Unter der Haube

11 02 2015

Nein, leicht war es nicht. Frankensteins kommen immer ganz kurz vor Feierabend und wollen noch schnell ein paar Schrauben nachgezogen haben. Irgendwann würde ich mich rächen. Nur nicht bei diesem Freitagstexter. Das hätte ich nie getan.

Vielmehr habe ich die schrillen Schwestern den vereinten Wortspielern vorgeworfen. Mit Erfolg! Auch diesmal wird der goldene Pokal wieder ein würdiges Heim finden nach knapp zwei Tagen Reise – Gehörschutz auf, Kämme im Anschlag, wir beginnen.

Das sowjetische Modell aus dem Hause lamiacucina gehört offensichtlich einer der älteren Baureihen an – der unverwüstliche Schleudergang für Betonköpfe spricht für sich. Platz drei für die unschlagbare Verbindung von Ideologie und Komfort:

Unsere Gehirnwäscher der Modellreihe “Энергия” gibts nun auch für den Privathaushalt !

Ab jetzt wird es wirklich schwierig, weil die Plätze so eng zusammenliegen. (Den Kalauer mit der Haaresbreite hat mir die Friseurinnung Ostwestfalen gestrichen. Nur, falls Fragen auftreten sollten.) Der abwehrstarke Helmschnitt mit glasfaserverstärkten Seitenteilen – der vielfrasss scheint den Grund zu kennen, weshalb deutsche Hohlkörper gerne am Boden bleiben. Platz zwei:

Immer mehr Bundeswehrsoldatinnen lassen sich die kugelsichere Uschi von der Leyen-Gedächtnisfrisur betonieren.

Die Luft wird langsam dünn. Was aber eher daran liegt, dass sich der Temperaturschalter etwas verhakt hat. Geht gleich weiter. Moment noch.

Und damit sind wir bei Platz eins, der dem wahrhaft innovativen Vorschlag des Wortmischers gebührt. Einfach mal ordentlich Fell rauftoupieren. You’re in the Army now:

In Zeiten der feministischen Revolution: Weibliche Royal Guards am Buckingham Palace

Herzlichen Glückwunsch! Während ich mich obenrum etwas mit Donner-Wetter-Taft justiere und den Stand der Augenbrauen nacharbeite, darf der Wortmischer gerne schon mal das als Frisierwägelchen getarnte Karnervalsgefährt aus dem Salon rollen, bei ihm geht es am Freitag, den 13. Februar weiter. Und wehe, eine von den Frankensteins schnappt mir wieder die Gala weg!





Dein Reich komme

11 02 2015

„Und das muss ausgerechnet jetzt passieren?“ „Jetzt regen Sie sich mal nicht so auf, die Steuerprüfung kommt doch nun alle Jahre wieder.“ „Aber nicht mit dem Mann da in der Buchhaltung!“ „Ich sage doch, ruhig Blut. Der Herr wird sein Angesicht leuchten lassen über uns.“ „Und warum hat er diese Flachpfeife dann nicht in Limburg gelassen!?“

„Ich verstehe ja Ihre Verärgerung, aber…“ „Gar nichts verstehen Sie! Der hat hier so weitergemacht wie zu Hause!“ „Ein bisschen Nächstenliebe wäre vielleicht angebracht, mein Mitbruder. Siehe, die da irren, die will der Herr auch wieder auf den rechten Weg führen.“ „Irre? Ja, passt. Als erstes hat der Mann ein Teeservice für 20.000 Euro gekauft.“ „Das ist doch ein Schnäppchen.“ „Im Laden hätte er das Zeug für unter hundert Euro gekriegt!“ „Aber im Internet standen die Gebote weit über 21.000 Euro, also haben wir letztlich sogar Geld gespart, finden Sie nicht?“ „Aber…“ „Seine Heiligkeit ist da ganz entspannt, wir wollen vor allem die großen Vorteile sehen.“ „Das war ja irgendwie klar.“ „Und wenn es die säkulare Kampfpresse nicht will, werden wir uns der üblichen Kanäle bedienen.“ „Peter Hahne?“ „Mal sehen. Hängt davon ab, wie ungebildet unser Publikum inzwischen ist.“

„Aber hier, eine Badewanne für 80.000 Euro?“ „Sehen Sie, das nenne ich mal nachhaltiges Wirtschaften.“ „Aber das ist doch für sein privates Bad!“ „Natürlich, was dachten Sie denn? Wenn man sich als katholischer Würdenträger eine Badewanne mit Kollegen teilt, was meinen Sie, wie dann das Gerede aussieht.“ „Sie haben es immer noch nicht verstanden, diese Wanne hat 80.000 gekostet!“ „Ja, das hatten Sie bereits gesagt.“ „Aber für die hatte er bereits 30.000 Euro ausgegeben, weil die in Limburg in seinem privaten Badesaal stand.“ „Sehen Sie es positiv, er hat die beiden privaten Toilettenbecken, die da Seite an Seite standen, zu Hause gelassen. Ist das nicht einen ordentlichen Lobpreis wert?“ „Sie kriegen wohl gar nichts mehr mit, wie? Sehen Sie sich doch mal die Rechnungen an: 30.000 für die Entfernung, 20.000 für den Transport, und dann nochmals 30.000 für die Integration in das bestehende Kardinalsbad.“ „Es sollte ja harmonisch aussehen.“ „Und damit sind nicht einmal die Bauschäden in Limburg abgedeckt.“ „Meine Güte, wir sind der Vatikan. Solange es uns nichts kostet, solange unsere Lehrmeinung nicht angetastet wird oder es nach Menschenrechten aussieht, kann jede Diözese machen, was sie will.“

„Wer hat eigentlich die neuen Autos hier bestellt?“ „Das ist deutsche Wertarbeit. Seien wir froh, dass wir einen so erfahrenen Sekretär für die Evangelisationsarbeit haben.“ „Erfahren!?“ „Immerhin ist er Deutscher. Die wissen, was gute Autos wert sind.“ „Aber wieso denn neue Autos? Die alten waren doch noch nicht einmal steuerlich abgeschrieben?“ „Haben Sie eine Ahnung von der Steuerpraxis des Vatikans.“ „Nein, habe ich nicht.“ „Gut, dann hat sich das ja erübrigt. Auf jeden Fall sind Sie noch nicht lange genug an Bord, um unsere steuerlichen Möglichkeiten beurteilen zu können. Sie werden sich wohl noch ein bisschen gedulden müssen.“ „Ich frage Sie, warum haben wir mehr Autos als Würdenträger?“ „Vielleicht gab es sie im Familienpack? Der Heilige Vater ist ein sehr sparsamer Mann, vergessen sie das nicht.“ „Aber das ist doch noch alles von Ratzinger abgestempelt worden!“ „Ach so. Ja. Vielleicht haben wir ja Glück und es gibt eine logische Erklärung.“ „Warum diese ganzen Autos?“ „Bhagwan hatte auch immer mehr, als er fahren konnte. Und wir haben sicherlich mehr Mittel zur Verfügung als Bhagwan.“

„Dann hätte ich hier noch die Rechnung für die Weihnachtsfeier.“ „Ach, allerliebst! Sie waren auch eingeladen?“ „Ich kann mich nicht erinnern.“ „Schade, da haben Sie aber etwas verpasst. Erst dieses süperbe Muschelsüppchen…“ „Das war auf einem halben Zentner Safran gekocht.“ „… und dann das Bolschoi-Ballett – fabelhaft, wirklich!“ „Die Suppe?“ „Weiß ich nicht, aber man sieht in letzter Zeit so selten junge Männer mit freiem Oberkörper.“ „Weil Sie jetzt häufiger mal im Vatikan bleiben und keine Auslandsreisen mehr unternehmen.“ „Auch. Aber das war es wert.“ „Quittieren Sie mal eben die Rechnung, das ist es sicher auch wert.“

„Können Sie denn nicht einfach auch mal christliche Barmherzigkeit üben? Müssen Sie immer diese Rachsucht mit sich führen?“ „Wissen Sie, mir ist der ganze ideologische Schnickschnack genauso egal wie Ihnen. Ich will nur ganz einfach eine saubere Buchführung vorlegen.“ „Können Sie doch.“ „Hier steht, dass die Häppchen von der Weihnachtsfeier eine Spende waren. Wie verbuche ich denn jetzt die Stripper?“ „Das Bolschoi-Ballett, meinen Sie.“ „Ja, nein, egal. Ich kann die doch nicht einfach als Luftnummer…“ „Ach!“ „Ich habe diesen Tebartz-van Elst derart satt, der kann meinetwegen gerne nach…“ „Versündigen Sie sich nicht, Bruder!“ „Ach, ist doch wahr!“ „Demut. Üben Sie sich in Demut und suchen Sie Gewissheit im Glauben.“ „Wo wir gerade davon reden: den Bauplan hier kennen Sie, nicht?“ „Welchen Bauplan?“ „Den hier, Abriss und Neubau des Petersdoms als Stahl-Glas-Konstruktion. Wer hat da eigentlich das Budget gemacht?“