für Kurt Tucholsky
Da sitzt man still bei seiner Pfeife
und gönnt dem andern seinen Lohn.
Man setzt auf Ehrlichkeit und Seife
und ächtet Hochmut, Neid und Hohn.
Doch das ist falsch – so sagt’s die Zeitung,
und die Gesellschaft will das nicht.
Sie wünscht sich allenfalls Verbreitung,
wenn man von andern Dingen spricht.
Sie schreibt, dies sei linksradikal.
Linksradikal?
Allemal!
Da ist man gegen Hass und Kriege,
stimmt nicht mit ein in das Gehetz,
dass jeder Arme nur betrüge.
Da glaubt man noch ans Grundgesetz,
und dies, so lehrt die hohe Presse,
ist unerwünscht. Das Herrschertum
verbietet andern gern die Fresse.
Man sonnt sich gern im eignen Ruhm.
Die andern sind linksradikal.
Linksradikal?
Allemal!
Wie nennt man’s, wenn die braune Masse
sich gröhlend durch die Gassen drückt?
zum Schutz der weißen Herrenrasse
im Schein der Fackeln Messer zückt?
Man hört auf sie, und noch der bängste
der Stiefelknechte kriegt Gehör.
Wer andre totschlägt, hat auch Ängste.
Als Mörder hat man’s schließlich schwer.
Und das ist – was? rechts? radikal?
Rechtsradikal?
Auf keinen Fall!
Satzspiegel