Kartengrüße

16 08 2015

für Kurt Tuchosky

Hammelmeyer und Consorten,
ach, was hasst man die Durchtriebnen!
Doch sie denken aller Orten
stets an die daheim Gebliebnen,
schicken Karten, bunt mit Bildern,
Schweiz und Schweden, Malediven,
um den Urlaub Dir zu schildern,
den wir just zu Haus verschliefen,
dass man ihn wie sie genieße…
  Kartengrüße!
    Kartengrüße!

Schönstes Wetter, fernste Ferne,
der Patron sich laut erdreistet,
fett zu sein – das hat man gerne,
weil man es sich selbst nicht leistet.
Sonnenschein und laue Lüfte,
ach! sein Paradies quillt über,
Blumen, Papageien, Düfte,
nie war ihm das Leben lieber
als in jener Sommersüße –
  Kartengrüße!
    Kartengrüße!

Und in Wahrheit? Hans und Hilde
legen das Hotel in Trümmer,
zwei recht ungezogne Wilde,
nur der Hund allein ist dümmer.
Dazu greint Frau Hammelmeyer,
ohne Sekt wird ihr’s schnell fade,
dies zu billig, das zu teuer.
Ihm ist um die Ferien schade,
Hans tritt Scherben in die Füße.
  Kartengrüße,
    Kartengrüße.