„Meine Herren, es geht doch aber um die Wirtschaft!“ „Ja Kruzitürken, das wissen wir selbst!“ „Dann müssen sich die andern auch mal was Gescheites einfallen lassen, nicht immer nur wir.“ „Fragt’s halt die Preußen, aber da kriegt man ja keine Antwort nicht.“ „Eben. Denen ist nicht einmal die Maut selbst eingefallen.“
„Die Problematik ist ja nun diese, dass wir als Freistaat viele Grenzgebiete haben.“ „Sehr richtig, und das muss aufhören!“ „Sind Sie deppert!? dann sind wir doch kein Freistaat mehr!“ „Aber man kann das doch, ich meine, bis zur letzten Patrone kann man das…“ „Patrone Bavariae, was?“ „Lassen Sie das, das führt uns nicht weiter.“ „Wir sind hier quasi von Fremdvölkern umgeben, Tschechen, Österreicher, Deutsche, das sind die Fakten.“ „Meine Herren, jetzt sehen Sie doch bitte mal den gesamtwirtschaftlichen Aspekt. Diese Ausländer fahren doch extra in unser schönes Bayernland hinein, um…“ „Die sollen draußen bleiben! Das sind alles Ausländer!“ „Und was erzählen Sie dann den Fremdenverkehrsverbänden? dass die Branche leider aus Gründen der verfehlten Verkehrspolitik abgeschafft werden musste?“ „Ich habe nichts gegen Ausländer, einige meiner besten Freunde sind Ausländer, aber die leben auch im Ausland und kommen nicht ständig hierher nach Bayern und machen uns die Straßen kaputt!“ „Die müssen aber doch weiterhin kommen.“ „Ja Herrschaftszeiten, wer will denn so was?“ „Wer bezahlt denn dann die Maut?“
„Vermutlich wird Karlsruhe ohnehin im Zuge der Gleichstellung verlangen, dass dann auch die Grenzregionen zu Polen und Dänemark von der Infrastrukturabgabe ausgenommen werden.“ „Teifi, das könnte denen so passen!“ „Die sollen mal schön da oben bleiben, sonst klauen die noch in Bayern unsere ganzen…“ „Aber das ist doch…“ „Jessas, das ist doch die große Gefahr: die Ausländer fallen wieder aus Polen ein und ziehen eine Spur der Verwüstung!“ „Das hat der Russe doch schon ’45 so gemacht.“ „Die Russen von heute bringen wenigstens Geld mit.“ „Oder Gas.“ „Na, davon hatten wir ’45 allerdings genug.“ „Wie stellen Sie sich das denn vor, alle grenznahen Landkreise werden zugesperrt?“ „Ja freilich. Da kommt keiner mehr rein in unser schönes Bayernland.“ „Nur noch die, die schon drin sind, die dürfen sich überall frei bewegen und Geld ausgeben.“ „Und natürlich Maut bezahlen.“ „Aber dann kommt doch auch keiner mehr rein.“ „Und wir haben endlich ein ausländerfreies Bayern.“ „Das muss gefeiert werden!“ „Meine Herren, Sie erkennen offensichtlich den Ernst der Lage gar nicht, oder Sie wollen ihn nicht erkennen!“ „Wieso denn Ernst der Lage – Sie haben doch eben gerade die Gefahr klar umrissen, und wir haben eine gute und praktikable Lösung für das Problem erarbeitet.“ „Genau, so kennen Sie Ihre CSU!“ „Es ist doch nicht damit getan, dass die Ausländer über Hessen und Baden-Württemberg und Thüringen einreisen, das würde doch auch erhebliche Verluste bringen.“ „Wir haben die schließlich nicht hergebeten, dann müssen Sie schon zahlen.“ „Aber Sie wollen doch diese Schutzgebiete an den Zonenrand…“ „An den was, bitte!?“ „… Grenzgebiete dann eben.“ „Eben, dann kommen die auch, und dann machen sie die Straßen nicht ganz so kaputt.“ „Aber Bayern hat dann doch keine Mauteinnahmen!“ „Wenn die Bazis über Hessen kommen, dann eben doch!“
„Wir könnten in den Grenzzonen noch mehr Schnellstraßen bauen.“ „Von den Mauteinnahmen?“ „Erstmal so. Aber dann fahren diese Ausländer mit Mindesttempo durch, und dürfen nicht anhalten, und dann sind sie im Kernland von Bayern, und da wird dann abkassiert!“ „Jesusmariaundjosef, das nenne ich mal gelungen!“ „Aber wenn einer nun über den Landkreis Oberpfalz rein fährt nach Regensburg, da lässt er doch gar kein Geld mehr in der Oberpfalz nicht.“ „Doch, kann er. Er fährt ja irgendwann auch wieder aus Bayern raus.“ „Und das mit den Schnellstraßen, das täte funktionieren?“ „Wir müssten eine neue rechtliche Regelung dafür schaffen.“ „Wir ernennen die Landkreise zu Scheuchgebieten.“ „Sakradi!“ „Ja, aber wenn wir diese Sonderregelungen im Bundesrat nicht durchkriegen?“ „Machen wir’s halt wie immer. Dann blockieren wir die gesamte Maut.“
„Mir bleibt nichts mehr anderes übrig, meine Herren, ich stelle meine Ämter zur Verfügung.“ „Was!? Das läuft doch gerade so gut!“ „Eben, der Seehofer Horst kann doch fordern, was er will, die Bundeskanzlerin macht alles mit.“ „Und die SPD weiß sowieso, dass sie bei ihren Wählern restlos verschissen hat, denen ist das alles egal.“ „Dann müssten wir es bloß noch schaffen, der SPD die Maut in die Schuhe zu schieben.“ „Und was ist, wenn wir dann gar keine Mauteinnahmen mehr haben?“ „Doch, die gibt’s. Nur eben nur außerhalb von unserem schönen Bayernland.“ „Wir sind also damit quasi eine mautfreie Zone?“ „Freilich.“ „Und in die kommt man auch nicht rein?“ „Da muss man schon drin sein, um noch mal reinzukommen.“ „Also völlig unmöglich?“ „Völlig. Wir haben unser Ziel erreicht.“ „Jessas, das ist das Ziel?“ „Natürlich, das hat der Dobrindt doch sicher gemeint, dass die EU mehr Bayern braucht und Bayern mehr EU.“ „Stimmt, und bald kommt man nur noch über Lampedusa rein.“ „Und wer wird das zu verhindern wissen?“ „Prosit, meine Herren!“ „Prosit!“
Satzspiegel