für Kurt Tucholsky
Herr Pieten kocht im Grünen Hahn
seit Jahr und Tag am besten.
Hier lebt er ganz in seinem Wahn.
Es mangelt nur an Gästen.
Zwar sind die Teller gut gefüllt,
doch vieles lässt man stehen.
Wenn Pieten durch die Küche brüllt,
will man vor Schreck gleich gehen.
Jetzt hat sich einer mal beschwert.
Das fand er wirklich unerhört –
(Herr Pieten nämlich) – schreit und tobt,
weil man ihn nicht erklecklich lobt.
„Verschont mich bloß mit dem Gewimmer!
Hier ist es doch
wie immer!“
Frau Elßlein hockt den ganzen Tag.
Nur selten schreibt sie Briefe,
weil sie das Tippen gar nicht mag.
Ging es nach ihr, sie schliefe
bis mittags. Dann ein Schälchen Tee,
dazu die Morgenzeitung
und mit ihr auf dem Kanapee
die männliche Begleitung.
Wenn das die Frau Direktor ahnt,
was sich an Unheil dort anbahnt
spricht sie (Frau Elßlein) indigniert,
als hätte man sie just verführt.
„Die letzte war doch noch viel schlimmer!
Ich mach das so
wie immer!“
Dass die Geschenke teuer sind,
das kümmert die Regierung
auch nur am Rande. Rückenwind
ersetzt beim Wähler Führung.
Mal ruft sie stets nach Sparsamkeit,
mal will sie Geld verfeuern.
Die Kanzlerin hat keine Zeit
für Kleinkram, Volk und Steuern.
Hauptsache, dass beim nächsten Mal
nichts sichrer als die Wiederwahl
(für sie natürlich) wird, und schon
gibt’s größte Großkoalition.
„Sonst hab ich keinen blassen Schimmer.
Ich mach das so.
Wie immer.“
Satzspiegel