Gernulf Olzheimer kommentiert (CCXCVII): Die schweigende Mehrheit

31 07 2015
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Wes das Großhirn übergeht, des quarrt offenbar der Ausscheidungsapparat verbalen Sondermüll in die Umgebung. Anders ist nicht zu deuten, wie die Menge an geistig überforderten Bodenturnern sich beim Sturz auf den Hinterkopf die Nase in den Cortex rammt. Der Schnalzapparat macht Aufruhr, aber en interessiert das außer den Interessierten? Die Mehrzahl der Zuhörer schluckt trocken, um keinen Anfall von Farbgähnen mit ganzen Stückchen zu erleiden, und wer nicht rechtzeitig auf dem Baum ist, wird gefressen. Die Mehrheit schwieg schon immer, und nur die Interessierten haben ein brennendes Sehnen, sie zur schweigenden Mehrheit zu machen, die man, da nicht zu vernehmen, ebenso überhören kann. Sie sagt ja nichts, sie will nur spielen.

Vielleicht spielt sie Gesellschaft, aber aus alternativlosen Zeiten wissen wir zur genüge, dass dieses Ding so gut wie nicht existiert. Wer schweigt, scheint zuzustimmen – scheint, sagt der Lateiner, aber was ist mit dem Gehör in der gleichgeschalteten Welt, in der sowieso kein Schwein dem Beknackten zuhört? Es braucht wenigstens eine gut gemachte Demokratiesimulation, um den Anschein der medialen Öffentlichkeit plus Gegenöffentlichkeit aufrecht zu erhalten. Wo die nicht ist, da schweigen alle Pfeifen.

Gerne nimmt die aktuell verwaltende Masse das Denkmuster auf und versucht sich an ihm, mehr oder weniger verzweifelt unsäglichen Kram zu verbreiten, wohl wissend, dass die Mehrheit hört, die Schlüsse zieht und weiß: weiter sich den Murks in die Birne zu schwiemeln wäre pure Zeitverschwendung, wer sich vor Zahnschmerz und Erbrechen schützt, nimmt wenig zur Kenntnis von diesem Ding namens Realität. Schweigen ist Gold, und wer würde nicht freiwillig die Klappe halten in der Aussicht, dafür endlich weniger grenzdebilen Vollschrott geprüfter Klötenkönige hören zu müssen.

Indessen reiben die Parallelexistenzen sich feixend die Hände: endlich mal wieder einer kompletten Kohorte das Maul vermauert, flockige Ruhe im Karton, keiner stört mehr den Eingriff des Dumpfsinns in die intellektuelle Ausrichtung des Seins. Die Mehrheit, die wie jede andere Mehrheit auch aus einer Überlagerung von Minderheiten besteht, denn es gibt keine Mehrheit in einer pluralistischen Gemeinschaft differenzierter Attitüden, ist nicht mehr als ein Konstrukt, das sich auf dem Weg in eine gemeinsame Sprache gründlich auf die Zunge gebissen hat.

Die Mehrheit produziert selten mehr als das Schweigen von Lämmern, die auf dem Weg zur Schlachtbank höchstens blökend die akute Befindlichkeit zu Protokoll geben, aber selten den eigenen Horizont zu transzendieren wissen – die neoliberal abgerichtete Herde infantiler Flusenlutscher, denen man argumentativ zwar noch beikommen kann, aber nicht ihren Ohrstöpseln – diese Mehrheit ist ein vorwiegend an den Kapitalinteressen ausgerichtetes Stück Abgrund mit Schleifchen. Keinen interessiert der Aufschlag.

Experten und Bescheidwisser, kurz: Mietmäuler jeglicher Schattierung pladdern ihren Seich aus allen Kanälen über den Euro, West und Ost, die soziale Frage und Steuern im Besonderen, Moral, Ethik und andere Parteirätsel, die Zukunft des Wählers und die Grundzüge einer liebevollen Umverteilung von ganz unten nach ganz oben, denn beide werden sich nicht wehren, und wen interessiert das schon? Das Medium ist die Briefmarke auf der Botschaft, die uns Wertigkeit vorturnt, wo nur eine Lobbyistenmindermeinung auf die Plomben geht. Die Mehrheit schweigt dazu, weil sie den Schmodder für keiner sinnvollen Äußerung wert erachtet, wie sie auch jeden Hund geflissentlich ignoriert, der sein Würstchen noch so kunstvoll in die Gegend setzt. Niveau ist keine Einbahnstraße.

Die schweigende Mehrheit ist der Teil der Population, er aus Gründen der Vernunft nicht dazwischenreden muss, wenn die Profilneurotiker für Geräuschkulisse sorgen. Aber wem sagt man das. Wem, der auch zuhört.





Niederwild

30 07 2015

„Nee, das ist schon voll blöd. Hundert Pro. Aber auf der anderen Seite, wenn da ein guter Freund kommt und unbedingt ein Nashorn wegzoschen will, ich meine, hallo? schafft so ein Vieh Arbeitsplätze? Ist das für Börsenkurse gut oder für nachhaltige Entwicklung in den Ländern, wo nur Neger herkommen? Das ist ein Schuss, und gut. Da muss man rational planen. Viertelmillion und peng. So was muss man sich ja bezahlen lassen, weil sonst gibt’s ja ohne Nashörner bald kein Business mehr, oder?

Sie buchen dann jetzt einfach mal eine Safari bei uns, die keine bleibenden Schäden hinterlässt. Schießen auf echte Einheimische. Das macht voll Laune! Und wir sind für dieses Jahr auch schon so gut wie ausgebucht. Wenn Sie also kommende Saison nichts vorhaben sollten, immer her mit der Buchung.

Echt, wir verkaufen das sogar als sanften Tourismus, weil im Gegensatz zum Löwen wächst der Neger ja nach. Und das ist wie bei der normalen Jagd, wir dünnen nur etwas den Bestand aus, indem wir die schwachen Mitglieder der Herde schießen. Insofern ist das ökologisch wertvoll. Die baden-württembergischen Grünen haben schon einen Betriebsausflug geplant, und die kennen sich mit der Materie auch bestens aus. Also mit Ein- und Auswanderern.

Kleines Paket? das wären dann zwei Wochen Aufenthalt im Resort, Whirlpool, Frühstücksbüfett, Schießstand zum Üben, Cocktailbar, und die Knarre können Sie günstig mieten. Wir haben da unsere Freunde. Gute Ware, natürlich nur aus Deutschland, denn Sie wissen ja: Qualität zählt.

Unsere europäischen Partner haben es auch ein bisschen übertrieben, die wollten erst so eine Art Survival daraus machen, aber wie gesagt: total übertrieben. Mit der Schreckschusspistole in einen Löwenkäfig. Wegen Tierschutz und so. In der Zeit haben in Bielefeld die tödlichen Unfälle mit landwirtschaftlichem Großgerät aber sprunghaft zugenommen, mein lieber Scholli! Nee, wir wollen da keine zu große Gefährdung für unsere Gäste entstehen lassen. Reicht ja schon, wenn die Bimbos auf dem Mittelmeer absaufen, da muss nicht auch noch der weiße Mann alles nachmachen.

Großes Paket sind drei Wochen mit optionaler Verlängerung, Personal Trainer im Shooting-Bereich, alles inklusive, Waffen plus Munition, und dann kommt noch das Paket Bring your own Gun dazu. Ist für Sie nicht unbedingt so der Brüller – falls Sie nicht sowieso noch ein G36 in der Garage stehen haben oder in Ihrem Wahlkreis ein Rüstungsbetrieb Herbstflohmarkt macht – aber denken Sie mal international. Wir wollen den Amerikaner als Kunden, der Amerikaner bringt uns die Kohle!

Notfalls der Russe. Ob Putin jetzt sibirische Tiger abknallt oder Niederwild in Afrika, uns ist das völlig wumpe. Hauptsache, der Umsatz stimmt. Und man muss ja entwicklungsfähig bleiben. Denn der Saudi, der Dubaier – nee, nicht der, also nicht der Bayer an sich, der Seehofer spielt ja lieber mit seiner Eisenbahn, und dann kippt er vom Stuhl, weil er sich für die Bundeskanzlerin hält – also diese Ölscheiche wollen sich einfach nicht als Zielgruppe zur Verfügung stellen. Ich verstehe das auch nicht, weil zu Hause haben die kein Problem mit Gewalt. Aber kann ja gut sein, dass die nicht kommen, weil die das genauso gut zu Hause machen können. Nur halt nicht mit Negern.

Man muss dieses Tourismusding halt immer im Zusammenhang sehen und so. Die Leutchen, die Sie hier erlegen, die kommen nicht mehr in die EU eingewandert. Das ist ein ganz großer Schachzug – wenn wir hier vor Ort die Problematik mit den armen Negern ausdünnen können, quasi lokal handeln, weil wir denken ja auch global, dann haben wir schon wieder ein Problem mehr gelöst und machen damit auch noch Umsatz. Die Idee ist so derart genial, die könnte doch glatt von einem Rüstungskonzern stammen, oder?

Die Eingeborenen, die Sie hier bejagen, die sterben doch für einen humanitären Zweck. Nee, ich meine jetzt nicht so – ob die im Mittelmeer absaufen oder gleich hier im Busch verbluten, das ist verhältnismäßig egal. Mir jedenfalls. Höchstens für die Ökobilanz wäre das ein Fortschritt, aber auch nicht so großartig. Gut, die müssten nicht so viel Schiffsdiesel in die Seeluft pesten, aber andererseits kommen die Lakritznasen ja auch mit Schlauchbooten aus dem Urwald, und an das bisschen Müll hat sich so ein Ökosystem ja schnell gewöhnt. Aber der humanitäre Zweck, der bleibt doch bestehen. Ich meine, wir haben weniger Asylis in Sachsen, und wenn man sich die Folgen ansieht, dann ist das auch gut so. Gut, demonstriert wird immer, und wenn Sie gar keine mehr reinlassen würden, der besorgte Deutsche merkt das meist so innerhalb von zwölf Jahren. Danach stellt er dann fest, dass er eigentlich die ganze Zeit im antifaschistischen Widerstand gewesen sein muss, und dann ist auch wieder gut. Aber denken Sie mal an den Wahlkampf. Wenn unsere besorgte bürgerliche Regierung sagen könnte, hier, gar keine Ausländer mehr rein, und wir könnten trotzdem ab und zu noch mal so eine Hottentottenauffangstation abfackeln, das wär’s doch!

Hier ist noch was frei, Zimmer mit Bad und Balkon. Wäre ein Schnellschuss, wenn Sie wissen, was ich meine. War ursprünglich als Incentive gedacht für Polizisten aus den USA, aber die haben storniert. Wollen Sie reservieren?“





NazIS

29 07 2015

„Bettir! Bettir! Wir fahren nach Bettir!“ Drei Dutzend Glatzköpfe plärrten sich den Atem aus dem Leib, reckten die Rechte in die Höhe und hieben die Stiefel aneinander. Immerhin konnten sie hier niemandem schaden. „Wir haben den Raum gekachelt“, informierte mich Wurzer. „Man weiß bei denen ja nie, ob das Großhirn den Förderkurs Schließmuskelkontrolle bestanden hat.“

Die Erdkundekenntnisse konnte man bei ihnen nicht voraussetzen, aber politische Zusammenhänge wohl auch nicht. „Natürlich nicht“, bestätigte Frau Doktor Wurzer. „Wir sind ja Gutmenschen, deshalb beziehen wir nur besorgte Bürger aus biologisch-dynamischer Aufzucht. Wenn sie sich nicht im Vorfeld über die geopolitischen Zusammenhänge der Flüchtlingsbewegungen in Kenntnis gesetzt haben, ist mir das egal. Sie werden in Kriegsgebiete verschoben, wie man das üblicherweise mit Söldnern tut – verzeihen Sie mir die Offenheit, aber die deutsche Geschichte ist da keine Ausnahme – und werden da verheizt. So, wie ihnen ihre Ideologie das vorschreibt, und es ist mir wurst, ob es sich um Islamisten oder eine andere Spielart von Faschismus handelt.“

Die Verwaltung hatte weder Kosten noch Mühe gespart und sie organisatorisch unterstützt. „Wir haben ja so eine Nazidatei“, berichtete Wurzer, „sie wurde nur bisher zu nichts benutzt. Sie haben fleißig alle Straftaten eingetragen, manche sogar handschriftlich, weil sie mit diesen neumodernen elektrischen Bildschirmschreibmaschinen bei der Polizei bisher nichts zu tun hatten, aber immerhin hatten sie ein Backup mit den Namen.“ „Auf Diskette?“ Sie schüttelt den Kopf. „Auf Karteikarten natürlich. Alles andere hätte man doch bei Interessenkonflikten nie so schnell durch den Schredder jagen können.“

Die kahl geschorenen Männer randalierten noch immer auf dem Flur. Ab und zu reagierte einer von ihnen seine Aggressionen an den anderen ab, mit nicht ganz klarem Ausgang: meistens bluteten die Umstehenden, manchmal schlugen auch die anderen ihn reflexartig zusammen. „Diese Leute sind nicht einfach zu lenken.“ Ich räusperte mich. „Das dürfte das Hauptproblem sein: sie sind gar nicht zu lenken.“ „Doch“, entgegnete Wurzer, „sie sind sogar ziemlich leicht zulenken, aber so dumm sind wir nicht einmal zusammen.“

Auf dem Schreibtisch lagen die Personalakten, ordentlich zusammengestellt mit Lebenslauf, Vorstrafenregister und einen Flugticket. „Ich verstehe.“ Das war wirklich geschickt gemacht. „Es handelt sich ja noch nicht um islamistische Terroristen, da kann man sie ruhig ausreisen lassen; ob sie sich dann jenseits der Grenze radikalisieren, ist in diesem Fall eigentlich auch völlig egal.“ Sie nickte. „Außerdem radikalisieren sie sich nicht für den Islamismus, und wenn, dann haben wir nichts damit zu tun. Aber so weit kommt es meistens nicht, sie werden schon bei der ersten Gelegenheit aus dem Weg geräumt.“

Der Plan, so erläuterte das Memo, war die Rekrutierung vieler aufrechter Deutscher, die sich um die Zukunftsfähigkeit der Herrenrasse ihre Gedanken machten, um etwas gegen die vielen Flüchtlinge zu unternehmen. „Und genau da haben wir ihnen die Wahrheit erzählt.“ Wurzer knibbelte ein bisschen mit ihrem Kugelschreiber herum. „Sie brauchen nun mal ein Feindbild, deshalb haben wir ihnen auch eins besorgt. Sie dürfen gemeinsam mit dem Islamischen Staat gegen Bürgerkriegsflüchtlinge kämpfen – natürlich lassen wir sie im Glauben, dass wir sie als Volkssturm brauchen, doch Sie wissen ja: der stirbt zwar zuletzt, aber er stirbt.“ Draußen grölten ein paar Idioten das Horst-Wessel-Lied, soweit sie sich den Text im Vollsuff hatten einprägen können. Für ein Vorstellungsgespräch bei einem arabischen Kriegsherrn durfte das wohl reichen.

„Im Grunde“, sagte Wurzer und faltete ihre Hände, „ist die Sache ja ganz einfach: die Nazis von der Backe, die Terroristen in Syrien sind erst einmal beschäftigt, und unsere Presse weiß gar nicht, was sie schlimme finden soll, islamistische Nazis oder ein paar geistig verwirrte Landsleute, die leider von einer Bürgerkriegsarmee in die Luft gejagt wurden.“ Ich blieb skeptisch. „Und Sie fürchten nicht, dass diese Islamisten plötzlich vor der Tür stehen? Hier in Europa?“ Sie lächelte fast nachsichtig. „Ausgeschlossen. Es ist wie mit dem intelligenten Leben, das man in den Tiefen dieses Alls vermutet. Sollte es irgendwann in der Nähe der Milchstraße gefunden werden, sie kommen uns nicht zu nahe, und das ist schon der Beweis, dass es sich um intelligentes Leben handelt.“





Ein Stück Heimat

28 07 2015

„Und Sie können Arabisch? also schreiben, so mit der Sprühdose? Nein, keine Angst – das zählt nicht als Beweismittel, unsere Ermittlungsbeamten kennen sich überhaupt nicht mit dem Krickelkrakel aus, das ist alles fremdes Zeugs, und Ausländer sehen ja auch alle gleich aus. Keiner wird Sie bei einem Brandanschlag erwischen, wenn Sie sich an die Anweisungen halten.

Die Hauptsache ist ja, Sie sind irgendwie muslimisch oder so, ich kenne mich jetzt auch nicht damit aus, aber bei Ihnen in der Region sind doch die meisten irgendwie Islamisten? Wie gesagt, keine Ahnung mit den Feinheiten. Wenn Sie vor dem IS geflohen sind, dann haben Sie ja wenigstens schon mal Kontakt mit Extremisten gehabt. Das ist schon viel wert. Unsere Innenminister hatten das alles nicht, und die haben natürlich viel mehr Ahnung.

Unser Deal sieht so aus: Bleiberecht, dazu eine sozialversicherungspflichtige Tätigkeit, erstmal in Teilzeit, weil Sie als Terrorist ja meist nur in den Nachtstunden tätig sind – Bereitschaft können wir Ihnen nun mal nicht zahlen, aber da können Sie ja andere schöne Sachen machen, Beten zum Beispiel – und Sie werden von unseren Führungsoffizieren bei Ihren Anschlägen begleitet. Ganz professionell natürlich. Auch wenn Sie hier als Sachverständige für Terror arbeiten, die Befehlsgewalt bleibt bei uns. Damit Sie gleich merken, es ist Deutschland hier. Nur wenn’s schiefgeht, dann sind Sie natürlich dran. Aber das hatten Sie ja in der Stellenanzeige so gelesen, gell?

Wir versorgen Sie dann mit neuen Einsatzorten, so alle drei bis vier Tage einen, es kann aber auch mal mehr werden. Dann erhalten Sie einen Freizeitausgleich, und wir arbeiten sowieso mit Zeitkonto, das heißt, Sie könnten eventuell auch mal ein paar Tage frei haben, wenn zum Beispiel der Innenminister gerade Ihren Einsatzort bereist. Da können wir ja nicht riskieren, dass er von Ihren Splitterbomben zerfetzt wird.

Generell erkennen wir eine im Heimatland abgeschlossene Berufsausbildung an, aber wir müssen schon darauf achten, dass sie gleichwertig ist. Wenn Sie jetzt beispielweise in Sprengtechnik kein Diplom haben, das lässt sich nachholen, aber terroristische Grundkenntnisse sollten schon vorhanden sein. Und interkulturelle Kompetenz. Deshalb haben wir Ihnen ja dies Angebot gemacht: Sie als Muslim wissen am ehesten, wie man ein Asylantenheim abfackelt. Das ist doch für Sie, ich sage mal, ein Stück Heimat, nicht wahr?

Manchmal sind auch so kleine Aufträge darunter. Mal ein Auto in die Luft jagen, mal einen Politiker am Telefon bedrohen, das findet sich. Da haben Sie dann auch ausreichend Zeit für Ihre Hauptbeschäftigung.

Dass wir Sie sozialversicherungspflichtig beschäftigen, ist ja nicht aus Gutmenschentum. Wir haben nur keine Lust, dass Sie uns hier mit Ihrer ganzen Mischpoke auf der Tasche liegen – Sie können ruhig etwas tun für Ihr Geld. Und unser Koalitionspartner in Bayern ist auch sehr dafür, dass sie hier schnell in den Niedriglohnsektor integriert werden. Zumal mit einem Arbeitsplatz, den Sie keinem normalen Menschen wegnehmen. Das ist sehr wichtig. Also für die CSU. Also für die nächste Landtagswahl.

Wie schon gesagt, ein paar Kenntnisse sollten Sie schon mitbringen. Wenn Sie jetzt nicht aus dem Stand eine Kochtopfbombe bauen können, das ist nicht schlimm, aber so ein einfacher Sprengsatz mit Zeitzünder, das sieht man doch in jedem amerikanischen Actionkrimi, da treten ein paar Studenten zum Islam über und lernen im Internet Diplomterrorist, da werden Sie das ja wohl auch auf die Reihe kriegen, oder? Wir können Ihnen doch nicht alles beibringen!

Sie müssten natürlich auch mal über Ihren Schatten springen, so ist das nun mal auf dem Arbeitsmarkt. Anschläge während des Ramadan sind hier üblich, da unterscheiden wir uns nicht so von den islamistischen Organisationen – Ihr V-Mann wird sich da aber noch mal genau mit Ihnen abstimmen. Sie müssen ihm nur genau erzählen, worum es geht. Die Jungs sind meistens nicht die hellsten Lampen im Laden.

Erwarten Sie nicht, dass jeder Brandanschlag sofort in den Abendnachrichten kommt. Für Eitelkeit ist in Ihrem Job nicht viel Platz, Sie müssen schon mit ein bisschen Idealismus an die Sache rangehen. Und dann werden Sie auch sehen, dass wir sehr viel Potenzial haben, weil die Öffentlichkeit manchmal recht langsam reagiert und nicht immer so, wie wir uns das vorgestellt hatten. Die Politik auch, aber das lassen Sie mal unsere Sorge sein. Sie bekommen Ihre Einsätze, dann hauen Sie da auf den Putz, und dann sehen wir schon, ob sich die Stimmung dreht. Und wie weit.

Aber egal, Sie sollen das in Eigenverantwortung regeln, dazu stellen wir Sie ja ein. Und Sie werden hier ein gutes Team finden. Lauter Leute wie Sie. Nicht alle aus Syrien, aber Leute wie Sie. Unser Innenminister vertraut Ihnen. Denn was wäre er ohne Terrorismus?“





Friendly Fire

27 07 2015

„… dass Merkel einen ausgezeichneten Job als Bundeskanzlerin mache, weshalb man sich langfristig in der Rolle des Juniorpartners in einer Großen Koalition…“

„… sich Gabriel bis mittags nicht geäußert habe. Er sei dann für zwei Stunden vom absoluten Gegenteil überzeugt gewesen, habe ab den frühen Abendstunden exakt Albigs Urteil vertreten und sei dann wieder…“

„… sei Opposition Mist, was insbesondere dann gelte, wenn diese Rolle von der SPD…“

„… auch nach Steinbrücks Überzeugung. Der ehemalige Kanzlerkandidat habe über seine Partei gesagt, momentan erscheine sie ihm kaum präsent, zentrale Zukunftsfragen zu thematisieren, weshalb er selbst nicht mehr gegen Merkel…“

„… nach dem Verfahren der Organspende vorgehen wolle. Jeder, der nicht ausdrücklich einer Kanzlerkandidatur widersprochen habe, müsse in den kommenden 18 Monaten damit rechnen, von der Parteispitze als…“

„… uneingeschränkt der Partei die Schuld gegeben habe, da sie seine Politik den Wählern nur unzureichend erkläre. Gabriel habe versichert, er könne mindestens tausendmal so viele Stimmen einfahren, wenn der Deutsche nicht so ein hysterisches…“

„… da zwischen Union und SPD so gut wie kein programmatischer Unterschied mehr bestehe. Es sei also damit zu rechnen, dass der Wähler 2017 komplett zu den Sozialdemokraten überlaufe und Gabriel mit überwältigender Mehrheit zu…“

„… bei 25 Prozent eine deutliche Dominanz in der Regierungsarbeit vernehme. Oppermann sei davon überzeugt, dass es sich in Wahrheit um eine Minderheitenregierung der Sozialdemokraten handle, die Merkel als Kanzlerin nur dulde und ansonsten ihre eigenen politischen…“

„… vollkommen verzerrt dargestellt habe. Merkel sei keine ausgezeichnete Regierungschefin, Gabriel habe bloß im Vergleich mit ihr keine nennenswerten…“

„… er nicht bekloppt sei. Außerdem sei Schmidt mit Vorträgen und publizistischen Aufgaben bis 2023 ausgebucht und wolle sich nicht mehr in die Tagespolitik der hinterbliebenen Partei…“

„… die These von Oppermann stütze, da sich die SPD inzwischen exakt so positioniere wie die Union während der vergangenen…“

„… wolle sich Schulz einer Herausforderung 2017 nur dann stellen, wenn gesichert sei, dass er trotz eines wie zu erwartenden negativen Ausganges weiterhin seine vollen Bezüge als Präsident des…“

„… dass Merkel die Wähler seit Beginn ihrer Kanzlerschaft fortwährend belogen, betrogen und hinters Licht geführt habe. Die jetzige Parteiführung sei kompetent genug, 2017 nahtlos an diese Erfolge…“

„… auch beim Absinken auf knapp unter 20 Prozent noch nicht Schaden nehmen müsse. Steinmeier prophezeie seiner Partei eine große Zukunft, wenn sie weiterhin die Regierung quasi von unten…“

„… habe Merkel dies Lob nur verdient, da sie seit Anfang an die sozialdemokratische Politik kopiert und perfektioniert habe. Daher sei ein überraschender Sieg der SPD durchaus sehr…“

„… sei die Sozialdemokratie zu sehr auf die soziale Gerechtigkeit fixiert und müsse viel wirtschaftsfreundlicher werden, um auch bei den Arbeitnehmern und in der Mittelschicht eine Ausweitung ihres Wählerpotenzials…“

„… nicht bestätigt, ob die Kanzlerin Gabriel dafür tatsächlich ihr vollstes…“

„… eine Kandidatensuche ohne Denkverbote für starke Verunsicherung an der SPD-Basis gesorgt habe. Oppermann habe bekräftigt, dass jeder, abgesehen von Andrea Nahles, gut genug sei für…“

„… dass auch ein weiterer, erwartbar dramatischer Stimmenverlust keinesfalls Anlass zur Sorge sei. Man wisse beispielsweise von der Homöopathie, dass mit dem Abnehmen der Substanz ein erhebliches Maß an…“

„… eigene Standpunkt setzen müsse. Wenn Merkel an der Sozialdemokratisierung der Union gearbeitet habe, müsse die SPD nun noch viel stärker auf die konservative Mitte der…“

„… dass Albig sich auch dialektisch geäußert haben könne. Er habe mit keinem Wort in seinem Interview einen möglichen Nachfolger für Merkel genannt, schon gar keinen, der ebenfalls einer so ausgezeichneten Kanzlerschaft fähig sei, was klar aussage, dass die SPD mit vielen Politikern der Union mit nur einer einzigen Kanzlerin bei den kommenden Wahlen haushoch…“

„… es vollkommen gleichgültig sei, wer dem Volkswillen mit der Umsetzung von TTIP oder der Vorratsdatenspeicherung…“

„… lobe Schröder seine Partei als absolut authentisch, da sie als einzige die Folgen der Agenda 2010 an sich selbst ausprobiere: wie man durch tapferes Festhalten an einer Ideologie immer schneller und immer tiefer in die Scheiße einer ausweglosen…“

„… könne nur ein Wechsel an der Parteispitze und eine thematische Neuorientierung der SPD sie ihrem Umfragetief holen. Er sei für einen Neuanfang bereit und stelle sich der Herausforderung, so Sarrazin, der mit überwältigender Mehrheit zum…“





Planetengetriebe

26 07 2015

Ernsthaft fragt sich BILD, das deutsche Zentralorgan für intellektuelle Schlichtheit, ob wir bald Besuch bekommen von Kepler 452b. Die Delegation wird die Reise angetreten haben, als hier noch das untere Pleistozän war – schöner Mist, dass die Lichtgeschwindigkeit nicht schneller ist, und dass man bei Springer vermutlich mit dem Kehrwert von c denkt. Selbst bei annähernd physikalisch machbarer Leistung wären die Extraterrestrier losgeflogen, als sich Pocken und Katholizismus in Europa ausbreiteten, und was finden sie jetzt vor? BILD. Alle weiteren Anzeichen, dass sich intelligentes Leben mit erhöhter Wahrscheinlichkeit nur außerhalb der Erde befindet, wie immer in den Suchmaschinentreffern der vergangenen 14 Tage.

  • ohrlochmarkierung maus: Der Trend geht zur Ratte mit Fleischtunnel.
  • beerenentkerner: Fangen Sie mit Johannisbeeren an.
  • elektrofischgerät selber bauen: Bei ökologischem Anbau bitte immer einen Zitteraal verwenden.
  • fressen bartagamen begonien: Ihr Hirn war dem Tier offenbar nicht genug.




In fünf Zeilen um die Welt. Limericks (CCLII)

25 07 2015

Es kaufte sich Ottó in Kaan
den Fahrschein – er fuhr öfters Bahn,
doch hat er sich heute
im Dickicht der Leute
beim Wählen des Bahnsteigs vertan.

Man hörte, dass Lykke in Hals
die Wohnung nur nachts verlässt, falls
es regnet, gewittert,
die Erde erzittert
und windet. (Die Folgen des Knalls.)

Es nimmt Onkel János in Tax
beim Essen stets Senf: einen Klacks.
Dies zum Dekorieren,
zu mehr soll’s nicht führen,
er schätzt ihn nicht ob des Geschmacks.

Es spannte sich Bakr in Hīt
ein Pferd an, doch nicht, dass es zieht
den Wagen, den leeren.
Vielmehr will er wehren,
dass dieser Gaul auch vor ihm flieht.

Man sagte, dass Árpád aus Sier
kein Glück hat. Mit gar keinem Tier.
Ein Hund, der entlief ihm,
ein Gecko entschlief ihm,
den Fischen gab er schließlich Bier.

Wenn Hugues mit dem Rädchen in Attert
die Straße hinabfährt, dann rattert
das Rad, und bevor er
auffährt, den Motor er
betätigt, so dass es auch knattert.

Wie Géza bemerkte in Leinwar,
das Schwein, das er kaufte, zu klein war,
da schaute der Bauer
diesmal noch genauer
und sah, dass es nicht mal ein Schwein war.





Gernulf Olzheimer kommentiert (CCXCVI): Der Sparzwang

24 07 2015
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Die Quelle des Fortschritts ist zwar in den seltensten Fällen zu erreichen, wenn man als Wasserleiche stromabwärts treibt, doch tut es die ökonomische Unterschicht ohne Bildung, Perspektive oder wenigstens eine belastbare Ethik, weil sie unreflektiert jedem noch so beknackten Trend folgt. Das Management, niemand sonst ist damit gemeint, häkelt sich ein wirres Weltbild zusammen, in dem der als großer Held gilt, Räder unterm Arsch oder nicht, der möglichst viel spart, vorzugsweise durch geringere Ausgaben. Noch geringere. Sehr viel geringere. Alles, was ihnen noch bleibt, ist das Verdünnen der Suppe bis zum homöopathischen Grad, an dem das Zeug ganz nach Plan plötzlich paradoxe Wirkungen entfaltet. Die Katastrophe der spätkapitalistischen Gesellschaft kommt durch das Übermaß nicht funktionierender Entwicklungsschritte. Das Mantra der Gewinnmaximierer ist der Sparzwang.

Austerität lebt vom Mitmachen. Das unter dem fadenscheinigen Deckmäntelchen der Kosteneffizienz grassierende Kaputtsparen an Mensch und Material ist Methode, marode Strukturen durch kontinuierliches Aushöhlen der Zwischendecken einsturzfähig zu machen. Da schwiemelt sich eine Rotte dümmlicher Profiteure durch Produktion und Logistik, Vertrieb und Verwaltung, immer den Rotstift im Anschlag, um die Verpackung noch einen Millimeter schmaler zu schnitzen, das Blech noch ein Femtodingenskirchen dünner zu dengeln, noch mehr Fett und Zucker in die Rezeptur beliebiger Pampe zu rühren und die gesparte Kohle aus reiner Barmherzigkeit in die eigene Tasche gleiten zu lassen. Solche Ideen, wie sie stets der Konsolidierung des Konzerns dienen, sind wohlgelitten und bringen am Ende Boni. Man ist halt verantwortungsvoll mit den Mitteln umgegangen.

Nichts anderes sagt ja die Volksweisheit, dass nur Geiz wirklich geil sei, sprich: die intellektuellen Runkelrüben der Nation, die einen Container Gammelfleisch zum Vorzugspreis schießen und dann alles in die Tonne treten, sind zufriedener als jene Mittelstandsproleten, die sich ein gutes Schnitzel zu fairem Preis kaufen und tagelang gram sind, weil sie tatsächlich niemanden haben übers Ohr hauen können. Sie, das Gegenbild der Lack schlürfenden Schwabenhausfrauen, leiden zwar unter der Tatsache, dass überhaupt minderwertiger Schrott auf den Markt quillt, doch sie leiden strikt neoliberal indoktriniert, weil sie ihre Kohle selbst zusammenhalten und folglich im Textildiscounter ihre Billigteile aus Bangladesch kaufen müssen, weil es für giftfreie Ware zum Normalpreis nicht mehr reicht. Der EVP, gepriesen sei sein Name, ist der Endgegner, an den sich kein Würstchen aus dem mittleren Management herantraut, denn sie sind Betriebswirtschaftler – eine der wenigen funktionalen Entwicklungsstörungen des Großhirns, die erworben werden kann, und zu welchem Preis.

Denn natürlich müssen Alten- und Krankenpfleger, Erzieher und andere Aufstocker das unterteuerte T-Shirt kaufen, das nach drei Wäschen bereits zum tragbaren Bettlaken mutiert, ersetzt werden muss und konsequent den Konsum am Laufen hält. Sie, die ihre Löhne und Gehälter in der Folge der Austerität im Freiflug sinken sehen, sind das logische Ergebnis der Entwicklung und zugleich die Voraussetzung dafür, dass sie überhaupt durchzusetzen ist. Würde man nicht die Autos billiger und die Milch dünner machen, sondern Arbeitnehmer ausreichend bezahlen, so dass sie überhaupt in der Lage wären, ein Auto zum Normalpreis zu kaufen, die Sache würde wieder in vernünftige Bahnen gelenkt. Soll sie aber nicht, weshalb nur ein Preisgefüge interessiert, nämlich wer die fetteren Provisionen abrahmt.

Eine Umdrehung weiter leuchtet spontan ein, warum Bahner und Boten nicht streiken sollen, wenn sie sich in der falschen Gewerkschaft befinden – dass sie überhaupt in den Ausstand gehen, wird schon bemäkelt, wo sie sich doch jede Woche ein neues T-Shirt leisten. Und tonnenweise Gammelfleisch. Mit der Kujonierung der Produktivkräfte von offizieller Seite zeigt sich einmal mehr, wer in trauter Allianz an den Wunschträumen der Wirtschaft arbeitet. Es ist nicht immer die Wirtschaft selbst.

Es gibt einen Schwellenpreis nach oben, an dem sich der Kunde fragt, ob die Putzkörperchen in der Scheuermilch einzeln im versilberten Privatjet in die Fabrik geflogen kommen und mit dem Stein der Weisen umgerührt werden. Wer das kauft, hat weniger Markenbewusstsein als Snobappeal. Das setzt sich nicht durch, es sei denn als Marktsegment für miserable Manager mit zu hohen Abfindungen. Es gibt einen Schwellenpreis nach unten, an dem der Kunde ernsthaft zweifelt, wie man für ein Erzeugnis derart wenig verlangen kann, ohne auf Streckmittel, Sklavenarbeit und Subventionen zurückzugreifen. Es ekelt den Konsumenten, und er stellt die Plempe zurück ins Regal. Sie ist nicht allein. Die Politik steht da schon ein bisschen länger.





Abgestufte Erwiderung

23 07 2015

„… auch das Betreuungsgeld nicht mit den Vorgaben des Grundgesetzes zu vereinbaren sei, weshalb die CSU erwäge, aus dem Geltungsbereich des…“

„… sprunghafter Anstieg verfassungswidriger Regelungen zu verzeichnen sei. Daher wolle die Initiative zunächst Parlamentarier sensibilisieren, die Fingerzeige der Verfassung mehr in die Gesetzgebungspraxis…“

„… auf breiten Konsens stoße, da es überfällig sei und das Vertrauen der Bürger in die Verfassungskonformität stärke. Die Politik sehe es jedoch mit kritischem…“

„… dass der Verfassungsschutz die Initiative zur Rechtsstaatlichkeit beobachte, weil er eine erhebliche Leistungsminderung der Regierung…“

„… sich damit verteidigt habe, dass zahlreiche Gesetze von Anwaltskanzleien erarbeitet würden, die oft aus mangelndem Verständnis der Materie eine…“

„… habe sich die SPD uneingeschränkt für eine verstärkte staatsrechtliche Kontrolle von Gesetzen ausgesprochen. Vizekanzler Gabriel betone immer wieder, dass nur ein rechtsstaatlich sauber gearbeitetes Gesetz den Anforderungen an eine demokratische…“

„… weigere sich die SPD dennoch, auf die Verfassungskonformität ihrer Gesetzesvorhaben zu achten. Dies, so Oppermann, sei im Koalitionsvertrag außerdem mit keinem Wort…“

„… eine abgestufte Erwiderung plane. Beim ersten Fall sei der zuständige Ressortleiter zur Verantwortung zu ziehen, im Falle einer Wiederholung könne eine strafrechtliche Verfolgung der…“

„… mehr Rechtssicherheit angemahnt habe. Zwar sei das Betreuungsgeld nach dem jüngsten Urteil aus Karlsruhe nicht zu halten, müsse aber an die Antragsteller wenigstens übergangsweise gezahlt werden. Die Bundesregierung plane eine ähnliche Übergangsregelung, um die schnellere Abschiebung von Flüchtlingen aus den…“

„… stelle der Versuch einer erneuten Einführung der Vorratsdatenspeicherung einen besonders schwerwiegenden…“

„… habe Schäuble auf die Bedeutung des Grundgesetzes hingewiesen. Seiner Meinung nach sei es erheblich weniger wichtig als die europäischen Regelungen, die vorzugsweise gebrochen werden müssten, um eine effektive Politik zu…“

„… dass man auf die Maut nicht verzichten könne. Sie sei möglicherweise nicht grundrechtsschonend, was aber durch den zu erwartenden hohen Gewinn mehr als…“

„… schlage die Bundesregierung vor, ein Verfassungsvereinbarungsgesetz solle für die Dauer einer Legislaturperiode ein nicht grundgesetztaugliches Gesetz für rechtmäßig erklären, so dass keine schädliche Wirkung davon für die Bundesregierung…“

„… ein Abonnement einzurichten. Wenn jeder Grundgesetzverstoß fristgerecht behoben würde, könne die Regierung im Gegenzug jedes zehnte Vorhaben dennoch…“

„… nicht mehr, sondern weniger Rechtssicherheit. Falls das Bundesverfassungsgericht die Hartz-Gesetze kippe, müsse die Wirtschaft mit starken Einschränkungen rechnen, die sich direkt in die politische Kooperation mit den Parteien…“

„… lehne Seehofer jede Kooperation ab. Man könne keine erfolgreiche Politik in Bayern machen und gleichzeitig das Grundgesetz…“

„… schlage die SPD eine fallbezogene Güterabwägung vor, die zwischen grundrechtsbezogenen Zielen einerseits, andererseits ihrer politischen Zukunft nach dem…“

„… habe de Maizière angekündigt, Vorhaben wie die Vorratsdatenspeicherung mit einem Automatismus zu versehen, so dass nach erfolgter Ablehnung eine Wiedervorlage in der kommenden Legislatur…“





Alles wie immer

22 07 2015

„Nee, also echt nicht. Alles wie immer. Keine besonderen Vorkommnisse. Still ruht der See. Tote Hose. Alles Roger in – na, auch egal. Ist halt Sauregurkenzeit. Nur eben nicht in Berlin, aber das liegt halt an der CSU. Wenn die schon einmal so Front machen gegen die Kanzlerin.

Naja, die haben gegen Merkel gelöckt. Doch, gelöckt – das ist die richtige Formulierung. Gegen den Stachel. Die Bayern haben sich jetzt doch entschlossen, bei den nächsten Landtagswahlen gegen die CDU anzutreten, koste es, was es wolle. Wegen des Länderproporzes, meinen sie. Mir ist das zwar nicht unbedingt wichtig, aber die Union will das. Und dann stellen Sie sich mal vor, die ganzen populären Ideen der CSU, Maut gegen die Ausländer – jetzt denken Sie mal nach, das war doch noch nie anders gemeint – und das Betreuungsgeld gegen die, die Hartz IV kriegen, und dann die ganzen Sozialleistungen für die, die sie nie bräuchten, wer will denn das abschaffen? Doch wohl die, die zahlen. Und das alles wegen Länderproporz, dass die Bundespolitik nicht mehr so einen Einfluss auf die –

Das war im Wesentlichen nicht die Frauenquote, das war der Hessenausgleich. Nachdem die Besetzung in den Aufsichtsräten durch war, haben sie schnell noch eine Quote beschlossen für einen verfassungswidrigen Ausgleich, den sie sowieso nicht begründen konnten, und deshalb mussten sie dann die Schröder wieder Gedönsministerin machen. Frauen, Arbeit, Kinder, Hängehintern. Sie ist ja verheiratet, sie muss das abkönnen.

Weil die CDU unbedingt eine Quote wollte, weil sie unbedingt mit der SPD in eine Koalition wollte, die nun von der SPD unbedingt eine Quote will, wie sind die Union unbedingt wollen würde, wenn sie schon mal mehr oder weniger unbedingt mit der SPD in einer mehr oder weniger bedingte Koalition ginge. Dann hält man den Hunden schon mal hin, was sie sowieso als letztes beißen würden. Und das ist dann die Schröder.

Die kommt aus Hessen, da muss man nichts mehr erklären, oder? Sehen Sie. Wo sich die SPD sogar freiwillig von Nahles als – ich muss da immer lachen, ’tschuldigung – Arbeitsministerin trennt und die Sozialdemokraten ihre soziale Soziale vom Sozialwesen entfernt, damit kein Unglück passiert. Ist schon komisch, was? Dabei hat die Dicke doch den Charme der SPD als verfassungsrechtliche Resterampe mehr als zementiert – selbst treue AfD-Wähler, die alten übrigens – und sorgt freundlich für Werbematerial per Postwurf am die Desinteressierten. Und das diesmal nur, weil sie Nahles zur Verkehrsministerin machen wollten.

Also kein Scherz! kein Scherz, wirklich! Sie wurde Verkehrsministerin, also dieses Dingsda mit Infrastruktur und Brücken. Dann hat sie erstmal erklärt, dass die Brückenschäden und die Autobahnen nur über eine Sonderabgabe finanzierbar seien. Und dann hat sie, weil die Bahn wieder mit Streik drohte – nee, das muss ich wohl verwechselt haben. Oder sie irgendwas, ist ja auch egal. Weil Dobrindt jetzt ja als Verteidigungsminister –

Ach, das wussten Sie ja auch noch gar nicht. Doch, Dobrindt. Der Dobrindt. Lustig, wir haben jetzt mautpflichtige Drohnen. Dafür probieren wir die Vorratsdatenspeicherung in Afghanistan aus. Ist doch auch sehr schön. Soll ich Ihnen was sagen? Sogar die Hersteller von diesem Sturmgewehr sind hochzufrieden. Endlich mal ein kompetenter Ansprechpartner im Ministerium! Na, mit Schrott kennt sich der Dobrindt halt aus, er produziert ja selbst genug davon. Und Merkel ist so was von begeistert. Endlich macht so ein Ministerposten mit eingebautem Schleudersitz wieder Sinn! Das ist wirklich eine durchaus positive Entwicklung, seitdem von der Leyen im Finanzministerium –

Deshalb war doch Dobrindt erst nachgerückt. Sie hat jetzt den Posten als Finanzministerin. Sie, das ist ihr Traum! Endlich kann Ursula von der Leyen tun, was sie immer schon wollte – fremde Länder plattmachen oder mit deutscher Lebensart überziehen, oder erst das eine und dann das andere, oder umgekehrt, oder irgendwie – sie nimmt jetzt toxische Papiere statt Friedenstruppen, die Wirkung ist ungefähr dieselbe, aber das Ergebnis ist noch viel nachhaltiger. Und es sieht wenigstens nicht mehr demokratisch aus. Wirklich eines der ganz großen politischen Talente, auch in fiskalischer Hinsicht. Sie spart nicht mehr nur den Sozialstaat kaputt, sie schichtet effektiv Gelder nach oben um. Ich sage Ihnen, diese Frau ist glücklich. Jedenfalls macht diese Frau einen großartigen Job und will gar nicht mehr Bundeskanzler werden. Und das alles nur, weil Schäuble Bundeskanzler werden wollte.

Jedenfalls wäre das die beste Erklärung dafür, dass bei Merkel plötzlich dieser Briefumschlag aufgetaucht ist. Und die hunderttausend Mark, und die Namen der Spender, und dann fiel auch plötzlich jedem wieder ein, wie viel sie Schäuble damals noch rübergeschoben hatten. Die Konten in der Schweiz waren jedenfalls sehr schnell gefunden, und dann hat die BILD als erste die Todesstrafe für korrupte Politiker gefordert, die Volkseigentum beiseite schaffen und mit dem Geld – das hatten Sie auch noch gelesen? Na sehen Sie. Also keine besonderen Vorkommnisse. Alles wie immer.“