Gernulf Olzheimer kommentiert (CCLXXVII): Impfgegner

27 02 2015
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Wenn geistig stark zurückgebliebene Knalltüten durch öffentliche Demonstrationen bezweifeln, dass jede assoziative Quasigruppe eine Moufang-Loop ist, wird das nicht zur Kenntnis genommen. Sollte eine Rotte Hohlrabis den verzweifelten Beweis führen, eskimo-aleutische Sprachen besäßen eine possessive Akkusativkonstruktion, der laue Spott der Fachwelt wäre ihnen sicher. Sobald aber das Epizentrum der Behämmerten eine zähe Masse vielseitig ungebildeter Trivialkoholiker auskotzt, die ihren Lebenssinn darin sieht, Masern und Tetanus unter die Leute zu jubeln, dann johlt der klinisch bekloppte Teil der Autotrophen. Weil sie es nicht besser kennen. Schließlich leben sie alle in einer heilen Welt, in der jeder Honk sich aus der Rübe rattern darf, was drin ist. Auch wenn es nicht viel ist und größtenteils braun. Wie bei den Impfgegnern.

Der Umstand, dass Impfgegner bei jeder sich bietenden Gelegenheit als völkischer Dreckrand bezeichnet werden, liegt darin, dass es sich bei ihnen um den völkischen Dreckrand handelt, den der Bettnässer aus Braunau hinterlassen hat. Ein amorpher Klumpen mithumpelnder Unkulturfolger, der dem Gröfaz durch wirren Wahn nachwankt, das sabbernde Konglomerat aus Anthroposophie, Judenhass, Wagner, Homöopathie und grenzdebile Ablehnung jeglicher Wissenschaft. In zarten Ansätzen bemerkt es der interessierte Depp, dass die totale Reichsschnauze beständig von der ‚jüdischen Schulmedizin‘ goebbelte – ab einem gewissen Zeitpunkt ließ man aus bisher nicht geklärten Gründen das schmückende Beiwort fallen – und so die universitäre Heilkunde diffamierte gegen das germanische Gesundheitswesen, das Krankheit als Schuld und Sühne als Gesundung begriff und natürlich den Herrenmenschen zum Besieger von Schnupfen und Schusswunde erklärte, denn nur die Widerstandsfähigen würden sich nach der Ideologie der Arischgeigen durchsetzen. Und selbstverständlich ließen die noch ein Schlupfloch für die verschwiemelte Logik offen: bekam das Kind die Masern, so war’s halt Schicksal und sorgte für Reinkarnation in höherer Besoldungsstufe.

À propos Masern, natürlich schwiemelt sich der gemeine Esoterrorist den Schwurbel von der Kinderkrankheit zurecht, als könnten Knirpse nicht ebenso an Grippe, Pest und Lassa abkratzen. Nur ist ihr Immunsystem meist nicht widerstandsfähig genug gegen Mumps und Windpocken, und haben sie das Glück, den frühen Infekt ohne Schaden zu überstehen, so ist ihnen eine lebenslange Immunität nicht unbedingt sicher. Aber was weiß schon so ein Facharzt mit dreißig Jahren Berufserfahrung, wenn eine Latte-macchiato-Schnepfe Severin-Adriano und Kaylee-Fredigundis im Schalensitz aus original kambodschanischer Kinderarbeit in die Infektparty schleppt, um an der genetischen Resteverwertung eine Runde fahrlässige Tötung zu vollziehen.

Die Putzigkeit, mit der dies geistige Geröll zu Tale rutscht, zeigt sich vorwiegend in dem albernen Argumentationssurrogat, das ihnen aus dem Zäpfchen sickert. Sie fordern wissenschaftliche Untersuchungen, mit denen die Wirksamkeit von Seren nachgewiesen werden kann. Legt man ihnen einen Festmeter davon vor, plärren sie sofort von Manipulation, weil zur Durchführung nach wissenschaftlichen Standards wenigstens ein Teil der Kinder mit wirksamem Impfstoff behandelt werden musste – der ja per se wegen diverser Verschwörungstheorien Tod und Verderben über die Hominiden bringt.

Dass jedes nicht geimpfte Kind eine infektiöse Zeitbombe ist, die Keime in die Umgebung jodelt, das ist den Kaspern mit dem Aluhut wumpe. Der signifikante Unterschied zwischen DDR und Kohlära, was die Durchsetzung mit Asthma und Allergien anging, wäre ein deutlicher Beweis, wie der um sich greifende Esowahn parallel zum Rückgang der Schutzimpfungen auf eine ganze Bevölkerung gewirkt hat. Immerhin braucht auch dieser Blubberlutsch etwas, das er gezielt ignorieren kann. Wahrscheinlich dient es der besseren Identifikation mit seiner hochkomplexen Ideologie.

Im Endstadium, dessen Vorliegen meist nur den Psychiater überhaupt interessiert, behauptet der Impfgegner, das gesamte Weltbild aus Krankheit und medizinischen Maßnahmen sei nur ein großer Schwindel der Pharmaindustrie, die aus diesem Grund sogar die Mär von den Viren erfunden habe. In Wirklichkeit, so tönt der Blödföhn durchs Gebälk, sei doch alles in der menschlichen Seele angelegt. Und schon sind wir wieder bei den Kollateralmaden, die Krebs, Autismus und Homosexualität als Folge einer widernatürlichen Injektion bezeichnen und finstere Mächte bei der Ausrottung des Abendlandes ertappt haben wollen.

Wir sollten ihnen den Gefallen tun und sie beim natürlichen Ausleseprozess unterstützen. So, wie das vernunftbegabte Menschen immer tun, wenn sie gerade einen Nazi zur Hand haben und vielleicht noch ein Hämmerchen. Zur Not täte es ja auch eine Spritze.