„Ja, zwanzig Watt. Also maximal. Wenn wir schon Leuchtstoffröhren als Lichtschwerter verwenden, dann muss man auch sehen, dass wir von der Bundeswehr sind.
Solange wir den Mist hier in Deutschland verwenden, ist das eh total wumpe. Drei Viertel der Nachtsichtgeräte sind nicht einsatzbereit oder gleich ganz futsch. Ob wir da mit fünfundzwanzig Watt auftauchen oder mit vierzig, das kümmert keinen großen Geist. Wir werden vom Feind nicht gesehen. Vom Freund zwar auch nicht, aber hey, wir sind in Deutschland nicht im Kampfeinsatz. Noch nicht.
Gut, nächster Punkt. Kampfmittelräumung. Wir hatten ausgemacht, dass unsere Fachkräfte bei den Übungsminen immer ‚Uii-uii-uii-uii‘ rufen, oder? Naja, vergessen Sie’s. Es gab da eine kleine Panne. Wir hatten nicht genug Geld, deshalb wurden die Kisten mit der Manövermunition nicht korrekt beschriftet. Wir haben zwar noch Minen, aber wir wissen nicht mehr, welche die richtigen sind. Klar, wir könnten das ausprobieren. Aber wer macht das hinterher wieder weg?
Die Kistenbeschriftung wird bei Paderborn erledigt, das ist immer so gewesen. Panzerbataillon. Als wir die Munition in den Heli eingeladen hatten, fiel dem Standortkommandanten auf, dass er nicht getankt hatte. Also jetzt der Heli, nicht der Standortkommandant, der ist nämlich meistens – unterbrechen Sie mich nicht, es geht um unsere nationale Sicherheit – und dann haben wir alles wieder ausladen lassen und in einen anderen, und das dreißig Mal, aber die waren alle nicht betankt. Ist ja auch kein Wunder. Ich meine, flugunfähige Hubschrauber, wozu muss man die denn betanken?
Vielleicht hätte man den Transport auch auf dem Landweg fortsetzen können, in der Bundesrepublik sind ja derzeit keine größeren Hindernisse bekannt. Das gepanzerte Transport-Kraftfahrzeug Boxer kam uns da sehr gelegen. Vor allem, weil nicht alle in Afghanistan im Einsatz sind. Ein paar stehen auch hier herum. Die sind allerdings alle nicht bewaffnet. Vermutlich handelt es sich dabei um eine spezielle Maßnahme zur Friedenssicherung, weil man mit denen nicht mehr schießen kann, ich weiß auch nicht so recht. Auf jeden Fall ging das Ausladen der Munitionskisten sehr schnell und reibungslos. Wir sind eine starke Truppe, und wenn wir erst mal anfangen, Deutschland zu dienen…
Sie dürfen nicht alles ernst nehmen, was diese linke Presse so schreibt. Das mit den Waffenrohren war ein absoluter Ausnahmefall. Kam so auch in den vergangenen Jahrzehnten noch nicht vor. Gut, ein bisschen Improvisation muss natürlich erlaubt sein, das ist als Kriegslist wohl erlaubt. Oder würden Sie im Verteidigungsfall warten, bis die Verteidigungsministerin einen Schuss hört? Eben.
Das kam ja eher zufällig. Einer von diesen Besen stand so im Ministerium vor sich hin, und was der Abteilungsleiter da gemacht hat, keine Ahnung, aber es ging schon ein paar Wochen lang das Gerücht herum, dass die Ministerin darauf jeden Morgen zur Arbeit – ein Gerücht, ich kann das an dieser Stelle nur noch einmal betonen! – und dann gab’s halt keine Manöver-, sondern Stielkritik. Das fand ich jetzt ehrlicherweise auch schon ein wenig übertrieben. MacGyver wäre jedenfalls stolz gewesen!
Ja, das nennt man jetzt bei uns dynamisches Verfügbarkeitsmanagement. Drei plumpe Lügen in einem Wort. Das haben sie uns zwar irgendwie anders erklärt, und das war dann, warten Sie: wenn Sie wegen des Managements die meisten Sachen nicht mehr verfügbar haben, entfernen Sie sich dynamisch aus der Verantwortung. Aber dann kam ja die Münchener Waffenmesse, da galt das alles nicht mehr.
Wir verstehen hier immer noch nicht, dass dies Rohr überhaupt an dem Fahrzeug angebracht sein musste. Die Soldatinnen und Soldaten haben eine Waffenanlage simuliert, wo überhaupt keine hätte sein müssen. Diese Waffe war komplett überflüssig. Gut, wenn Sie nicht gerade bei der Bundeswehr sind, dann fällt Ihnen früher oder später auf, dass das auf alle Waffen zutrifft. Aber das war selbst für die Truppe fachlich etwas zu komplex. Wissen Sie, es kam echt zu intensiven Auseinandersetzungen innerhalb der Ministerialbeamten. Für die war das natürlich eine Stielvorlage.
Sie lachen, aber wenn wir immerzu Milliarden rauswerfen für irgendwelche Drohnen, die es gar nicht gibt, die dann aber nicht geliefert werden und trotzdem nicht funktionieren, aber das sollte so, damit unsere nordatlantischen Verbündeten das auch sagen können, dann müssen wir natürlich irgendwann zu drastischen Maßnahmen greifen. Das bleibt halt nicht aus, dass wir irgendwann die Luftdruckpistolen rausholen, weil die im Manöver immer so schön Päng-Päng machen. Wir müssen mit dem bisschen Geld zurechtkommen, das uns bleibt, und hoffen, dass die Rüstungskonzerne genug Kriege auf der Welt haben, damit wir denen nicht alles abkaufen müssen.
Gewöhnen Sie sich daran, die Bundeswehr ist eine Art Behelfsmittel zur Durchführung von Militäroperationen. Wir haben inzwischen genug Übung darin, uns ein paar jämmerliche Attrappen aus Sperrmüll zusammenzubasteln. Oder was, meinen Sie, war Guttenberg?“
Satzspiegel