„Okay, diese beiden Ordner?“ „Syrien oder Türkei. Ist auch egal.“ „Und der?“ „Der hier? Deutsche Regierung. Bundeskanzleramt.“ „Dann kann es ja nicht so wichtig sein.“ „Kommt immer darauf an.“ „Ich dachte nur. Wo doch bei den wichtigen Ermittlungen diese Deutschen auch immer vorher alle Akten vorher in den Schredder fallen lassen.“
„Ich kann Sie beruhigen. Es steht nichts drin.“ „Das war mir klar, aber wir müssen es wohl trotzdem lesen.“ „Wieso denn das? Es steht doch nichts drin.“ „Sie wird sich doch irgendwelche Gedanken über die Folgen der Staatsschuldenkrise gemacht haben.“ „Es steht nichts drin.“ „Oder wie wir die Sache mit der Krim am schnellsten in einen militärischen Konflikt ohne eigene Beteiligung münden lassen.“ „Es steht nichts drin!“ „Oder warum sie es bis heute nicht geschafft haben, unseren Geheimdienst…“ „Jetzt hören Sie mir doch mal zu! Es steht nichts drin!“ „Gar nichts?“ „Absolut überhaupt nichts! Sie schafft es noch nicht mal, die ganzen Krisen zu beenden.“ „Hat Sie den roten Faden verloren?“ „Sie hat aus Versehen den Minister entlassen, der dafür zuständig war.“
„Wir können also keine Informationen über die Kanzlerin verwenden?“ „Nicht, solange es keine glaubhaft versicherten Informationen sind.“ „Aber die Deutschen reden doch auch immer so viel.“ „Es ist nichts glaubhaft versichert.“ „Die kommt doch aus dem Osten.“ „Eben. Wenn einer weiß, wie man Informationen von der Bildfläche verschwinden lassen kann, dann ja wohl sie.“
„Und das da?“ „Ist über den Verteidigungsminister.“ „Über diese komische Alte?“ „Nein, als das noch ein richtiger Verteidigungsminister gemacht hat.“ „Der jetzt wieder Innenminister ist?“ „Jedenfalls einer, der genau wusste, wovon er keine Ahnung haben durfte.“ „Verstehe. Was steht denn da sonst noch drin?“ „Kann ich noch nicht sagen, aber das sieht nach einem imposanten Inhaltsverzeichnis aus.“ „Für seine Kompetenzbereiche?“ „Inkompetenzbereiche. De Maizière hat in seinen Ämtern üblicherweise Inkompetenzbereiche. Er braucht einen eigenen Aktenband für die Sachen, von denen er keine Ahnung hat.“ „Dann verstehe ich auch, warum er von der CDU als möglicher Nachfolger der Kanzlerin gehandelt wird.“
„Gibt es denn überhaupt irgendein Anzeichen für verwertbare Spuren?“ „Hier, die CSU.“ „Sie wollen mich in den April schicken, ja?“ „Der mit dem Internet.“ „Hören Sie, Ihre Witze waren auch schon mal…“ „Dobrindt heißt er.“ „Noch so einer, und Sie stehen wegen Arbeitsverweigerung vor der Untersuchungskommission.“ „Ist ja schon gut, ich hab den Mann doch auch nicht erfunden.“ „Gibt es den überhaupt?“ „Wir sind uns noch nicht ganz einig. Er hat zwar von Internet und Straßenverkehr so gut wie keine Ahnung, aber das will noch nichts heißen.“ „Er ist Bayer?“ „Eben. Da kommt das gehäuft vor. Homeland hat eine genetisch basierte Hypothese ausgearbeitet, wir sind noch dran.“ „Interessant.“ „Jedenfalls ist er in Bezug auf die digitale Infrastruktur in einem Maß unfähig, dass wir von einem schwereren Spionageabwehrversuch ausgehen müssen: den hat sich die Regierung bloß ausgedacht.“ „Ernsthaft?“ „Das entzieht sich meiner Kenntnis.“
„Mich wundert gerade nur, dass wir so viele Akten über den Steinmeier haben.“ „Mich wundert, dass da trotzdem so viel drinsteht.“ „Er ist doch Außenminister?“ „Das war der andere auch.“ „Aber das war der Kanzlerin doch egal.“ „Hier traut sie sich nicht.“ „Oder sie beschränkt sich auf ihre Kernkompetenz.“ „Also nichts tun?“ „Und die anderen machen lassen.“ „Das finde ich jetzt komisch. Ist nicht Steinmeier bei dieser anderen Partei?“ „Wieso?“ „Weil die das doch immer machen.“ „Nein, das verwechseln Sie. Die SPD tut erst ganz lange nichts, und dann machen Sie das einzige, was die Lage aussichtslos werden lässt.“
„Die dicken Ordner?“ „Gabriel.“ „Wissen wir da etwas?“ „Der macht das mit dieser Energiewende.“ „Ja, aber wissen wir da etwas?“ „Dass er das mit der Energiewende macht.“ „Das sagten Sie schon. Ich wollte aber…“ „Er macht das mit der Energiewende. Wir wissen aber auch nicht mehr, weil die Deutschen auch nicht mehr wissen. Wir wissen auch nur, dass die auch nur wissen, dass er das mit der Energiewende macht. Aber was genau, das wissen die nicht.“ „Weiß das die Regierung?“ „Negativ. Also wir wissen nur…“ „Dann wissen wir da wenigstens schon mal etwas. Das ist ein Fortschritt!“ „… dass die Regierung weiß, dass sie nichts weiß.“ „Meine Güte, wie kann sich so eine Regierung überhaupt so lange an der Macht halten!“ „Die sind doch erst seit hundert Tagen im Amt.“ „Sag ich doch.“ „Das sind die Deutschen.“ „Wieso?“ „Vorsprung durch Technik.“ „Ah, ich dachte schon.“ „Was hatten Sie erwartet? Wissen ist Macht?“
„Und dieser Schäuble?“ „Um den müssen wir uns nicht viel Sorgen machen.“ „Er weiß auch nichts? Ich dachte, der könnte mal zu viel wissen?“ „Das wäre jetzt auch nicht weiter tragisch, er denkt immer noch, wir seien im 20.Jahrhundert.“ „Ach so.“
„Wir müssen das jetzt nicht mehr lesen?“ „Nö.“ „Warum sammeln wir denn dann das alles?“ „Denken Sie doch mal nach.“ „Geopolitische Interessen? Ach so, ich weiß schon.“ „Einfacher.“ „Klar, das Freihandelsabkommen.“ „Einfacher. Viel einfacher.“ „Terrorismus?“ „Viel einfacher!“ „Was denn? Warum sammeln wir das!?“ „Damit die Deutschen denken, wir würden es lesen.“
Satzspiegel