allerdings auch sehr viel logischer erscheint.

Moment, nicht wir haben uns beschwert, dass Deutschland auf den großen internationalen Korruptionskonferenzen überhaupt nicht eingeladen wird. Es gibt da zwei Wege. Sie müssten Ihr Fachwissen ein bisschen besser an den Mann bringen. Oder Sie müssten aufmerksamer lesen. Es sind Antikorruptionskonferenzen.

Immerhin haben Sie doch bald eine Regierung, die so tut, als täte sie so. Die wird das Problem doch klar erkennen und so tun, als hätte sie etwas erkannt. Und dann so tun. Als ob.

Wissen Sie, diese Durchleuchtung und diese Herumspeicherei von allem und jedem, ich finde das ja auch gar nicht so schlecht. Wenn man jetzt nämlich bei allen herausfinden würde, welche Kohle die woher kriegen, und wenn jeder wüsste, wer wem was zahlt, dann hätten wir auch viel weniger Skandale.

Weil Parlamentarismus, wie wir ihn gewohnt sind, so nicht mehr möglich wäre? Vielleicht wollen wir ja genau das. Vielleicht sind wir ja einen Parlamentarismus gewohnt, den wir nicht mehr wollen. Jedenfalls nicht so.

Seien Sie doch mal vernünftig. Sie müssen diesem Gesetz doch nur zustimmen, und Ihre Regierung tut doch auch schon so, als täte sie etwas. Oder ist Ihr Gewissen gerade frei von solchen Überlegungen? Oder meinen Sie, wenn Sie dem Ding zugestimmt haben, dann müssen Sie das Gesetz nicht auch noch befolgen? Können wir uns nicht einmal im Guten einigen? Muss man denn immerzu Druck ausüben auf das Parlament? Ist das wirklich die einzige Konstante, die sich durch sämtliche politischen Strömungen zieht?
Also: wie viel?“





Akte X

10 12 2013

„… geteilter Meinung gewesen. Sicher habe der Orkan Xaver für einige Medienöffentlichkeit gesorgt, insgesamt sei das Wettererereignis jedoch weit hinter die zuvor erhoffte Aufmerksamkeit…“

„… es keinen einzigen Toten gegeben habe. Deutschland konkurriere damit nicht einmal in einer Liga mit Stadionkrawallen, Regierungskundgebungen oder…“

„… müsse sich die Klimaforschung insgesamt fragen lassen, ob die Erderwärmung wirklich den im Vorweg prognostizierten Erfolg…“

„… zu katastrophalen Einschaltquoten geführt habe, da deutschlandweit kein einziges Todesopfer…“

„… sei ein Großteil der Börsenkurse aus irrationalen Gründen abgestürzt, einige Titel hätten jedoch auch wegen des…“

„… auch das damit verbundene Schneechaos nicht stattgefunden habe. BILD habe erst im letzten Moment eine Schlagzeile für den…“

„… in seiner Antrittsrede die designierte Große Koalition scharf angegriffen habe. Lindner sehe es als Ausdruck des Sozialismus der oppositionellen Bewegung, wenn Xaver nach Russland weiterziehe, in Deutschland aber keine Umsatzsteigerungen für die Versicherungskonzerne hinterlasse, so dass der Standort insgesamt nicht ausreichend…“

„… sich die GEZ-Medien aus dem Wetterbereich verabschieden wollten. Zwar müsse man aus vertragsrechtlichen Gründen weiterhin regionale Wettervorhersagen senden, wolle jedoch im Fall von Großereignissen generell an der Landesgrenze…“

„… mehr als eine Million Euro. Die T-Shirts mit Aufschriften wie I survived Xaver seien nun komplett unverkäuflich und müssten auf Kosten des…“

„… zu starken Umsatzeinbußen bei der Deutschen Bahn AG geführt, da die Verspätung der Züge nicht wie geplant durch das Blitzeis…“

„… die Programmstruktur umgeworfen, um vor einer Übernahme durch Springer keine falschen Erwartungen zu wecken. N24 wolle stattdessen nun die 48-teilige Serie über Hitlers Lieblingsmehlspeisen…“

„… habe auch Jogi Löw ein Interview zu den Sturmspitzen nicht mehr…“

„… teilweise unsauber gearbeitet worden sei. Es sei richtig, wie der Hessische Rundfunk berichtet habe, dass ein Camper von einem umgestürzten Baum in seinem Wohnwagen zerquetscht worden sei, allerdings habe der Moderator der Magazinsendung nicht darauf hingewiesen, dass es sich um einen Vorfall in Arkansas aus dem Jahre 1974 gehandelt…“

„… noch immer zu eklatanten Fehlwahrnehmungen führen könne. Der Liveticker zum Orkan sei so gut wie ohne schwere Meldungen, was eindeutig gegen das…“

„… habe die SPD die Unsicherheit deutscher Wettervorhersagen als Warnung genommen, unbedingt für den Koalitionsvertrag…“

„… zahlreiche Verletzte durch den Wirbelsturm zu beklagen seien. Nach Angaben des Bayerischen Rundfunks habe es sich in der Tat um Opfer eines angetrunkenen Geisterfahrers gehandelt, der den Alkohol nur konsumiert habe, da er vom Bayerischen Rundfunk vor niedrigem Luftdruck gewarnt worden sei, worauf der größere Mengen von Bier und…“

„… die Situation insgesamt eine unbefriedigende, da der Sturm Xaver nicht eine ausreichende Beteiligung für die Länder des Beitrittsgebiets vorgesehen und in der Erfüllung des Plans verwirklicht habe. Die deutsche Wiedervereinigung sei damit als nicht vollendet…“

„… deren Mitglieder daran glaubten, Jesus habe das Zweite Deutsche Fernsehen nur erfunden, um im Falle einer Apokalypse Bundesdeutsche zu retten, die weder homosexuell, arbeitslos noch jüdisch versippt seien. Kauder sehe die Inszenierung eines Gottesgerichtes nun wesentlich kritischer und wolle den Staatsvertrag nicht mehr ohne eine vorherige Diskussion…“

„… habe die ProSiebenSat.1 Media AG bereits eine Schadenersatzklage gegen Jörg Kachelmann…“

„… nur durch die sofortige Einführung einer anlasslosen Vorratsdatenspeicherung zu sichern sei. IM Friedrich habe betont, auch lebensgefährliche Situationen wie Nieselregen oder Vollmond, die zu erheblichen Gefährdungen für den…“

„… die gesamte Springerpresse im Misskredit gebracht. Man habe den Kometen Ison zwar als nicht ursächlich beteiligt, aber als maßgeblich…“

„… mehr als in den vergangenen Jahren. Damit dieser Aufschwung so bleibe, habe die Kanzlern auf dem kleinen CDU-Parteitag gefordert, noch mehr Wettervorhersagen…“

„… auch eine Frage der Finanzierung. Man könne nach den schweren Rückschlägen mit Orkanen nun keinen Brennpunkt mehr produzieren, wenn die NSA sich…“

„… schwer enttäuscht, dass eine objektive Berichterstattung in den deutschen Medien keine Chance mehr erhalte. Helmut Schmidt habe einen endgültigen Interviewboykott für Sturmfluten auf deutschem Boden…“





Trümmerfrauen

9 12 2013

„Dreißig Prozent? Das können Sie uns nicht antun! Natürlich waren wir für die Verschärfung der Hartz-Gesetze, natürlich wollten wir diese dekadenten Spätrömer aushungern, die den ganzen Tag auf dem Amt herumlungern, statt mal was für die Rendite zu tun. Aber wie sollen wir als FDP unsere soziale Klasse beibehalten, wenn Sie uns einfach die Stütze kürzen? Ich habe denen das doch versprochen!

Sie wollen uns tatsächlich zur Arbeit zwingen? Wie stellen Sie sich das denn vor? Die Partei ist doch jetzt komplett im Eimer, da ist nichts mehr, da muss jetzt jede Menge Energie in den Aufbau gesteckt werden, das kann man doch nicht einfach durch Erwerbsarbeit stören. Immerhin werden wir Liberale doch gebraucht. Und wir müssen in den nächsten Jahren herausfinden, wofür. Das kann man nicht einfach so bürokratisch behandeln. Das muss man privatisieren, verstehen Sie? Sie schieben uns ordentlich Kohle rüber, und wir kümmern und privat darum, dass wir ohne Job über die Runden kommen, okay?

Produktionshelfer kommt für uns natürlich nicht in Frage. Produktiv zu sein liegt uns gar nicht. Vielleicht könnten wir da eine Internet-Firma aufmachen. Wie der Lindner, der versteht angeblich was davon. Also nicht vom Internet, sondern von Firmen. Der hatte sogar mehrere. Nein?

Können Sie mir das mal – danke, ich wollte nur die erste Seite. Uns interessiert immer nur, was auf der ersten Seite steht. Berufskrankheit, wissen Sie. War beim Koalitionsvertrag dasselbe. Wer hat denn wissen können, dass ab Seite drei unser Todesurteil kam. Also eine Beschäftigung für die öffentliche Hand? Da wir jetzt nicht mehr in der Regierung sitzen, sind wir natürlich strikt gegen Kürzungen zugunsten der Staatsschulden – und private Firmen bezahlen kann einfach nicht verkehrt sein. Ja, ist mir bekannt, die Fahrbereitschaft des Bundestages ist so gut wie pleite. Übernahme? Brillante Idee, wir werden als erstes das Unternehmen komplett rekapitalisieren und dann die Belegschaft durch Leiharbeiter ersetzen, und dann werden auch die Arbeitsbedingungen mal erheblich flexibilisiert, damit wir richtig Druck auf die… Als Fahrer? sind wir denn bescheuert!?

Was heißt hier Statistik – sind wir etwa… dann zählen Aufstocker statistisch auch als ganz normale Arbeitnehmer, die den Aufschwung am Arbeitsmarkt verursachen? Und dass Sie uns die Löhne kürzen, ist eine strukturelle Verbesserung? Wer hat denn diesen menschenverachtenden Scheißdreck verzapft? Die FDP? Dann war das noch unter der alten Führung, daran ist nur dieser schlitzäugige…

Leichenredner? Seit wann ist der denn ein – ach so. Hm. Wissen Sie, wir sind ja mehr dem Leben zugewandt. So Sachen mit sozialem Engagement und Mitgefühl, das ist echt nicht unser Ding. Und ganz ehrlich, dabei verdient man doch auch echt mies, oder? Projektbezogen, stimmt’s? Das ist doch Wahnsinn, wenn der Arbeitsmarkt sämtliche Risiken auf uns abwälzt, wie soll man denn da für seinen nächsten Porsche planen?

Trümmerfrauen? Wieso denn nicht, was spricht denn dagegen? Wir sind doch gerade so gut dabei, das können wir doch außerhalb der Partei gleich weitermachen? Wie jetzt, mangelnde Qualifikation?

Einfach irgendein Job, in dem man nicht viel leisten muss, verstehen Sie? Das muss sich doch auch lohnen. Dann tun wir sogar etwas richtig Gutes für den Arbeitsmarkt und nehmen keinem den Job weg. Und so viel Einsatz sollte doch auch ein angemessenes Gehalt mit Boni wert sein, oder?

Vier Euro Mindestlohn? Da sehen Sie mal, was dieser Rösler für ein Schwein war. Warum wir alle geklatscht haben? Das muss am Fraktionszwang gelegen haben. Auf unseren Bundesparteitagen herrschte Fraktionszwang, das können Sie sich gar nicht vorstellen. Schlimm. Voll sozialistisch!

Lieferservice ist nicht gut. Oder haben Sie die FDP in den letzten fünfzehn Jahren irgendwas liefern sehen?

Hier, total coole Idee – kennen Sie? kennen Sie? Machen wir jetzt alle, also total coole Idee, für Deutschland, kennen Sie? Total coolstes Land übrigens, wir machen das, das ist so cool, das machen wir, passen Sie jetzt auf: Steuersenkungen! Steuersenkungen! Total…

Gut, war jetzt nur so ein Gedanke, weil man sich ja politisch auch ganz neu positionieren muss beim Wähler, und da wir jetzt mehrere Wochen lang nichts mehr über Steuersenkungen erzählt hatten, seit der Wahl eigentlich gar nichts mehr, da dachte ich, wir könnten doch jetzt mal wieder etwas über Steuersenkungen erzählen. Das hört der Wähler gerne. Wenigstens die, die das bisher nicht mit der FDP in Verbindung gebracht hatten.

Einverstanden, Ein-Euro-Jobs. Wir machen alles. Ja, absolut alles. Für Geld machen wir absolut alles. Geben Sie mal her. Und das ist auch wirklich nur eine befristete Anstellung? Einmal in die SPD eintreten, das Mitgliedervotum verhindern und dann wieder raus?“





Kleine Taschenlampe, brenn…

8 12 2013

… schreib „Der Nutzer befindet sich gerade im Untergeschoss“ in den Himmel. Genau das tut die Taschenlampen-App, die ihren Nutzern nicht nur heim-, sondern sie auch gründlich durchleuchtet: ihre Smartphone-Daten werden bereits an Dritte weitergereicht, bevor man widersprechen kann. Sicher nur eine besonders fürsorgliche Maßnahme unserer geliebten NSA. Man muss ja wissen, wo sich wer aufhält, damit man danach nächtliche Einbrüche aufklären kann. Alle anderen Armleuchter befinden sich wie immer in den Suchmaschinentreffern der vergangenen 14 Tage.

  • zahnprothese mit sekundenkleber kleben: Okay. Wenn Sie danach die Klappe halten.
  • par ordre de mutti: Wird verkündet von ihrem Mautsprecher.
  • weihnachtsgestecke selbstgemacht: Gaben Sie wenigstens die Tanne bezahlt oder waren Sie im Wald?
  • rot afghanisches gebäck: Naschwerk. Mit N.
  • „fliessendes chi“ quatsch: Bekloppter ist nur tröpfelndes.
  • dicke nackte fleischereiferkäuferin: Sie verwechseln das mit dem Spanferkel.
  • neue urteile 2013 unfallfrei blechschaden: Sie haben Ihre Karosserie also gezielt eingedellt?
  • alphorn zimmerlautstärke: Stopfen Sie vorne Dobrindt rein.
  • brennessel bei fazialis parese: Immer drauf, und wenn’s nicht hilft: weitermachen.
  • rezept lachssteak kolesterinarm: Und pfettfrei.
  • lebensmittelrecht nouvelle cuisine: Mit einwandfreien Zutaten wird es gleich viel bekömmlicher.
  • nachmöpseln definition: Wie Vormöpseln, nur eben hinterher.
  • staubsauger produktästhetik: Wollen Sie das Ding heiraten oder die Wohnung damit sauber halten?
  • geraet ischiasnerv homeshopping: Da kriegen Sie Zeugs, das geht Ihnen garantiert auf jeden Nerv.




In fünf Zeilen um die Welt. Limericks (CLXXI)

7 12 2013

Es grämte sich Matthew aus Hove.
Die anderen waren beim Schwof,
er konnte am Ganzen
nichts finden, am Tanzen.
So blieb er allein. Auch recht doof.

Narendra malt in Bangalore
am liebsten auf Garagentore.
Meist musste er schildern
in farbigen Bildern
die kitschigste Art von Folklore.

Sir Christopher sagte in Crewe
die häusliche Küche nicht zu.
Statt Pudding und Nierchen
holt er sich zum Bierchen
im Gasthaus ein Tellerchen Stew.

Ricardo, der nahm in Nsang
heraus aus den Netzen den Fang.
Der war zwar recht reichlich,
doch nicht unvergleichlich –
wie jeden Tag war es nur Tang.

Maureen hatte Kummer in Pett,
sie blieb (wie sonst auch) stets im Bett.
Zum Turnen, zum Joggen
war sie nicht zu locken,
sie fand sich – wen wundert’s – zu fett.

Lefteris, der litt in Athen
im Sommer besonders am Föhn.
Das war eigentümlich
und keines falls rühmlich.
Die Bayern, die konnten’s verstehn.

Dass Brian sich selten in Lydd
aufs Pferd wagte und dann noch ritt,
verdankt er der Größe.
Er gab sich die Blöße
nie und stieg beim Pferd auf vom Tritt.





Gernulf Olzheimer kommentiert (CCXXII): Vertriebene

6 12 2013
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Mitleid, jene halbwegs unverdiente Regung, die jede Knalltüte für sich zu beanspruchen glaubt, wenn sie sich nur episch genug auf die Gesichtsreste gepackt hat; Verständnis, das heißt, sein sinnfernes Gewinsel unter Auslassung der Wirklichkeit an den Mann zu bringen; Solidarität, nicht zu sagen: die kritiklose Übernahme sämtlicher politischer Konstrukte in die ansonsten eher dünn besiedelte Landschaft der geistigen Gefilde, alles das erwartet der selbst ernannte Paria von der Gesellschaft, die ihn erduldet, wie man Dorfdeppen aushält, als fragwürdige Bereicherung des sozialen Randes, nicht aber als plärrende Kinder, die für ihren Willen die restliche Umwelt terrorisieren. Wir haben an ihnen zu lange gelitten, es wird Zeit, dass wir sie vertreiben, die Vertriebenen.

Jedes Mitleid, jedes Verständnis, der Ansatz von Solidarität wäre für die Tonne, die Messe ist gelesen. Seitdem der Boden für die Täter wieder begehbar ist, holen sie ihre Krücken raus, um dekoratives Kampfhumpeln zu zelebrieren, die Trolle mit dem Opferabo, und der mittig ausblutende Rechtsrand des Spektrums lässt sich willfährig Blumenkohl an die Backe plästern von den Schreihälsen. Sie wurden aus dem Banat entfernt? Dann muss man ja nicht zugeben, dass genug Exilanten wieder in dem Landstrich leben und ansonsten eine komplette Diktatur lang zu den Jubeltuten gehört haben. Die Krabbelgruppe Weichsel-Warthe greint nach Aufmerksamkeit? Das Land ist längst frei, wir sind gekommen, um ihnen mitzuteilen, dass ihre Ausreise nur noch eine Frage der Zeit ist.

Oder des Kalküls. Die Durchtriebenen-Clans haben sich nach dem Heim-ins-Reich-Geturne reich ins Heim abgesetzt, generös gestopft von der jungen Westrepublik, die ihren Radaubrüdern gerne eins mit dem Geldsack überzog, um ihre Ruhe zu haben. Für Feld, Wald und Wiese gab es satte Entschädigungen, die ihnen nicht selten gute Startbedingungen im Wirtschaftswunderland verschafft haben. Sie hocken auf den Zinsen und greinen den Butt an, dass sie immer noch nicht Papst sind – das Vorbild einer antidemokratischen Elite, die ihre unsinnigen Forderungen nach Restitution nicht stellt, um sie erfüllen zu lassen, sondern um sich diffuses rechtes Protestpotenzial zu schwiemeln für künftige antieuropäische Ressentiments. Sie lassen sich noch damit feiern, dass sie offiziell auf Rache und Vergeltung verzichten – als wäre Artikel 26 eine Fußnote und für sie nicht gültig, die ein Recht hätten, die Blödheit einer ganzen Generation nachzuahmen. Vermutlich schlagen sie sich demnächst gegenseitig für den Friedensnobelpreis vor, weil noch keiner von ihnen vorhatte, Polen zu annektieren oder Arbeitslager zu errichten.

Die Nachgeburten lassen sich scheint’s gerne instrumentalisieren: ein Gutteil der historiografisch Behinderten ist deutlich jünger als dreißig und hatte statt der Muttermilch Doppelkorn im Nuckel, anders ließe sich diese Reprise des Dämlichen hardwaretechnisch nicht deuten. Das fährt im Urlaub gerne in die vom Bettnässer aus Braunau besetzten Länder und tönt ansonsten, wie sehr sie Schlesier wären, finden es aber ohne Blindenhund nicht auf der Karte und plädieren als (sic) Deutsche, alles ohne Blutsnachweis aus den Grenzen von 1990 zu treten. Wir sollten aufpassen, dass die Schweine sie nicht beißen, ganze Generationen von Schnitzeln wären kontaminiert. Inzwischen wollen sie einen Gedenktag, legen aber großen Wert auf die Tatsache, dass ihnen keine wissenschaftliche Aufarbeitung in die Quere kommt – wie sollten diese Dumpfklumpen demonstrieren für ein Antieuropa als Relikt einer Nationalkleinstaaterei, die es so nie gab, wenn am Ende rauskommt, dass sie bereits zu Kriegszeiten verjagt wurden und der Führer sie im Stich gelassen hat.

Der Grad der sozialen Intelligenz zeigt sich bei den geschichtlich Verseiften schon im Auftreten; das verlangt von Ausländern Integration bis zur hyperkorrekten Assimilation in die angebliche Leitkultur, stapft aber nicht ohne ostpreußische Hochzeitstracht an die Mülltonne. Man sollte ihnen einen Gedenktag reindrücken und ihn auf den 1. September legen, und falls sie je die Geschichte zurückdrehen sollten, werden sie hoffentlich überrannt von rassereinen, bis an die Zähne bewaffneten Germanen mit gründlich gestörter Impulskontrolle, die ihnen eins auf die Mütze geben und Transparente entrollen, um zu zeigen, worum es hie wirklich geht: 1400 Jahre Vertreibung reichen – die Landsmannschaft der Westgoten fordert: die Ukraine ist unser! Wer weiß, wie ewig die Gestrigen noch werden.





Gute Reise

5 12 2013

„… das im Koalitionsvertrag zwischen Union und SPD vereinbarte Einreiseregister als erste Maßnahme realisiert worden. Die Ausweitung der Vorratsdatenspeicherung auf alle Ausländer sei eine der gravierendsten Maßnahmen der…“

„… die Sozialdemokraten die Einschränkung der Einreise verteidigt hätten. Gabriel habe die Regelung nach eigenen Angaben erheblich verschärft, dies sei jedoch durchaus im klassischen sozialdemokratischen Sinne geschehen, dass es nicht noch schlimmer…“

„… Bulgarien und Rumänien trotz ihrer EU-Mitgliedschaft als Drittländer zu klassifizieren. Seehofer habe bestätigt, diese Entscheidung bis zur letzten Patrone…“

„… noch nicht weit genug gehe. Lucke fordere, auch Bürger der EU sollten ihre Einreise nach Deutschland grundsätzlich beantragen müssen. Der Führer der rechten Splitterpartei habe zugesagt, jedem Ausländer ein Aufenthaltsrecht zuzugestehen, solange dies im Ausland…“

„… eine gesonderte Einreise in den Freistaat Bayern zu beantragen. Seehofer wolle eine generelle Antragspflicht für die Einreise einführen, soweit diese EU-rechtlich zu realisieren sei, davon ausgenommen seien jedoch Deutsche, die die Kosten für eine Einreiseplakette…“

„… habe IM Friedrich betont, dass auch weiterhin grundsätzlich Reisefreiheit herrschen müsse, solange Deutschland mit einer lückenlosen Kontrolle bestimmen könne, wer nicht einreisen…“

„… sich bei Grenzkontrollen schwierig gestalte. Da der Grund der Einreise vorher anzugeben sei, müsse man Standardformulierungen wie ‚Urlaub‘, ‚Dienstreise‘ oder ‚Kriminelle Absichten‘ im Einzelfall auch genauer…“

„… problematisch, ob bereits in die EU eingereiste Personen bei der Einreise in Deutschland noch kontrolliert würden, da es dafür keine rechtliche…“

„… nach einer Einreisebeschränkung auch den Aufenthaltsort innerhalb Deutschlands zu kontrollieren. Die Bundesregierung habe dies mit der Absicht begründet, dass Touristen nur in einer Kommune Geld ausgeben sollten, so dass die Residenzpflicht für ausländische Reisende…“

„… trage es zur allgemeinen Sicherheit bei, wenn Ausländer ein gelbes Abzeichen sichtbar auf der Oberbekleidung…“

„… klage der bayerische Tourismus über den Mangel an Reisenden, was die Euphorie Dobrindts, endlich ein von Fremdrassen befreites Land zu sein, nur mangelhaft kompensiere, vor allem unter fiskalischen…“

„… sei eine Datenbank für Fingerabdrücke nicht geplant, jedoch technisch möglich und daher durchaus im Bereich der sinnvollen…“

„… dass für die Überwachung von Nichtdeutschen auch eine elektronische Fußfessel bestens geeignet sei. Das BKA erwarte eine gute Zusammenarbeit mit den Gremien des Fremdenverkehrs, so dass eine reibungslose Aufsicht…“

„… habe für IM Friedrich eine Fingerabdruck-Datenbank nur dann ermittlungsrelevante Tauglichkeit, wenn sie zu Vergleichszwecken auch DNA-Proben sämtlicher in der EU gesuchter…“

„… die Fingerabdruckscanner überflüssig mache. Die Berechtigungskarte, das Gebiet der BRD zu betreten, könne gegen geringe Gebühr in den Botschaften in jedem akkreditierten Staat ausgestellt werden. Sie sei für vier Jahre gültig und könne, ähnlich wie der Bundespersonalausweis, im ganzen deutschen Internet…“

„… als Modellversuch gestartet. Der Übertritt an der Sektorengrenze Neukölln werde nun rund um die Uhr kontrolliert, um Passanten mit Migrationshintergrund die problemlose Fahrt von einem Bezirk in den anderen…“

„… es auch um Arbeitsplätze gehe. Ziercke verspreche sich eine wesentlich höhere Trefferquote, wenn sich sämtliche Ausländer sofort nach der Geburt registrieren ließen. Kritiker seien jedoch der Meinung, mehrere Milliarden Speichelproben wären nur mit erheblichem Aufwand an Sicherheitspersonal…“

„… dass Personen nur wegen ihres fremdländischen Aussehens angesprochen würden. Dies, so IM Friedrich, könne die Polizei nur durch eine gleichmäßige Nacktkontrolle sämtlicher einreisewilliger…“

„… die Bundeswehr im Innern nicht eingesetzt werden dürfe, weshalb die Grenzkontrollen weiterhin der Polizei vorbehalten blieben. Eine Ausweichlösung sei es jedoch, internationale Truppen zum Einsammeln von Speichelproben und Fingerabdrücken zu einreisewilligen Personen…“

„… zu einem folgenschweren Zwischenfall gekommen sei. Der mit mehreren Schusswaffen, Sprengstoff und Zündern ausgerüstete Reisende habe seinen Reisegrund ordnungsgemäß mit ‚Alle Ungläubigen in den Tod schicken‘ angegeben, die Einreisebehörde habe dies jedoch für einen dummen Scherz…“

„… widersprochen, dass nichteuropäisches Aussehen den Ausschlag gebe. IM Friedrich wolle durch die Kontrolle sämtlicher Körperöffnungen vor allem Deutschenfeindlichkeit entdecken sowie eine engere…“

„… dass zum 1. Januar 2015 alle Deutschen eine Ausreise in die umliegenden EU-Länder nur noch durch einen schriftlich begründeten Antrag…“





Bombengewinn

4 12 2013

„Gundelore Prinzberg.“ Witschler tat ein wenig irritiert, obwohl er es nicht wirklich war. „Sie werden natürlich sagen, dass sie nur wegen ihres Namens ausgewählt wurde, aber Sie sehen ja selbst, dem ist nicht so.“ Und diese Rentnerin, ehemals Apothekenhilfe in einer niedersächsischen Kreisstadt und tapferes Mitglied eines schrumpfenden Kirchenchores, sollte es nun treffen. „Wir müssen es hinnehmen. Es sollte so sein.“

Andere Abteilungen hatten längst ihre Bestände auf elektronische Verarbeitung umgestellt, nur hier gab es noch Karteikarten. Mit dem Unterschied allerdings, dass die Kärtchen gefaltet waren und man von außen nie wissen konnte, wen man gerade zog. „Gundelore Prinzberg hat im vergangenen Jahr nicht an der Ziehung teilgenommen, da ihr Regierungsbezirk nicht gewählt wurde.“ Witschler übertrug ihre Daten gerade sorgfältig in eine Liste. „Und wir konnten natürlich vor der Ziehung nicht wissen, dass sie teilgenommen hat, beziehungsweise: ich weiß auch gar nicht, was mit ihr geschieht. Ich ziehe hier nur die Karte.“ Entschuldigend rieb sich Witschler die Hände. Vielleicht würde die Behörde ihr am Abend einen Brandsatz unter der Tür durchschieben. Oder sie würden sie beim Spaziergang mit dem Hund anfahren. Oder sie entführen. Das lag nicht in der Macht dieser Entscheidung.

Witschler schob den Kasten zurück in den Karteikartenschrank und markierte die Reihe mit einem kleinen roten Punkt, damit sie nicht versehentlich noch einmal durchsucht würde. „Es geht streng nach dem Gesetz zur flächendeckenden Verteilung verbrecherischer Anschläge. Jeder kann an der Reihe sein, jeden kann es treffen.“ Der Sinn, hatte ich aus der Broschüre erfahren, sollte die absolute Gerechtigkeit sein. Ein vereidigter Mitarbeiter würfelte jeweils die Reihen der Karteikästen aus – eine Halbtagskraft, das Würfeln war schnell erledigt, so dass wir bereits um halb neun ans Suchen gehen konnten im Aktensaal – und der Datensatz stand für eine zufällige Person. „Das alte System wurde außerdem als sehr anfällig betrachtet.“ Ich notierte mir diesen Punkt. „Die äußeren Umstände, ob es sich um einen Familienvater oder eine allein stehende junge Frau gehandelt hat, nahmen überproportional viel Raum ein in der Berichterstattung. Wir werden das ändern und die mediale Aufarbeitung wieder auf ein klares inhaltliches Ziel zurückführen.“

Die nächste Ziffer befand sich genau gegenüber. Auch hier: eine Kleinstadt, dem Namen nach ebenso im Norden liegen sollte, und schätzungsweise ein älterer Herr, den es treffen sollte. Vielleicht irrte ich mich. Aber da es sich schließlich um eine Bundesbehörde handelte, musste es mich nicht weiter stören. Ich würde nicht betroffen sein, ebenso wenig wie Millionen anderer Bürger, und sollte es je zu Klagen kommen, würde ich immer noch sagen können, ich hätte vom wahren Ausmaß dieser staatlichen Maßnahme nichts gewusst. Das beruhigte ebenso, wie es mich vorher geängstigt hatte.

„Das flächendeckende Auftreten terroristischer Akte ist nun einmal Staatsraison“, betonte Witschler. „Eine ganze sicherheits- und außen- und nicht zuletzt parteipolitische Grundlage dieser Regierung beruht auf dieser Basis. Es ist ein Staatsfundament, wenn Sie so wollen, und wir müssen es mit den Mitteln der Demokratie verteidigen, um als freie Welt unsere Unabhängigkeit zu sichern.“ „Sie meinen, unsere Unabhängigkeit als freie Welt?“ Er runzelte die Stirn. „Ihre Spitzfindigkeiten bringen uns auch nicht weiter“, sagte er mit einigem Sarkasmus, „und ehe Sie es versuchen: nein, wir verteidigen uns hier auch nicht gegen die Unabhängigkeit der freien Welt.“ Schuldbewusst blickte ich zu Boden. Er hatte mich ertappt. Offenbar ein Sicherheitsexperte, der sehr genau wusste, wie die Menschen dachten.

Das System beruhte auf einem Zufall, der sich aus mehrfach unabhängig voneinander handelnden Quellen speiste. So simulierte die Behörde eine gleiche Chance aller Bundesbürger, Ziel eines Anschlags zu werden. „Eine Terrorlotterie“, bestätigte Witschler, „verstehen Sie uns gerne wie ein Lottounternehmen, nur dass wir einen Bombengewinn ausschütten. Sie haben Pech gehabt, wenn wir Sie ziehen.“ „Aber ist das denn gerecht?“ Witschler lächelte milde. „Nein, natürlich nicht. Denn das ist schließlich das Wesen des Terrorismus: jeder Abschlag mag von äußeren Gegebenheiten bestimmt sein, von einer Stadt, einer Uhrzeit, zu der die meisten Opfer erwartbar sind, einer Schnellbahnlinie oder einer Hausnummer, von einem Wochentag, an dem es gerade Geld gegeben hat, an dem keiner Ferien hat, an dem viele Touristen in der Stadt unterwegs sind – aber keiner wird berechnen können, dass an diesem Vormittag Frau Gundelore Prinzberg im Schnellbus sitzt, weil sie zum Zahnarzt fährt. Sie ist mitten unter den anderen, und das ist die Ungerechtigkeit, die man auch als Zufall bezeichnet, der dann wieder eine Art höherer Gerechtigkeit ist. Bei einem Erdbeben würde keiner fragen. Dank unserer stochastisch sehr genauen Verteilung erübrigt sich dann die Frage, ob es sich um Gerechtigkeit handelt.“

Übrigens steckte Witschler danach die Karten sehr sorgfältig wieder zurück, auch dies aus wissenschaftlicher Genauigkeit. Schließlich wusste man vorher nie, ob eine ausgewählte Person einen Anschlag auch überleben würde, und um die Statistik nicht zu verfälschen, blieben die potenziellen Opfer auch in der nächsten Ziehung erhalten. „Nur eine Frage hätte ich noch“, wandte ich mich an ihn. „Sie sprachen von einer genauen Organisatin der Terroranschläge, von einer Staatsraison. Darf man fragen, wer – ?“ Witschler stutzte einen Augenblick, doch dann lächelte er wieder. „Sicher, sicher. Um eine gleichbleibende Qualität zu erhalten, unterhalten wir natürlich unsere Kontakte zu den führenden Organisationen. Außerdem sichert uns das Arbeitsplätze. Die deutsche Waffenindustrie will ja auch leben.“





Geliefert

3 12 2013

„… die Waren künftig durch Flugroboter zu den Kunden zu bringen. Die Drohnen seien in der Lage, den Lieferort innerhalb von…“

„… nur wenige Waren, da die Tragflügler keine weite Flugstrecke zurücklegen könnten. Das Angebot werde allerdings trotzdem und erst recht überwiegend von Berliner Hipstern…“

„… technisch nicht ausgereift. Bereits der SMS-Verkehr störe die Funkfrequenzen der Lieferdrohnen, weshalb eine zielgenaue Sendung in den allgemeinen Geschäftsbedingungen auch nicht…“

„… von den Kunden größtenteils akzeptiert. Dennoch koste eine durchschnittliche Paketsendung, die am Bestelltag geliefert werde, mehr als zehntausend…“

„… eine Prozessflut erwartet. Die Steuerung der Drohnen sei bis auf zwanzig Meter genau, was in dichter besiedelten Wohngebieten regelmäßig zu fehlerhaften Lieferungen…“

„… schlage das Bundeswirtschaftsministerium vor, die bodengestützte Überwachung der Lieferflügler von Langzeitarbeitslosen für einen Euro in der Stunde übernehmen zu lassen. Die Hilfskräfte könnten sich zu Fuß oder durch einen selbst mitzubringenden Tretroller…“

„… wolle Schäuble den für Luftfracht gültigen Steuertarif pro angefangene Tonne…“

„… das Frachtgut oftmals bereits einige Meter über dem Boden ausklinke. Dies führe zu erheblichen Verletzungen bei…“

„… der Einsatz von Einwegdrohnen zwar vordergründig preiswerter, führe jedoch beim Kunden zu Problemen mit der ordnungsgemäßen Wertstofftrennung, da die Motor- und Steuerungskomponenten nicht genau…“

„… die Nachfrage gesichert. Die Lieferzeit sowie die technische Stabilität führe jedoch zu Styroporbechern, die einerseits kalten Kaffee, andererseits nur noch die Hälfte der…“

„… sich für die Bestellzentren nur lohne, wenn der Flugweg geringer als fünf Kilometer sei. Dies entspreche im Durchschnitt dem Weg in ein Ladengeschäft, wodurch der Drohnenversand abgesehen vom Preis fast so bequem wie der klassische Einzelhandel…“

„… Wurfsendungen die Autodächer eingedellt hätten. Die Berliner Polizei gehe von einem linksextremistischen Hintergrund aus, da es sich immer um umfangreiche Bücher…“

„… belaufe sich die Lieferzeit auf wenige Monate. Dies sei vor allem im Weihnachtsgeschäft eine schwierige…“

„… ein Bundesgesetz zum Drohnenrecycling beschlossen. Wer eine Luftlieferung ordere, müsse die Drohne wieder ordnungsgemäß aufgeladen an der Abflugadresse abgeben. Altmaier habe die Regelung als großen Schritt zu einer alternativlosen Energiewende…“

„… die Schwerlastdrohne V-8b nicht rechtzeitig fertiggestellt. Durch einen Softwarefehler sei es zur Buchung einer Waschmaschine als Liefergut gekommen, obwohl an die Ware keine 13.202 Fluggeräte… “

„… sich Banden gebildet hätten, die die Hubschrauber mit transportablen Fernbedienungen kidnappten. Nachdem die Drohnen via Smartphone zur Landung gezwungen worden seien, habe die Bande die Beute einfach…“

„… ein Bekennerschreiben hinterlassen. Der aus großer Höhe geworfene Bildband habe die Bundeskanzlerin nur um wenige Meter…“

„… rufe die Gewerkschaft die Logistikmitarbeiter zum Streik auf, um für alle Handelszentren den Tarif der Frachtpiloten zu…“

„… die bundeseigene e-Drohne als sicher erklärt, da diese zwar abgehört, fremdgesteuert und entführt werden könne, jedoch durch ein eigenes Bundesgesetz als sicher erklärt…“

„… inzwischen gezielt Waren zu bestellen, die durch manipulierte Tragflügler geliefert würden. Das Bundeskriminalamt sehe sich ohne Boden-Luft-Raketen nicht mehr in der Lage, diese Kriminalität zu…“

„… habe der Versandhändler bestätigt, nichts von der integrierten Kamera gewusst zu haben, die in den Standardmodellen des Kleinflugkörpers…“

„… viel zu teuer. DeMaizière habe die Prototypen der e-Drohne zwar ohne Rücksprache mit dem Ministerium angeschafft, sei jedoch wie immer für seine Entscheidungen nicht…“

„… zu einer Integration von Bestellung, Bankabbuchung und Warenlieferung. Das Bundesinnenministerium werde die Kunden durch reibungslosen Datenaustausch sehr schnell und unkompliziert…“

„… dem zunehmenden Computerbetrug entgegenzuwirken. Die Speicherung sämtlicher Kameradaten diene somit der nationalen Sicherheit – zwar nur der US-amerikanischen, wie IM Friedrich bestätigt habe, aber das sei völlig…“

„… als Amazonas-Bande. Die Brandsätze seien in die Auslieferungslager geschmuggelt und dann als herkömmliche Waren mit Hilfe von Kleinhubschraubern über die Grundstücke von Politikern in…“

„… der Himmel über Berlin geliefert sei. Eine Abdeckung von mehr als hundert Drohnen pro Quadratkilometer sei funktechnisch nicht mehr…“

„… müsse die e-Drohne abgehört werden. Dies gewährleiste andererseits eine zusätzliche Sicherheit, da andere Lieferzeuge nicht durch den BND, sondern nur durch ausländische Geheimdienste…“

„… zu schweren Störungen im innerdeutschen Luftverkehr führe. Ramsauer habe empfohlen, die Lieferdrohnenflüge erst nach eine Anmeldefrist von 36 Monaten…“

„… den Zwischenfall den alliierten Luftstreitkräften gemeldet habe. Der Pensionär Erwin K. (89) habe die Glückwunschsendung mit einer im Keller gelagerten Flak…“





Lichtjahre

2 12 2013

„Oder wieder irgendwas mit sozialer Gerechtigkeit und so?“ „Nee, war doch diesmal schon nicht der Bringer.“ „Dann könnten wir Kraft als…“ „Die hat längst gesagt, dass sie keinen Bock auf Kanzler hat. Pass doch mal auf.“ „Selber!“ „Was ist denn hier los? Macht Ihr etwa schon wieder Wahlkampf!?“ „Was dagegen?“ „Könnt Ihr nicht erstmal den Mitgliederentscheid abwarten?“ „Wieso Mitgliederentscheid?“ „Weil Ihr hier schon wieder Wahlkampf…“ „Aber doch für 2017.“

„Ihr könnt doch nicht jetzt schon anfangen, die SPD zu zerlegen!“ „Wer hat hier was von Zerlegen gesagt?“ „Das ist wohl auf den Mitgliederentscheid gemünzt.“ „Aber…“ „Was Ihr hier macht, das schadet doch der Partei!“ „Jetzt bleib mal ganz ruhig, Kollege. So parteischädigend wie der große Vorsitzende können wir zusammen gar nicht sein.“ „Eben, von wegen: Koalitionsvertrag für die kleinen Leute.“ „Und Vorratsdatenspeicherung nach norwegischem Rezept.“ „Das ist doch bloß Show, der muss sich jetzt halt mal ein bisschen größer machen, als…“ „Noch größer?“ „Was zahlt Dir eigentlich der Gabriel dafür, dass Du hier so einen Müll erzählst?“ „Also bitte!“ „Das wird man ja wohl noch fragen dürfen.“ „Stimmt, den hast Du auch noch nicht rausgeschmissen.“ „Leute, wir müssen hier den Laden zusammenhalten.“ „Wenn Ihr da oben eins zusammen halten solltet, dann endlich mal die Fresse.“

„Ihr könnt doch nicht anfangen, jetzt schon den Wahlkampf zu planen! Ihr müsst doch wenigstens mal abwarten, was sich in den vier Jahren alles ereignet, um dann adäquat darauf zu reagieren.“ „Hat das die SPD je zuvor getan?“ „Ich äääh… was war jetzt noch mal die Frage?“ „Ob sich die Partei jemals mit der Realität beschäftigt hat?“ „Im Wahlkampf?“ „Allgemein.“ „Natürlich, sie haben den Mindestlohn gefordert.“ „Und das nennt Ihr da oben Politik für die kleinen Leute.“ „Der ist jetzt sogar im Koalitionsvertrag, da müsst Ihr gar nicht mehr wahlkämpfen.“ „Dass der in Koalitionsvertrag steht, sagt gerade mal gar nichts.“ „Und dass er mit lauter Ausnahmen kommt, wissen wir jetzt auch.“ „Und dass seit Jahren 8,50 beschlossen wurden, die dann irgendwann in ferner Zukunft kommen, wenn sie kaum noch acht Euro wert sind, obwohl man noch mit zehn Euro unterhalb der Grundsicherung landet.“ „Und deshalb müsst Ihr jetzt schon den Wahlkampf für 2017 machen?“ „Vielleicht gibt es dann irgendwann eine halbwegs realitätstaugliche Aussage auf einem Wahlplakat.“ „Oder eine, die der Kanzlerkandidat nicht mit erkennbarem Ekel ausspricht. Wäre schon mal ein Anfang.“

„Wir wär’s denn mal mit etwas Dankbarkeit?“ „Hä!?“ „Nee, schon klar. Danke für nichts.“ „Das wäre ja auch das erste Mal, dass die SPD sich für irgendwas bedanken würde.“ „Quatsch, doch nicht die SPD dankt.“ „Abdanken wäre mir eh lieber.“ „Die SPS sollte mal zeigen, dass es Grund zur Dankbarkeit gibt.“ „Wie bescheuert ist das denn!?“ „Meine Herrn: ‚Jetzt sag der alten Tante mal artig Dankeschön, Volk!‘ Das ist doch nicht Dein Ernst?“ „Es gibt doch jede Menge guter Entwicklungen, die wir als Sozialdemokraten mit zu verantworten haben, und da sollten wir den Wählern die Gelegenheit geben, sich dankbar zu zeigen.“ „Als da wären?“ „Beispielsweise die Mütterrente.“ „Die hat also die SPD erfunden?“ „Nein, aber wir haben durch unsere Kompromissfähigkeit dafür gesorgt, dass die Mütter bei der Rente besser berücksichtigt werden.“ „Oder um es anders auszudrücken: die SPD greift dem Steuerzahler in die Tasche, damit genug Deutsche unter 30 arbeitslos bleiben.“ „Das wird aber alles wieder dadurch ausgeglichen, dass wir dann viel mehr Arbeitsplätze haben.“ „Aber keiner wird von seiner Arbeit leben können.“ „Dann versprechen wir das halt nicht.“ „Ah, verstehe.“ „Geschickt. Das ist also diese soziale Gerechtigkeit, vor der die SPD immer so viel redet.“ „Meint Ihr, wir sind von dem Ziel noch weit entfernt?“ „Keine Ahnung. Höchstens Lichtjahre.“

„Doppelte Staatsbürgerschaft!“ „Aha.“ „Und damit macht man einen kompletten Wahlkampf?“ „Wenn man das zielgruppenspezifisch angeht, dann wird das was.“ „Also die Konservativen verärgern, dass es überhaupt eine doppelte Staatsbürgerschaft gibt, und den Ausländern auf die Zehen treten, dass sie sie sowieso nicht werden nutzen können.“ „Das ist integrativ, das mit dem Wir kann man doch auch im nächsten Wahlkampf noch…“ „Super Idee, da hängen wir dann gleich das mit der Rente nach 45 Jahren rein.“ „Logisch, klingt gut, ist aber in der Praxis nicht nutzbar.“ „Was habt Ihr bloß? man muss doch auch mal Visionen haben können.“ „À propos Arzt, der Arbeitgeberanteil wird auf 7,3% festgesetzt.“ „Aber dafür sind die Zusatzbeiträge einkommensabhängig.“ „Falsche Rechnung. Die SPD bittet die Arbeitnehmer zu Kasse, da die nächsten Steigerungen der Krankenkassenbeiträge mit Sicherheit kommen.“ „Das ist doch dufte, wenn die Arbeitgeber endlich Beitragsstabilität erhalten, dann geht es der Wirtschaft gut, und wenn es der Wirtschaft gut geht, dann sind auch die Menschen in diesem…“ „Merkt der eigentlich noch was?“ „Nee, der denkt inzwischen wie die CDU.“ „Kein Wunder, sonst würde die SPD ihn längst absägen.“

„So, und jetzt lasst uns mal diesen Quatsch beenden.“ „Ach, das bestimmt der Herr einfach mal so?“ „Also nichts gegen Wahlkampf…“ „Der ist ja heute richtig demokratisch drauf.“ „Hört, hört!“ „… aber dann doch bitte auch in der richtigen Tonart. Ein kurzer, prägnanter Spruch. Kernig, klar, zukunftsweisend.“ „Aha.“ „Dann macht mal.“ „Wieso wir?“ „Ja, eben – warum machst Du das nicht selbst?“ „Der alte Besserwisser hat vermutlich nichts vorzuweisen.“ „Wäre nicht das erste Mal.“ „Was soll das denn bitte heißen?“ „Dann lass mal hören, Genosse.“ „Raus damit.“ „Wie wär’s denn damit: ‚Diesmal SPD. Damit alles besser wird.‘“