Blümchenkaffee

30 06 2015

„… keine rechtliche Handhabe. Der Angriff auf die als Flüchtlingsunterkunft geplante Immobilie sei noch nicht hinreichend qualifiziert, um als fremdenfeindliche…“

„… zunächst als Volksverräter bezeichnet habe, dem man seine asoziale Judenfresse eintrete, wenn er es wage, weiterhin die Belange einer national gesinnten Oberschicht der arisch-christlichen Herrenrasse im Reichsgau Sachsen zu beflecken. Die Polizeidienststelle habe weiterhin…“

„… Aufatmen in der Bevölkerung. Die Geruchsbelästigung durch den Brandanschlag von Meißen sei wesentlich weniger als…“

„… genau zu prüfen. Im Zuge einer vereinfachten Ermittlungsarbeit gehe die Polizeibehörde von der generellen Lebensführungsschuld der fremdländischen Immigranten aus und verlange von ihnen im Zuge eines humanitären Willkommensbrimboriums nur den juristisch einwandfreien Nachweis, dass die als mutmaßliche Straftäter auch in Zukunft überhaupt nicht in…“

„… könne man einen angekündigten Brandanschlag auf eine für parasitäre Elemente geplante Unterkunft nicht strafrechtlich verfolgen, solange nicht ein rassereiner Volksgenosse durch Schaden an Leib und Leben durch landfremde…“

„… sei es wesentlich verfrüht, von einem ausländerfeindlichen Attentat zu sprechen, wenn die Unterkunft noch von keinem Bewohner aus…“

„… habe der Besitzer der Immobilie die Ankündigung eines Brandanschlages zur Anzeige bringen wollen. Der Verdacht liege nahe, dass es sich um einen geplanten Versicherungsbetrug in Tateinheit mit der Vortäuschung einer terroristischen…“

„… werde die Polizei angesichts der vielen Fälle von Terrorismus, Einbrüchen und staatlicher Kriminalität keine Kapazitäten freihaben, um einen einfachen Schadenfall an einer nur für Ausländer genutzten Immobilie zu…“

„… könne die Polizei einen Anschlag erst aufklären, wenn die terroristische Beteiligung aller Lagerinsassen von vornherein ausgeschlossen sei. Da drei Mitglieder des Wohnbereichs zum Zeitpunkt des Anschlags noch in einem Übergangslager in Niedersachsen eingesessen hätten, könne man eine generelle Straffreiheit erst in Rücksprache mit dem zuständigen…“

„… sehr schnell zurückgerudert. Der Polizeipräsident befleißige sich der alleruntertänigsten Bitte um Entsühnung, da es sich nur um eine Sachbeschädigung gehandelt habe, die vom Bundesministerium des Innern als schwerste Straftat gegen die verfassungsmäßige…“

„… sei ein Eingreifen der Polizei in die Auseinandersetzungen nicht legitim, da es sich um einen Freistaat…“

„… noch gar nicht ermittelt worden sei, ob die Angriffe von Freital und Meißen von derselben Tätergruppe hätten verübt werden können. Aus Gründen der Personalstärke, vielmehr aber aus ermittlungstaktischen Gründen wolle die Staatsanwaltschaft erst einige Zeit abwarten, um dann ein Gesamtbild des…“

„… die Einmischung der Polizei in ein schwebendes Verfahren möglicherweise zur Verfälschung der öffentlichen Meinung über die…“

„… nicht auszuschließen gewesen sei, dass neben den Ausländern auch richtige Bürgerinnen und Bürger durch die Flammen hätten bedroht werden können. De Maizière habe schnelle und unbürokratische Hilfe versprochen; so solle innerhalb weniger Wochen jedes umliegende deutsche Wohnhaus mit einem kostenfreien Schaumlöscher ausgestattet werden, um ein Übergreifen des Volkszorns auf die…“

„… staatliche Angriffe auf einen mutmaßlichen Brandanschlag geeignet seien, das Image eines als Ferienregion und für den Blümchenkaffee bekannten Landstrichs empfindlich in seiner Glaubwürdigkeit zu…“

„… die Landespolizei davon ausgehen müsse, dass es keine ausländerfeindlichen Terroranschläge gäbe, wenn man konsequent auf die Ansiedlung fremdländischer…“

„… dass die eindeutig den Nationalsozialismus verherrlichenden Parolen in Freital geschrien worden seien. Einen politischen Hintergrund für den Brandanschlag auf das Flüchtlingsheim von Meißen abzuleiten sei daher eine typisch linke Spitzfindigkeit, die Wirtschaftsflüchtlinge – obwohl keiner von ihnen auch nur lebensbedrohlich verletzt worden sei – in eine Opferrolle zu drängen, die eigentlich den von der Überfremdung in ihrer Existenz bedrohten Bürgern von…“

„… lieber erst auf die Teilnahme des Ministerpräsidenten und des Innenministers warten wolle, bevor man sich zu einer eindeutig fremdenfeindlichen Position…“





Schleierfahndung

29 06 2015

„Und das hilft?“ „Keine Ahnung, aber das ist nicht mein Problem.“ „Wir müssen doch aber…“ „Jaja, Ergebnisse. Die wollen immer Ergebnisse, aber ich kann mir diese ganzen Instrumente aus den Rippen leiern. Das bringt doch nichts!“ „Das ist doch in sicherheitspolitischer Hinsicht schon mal ein Fortschritt. Wenn es nichts bringt, hat es auch keine negativen Nebenwirkungen.“

„Laut Innenministerkonferenz brauchen wir nur die Vorratsdatenspeicherung, und schon nehmen die Einbruchdiebstähle ab.“ „Ist doch vernünftig – wer sich am Tatort aufgehalten hat, ist meistens der Täter.“ „Und wir führen ein Fahndungsinstrument ein, obwohl wir nicht einmal wissen, ob das Gesetz das Bundesverfassungsgericht passiert. Wäre ich Einbrecher, ich würde ab sofort mein Telefon zu Hause lassen oder einem Komplizen in die Hand drücken, der damit eine Stadtrundfahrt macht.“ „Auf die Idee kommt doch keiner.“ „Sie halten Einbrecher für dümmer als Innenminister? dann stellen Sie sich mal die Frage, warum es jede Menge erfolgreicher Einbrecher gibt.“

„Aber Deutschland ist doch noch immer in einer potenziellen Anschlagsgefahr.“ „Das merkt man vor allem daran, dass so gut wie nie Attentäter verhaftet und vor Gericht gestellt werden.“ „Vielleicht erledigen das die Amerikaner für uns?“ „Stellen Sie sich nicht dümmer, als Sie sind. Sie sind schließlich kein Innenminister.“ „Und wir können gar nichts dagegen tun? Haben Sie denn für die Innenmister gar keine Präventionsstrategie entwickelt?“ „Wir sollen den mutmaßlichen Attentätern die deutsche Staatsbürgerschaft aberkennen.“ „Das ist ungeheuer praktisch.“ „Fanden die Nazis auch.“ „Dann können Sie die Attentäter doch auch schneller abschieben.“ „Abgesehen davon, dass es keine Attentäter sind, sondern nur mutmaßliche Straftäter…“ „Das ist doch für die Innenminister dasselbe.“ „… verhindern diese Innenminister nach Kräften die doppelte Staatsbürgerschaft.“ „Dann haben wir auch wenige deutsche Straftäter.“ „Und wir haben weniger Straftäter, denen man überhaupt eine deutsche Staatsbürgerschaft aberkennen könnte.“ „Die Innenminister verhindern also, dass ihr Wunschvorschlag überhaupt umgesetzt werden könnte?“ „Richtig.“ „Und warum?“ „Aus Gewohnheit. Wenn Innenminister irgendwo stehen, dann dem Rechtsstaat im Weg.“

„Warum probieren Sie es dann nicht mit der Schleierfahndung?“ „Weil der Bund da nichts zu sagen hat.“ „Deshalb kann man sie doch trotzdem überall…“ „Berlin hat diesen Mist schon vor über zehn Jahren wieder abgeschafft, weil er nichts bringt.“ „Und jetzt?“ „Warten sie darauf, dass sie dasselbe mit der Vorratsdatenspeicherung machen dürfen.“

„Dabei war das doch eigentlich mal ein Mittel der Grenzkontrolle.“ „Die Innenminister erwarten eben, dass wir jetzt für die Kriegseinsätze im Innern planen, deshalb diese leichte Haltungsänderung.“ „Sie sind nicht mehr gegen den Rechtsstaat?“ „Doch, aber EU-weit.“

„Wie wäre es mit mehr Polizisten?“ „Sehe ich etwa aus, als wäre ich lebensmüde?“ „Muss man das sein, wenn man für die Innenminister arbeitet?“ „Nur wenn man solche Forderungen stellt. Für mehr Personal ist kein Geld da.“ „Was macht man denn mit dem Geld, das überhaupt noch da ist?“ „Vermutlich noch eine Vorratsdatenspeicherung. Und noch eine. Und noch eine.“ „Und das hilft?“ „Ja, gegen das Geld.“

„Was ist eigentlich aus dem Bundestrojaner geworden?“ „Keine Ahnung, ich arbeite nicht mehr daran.“ „Keine Fahndungserfolge?“ „Das Ding war wie eine deutsche Aufklärungsdrohne. Theoretisch voll funktionsfähig, keiner hat es jemals in Aktion gesehen, aber das macht nichts, denn als wir rausgekriegt haben, dass wir damit nichts anfangen können, musste das Zeug auch schon wieder von der Bildfläche verschwinden.“ „Das Geld war weg.“ „Und die staatsrechtliche Grundlage.“ „Müssen Sie denn für alle Ermittlungswerkzeuge erst die Verfassung ändern?“ „Als Innenminister wollen Sie das vielleicht. Dummerweise gibt es Artikel in der Verfassung, die Sie einfach nicht geändert kriegen. Artikel 1 zum Beispiel.“ „Und warum wird es dann trotzdem immer wieder versucht?“ „Sie haben das System nicht kapiert?“ „Welches System?“ „Dann haben Sie es nicht verstanden.“

„Wollen Sie damit andeuten, dass Sie nur dazu da sind, sich Ermittlungswerkzeuge auszudenken, die gegen geltendes Recht verstoßen?“ „Das ist nicht falsch, aber ungenau. Meine Abteilung sucht nach technischen Möglichkeiten und Verfahren, die die Abschaffung gewisser Grundrechte zur vollen Funktionsfähigkeit voraussetzt.“ „Aber dann bringen Ihre Fahndungsinstrumente doch meistens gar nichts.“ „Na und? die Grundrechte sind dauerhaft weg, was interessiert einen Innenminister da ein kaputtes Spielzeug mehr oder weniger?“ „Und was macht man damit? Terroristen jagen? oder Einbrecher?“ „Wofür würden Sie es denn nehmen?“ „Vielleicht sind da islamistische Muslime unter den Asylflüchtlingen?“ „Sehen Sie, und genau dazu gibt’s dann die Schleierfahndung.“





Grabmal der unbekannten Knalltüte

28 06 2015

„Das Europaparlament vertritt die Auffassung, dass die gewerbliche Nutzung von Fotografien, Videomaterial oder anderen Abbildungen von Werken, die dauerhaft an physischen öffentlichen Orten platziert sind, immer an die vorherige Einwilligung der Urheber oder sonstigen Bevollmächtigten geknüpft sein sollte.“ Oder einfacher ausgedrückt, die Leistungsschutzlobby hat ein neues Spielzeug. Diesmal sind es öffentliche Gebäude, für die die Öffentlichkeit zahlen soll. Vermutlich wollen sie nur den Architekten des Kölner Doms vor dem Verhungern bewahren. Der EU-Terrorist, der diese Subventionsmaßnahme für Abmahnanwälte in die Maschinerie geschoben hat, wird sicher zeitnah – öffentliche – Verehrung genießen, und wir werden darauf verzichten, das Grabmal der unbekannten Knalltüte auch noch zu fotografieren. Alle weiteren Gründe, warum man dieses Pack, das Europa zerstört, mit dem Gewehrkolben voran aus dem Parlament prügeln sollte, wie immer in den Suchmaschinentreffern der vergangenen 14 Tage.

  • vulgärpsychologie: Wir nennen es sonst immer Innenministerkonferenz.
  • pflaumenpfingsten: Der Tag, an dem die Politik nicht jede wackelige Korrelation für eine kausale Beweiskette hält.
  • anbieterbindung telekommunikationsfirmen oettinger: Die Telekom kriegt ihr intellektuelles Hohlmantelgeschoss nicht von der Backe.




In fünf Zeilen um die Welt. Limericks (CCXLVIII)

27 06 2015

Dass Farah, die kürzlich in Pınarkent
im Dirndl erschien, dass der Senner rennt,
fand dieses zwar reizend,
mit Reizen doch geizend
war sie, die deshalb doch die Männer kennt.

Freund Simjon war in Negotino
ein Stammgast im örtlichen Kino.
Er trug feinen Zwirn, doch
sein einfältig Hirn noch
befand, er sei wie Valentino.

Abdülkadir ritt einst in Kapı
um Gold. Er erlitt eine Schlappe,
das Pferd riss die Stangen.
Was sollt er anfangen,
das Tier nahm’s nicht auf seine Kappe.

Marisa aus A Ver-o-Mar
erkannte: es droht ihr Gefahr.
Sie hatte zwölf Truhen
Mit sämtlichen Schuhen,
von gelben besaß sie kein Paar.

Dass Aykut sich jüngst in Pozantı
des Onkels annahm und der Tante,
war sachlich begründet.
Die Tochter, die findet
er dort, da er sie länger kannte.

Fulgencio sagt man in Cabure,
er soll von der Post eine Fuhre
Pakete ausfahren.
Die liegt dort seit Jahren
herum. Meist ist dies jetzt Retoure.

Dass Burak beim Lauschen in Sur
gehört, seine Frau tut ’nen Schwur,
das hat ihn erschüttert.
Gefahr er nun wittert,
da er, was sie schwor, nie erfuhr.





Gernulf Olzheimer kommentiert (CCXCII): Sandmännchen-TV

26 06 2015
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Der Tag war hart an der westlichen Felswand, die Jagd war hart auf der großen Ebene gleich hinter der westlichen Felswand, das Leben bot seine Gefahren nach und in Bezug auf die Jagd auf der großen Ebene hinter der westlichen Felswand, die manche Überlebensmöglichkeit bot, wohl aber auch Stress und neurologische Schädigungen, kleine und große Wehwehchen, Not, Migräne, Verzweiflung, Zahnfleischbluten, Burnout, verstauchte Zehen und komplizierte Gesichtsschädelfrakturen. Zunächst erfanden die älteren Frauen die Märchen, in denen zwei vernachlässigte Kinder ihre degenerierten Sippenältesten in den Backofen schoben oder Stiefmütter mit Hilfe gecasteter Schwiegersöhne zu Tode gefoltert wurden. Zum Schluss siegte das Gute, die Feinde kriegten aus Maul, und mit dem langsam sinkenden Adrenalinspiegel wiegte sich auch die Sippe in den Schlaf. Alles senkte die Lider und alles war gut. Das Sandmännchen war da.

Dummerweise heißt das Sandmännchen heute Günther Jauch und schwiemelt der Nation Dünnsinn in den Apparat, dass die Synapsen einzeln eine Eingabe auf begleiteten Suizid in die Post schmeißen. Dazu rülpsen die moderierenden Modelpüppchen sämtlicher Matschdistributoren fleißig Unsinn in die Gegend, da ihnen ohne die reiche Apanage des medialen Dreckrandes eine raison d’être fehlte, ach was: das Leitmotiv, warum sie noch nicht in den Sack gehauen haben und als Müllkutscher sinnvoller unterwegs sind. Noch wirft die Magenschleimhaut Blasen, die leichte Grundübelkeit mischt sich mit dem Erschlaffen der Gesichtsmuskulatur, ein sanftes Kribbeln in den Zehen verrät die mangelnde Durchblutung, und während man einen Anstieg der körpereigenen Drogen bemerkt und lustige Farben riecht, driftet das restliche Bewusstsein ab in einen schrägen Albtraum aus Politmagazin, Quizshow, Check-Sendung und investigativer Geschichtsdoku mit Hitlers Fußpflegerin. Kurz vor dem Platzen des Schädels bemerkt der Zuschauer, dass er sich den ganzen Müll nicht eingebildet, sondern tatsächlich gesehen hat, simultan sogar, wenn auch nicht auf einem Sender. Es ist, als söffe man Rotwein, Sekt, Schnaps und Terpentin durcheinander, weil man vom Bier allein nicht müde würde. Das Ergebnis ist ein komatöser Vollrausch.

Und genau der scheint gewollt zu sein. Jedes einzelne dieser Formate wäre eine Nulldiät für den Hirnfresser. Der visuelle Schmodder verklebt die Poren und schaltet auf Delta-Wellen um, wie hörbarer Bauschaum, der noch nach dem Zuklappen der Lider in den Neocortex suppt und mählich verknöchert, was da oben wehrlos wabbelt. Mit der Nullinformation von weißem Rauschen fräsen sich Mantren in die Schaltzentrale rein und wiederholen die wiederholte Wiederholung, die in vorausstolperndem Gehorsam bereits auf tiefe Frequenzen schaltet – nach dem zehnten Durchgang der pseudoalarmistischen Verbrauchersendung hat der dümmste Depp langsam gerafft, dass abgepackte Salate selbsttätig verkeimen und Typen, die in der Werbung fliegen können, in Wirklichkeit der Schwerkraft unterliegen, aber hier kommt schon der elfte, und irgendwo hat er mit Günther Jauch zu tun, wenn auch nicht aus qualitativen Gründen.

Der von neoliberal induziertem Stress gebeizte Arbeitnehmer leidet unter dem Rückgang der Gesundheitsleistungen: Valium auf Rezept war gestern, um sich die Birne wegzuknipsen reicht meist nicht mehr die Kollision mit der Tischkante, aber ein halbes Stündchen Sandmännchen-TV, und schon hallt das Vergessen durch den Schädel. Der Daumen tastet fahrig auf der Fernbedienung, aber das macht nichts, denn irgendwo plärrt immer eine Regierung gegen die Griechen, irgendwo steigern sich tapfere Journalisten in die Beweisführung hinein, dass Banken nur existieren, um öffentliche Gelder in Rauch aufgehen zu lassen, dazwischen erzählt sich kurz die Geschichte der Blitzkriege noch einmal kurz durcheinander, eine Hausfrau rät mit Telefonjoker, Jauch wird Millionär, die Pleiten-Show mit Deutschlands krasseste Show-Pleiten leiert eine Sonderausgabe mit Merkels dümmsten Regierungserklärungen runter, XY ist immer noch ungedöst, Erdbeerjoghurt ohne Erdbeeren, die Maut kommt, die Russen auch, Erdbeerjoghurt ohne Joghurt, Europa ohne Euro, Euro ohne Europa, Opa ohne Russen, Russen ohne Merkel, Merkel ohne Griechen, Superman kann fliegen, Schäuble nicht rechnen, nichts wäscht weißer als die Landesbank, Börsennachrichten und andere Aussetzer, Kochen im Zoo, und eine Sekunde vor dem Aufwachen kommt dann Hitler selbst. Oder Günther Jauch. Und es ist noch nicht raus, was ekliger ist. Wenn überhaupt.





Unter Kontrolle

25 06 2015

„Das hat natürlich auch keiner ahnen können. Wie sollte auch jemand auf den Gedanken kommen, dass diese Leute etwas gegen die SPD haben? Ich meine, Berlin ist groß, da gibt es viele unterschiedliche Menschen, und manche sind nicht so sehr friedlich, aber wie soll man denn ahnen, dass die etwas gegen uns als SPD haben? Ich meine, nur weil sie das Willy-Brandt-Haus in die Luft sprengen?

Es ist doch auch gar nicht das Willy-Brandt-Haus, es sind nur die obersten Etagen. Also da, wo sowieso nicht gearbeitet wird, weil die ganzen Arschlöcher viel zu fett sind, bis nach oben zu laufen? Ich meine, wer wollte denn die Paternoster abschaffen?

Das Problem ist, wir haben schon überall herumgefragt, ob jemand einen kennt, der einen kennt, der einen kennt, der möglicherweise an einer Attentatsplanung beteiligt gewesen sein könnte. Was soll ich Ihnen sagen, wir haben so gut wie nichts in Erfahrung bringen können in den sozialen Medien. Kann natürlich auch daran liegen, dass wir das Online-Konto von Otto Schily dazu benutzt haben. Da kam so gar kein Feedback.

Keine Ahnung, echt nicht. In den Trümmern haben wir den Personalausweis – mit Chip! ein echter Franco-Ausweis, und den haben wir als Antifaschisten eingeführt, ist das nichts? – von Sigmar Gabriel gefunden und den Führerschein, die Gesundheitskarte und eine Packung Wurst. Ich meine, total unglaubwürdig. Total! Würde Sigmar Gabriel am Tatort eine Packung Wurst zurücklassen? Das ist doch eine billige Fälschung – Gabriel würde die Wurst fressen, die Verpackung wahrscheinlich gleich mit!

Immerhin war die Polizei gleich zur Stelle. Bei Straftaten, in die Linke verwickelt sein könnten, haben die es eilig. Ich meine, nicht wir. Die Täter halt. Und da wir hier keine Asylanten einquartiert haben, gab es auch keinen Grund, die Ermittlungen wegen unvorhergesehener Unlust plötzlich abzubrechen.

Vermutlich haben wir alles unter Kontrolle, aber ich habe noch gar nicht nachgesehen. Zumindest noch nicht so genau. Die haben uns am Ende noch das Ergebnis der nächsten Bundestagswahl aus dem Panzerschrank geklaut. Man weiß ja nie.

Wir haben alles abgesucht, aber nichts – keine einzige E-Mail im ganzen Saarland, dabei soll das doch größer sein als ein Fußballfeld? in Bremen auch nichts, und Sachsen haben wir vorsichtshalber gar nicht erst untersucht. Wobei nicht ganz klar war, ob es jetzt gesetzliche Vorschrift ist, seine Attentate im Internet anzukündigen. Ich meine, wenn der Verfassungsschutz das macht, wieso sollten das dann andere nicht tun? Die deutschen Straftäter sollten sich mal überlegen, ob sie ein wenig kooperativer sein könnten – das macht im Falle einer strafrechtlichen Verfolgung gleich ein ganz anderes Bild!

Die haben ja nicht einfach eingebrochen bei uns – als wenn es bei der SPD etwas zu holen gäbe! – sondern die haben sich hier widerrechtlich Zutritt verschafft und… also doch Asylanten? Glaube ich nicht. Der letzte Flüchtling, den wir nicht rechtzeitig rausschmeißen konnte, war doch Willy Brandt selber?

Die halten sich nicht an die Spielregeln, das ist es! Ein anständiger deutscher Terrorist würde doch jetzt twittern oder alle paar Minuten ein Selfie schießen oder wenigstens bei Facebook schreiben, dass er gerade das Willy-Brandt-Haus in die Luft jagen will? Haben denn die Deutschen überhaupt keinen Anstand mehr? Das kann man doch nicht so heimlich und sozial losgelöst machen wie die Agenda 2010! Das schreit doch nach Transparenz!

Nein, keine Spur. Absolut nichts, nicht mal Fingerabdrücke. Die sind doch imstande und schalten noch ihre Telefone aus, nur weil sie denken, dass wir sie überwachen. Ich meine, wenn Sie mich fragen, das ist doch nicht mehr normal.

Ich meine, es hilft ja nichts. Wirklich nicht, und wir haben die Vorratsdatenspeicherung schon mitgetragen, da kann man von uns eigentlich erwarten, dass wir für die nächsten paar Jahre das Grundgesetz respektieren, wo es nicht anders geht. Aber wenn Sie meinen, dann machen wir das natürlich. Falls mal wieder jemand auf den Gedanken kommen sollte. Man weiß ja nie.

Wie, in jedem Keller? das geht? Naja, mich dürfen Sie das nicht fragen, wir sind ja davon auch wieder ausgenommen, aber alle deutschen Keller zu überwachen, und das auch noch mit automatischen Videokameras, das stelle ich mir schon sehr schwierig vor. Und dann das zugehörige Gesetz, dass man im Keller nicht das Licht ausmachen darf. Wenn wir das durchsetzen, ich meine, wer will denn ahnen, dass die Leute etwas gegen uns haben?“





Hit the road, Jack

24 06 2015

Offenbar geht bei manchen deutschen Fabrikaten der Trend zum Außenbordmotor – und der sportliche junge Mann möchte kurz vor dem Überholvorgang noch schnell nachschauen, ob die Zylinderkopfdichtungen auch ordentlich montiert sind. Immer gut für eine Überraschung, der Freitagstexter.

Womit wir auch schon bei der Preisverleihung sind, die diesmal enorm schwierig wird ob der Menge und thematischen Vielfalt der Beiträge. Selten hat ein Bild so viele Assoziationen geweckt. Bahn frei, wir geben Gas!

Beginnen wir mit Motorspott, sozusagen. Mr. Spott setzt einen soliden linken Haken und sichert sich im Rennen um die beste Bild-Auslegung den bronzenen Beiwagen.

Da sage mal jemand, dass der Motorsport nicht seine Anhänger hat.

Einen der bekannten Massenstarts legt der Wortmischer vor, alle gut in der Kurve, in der Entscheidung um den Zieleinlauf ein sehr enges Feld, und da setzt sich einer ab und geht ins Ziel mit Bronze Silber. Tiefenentspannt.

Im ADAC-Test: Selbstfahrende Automobile erlauben Entspannungsgymnastik auch während der Reise.

Über die Musik im Finale könnte man streiten. Driver’s Seat? Baby, you can drive my car? Race me down? Ich halte mich da auch lieber raus.

Wir haben eine Siegerin. Die Konkurrenz entscheidet, und sie entscheidet die Konkurrenz. Spätlese trocken weiß, dass man als Männchen nur mit einer gesunden Imponiergeste das Rennen macht. Gold!

Soll sie doch mal sehen, was sie davon hat. Gegen den Motorradfatzke komm ich ja wohl locker gegen an!

Herzlichen Glückwunsch! Die Siegerin lässt den Pokal gerade mit quietschenden Reifen abtransportieren – und bei Spätlese trocken geht’s am 26. Juni weiter. Achtung in der Kurve!





Gutenabendland

24 06 2015

„… nicht mehr mit der Überfremdung durch zahlreiche nicht der Rasse zugehörige Flüchtlinge abfinden wolle. Die Bewegung wolle den Freistaat Sachsen komplett von der leider noch durch gutmenschliches Demokratentum…“

„… dass Bachmann als Staatsoberhaupt der autonomen Reichsbürgerrepublik Deutschland (RRD) zur Verfügung stehe. Zwar wolle man eine Ausdehnung der freiheitlichen Deutschen über die Grenzen des sächsischen Staates erreichen, könne aber im Vorfeld auch eine…“

„… sich lediglich die Stadt Freital bereit erklärt habe, den Autonomen ein Grundstück für ihren nationalen Widerstand zu überlassen. Bedauerlicherweise könne man den ausländerfeindlichen Bürgermeister wegen einer staatsrechtlichen Formalität nicht sofort als präsidialen…“

„… doch Bachmann bestimmt werden müsse. Die Gründungsversammlung der Republik Abendland habe daher ihren Lauf…“

„… als erstes Gesetz die Ausweisung aller nicht christlich-abendländisch orientierten Bevölkerungsgruppen verkündet habe. Zwar sei die Republik für alle Personen offen und biete auch Verfassungsschutz zur Durchsetzung der Religionsfreiheit. Dennoch wolle man keine…“

„… die Demonstrationen zu einem festen Bestandteil der Abendrepublikanischen Kultur zu machen. Der Republikanische Reichsrat, der aus Lutz Bachmann bestehe, genehmige dem Revolutionsführer Bachmann, eine Demonstration auch in den Nachmittagsstunden zu…“

„… könne der Abendländische Reichsbürgertag das Islamisierungsverhinderungsgesetz zwar verabschieden, es fehle jedoch an Muslimen, um eine wirksame…“

„… sich Ibrahim Z. (60) abgeboten habe. Der Religiöse erzählte schon einmal von den Unterschieden zwischen Korb- und Lippenblütlern, was Korb und was Kleinkram ist. Er habe jedoch um eine Ausreisegenehmigung in den Freistaat…“

„… ein Gesetz zu verabschieden, das Straftätern die Einreise ins Abendland verwehre. Damit sei Bachmann jedoch verhindert, Staatsbesuche zu unternehmen, da er dazu nach dem Überschreiten der Grenze wieder zurück ins…“

„… angekündigt habe, eine Demonstration über den Hinterhof der Republik zu veranstalten. Zwar seien auch dort keine Muslime, aber die islamkritische Kundgebung könne dadurch auch ohne jegliche Störung…“

„… werde die Republik auf eine eigene nationale Armee verzichten. Im Bedarfsfall könne man jederzeit auf die Polizei von…“

„… den ersten Staatsbesuch. Frauke Petry sei als befreundetes Ausland ohne ein Visum direkt in den…“

„… zu einem schweren Unfall. Der Führer habe sich versehentlich einen größeren Teil des Oberlippenbartes anrasiert, was durch eine längere Festungshaft…“

„… man den Mitgliedern der AfD qua Verordnung automatisch den Diplomatenstatus…“

„… in keinem Zusammenhang, aber der Präsident wolle vor seinem Mittagschlaf unbedingt mit Fegelein…“

„… angeboten habe. Der Führer werde daher ab sofort in einem offiziellen Papier als Kim-Il-Lutz…“

„… einen Asylanten bei sich aufnehmen werde. Die Person sei sächsischer Abkunft, man könne also… mit erhöhter Wahrscheinlichkeit von einem arischen Ursprung…“

„… niemals darauf eingelassen habe, da außerhalb Sachsens teilweise Deutsch, außerhalb Deutschlands teilweise nicht mehr Deutsch gesprochen werde. Die Integration sämtlicher Ausländer in ein Deutschland in den Grenzen von 1949 sei daher besonders…“

„… keine ausländischen Devisen nehmen müsse. Die Euromünzen in Bachmanns Geldbörse seien daher zwar nicht automatisch wertlos, sie verlören jedoch auf dem Gebiet des Abendlandes sofort ihre…“

„… der sächsische Asylant wieder ausgewiesen werden müsse, da er zuvor an Kundgebungen für den Klassenfeind…“

„… alle Pizzaboten im Umkreis von Freital ein Handelsembargo mit der Republik beschlossen hätten, da es keine…“

„… es in der Republik keine Banken gebe, was nicht heiße, dass eine Staatsverschuldung nicht existiere. Die Forderungen gegen die Vertreter des Staatsrates beliefen sich laut Inkassounternehmen insgesamt auf über…“

„… einen Fachkräftemangel prognostiziert habe. Bachmann sei die einzige Person im erwerbsfähigen Alter, die nicht durch Transferleistungen ernährt werde. Er weigere sich jedoch, die notwendigen Erwerbsarbeiten im Abendland selbst zu…“

„… um den Einmarsch militärischer Kräfte gehandelt habe. Unabhängige Beobachter jedoch seien der Ansicht, die Polizei habe rechtmäßig zur Aufklärung des Einbruchdiebstahls Bachmann in Gewahrsam genommen und ihn auf der Wache in Freital einer erkennungsdienstlichen Behandlung…“





Keinkindergeld

23 06 2015

„Jetzt regen Sie sich mal nicht so auf, Frau Merkel. Früher oder später sind Sie auch weg vom Fenster – ich sag’s ja nur, also nicht, dass Sie keiner gewarnt hätte! – und dann muss einer das Ruder von Ihnen übernehmen. Und wozu haben Sie schließlich die Junge Union?

Sie sehen das wieder viel zu negativ, Frau Merkel. Keiner spricht hier von Strafmaßnahmen, wir wollen nur den Bürgerinnen und Bürgern einen Anreiz bieten, Kinder zu kriegen. Also muss man ihnen ein bisschen auf die Füße treten, damit sie sich endlich mal wieder ordentlich fortpflanzen. Sonst kriegen sie halt Ärger. Hat doch bei den Arbeitslosen bisher auch immer gut geklappt.

Ich weiß, was Sie meinen; die einen kriegen Kindergeld, und wer keine Kinder hat, kriegt halt keins. Natürlich haben Sie ganz recht, Frau Merkel, wir zahlen doch denen kein Kindergeld, die keine Kinder haben! Aber wir brauchen einen stärkeren Anreiz, das verstehen sie doch auch? Wenn man keine Kinder kriegt, warum bezahlt man dann nicht dem Staat umgekehrt Keinkindergeld? Ich meine, ist das denn jetzt argumentativ so komplex? Gut, es ist bekloppt. Aber was Pofalla und de Maizère so von sich geben, löst ja bei anderen Leuten auch akute Migräneanfälle aus.

Es ist richtig, dass CDU-Familienpolitik heißen muss, Familien mit Kindern stärker zu entlasten. Schon wegen der sozialen Ausgewogenheit. Aber das bedeutet doch auch wieder, dass wir sehr viel Geld ausgeben. Sehr viel Geld, das uns auf der andern Seite wieder fehlt, und das sage ich nicht nur, weil wir gerade von schwierigen Aufgaben in der Landesverteidigung stehen und weil ich noch ein paar Jahre habe, bis ich im Bundestag sitze, und bis dahin sollten die Abgeordnetenbezüge noch mal kräftig zugelegt haben. Wir müssen wieder ein Solidargefühl entwickeln, Frau Merkel. Und Solidargefühl, Frau Merkel, das entwickelt der Deutsche doch am ehesten, wenn er für eine Sache zahlen darf.

Die Kitas werden gerade bestreikt, Frau Merkel. Die Schulen sind ein Hort des Bildungsmangels geworden, die Kinderspielplätze – haben Sie in den letzten Jahren mal einen Kinderspielplatz gesehen? oder ein Jugendzentrum? Ist doch kein Wunder, wenn die, die es nicht bis in die Junge Union schaffen, zu den Kommunisten gehen oder gleich zur SPD. Wir müssen doch unseren Nachwuchs auch fördern, oder sehe ich das falsch? Eben, Frau Merkel. Und deshalb muss man wieder Solidargefühl entwickeln. Also entwickeln lassen. Wir sind ein Solidargefühlentwicklungsland, und als solches kann man auch von Eltern verlangen, dass sie für ihre Kinder ganz direkt die Schulen und Kitas und Spielplätze bezahlen. Und im Gegenzug bekommen Sie halt Kindergeld, als staatliche Anerkennung. Das ist dann quasi kostenneutral, und wer keine Kinder hat, wird zwar nicht direkt benachteiligt, aber ob das indirekt auch stimmt, ist uns dann eigentlich egal. Hauptsache, wir tun da etwas, und es gibt wieder ein staatliches Instrument, das man je nach politischer und Haushaltslage –

Frau Merkel, das ist doch ganz einfach. Bei der Maut hat die Erstattung der Kraftfahrzeugsteuer doch auch nichts mit der Finanzierung unserer Bundesautobahnen zu tun. Gut, die Maut an sich auch schon nicht, aber darüber will ich hier nicht auch noch diskutieren.

Oder Mütterrente, noch so ein Sozialfall. Nein, nicht so, aber es ist doch sozial ein – Frau Merkel, jetzt lassen Sie mich das doch mal auf den Punkt bringen! Wenn Sie kinderlos sind – ich werde überhaupt nicht persönlich, Frau Merkel! Aber kein bisschen, das macht höchstens die Opposition! Wenn Sie kinderlos sind, dann bezahlen Sie die Mütterrente nämlich mit, und das Betreuungsgeld, und das Kindergeld, und so sieht’s ja aus. Ist das gerecht gegenüber denen, die es sich leisten können?

Meine Güte, hier will doch niemand was mit Abkindern einführen, Frau Merkel! Sie hatten das doch selbst, und das hat ja schon damals im Sozialismus nicht geklappt.

Was wollen Sie denn schon wieder mit der Ehe? Die Diskussion hatten wir doch gerade, das ist doch völlig – Frau Merkel, lassen Sie uns doch hier nicht noch ein Fass aufmachen. Der Wahlkampf kommt früh genug.

Dann fassen Sie es doch als Lehrgeld auf oder als Vermögensumschichtung. Gerade junge Menschen, die gerade erst ihre Ausbildung abgeschlossen haben und seit wenigen Jahren in Praktika oder atypischen Arbeitsverhältnissen stecken, die können sich doch Kinder gar nicht leisten. Das wäre ein viel zu hohes Risiko, weil ihnen dann die Verarmung drohen könnte, gerade als Alleinerziehdende. Da ist es doch besser, wir nehmen ihnen noch so ein kleines bisschen Geld weg, damit sie gar nicht erst in Versuchung geraten, eine Familie zu gründen. Ist doch total clever, oder?

Dann ist das eben nicht clever, aber was sollen wir denn machen, Frau Merkel? Wir brauchen eine vernünftige Finanzgrundlage für die nächste Wirtschaftskrise, und da es Deutschland ja gerade wirtschaftlich so gut geht, müssen wir doch ein Instrument, dass den Bürgerinnen und Bürgern einen Anreiz bietet, sich solidarisch sowie in Eigenverantwortung für die Sicherung ihrer –

Steuererhöhung? Ja, oder so, Frau Merkel.“





Hier, na – !

22 06 2015

05:44 – Der Vizekanzler schreckt hoch. Hatte er vergessen, den Wecker zu stellen? Er wartet nicht auf den Ton der Signaluhr, sondern stürmt sofort in die Küche, um die Kaffeemaschine anzustellen.

05:45 – Enervierendes Fiepen vom Nachttisch lässt keinen Zweifel: Gabriel hatte nicht vergessen, den Wecker anzustellen. Er hat nur vergessen, ihn auszustellen.

05:47 – Das Zähneputzen geht heute ein bisschen langsamer, denn der Wirtschaftsminister hatte wieder einmal nicht daran gedacht, die elektrische Bürste am Vortag auszuknipsen. Die Batterien sind neu, nur der Saft ist weg. Irgendetwas lässt ihn an seine Partei denken, ihm ist nur gerade entfallen, was das ist.

06:01 – Jetzt fällt ihm wieder ein, warum seit drei Minuten Sturm geklingelt wird: Gabriel muss ins Ministerium, obwohl Montag ist. Immer diese unvorhergesehenen Ereignisse.

06:03 – Die junge Dame mit dem Kleinwagen fühlt sich unangenehm berührt, als der Parteivorsitzende sich hin plötzlich neben sie quetscht. Minuten später fällt ihm wieder ein, dass er seinen eigenen Dienstwagen hat, der direkt vor seiner Haustür steht.

06:29 – Auf dem Weg ins Kanzleramt poltert Gabriel ins Autotelefon, dass er die Atommüllkonzerne sofort dem Erdboden gleichmachen werde, wenn sie nicht sofort hüpfen wollen. Zeitnah fällt ihm ein, dass sein Fahrer ihn zuvor von einem schweren Defekt der Fernsprechanlage unterrichtet hatte. Er telefoniert aus persönlichen Gründen für den Rest der Fahrt mit dem Papst, Prinzessin Lillifee und Angela Merkel.

07:04 – Gabriel marschiert im Stechschritt ins Kanzleramt ein. Sein Fahrer geleitet ihn mit freundlichen Worten wieder zum Auto.

07:32 – Der Vize erscheint gerade noch pünktlich, um sein Grußwort bei der nigerianischen Wirtschaftsdelegation zu verlesen. „Sehr geehrte Damen“, beginnt er, „sehr geehrte Herren, lieber Neger.“

08:13 – Die Einladung der ostdeutschen Landsleute, wieder einmal im herzlichen Einvernehmen über die Entwicklung der deutschen Gesellschaft zu diskutieren, kommt etwas plötzlich. Der Vorsitzende erinnert sich überhaupt nicht, je eine Gruppierung wie PEGIDA gesehen oder gehört zu haben.

08:48 – Die DAX-Vorstände schicken Gabriel ein Fax: mit dem Mindestlohn drohe Deutschland bereits in den kommenden Tagen der Ruin. Fünf minderjährige Prostituierte aus Vietnam seien für einen Vorstandsvorsitzenden noch bezahlbar, daneben ein Lamborghini und ein Zentner Kokain, dann müsse er wieder eine ganze Stunde lang auf seine Kohle warten. Der Sozialdemokrat kann sich nicht erinnern, den Proletarierschweinen je so etwas wie Geld versprochen zu haben.

09:23 – In der Post kommt Gabriels aktueller Rentenbescheid. Gut, dass er mit gezielter Parteiführung dafür Sorge getragen hat, nicht bis 63 erwerbstätig sein zu können.

09:40 – Probeaufnahmen für den wöchentlichen BILD-Artikel. Die Fotografin geht enttäuscht aus dem Ministerbüro. Gabriel hat wieder einmal vergessen, sich 18 auf die Schuhsohlen zu kleben.

10:22 – Den Wirtschaftsminister quält ein unangenehmes Gefühl beim Sitzen. Nach dem Urteil der eilig einberufenen Expertenkommission leidet er unter Rückgrat. Mehrere erfahrene Genossen klopfen ihm aufmunternd auf die Schulter. Sie sagen ihm, in der guten alten SPD gehe das irgendwann von selbst wieder weg.

10:59 – In seinem Veranstaltungskalender entdeckt Gabriel eine Feierstunde der Bundespartei. Er schreit seinen Referenten an, weil der ihm keine Festrede geschrieben hat. Der Referent macht ihn darauf aufmerksam, dass es sich um eine Veranstaltung im Konrad-Adenauer-Haus handelt. Gabriel feuert den Referenten.

11:05 – Endlich erreicht Merkels Stellvertreter jemanden im Kanzleramt. Er fragt, ob er den Herrn Bundeskanzler sprechen könne. Herr Schröder, teilt ihm die Telefonstimme leicht irritiert fest, sei schon länger nicht mehr im Haus gesehen worden. Gabriel legt frustriert auf. Nicht einmal seinen Namen können sich diese Leute merken.

11:24 – Pressevertreter erkundigen sich nach dem Stand der Finanzkrise in Griechenland. Der Wirtschaftsminister bittet um ein kurzes Update seit 2005. Er ist dann wieder im Bild und überlegt sofort, ob man der griechischen Regierung nicht einen Kredit geben könnte.

12:02 – Die neue Arbeitsmarktstatistik trifft ein. Angesichts der immer weiter steigenden Zahl der Arbeitnehmer in untypischen Beschäftigungen beschließt Gabriel, der CDU eine Nachricht zu schreiben, in der er sie für die unmenschlichen Arbeitsmarktreformen während der Koalition mit der FDP zur Rede stellen will.

12:40 – Der Fachkräftemangel ist auch in der Reinigungsbranche angekommen. Gabriel überfliegt kurz die Zahlen und teilt der Arbeitsministerin per Fax mit, dass dies Problem mit der Vorratsdatenspeicherung schon längst gelöst worden wäre.

12:43 – Zufällig anwesende Journalisten werden gedrängt, auf dem Gehweg vor dem Ministerium zu warten, bis der Vizekanzler das Haus verlässt und grußlos an ihnen vorbei schreitet. Er ist jetzt in einigen Nachrichtensendungen, vorausgesetzt, Lettland und Vanuatu zeigen Sigmar Gabriel.

12:59 – In Hessen hat es in einem Chemiewerke eine leichte Explosion gegeben. Nach Rücksprache mit dem Justizminister ist Gabriel der Ansicht, dass ein Terroranschlag nicht ausgeschlossen werden kann.

13:07 – Laut hessischer Landespolizei hat es sich bei der Explosion lediglich um den Zusammenstoß zweier leerer Kesselwagen gehandelt, es entstand nur leichter Blechschaden. Eine konkrete Gefährdung der Bevölkerung bestand zu keinem Zeitpunkt. Auf die Rückfrage der Kanzlerin, wer die Geschichte mit dem Terroranschlag in die Welt gesetzt hat, lässt Gabriel aus Überzeugung dem Kollegen Maas den Vortritt.

13:50 – Immer mehr Akademiker müssen nach ihrem Hochschulabschluss in fachfremden Berufen arbeiten. Um sich auf die nächste Generaldebatte im Deutschen Bundestag vorzubereiten schreibt der Wirtschaftsminister eine Rede, in der er die zu schnelle Umsetzung von TTIP für dieses Problem verantwortlich macht.

14:01 – Tief betroffen nimmt der große Arbeiterführer teil an einer Mahnwache für die Opfer der Spitzensteuersätze. In einem sehr intimen Moment beschließt er, diese Schmach an den Leistungsträgern mit noch mehr Ausnahmen beim Mindestlohn zu tilgen.

14:43 – Gabriel ist der Ansicht, laut Maas müsse sich auf jeden Fall um eine islamistische Drohne gehandelt haben, schon des Knalls wegen. Er meint dabei ausnahmsweise nicht seinen.

15:22 – Eine Einladung national gesinnter Dresdner zum gemeinsamen Spaziergang muss Gabriel aus Zeitgründen verschieben. Um das Interview mit BILD schnellstmöglich nachzuholen, empfiehlt er, den Genossen Sarrazin als Gastredner zu empfangen.

15:39 – Die Ergebnisse der letzten Sonntagsfrage sind da. Die SPD verliert in einigen Großstädten erdrutschartig und büßt in den Flächenstaaten bis zu zwei Drittel ihrer Stimmen ein. Der Vorsitzende frohlockt: mit der Union hat seine Partei immer noch eine absolute Mehrheit.

15:58 – Gabriel fordert die Regierung auf, mehr für die Flüchtlinge aus Afrika zu unternehmen. Auf den Hinweis seiner Bürokraft, dass er als Vizekanzler in der Regierung sitzen würde, um die angemahnten Maßnahmen selbst umsetzen, führt zu einen längeren Tobsuchtsanfall. Danach beruhigt sich der Vizekanzler, da er sich nicht mehr an den Anlass erinnert.

16:16 – Der Bundesparteitag will geplant werden. Gabriel fragt zur Sicherheit vorher, um welchen es sich handelt.

16:49 – Die Dresdner weisen das Ansinnen der Sozialdemokaten entschieden zurück, da Sarrazin ihrer Ansicht nach politisch extreme Äußerungen tätigen würde. Gabriel ist empört. Als Kommunisten würde er seinen alten Parteifreund nie bezeichnen.

17:10 – Im Gespräch mit der Generalsekretärin stellt Gabriel fest, dass den Sozialdemokraten die Regierungsfähigkeit rapide verlustig geht. Ihn stört das nicht, es kommt ihm höchstens auf Mitregierungsfähigkeit an, da er sonst den eigenen Müll dieser Legislaturperiode beseitigen müsste.

18:20 – Bei der Neueröffnung eines Berliner Fünf-Sterne-Hotels hält Gabriel eine kleine Rede, in der er die Bedeutung der Wirtschaftselite für die Globalisierung des Finanzkapitals herausstreicht. Daneben nimmt er einen kleinen Imbiss ein, ein halbes Spanferkel mit gemischtem Salat. Die von ihm angestrebte Summe an Nebeneinkünften für diesen Tag ist damit erreicht.

18:55 – Gabriels Fahrer erhält einen Strafzettel für mehrmaliges Überfahren roter Ampeln. Er behauptet, er habe dies zwar aus eigener, freier Entscheidung so getan, sei aber dennoch dem Parteivorsitzenden gefolgt. Der Parteivorsitzende steckt das Ticket zu den anderen, die er am Ende der Woche Heiko Maas auf den Schreibtisch legen lässt.

19:25 – Nochmals ermahnt Gabriel die Regierung, ihre Regierungsfähigkeit nicht aufs Spiel zu setzen. Sollte die Bundesregierung nicht wie vorgesehen regieren, droht er mit seinem sofortigen Rücktritt und anschließenden Neuwahlen.

19:26 – Merkel schickt eine SMS: „Mach doch!“

20:12 – Der BILD-Artikel kommt zum Probelesen. Foto und Text sind aufgemacht, als würde ein krakeelender AfD-Funktionär rechtspopulistischen Unfug absondern. Gabriel ist sehr zufrieden mit sich.

21:00 – Der Wirtschaftsminister warnt noch einmal eindrücklich vor der Einführung des Euro und besteigt dann seinen Dienstwagen.

21:35 – Der Fahrer von Gabriels Auto wird nochmals angehalten, da aus dem Kofferraum eine Hand ragt. Das Strafmandat geht als Serviceleistung der Berliner Polizei unmittelbar ins Bundesjustizministerium.

22:21 – Vor dem Schlafengehen prägt sich Sigmar Gabriel noch schnell seinen eigenen Wikipedia-Eintrag ein. Die flüchtige Kontrolle im Spiegel legt nahe, dass er doch nicht Markus Söder ist. Verwirrt steigt er ins Bett, grübelt noch ein bisschen und vergisst dann, warum er dort liegt. Darüber schläft er ein.