„Da wird sich der Herr Bundespräsident aber freuen, wenn Sie den Herrn Bundespräsidenten einladen. Der Herr Bundespräsident hat sich extra den ganzen Vormittag für Sie frei gehalten. Weil der Herr Bundespräsident nämlich schon irgendwie wusste, dass Sie ihn einladen würden. Also den Herrn Bundespräsidenten.
Wir müssten uns da vorab über ein paar Dinge unterhalten. Zum Beispiel über die Wortwahl des Herrn Bundespräsidenten. Da muss der Herr Bundespräsident ja schließlich wissen, was der Herr Bundespräsident sagen darf. Bewaffnete Konflikte sind eher verpönt. Kann man das irgendwie netter ausdrücken? irgendwas mit Freiheit vielleicht? Nein, Praxiseinsatz geht nicht. Das sagt der Herr Bundespräsident ungern. Anwendungsfall, Betrieb, Materialverbrauchssituation – Sie müssen mal für einen Moment vergessen, dass Sie Waffenhersteller sind. Der Herr Bundespräsident ist schließlich der Herr Bundespräsident, da müssen wir etwas auf Neutralität achten. Sonst wären bestimmt andere Industriezweige beleidigt.
Und bitte keine Anspielungen auf die arabische Welt. Natürlich weiß der Herr Bundespräsident, dass das Schlüsselkunden sind, aber der Herr Bundespräsident kann darauf nicht immer Rücksicht nehmen. Am Ende müsste er noch sagen, dass die Islamisten zu Deutschland gehören, und das ist schon mal schiefgegangen mit einem Bundespräsidenten.
Man darf das ja auch nicht nur wirtschaftlich verstehen, sondern man muss das auch als politisch begreifen. Der Herr Bundespräsident versucht das auch immer zu berücksichtigen, wenn der Herr Bundespräsident irgendwo etwas sagt. Deutschland muss eine starke Rolle – nein, das nehmen wir mal besser wieder raus. Der Herr Bundespräsident hätte das so nicht formulieren wollen, wenn Sie der Meinung sind, der Herr Bundespräsident hätte das nicht so formulieren sollen. Deutschland muss eine Rolle der Stärke spielen. Gut so? Gut so. Und dafür muss Deutschland auch andere Nationen, sagen wir mal, ermächtigen – kann man das sagen? ist der Herr Bundespräsident für Ermächtigungsgesetze nicht auch zuständig? – und als Stabilitätsanker in den Regionen ausrüsten, die eher nicht so von Demokratie geprägt sind. Eher von Bodenschätzen. Damit stabilisieren wir die heimische Wirtschaft. Also unsere heimische Wirtschaft, ist ja klar, und deren heimische Wirtschaft können die dann auch stabilisieren. Aber das müssen die halt selbst machen.
Also was das Politische angeht, der Herr Bundespräsident verbindet das ja meist mit den ganz großen gesellschaftlichen Visionen. Wenn diese ganz stabilen Staaten möglicherweise mal in der Folge gesellschaftlicher – also da wird es auch oft instabil, und dann braucht mal die Stabilität des – Ihre Waffensystem sind ja… Also kurz und gut, wenn das Zeug irgendwann abgeschrieben ist und auf dem Schwarzmarkt von den eigenen Rebellen gekauft wird, dann kriegen wir diese ganze Scheiße ins eigene Land rein in Form von Terroranschlägen. Da ist es doch ein Zeichen vorausschauender Planung, wenn der Herr Bundespräsident bereits die Gesetzeslage für eine Komplettüberwachung ins Leben gerufen hat, oder?
Wir können noch nichts sagen, haben Sie da Verständnis. Der Herr Bundespräsident äußert sich eigentlich erst, wenn die Lage völlig aussichtslos ist, vorher wird die deutsche Außenpolitik wie immer im Bundeskanzleramt erledigt. Gut, die Sicherheitskonferenz, aber da schicken Sie ja die Unterlagen eh gleich ins Wirtschaftsministerium. Wir müssen die politische Situation aufmerksam beobachten, dann können wir auch ein Empfehlung aussprechen. Der Herr Bundespräsident hat sich aber noch nicht entschieden, ob er Syrien oder den Irak als mögliche Testgebiete nennen soll. Die Türkei scheidet ja leider aus.
Nein, nicht so. Dass das ein NATO-Land ist, interessiert uns eigentlich nicht. Da wären die Waffenlieferungen dann auch nicht weiter schlimm. Aber seit den Meinungsverschiedenheiten mit dem türkischen Premier kann der Herr Bundespräsident sich nicht mehr kritisch äußern, ohne dass ihn die Oppositionellen dort mit einem demokratischen Intellektuellen verwechseln. Sie wissen, das mit der Stabilität. Da sind wir nicht verantwortlich.
Also doch der Irak? Der Herr Bundespräsident ist ja sehr für Investitionssicherheit, und wenn Sie da jetzt investieren, dann können Sie sicher sein, dass die bewaffneten Auseinandersetzungen – also dass der Krieg da losgeht. Bedauerlicherweise ist der Herr Bundespräsident nicht auch noch für die Außenpolitik zuständig, damit Sie ganz sicher sein können. Aber wir können zumindest dafür sorgen, dass man auf Deutschland hört. Oder von uns hört. Oder etwas vom Herrn Bundespräsidenten.
Das müsste jetzt schon ein sehr gewichtiger Fall sein, dass der Herr Bundespräsident auch für Ihre neue Kampagne als Werbeträger fungieren würde. Sie vertreten deutsche Wirtschaftsinteressen, schon klar. Aber schauen Sie, das hat damals auch schon nicht so gut geklappt, und ich bezweifle, dass der Herr Bundespräsident sich jetzt für eine Neuauflage hergibt. Wir bräuchten einen Einsatz, der auch den Verbündeten der Bundesregierung als angemessen schiene. Ein Land, das systematisch Bürgerrechte missachtet, wo eine korrupte Klasse auf den Menschen herumregiert, wo Wahlen eine Farce und die gesellschaftlichen Missstände übermächtig sind. Bundeswehreinsatz im Innern? Großartige Idee!“
Satzspiegel