Return on Investment

2 09 2014

„Was würden Sie denn investieren? So wenig? Sie dürfen nicht vergessen, wir waren eine supertolle Regierungspartei in einer der großartigsten – nein, das verwechseln Sie jetzt. Die FDP ist gerade am Arsch. Wir sind die neue Partei. Uns können Sie dafür gar nicht verantwortlich machen.

Ja, wir sind schon irgendwie liberal, aber das ist doch jetzt kein Diskussionspunkt für Sie, oder? In dieser Parteienlandschaft liberal zu sein ist immer auch ein irgendwie geartetes Irgendwie. Uns ist das sowieso egal, aber das ist doch nicht der Punkt. Wir wollen uns von der ramponierten Marke lossagen. Das hier ist ein parteipolitischer Relaunch des deutschen Liberalismus. Nur halt ohne Partei. Und das mit der Politik machen wir auch irgendwann später, okay?

Klar, das ist schon eine Schlagzeile wert, aber da stimmt auch wieder nur die Hälfte. Da steht, dass die alten Kräfte jetzt eine linksliberale Partei gründen wollen. Also zunächst mal ist das nicht links, das macht ja momentan schon die Kanzlerin. Und da sie auch manchmal sozial und ab und zu demokratisch ist, brauchen wir das Terrain nicht auch noch zu besetzen. Von Partei ist auch nicht die Rede, zumindest nicht bis zur Gründung. Sie haben das doch für diese AfD auch so gemacht: bis zum Parteitag war das eine Interessengemeinschaft für die Wirtschaft, oder? Dann können wir das doch so auch handhaben. Ist Ihnen sicher auch lieber.

Zunächst mal ist das ja eine Frage der Finanzen. Und da dachten wir natürlich an Sie, weil Sie als Wirtschaftsmacht in Deutschland schon vor langer Zeit – ach so, ja. Vor langer Zeit. Dann kam also Westerwelle. Na, das ist Ihre persönliche Meinung. Uns würde das von einer Spende für den Aufschwung des deutschen Freiheitsgedankens nicht abhalten, wollte ich Ihnen nur mal gesagt haben. So als Bundesbürger zu Bundesbürger. Auch wenn Sie das momentan gar nicht interessiert.

Sie zeichnen jetzt eine Spende für unser neues Projekt – das machen unsere Steuerberater, die kriegen das schon hin, die haben schon den ganzen Laden von Lambsdorff geregelt – und dann haben wir bis zur nächsten Bundestagswahl eine neue politische Kraft, die sich für die Belange der liberalen Bundesbürger, oder was wir dann, oder vielleicht haben Sie auch etwas beizusteuern? Da sind wir recht offen, das ist alles eine Frage der Kosten. Also des Preises. Beziehungsweise – ich mache Ihnen ein Angebot, Sie zeichnen jetzt eine Option auf ein Gesetz in einem Bereich Ihrer Wahl, Kündigungsschutz, Banken, Versicherungen, und dann werden wir Sie sofort nach der Wahl – Energie? Tut mir Leid, da müssen Sie sich direkt an die SPD wenden, die sind inzwischen näher dran als die Kanzlerin. Wenn Sie nicht zufällig selbst Aufsichtsratsvorsitzender sein sollten, haben Sie gegen Gabriel so gut wie keine Chance mehr.

Weil Deutschland eine neue liberale Partei – auf jeden Fall fehlt hier eine Antwort auf das, was wir als nicht liberal verstehen. Dies Land muss wieder neue Impulse für ein vernünftiges, mitfühlendes Wirtschaftswachstum haben. Sehen Sie Lindners Frisur? Das wollen wir für Deutschland!

Wir wissen doch nicht, wer sich da engagieren will. Angefragt haben wir bei den Fachkräften. Niebel, Rösler, Döring. Die Personaldecke war noch nie berauschend bei uns, aber das ist nun mal ein Fehler der anderen liberalen Partei. Dafür können Sie uns nicht verantwortlich machen.

Also hören Sie mal, Freiheit heißt doch heute, Selbstbestimmung und Kontrolle über die eigenen unmittelbaren Lebensbedingungen zu behalten! Diese ganze absolutistische Bürokratie, diese international agierenden Monopole – wenn die Amerikaner einen ausspionieren, dann möchte ich doch vorher Endbenutzerlizenzvereinbarung lesen, das mache ich doch bei meinen Updates auch! Wir sind doch moderne Menschen, an denen kann man doch nicht so einfach vorbeiregieren, oder?

Deshalb dachten wir uns das auch als Aktiengesellschaft, damit Sie genau so viel kaufen, wie Sie später an Investitionsvolumen rauskriegen wollen. Return on Investment, man kann ja die Marktgesetze nicht einfach außer Kraft setzen, nur weil man linksliberal statt freidemokratisch ist. Gut, von allen demokratischen Anflügen frei sind wir jetzt immer noch, aber das können wir später dann ins Parteiprogramm schreiben.

Sehen Sie das mal so gesamtdemokratisch, oder irgendwie so. Bisher waren es drei Prozent, und da die Summe immer mehr ist als die einzelnen Teile, sind unsere Chancen ungleich höher. Das muss Ihnen doch einleuchten. An der Börse geht’s ja ähnlich logisch zu. Wir sind dann zur nächsten Bundestagswahl 2107 personell und inhaltlich so aufgestellt, dass wir genau die Interessen der bisher nicht berücksichtigten liberalen Unternehmen, die durch irgendwie liberale Bürger, oder wollen Sie das nicht? Stellen Sie sich doch nicht so an, bisher haben wir das doch auch hingekriegt. Sie als Unternehmer brauchen halt Wähler, die uns legitimieren. Das hat doch schon einmal geklappt, und dann haben wir ja auch nicht gemacht, was wir vorhaben wollten, also wo ist das Problem? Nein, Sie müssen sich da nicht festlegen. Machen wir ja auch nie.

Okay, mein letztes Angebot. Sie kaufen dann prozentweise. Sie würden nach unserem Wahlsieg anteilig für die Abgeordneten im Bundestag eine jeweilige –

Drei Prozent!? Ach leck mich doch!“