Alles wie immer

22 07 2015

„Nee, also echt nicht. Alles wie immer. Keine besonderen Vorkommnisse. Still ruht der See. Tote Hose. Alles Roger in – na, auch egal. Ist halt Sauregurkenzeit. Nur eben nicht in Berlin, aber das liegt halt an der CSU. Wenn die schon einmal so Front machen gegen die Kanzlerin.

Naja, die haben gegen Merkel gelöckt. Doch, gelöckt – das ist die richtige Formulierung. Gegen den Stachel. Die Bayern haben sich jetzt doch entschlossen, bei den nächsten Landtagswahlen gegen die CDU anzutreten, koste es, was es wolle. Wegen des Länderproporzes, meinen sie. Mir ist das zwar nicht unbedingt wichtig, aber die Union will das. Und dann stellen Sie sich mal vor, die ganzen populären Ideen der CSU, Maut gegen die Ausländer – jetzt denken Sie mal nach, das war doch noch nie anders gemeint – und das Betreuungsgeld gegen die, die Hartz IV kriegen, und dann die ganzen Sozialleistungen für die, die sie nie bräuchten, wer will denn das abschaffen? Doch wohl die, die zahlen. Und das alles wegen Länderproporz, dass die Bundespolitik nicht mehr so einen Einfluss auf die –

Das war im Wesentlichen nicht die Frauenquote, das war der Hessenausgleich. Nachdem die Besetzung in den Aufsichtsräten durch war, haben sie schnell noch eine Quote beschlossen für einen verfassungswidrigen Ausgleich, den sie sowieso nicht begründen konnten, und deshalb mussten sie dann die Schröder wieder Gedönsministerin machen. Frauen, Arbeit, Kinder, Hängehintern. Sie ist ja verheiratet, sie muss das abkönnen.

Weil die CDU unbedingt eine Quote wollte, weil sie unbedingt mit der SPD in eine Koalition wollte, die nun von der SPD unbedingt eine Quote will, wie sind die Union unbedingt wollen würde, wenn sie schon mal mehr oder weniger unbedingt mit der SPD in einer mehr oder weniger bedingte Koalition ginge. Dann hält man den Hunden schon mal hin, was sie sowieso als letztes beißen würden. Und das ist dann die Schröder.

Die kommt aus Hessen, da muss man nichts mehr erklären, oder? Sehen Sie. Wo sich die SPD sogar freiwillig von Nahles als – ich muss da immer lachen, ’tschuldigung – Arbeitsministerin trennt und die Sozialdemokraten ihre soziale Soziale vom Sozialwesen entfernt, damit kein Unglück passiert. Ist schon komisch, was? Dabei hat die Dicke doch den Charme der SPD als verfassungsrechtliche Resterampe mehr als zementiert – selbst treue AfD-Wähler, die alten übrigens – und sorgt freundlich für Werbematerial per Postwurf am die Desinteressierten. Und das diesmal nur, weil sie Nahles zur Verkehrsministerin machen wollten.

Also kein Scherz! kein Scherz, wirklich! Sie wurde Verkehrsministerin, also dieses Dingsda mit Infrastruktur und Brücken. Dann hat sie erstmal erklärt, dass die Brückenschäden und die Autobahnen nur über eine Sonderabgabe finanzierbar seien. Und dann hat sie, weil die Bahn wieder mit Streik drohte – nee, das muss ich wohl verwechselt haben. Oder sie irgendwas, ist ja auch egal. Weil Dobrindt jetzt ja als Verteidigungsminister –

Ach, das wussten Sie ja auch noch gar nicht. Doch, Dobrindt. Der Dobrindt. Lustig, wir haben jetzt mautpflichtige Drohnen. Dafür probieren wir die Vorratsdatenspeicherung in Afghanistan aus. Ist doch auch sehr schön. Soll ich Ihnen was sagen? Sogar die Hersteller von diesem Sturmgewehr sind hochzufrieden. Endlich mal ein kompetenter Ansprechpartner im Ministerium! Na, mit Schrott kennt sich der Dobrindt halt aus, er produziert ja selbst genug davon. Und Merkel ist so was von begeistert. Endlich macht so ein Ministerposten mit eingebautem Schleudersitz wieder Sinn! Das ist wirklich eine durchaus positive Entwicklung, seitdem von der Leyen im Finanzministerium –

Deshalb war doch Dobrindt erst nachgerückt. Sie hat jetzt den Posten als Finanzministerin. Sie, das ist ihr Traum! Endlich kann Ursula von der Leyen tun, was sie immer schon wollte – fremde Länder plattmachen oder mit deutscher Lebensart überziehen, oder erst das eine und dann das andere, oder umgekehrt, oder irgendwie – sie nimmt jetzt toxische Papiere statt Friedenstruppen, die Wirkung ist ungefähr dieselbe, aber das Ergebnis ist noch viel nachhaltiger. Und es sieht wenigstens nicht mehr demokratisch aus. Wirklich eines der ganz großen politischen Talente, auch in fiskalischer Hinsicht. Sie spart nicht mehr nur den Sozialstaat kaputt, sie schichtet effektiv Gelder nach oben um. Ich sage Ihnen, diese Frau ist glücklich. Jedenfalls macht diese Frau einen großartigen Job und will gar nicht mehr Bundeskanzler werden. Und das alles nur, weil Schäuble Bundeskanzler werden wollte.

Jedenfalls wäre das die beste Erklärung dafür, dass bei Merkel plötzlich dieser Briefumschlag aufgetaucht ist. Und die hunderttausend Mark, und die Namen der Spender, und dann fiel auch plötzlich jedem wieder ein, wie viel sie Schäuble damals noch rübergeschoben hatten. Die Konten in der Schweiz waren jedenfalls sehr schnell gefunden, und dann hat die BILD als erste die Todesstrafe für korrupte Politiker gefordert, die Volkseigentum beiseite schaffen und mit dem Geld – das hatten Sie auch noch gelesen? Na sehen Sie. Also keine besonderen Vorkommnisse. Alles wie immer.“