His Master’s Voice

30 09 2015

„Wir müssen aber doch das jüdische… lästig, wenn einem dieser Knopf im Ohr dazwischenquatscht, wissen Sie… das jüdisch-christliche… Mann Gottes! das christlich-jüdische Kultur… Dings, halt, das müssen wir vor diesen Negern schützen!

Dann eben keine Neger, ist ja auch egal, ich halte mich da ans Grundgesetz… hallo? gut, ich sag’s ja, wir wollen diese Verfassung nur noch dulden, bis wir wieder die absolute Mehrheit im Reichs… Bundes… ja, verstanden. Ich halte schon die Fresse.

Es ist ja momentan auch sehr schwer. Man hat so wenig Konstanten. Die Bundeskanzlerin, die ändert ihre Marschroute maximal einmal in vier Jahren und mit Absicht nicht mehr als einmal pro Legislaturperiode. Wir wissen ja als Alternative zur Nationalen… dies Gepfeife ist jetzt langsam mal… als nationale Alternative… alternative Nationale, die sich im sozialistischen… Ist das jetzt echt so wichtig? Das sind eben nationalsozialistische Leute, denen die Alternative gerade fehlt, ist das denn so schwer zu verstehen!?

Wir würde gerne langfristig als Ersatz für die SPD den Juniorpartner in der Regierungskoalition stellen. Da müssten wir einmal im Wahlkampf die Klappe aufreißen, und dann kriegen wir für den Rest viel Kohle in den Arsch geblasen. Westerwelle hat das so gemacht, Steinmeier hat das so gemacht, jetzt macht es Gabriel so, und Petry… woher soll ich das denn wissen? – Ihre Nachfolgerin kriegt den Posten nicht wegen der Stimmen, die sächsischen Kameraden haben da schon etwas organisiert, und wenn sie die Stimmen eben doch nicht kriegt, dann haben wir schon mal einen Aufhänger für die Medien, dass hier eine Wahlfälschung versucht wurde. Und wenn es richtig schief geht, werden wir der verdammten Lügenpresse eben… können Sie vielleicht mal mit dem Pfeifen aufhören!?
Vor allem diese Muslimisten und die Islamiker, und dann kommen Arabier, und dann sind da auch noch diese Syrier, von denen ja welche auch aus Islamien kommen, wegen der falschen Personalausweise – wir wissen doch bald gar nicht mehr, gegen wen wir noch demonstrieren dürfen, ohne dass es gegen die… das fiept heute in einer Tour, wissen Sie eigentlich, wie so ein Polizeistaat einem auf den Sack gehen kann? na, wenn wir erst mal den völkischen Nationalstaat in den Grenzen von 1948, nee – 1848? Geschichte war nie so meine starke Seite, jedenfalls war die Oder da schon deutsch, und dann kam der Führer im Schlauchboot, oder wann war das?

Wir sind doch so kurz vor der Machtübernahme, und da wünscht sich der rassereine Deutsche… also der Deutsche will da Geschlossenheit. Auch in der konservativen Richtung. Und da haben wir uns gedacht, wenn wir nicht als kontroverse Truppe auftreten, sondern die Regierung spalten, haben wir eine echt Chance. Zwar nicht inhaltlich, aber mit etwas Glück beim Wähler.

Man muss ja in jedem Augenblick befürchten, dass die einen auslachen und… Jetzt lassen Sie das verdammte Pfeifen! Sie sind mich in einer Minute los, wenn Sie noch einmal – die verhaften einen ja, wenn man dem gesunden Volksempfinden nachgibt, also wenigstens, wenn das irgendwie was mit Brandstiftung zu tun hat oder mit versuchtem Totschlag. Sind vermutlich Pagarafen, wie sie die Muselistiker aus der Schariallah übernommen haben, das kennt man doch. Wir als deutsche Deutsche, nee… stämmige Deutsche, die… – ich kriege das hin, fragen Sie später noch mal.

Die Systempresse verbreitet doch auch immer wieder diese Märchen vom Bürgerkrieg in Syristan, oder wie das heißt, aber hat da eigentlich einer mal nachgesehen, ob da wirklich Krieg ist? war denn die Bundeskanzlerin eventuell schon mal da? Na also, dann ist da ja… nicht mehr pfeifen! Es reicht, wenn ich weiß, dass Bachmann auch nicht da war und trotzdem die Wahrheit über die Syrier hat!

Das ist ja in Wahrheit gar kein Krieg, sagt der Führer, also der Anführer, der bisherige, er ist auch aus der Bewegung schon ausgetreten, und das war auch nicht nur formal so, weil die Lügenpresse das dann zitieren konnte, die bringen sogar Wahrheiten, damit man denen auch mal glaubt, und dann ist er jetzt ganz plötzlich aus voller Überzeugung, weil er weiß, dass wir ihm immer schon gefolgt sind, und dann kam das halt so. Die CSU ist da natürlich absolut unbeteiligt. Die haben das auch geglaubt, allerdings erheblich vor uns, aber wir würden doch nie jemanden zu unseren Sympathisanten zählen, nur weil er unsere Überzeugungen absolut teilt und uns in jeder Hinsicht argumentativ unterstützt?

Also wenn wir jetzt noch den Beweis kriegen, dass es sich bei den syristanischen Ausländern um EU-Zigeuner gehandelt hat, dann… hallo? – Der Abteilungsleiter? Unser Landesverband hat ja nicht mal einen für die Hausmeisterstelle gefunden, weil man dazu einen Hauptschulabschluss… ja, ich bin noch – Aua! nicht pfeifen! Das ist doch… –

Wo waren wir? Alle muslimischen Bevölkerungsgruppen werden von uns anerkannt, integriert und gefördert. Und wir werden uns ganz als Immigrantenpartei aufstellen. Gerne auch provokant, verstehen Sie? Jetzt haben wir den ersten substanziellen Kunden, ist das nicht –

Sie sind Kindergärtnerin? Interessant. Ich wüsste zwar auch nicht, was ich damals hätte anbringen sollen. Und jetzt, wo Herr Bachmann Staatssekretär wird, kann man die Sache auch gleich…“





Luft nach oben

29 09 2015

Es wuhte, nein: es wuhuute. Noch hinter verschlossenen Fenstern hatte man das Gefühl, die Bäume würden vom Lärm über den Zaun gedrückt. Bismarck kauerte winselnd hinter dem Lehnsessel. Herr Breschke war außer sich vor Wut.

„Das macht er mit Absicht“, schrie der Alte und hieb mit der Faust auf den Küchentisch, dass der Löffel aus der Zuckerdose sprang. Schweigend legte ich ihn zurück, die Krümelchen auf der Decke ignorierend. „Er sagt zwar, dass er den Geburtstag für seinen Enkel ausrichtet, aber das macht er immer am Samstag, und das ist immer in einem anderen Monat, und das macht immer Krach!“ Der pensionierte Finanzbeamte rieb sich die Hand und stierte zum Küchenfenster. Zwei Luftschläuche, rot und blau, mit dümmlich aufgepinselten Gesichtern, wie man sie sonst vor drittklassigen Möbel- und Autogeschäften herumstehen sah, um wenigstens über die Peinlichkeit des Anblicks noch ein wenig Augenmerk zu erlangen, zwei dieser Schläuche, jeweils auf elektrisch betriebene Gebläse montiert, hampelten im Herbstwind. Und nicht einmal in die Hauseinfahrt hatte Gabelstein die Dinger gestellt, sie wuhuhuuten knapp hinter der Hecke auf das Grundstück des Nachbarn, laut und lärmend, dabei doch vollkommen überflüssig. „Ich säge diesem Patron die Kabel durch“, keuchte Breschke. „Das lassen Sie mal schön bleiben“, warnte ich ihn. „Die stehen unter Strom, und Sie wollen sich doch für diesen Filou nicht in Gefahr begeben?“ Außerdem war es nicht gesetzlich, und dass Breschke das so gut wie ich wusste, war mir klar. Es hätte ihn nur in diesem Augenblick nicht daran gehindert, eine Kurzschlussreaktion zu vollziehen.

Gabelstein, das war der Nachbar, der darauf wartete, dass die Hausfrau Laken auf die Leine hängte, um dann sein Laub in Windrichtung zu verbrennen; der Nachbar, der seinen nächtlich geschippten Schnee auf Breschkes Gehweg türmte; der Nachbar, der Schnecken in den Salat der Umwohner setzte und sich höhnisch über den Fraß verwunderte. Mancher hatte ihm ein gewaltsames Ableben gewünscht. Andere hätten sich sogar selbst gerne daran beteiligt.

„Das ist eine Ausrede“, brüllte Horst Breschke aus dem Küchenfenster, „das ist doch gar nicht genehmigungsfähig!“ Gabelstein stand im Garten und täuschte ein bisschen Laubharkerei vor. „In meinem Garten kann ich machen, was ich will.“ Der kleine, dickliche Mann mit der roten Glatze triumphierte. „Die Gemeindesatzung sieht vor, dass auch samstags bis zum Abend Gartengeräte mit erhöhtem Lärmpegel eingesetzt werden dürfen, und ich habe mir das schriftlich geben lassen.“ Er rieb mir ein Blatt Papier unter die Nase. „Falls Sie in näherer Zukunft mal Lesen lernen sollten.“

Die Tür fiel krachend ins Schloss; Bismarck schoss heulend unter die Couch. Frau Breschke verschwand mit Leidensmiene im Bügelzimmer. Hier half offensichtlich nicht einmal diplomatisches Geschick.

Wie recht ich hatte, merkten wir Augenblicke später. Ein Automobil mit Hänger war rückwärts in die Einfahrt gerollt. In erstaunlichem Tempo hatte der Fahrer mit Gabelsteins Hilfe eine Hüpfburg ausgefaltet und an einen elektrischen Ventilator abgeschlossen. Schon blähte sich ein quietschgelbes Ding auf dem Rasen, während im Küchenschrank die Tassen in leichtes Tremolo übergingen. Breschke schoss zum Fenster. „Gabelstein“, kreischte er, „machen Sie das aus! Wenn meine Frau Ihretwegen Kopfschmerzen kriegt, mache ich Sie fertig!“ Der miese Patron legte hinterhältig eine Hand hinter die Ohrmuschel, dann schritt er bis knapp vor die Hecke. „Schreien Sie doch nicht so“, keckerte er. „Man versteht ja sein eigenes Wort nicht!“ Herr Breschke ballte die Faust, doch ich zog ihn in den Flur. „Zwei Anrufe“, bat ich. „Geben Sie mir kurz das Telefon. Da ist noch Luft nach oben.“

Wachtmeister Klawitter war rasch zur Stelle. Durch das Küchenfenster sahen wir eine durchaus hübsche Pantomime, wie der Polizist mit zwei Fingern Gabelstein an den Zaun heranwinkte, wie dieser ungehalten dem Ordnungshüter einen Zettel in die Hand drückte, wild, möglicherweise auch lautstark gestikulierend, wie dies den Beamten nicht beeindruckte, wohl aber, dass der kleine Dicke sich mit dem Finger an die Stirn tippte und Wachtmeister Klawitter ihn über den Zaun hinweg am Kragen packte. Wie heisere Sirenen verebbte das Gebläsegetöse.

„Ich habe gleich den Gehörschutz eingepackt.“ Jonas wickelte die Schnur ab und steckte sie in die Kabeltrommel am Fuß der Kellertreppe. „Wenn Sie ihn nicht mehr brauchen, rufen Sie mich an.“ Grinsend schritt Breschke zur Hecke, ging leicht in die Knie und betätigte den Schalter. Es wuhuute. Wie von der Tarantel gebissen rannte Gabelstein zum Zaun. Er schien irgendetwas zu brüllen, man verstand nur leider nicht, was. In gewaltigen Fontänen pustete Herr Breschke das Laub vor sich her, hier, wo es so reich vom Nachbargrundstück hinübergesegelt kam. Gabelsteins Schädel blinkte wie eine rote Glühbirne. Ich gab ihm das Papier zurück. „Gartengeräte“, röhrte ich. „Nur Gartengeräte, ja? Falls Sie in näherer Zukunft mal Lesen lernen wollten.“





Internationale Solidarität

28 09 2015

„Also Rauschebart reicht ja für den Anfang, die müssen noch nicht perfekt ausgebildet sein. Es langt, wenn sie wenigstens aussehen wie echte Bombenleger. Und vielleicht einen so mittelgut gefälschten Pass, der nicht bei der ersten oder zweiten Kontrolle auffällt, sondern erst ganz kurz vor der Tat bei einer zufälligen Polizeiaktion. Kriegen Sie das hin?

Wir dachten so an hundert Personen im vierten Quartal, 2016 nehmen wir auch gerne mehr ab. Es kommt auf die Situation in Syrien an, und vor allem auf die Verständigung mit der Waffenindustrie. Wir sind nun mal eine Exportnation, da müssen wir mit Importen immer sehr vorsichtig sein. Wenn sich jetzt zum Beispiel herausstellen sollte, das sind alles echte Syrer, ganz normale Menschen, dann haben wir hier in Berlin ganz schnell ein Problem. Das müssen wir unter allen Umständen vermeiden, sonst bricht hier versehentlich die Demokratie aus und die Leute nehmen das Grundgesetz wieder ernst. Und das wollen wir doch alle nicht.

Der Plan ist ja dieser: Sie liefern uns ausgewähltes Personal aus den Herkunftsländern, direkt vom Erzeuger sozusagen, und dann kümmern sich unsere Geheimdienste um die Männer. Gerne mit Legende, oppositionelle Familie oder solche Sachen, den Rest machen wir. Die kriegen hier Islamunterricht, einen Grundkurs Radikalisierung in Theorie und Praxis, Wahlpflichtfächer Bartpflege oder islamistische Herrenmode inklusive, Schulung in verfassungsfeindlicher Rhetorik, und dann bringen wir ihnen noch ein bisschen Sprengtechnik bei. Man muss ja für einen schweren Anschlag auf die innere Sicherheit auch die Mittel beherrschen. Wer wüsste das besser als unsere Schlapphüte.

Wir brauchen Schläfer in der Bundesrepublik, unbedingt. Die konservativen Kräfte brauchen unbedingt terrorgefährliche Islamisten, sonst ist das ganze Sicherheitskonzept gar nicht mehr zu halten. Man muss doch vor irgendwem Angst haben, das macht doch ohne gar keinen Spaß. Und wenn wir hier in Deutschland nicht ab und zu, vor den Wahlen oder wenn man mal das Grundgesetz ein bisschen weiter aushöhlen will, wenn man da nicht absolut passgenau einen Schläfer enttarnt und einen Terroranschlag in allerletzter Sekunde verhindert, dann ist das sicherheitstechnisch gar nicht mehr in den Griff zu kriegen. Das Volk, meine ich.

Modularer Unterricht am praktischen Beispiel, das ist unser Motto. Duale Ausbildung. Tagsüber Theorie, und nachts gibt’s dann die praktischen Übungen. Wir basteln legendäre Sprengsätze nach, Celler Loch und so. Sauerland-Gruppe. Oder die NSU-Rohrbomben, die kann man ja mittlerweile als Hausaufgabe gestalten. Lern- und Lehrmaterialien sind frei verfügbar, das Innenministerium hat schon mal Mittel zur Verfügung gestellt. Also finanzielle. Die anderen haben wir natürlich noch irgendwo in der Nachttischschublade, oder wo man sonst so seine Zünder aufbewahrt.

Das Problem ist ja, dass es gar keine echten mehr gibt. Schläfer, meine ich. Wenn Sie sich angucken, wer da aus Syrien flieht, das sind meist diejenigen, die vor den Islamisten weglaufen. Die wollen gar nicht im Islamischen Staat kämpfen, die wollen sich nicht radikalisieren, die sind alle ganz normale Bürger, die mit ihrer Regierung nichts am Hut haben. Also ungefähr dieselbe Situation wie in Deutschland. Und die haben da auch so eine Art Fachkräftemangel, nur eben beim IS. Die haben da einen solchen Bedarf an gewaltbereiten Islamisten, die müssen schon Nachwuchs in Europa anwerben, damit sie ihren Laden am Laufen halten können. Und dem Assad bomben die natürlich auch die schönsten Kriegsziele vor der Nase weg.

Deshalb ist jetzt deutsches Know-how gefragt. Wir bilden jetzt hier Islamisten aus, aber nur für den Eigenbedarf. Die werden gerade nicht nach Syrien exportiert, die Bundeskanzlerin bespricht das mit Assad, dass wir eine gemeinsame Lösung für die Kriegführung finden, da wird dann auch unsere Rüstungslobby zufrieden sein, und der IS guckt in die Röhre, weil jetzt hier der islamistische Terror abgeht und nicht bei denen. Wir fühlen uns zur internationalen Solidarität verpflichtet, und das ist auch eine nachhaltige Maßnahme.

Landeskunde ist natürlich auch ganz wichtig. Wobei wir da jetzt ein gewisses Problem haben, die Schläfer sollen ja möglichst unentdeckt bleiben und nicht als Islamisten auffallen, eher so wie der nette Herr Abdullah von nebenan, der den Gemüseladen in der Uhlandstraße führt und immer so freundlich gegrüßt hat. Wenn der plötzlich verhaftet wird, ist der Schock doch auch gleich viel größer, als wenn Sie einen Problemfall haben, bei dem ständig der Staatsschutz vor der Tür steht und der dann verhaftet wird und alle sich wundern, warum da nicht mal früher was passiert ist, und dann haben es auch alle vorher schon kommen sehen, und dann ist auch wieder gut und keiner regt sich auf, weil die nächste Sau durchs Dorf getrieben wird. Wir müssen diese Schläfer so gut integrieren, dass sie bis zur Verhaftung nicht negativ auffallen, aber sie müssen gleichzeitig ein gewisses Grundmisstrauen in die Gesellschaft einbringen. Multifunktionale Kräfte. Doppelagenten.

Wir müssen nur aufpassen, dass die Amis nicht aus Versehen die Taliban ausschalten oder Assad oder wen auch immer. Stellen Sie sich mal vor, zehn Millionen ganz normale Leute wandern nach Deutschland ein und arbeiten hier und bezahlen ihre Steuern – dann wird’s gefährlich!“





Späte Drähte

27 09 2015

für Robert Gernhardt

Dort am Waldrand ringeln sich
raue Rohre,
wo ein Bächlein munter schlich:
tumbe Tore.

Nimmt Natur schon überhand:
blöde Beete,
über allem aufgespannt
späte Drähte.

Seht, die Schöpfung. Blüht sie auf,
setzt der Mensch sein Häuflein drauf.





In fünf Zeilen um die Welt. Limericks (CCLXI)

26 09 2015

Wenn Brad sich zum Spiel in Mount Hagen
bewegen lässt, pflegt er zu legen
mit Dominosteinen,
mit großen, nicht kleinen,
und flink nicht, mit Händen, mit trägen.

Dass Kervin oft klaut in Misere,
verdankt er der Jugendzeit Schwere,
doch nicght, dass bei Klage
dem Richter zur Plage
er ständig dasselbe erkläre.

Es saß Ryan in Stephansort
im Kittchen. Die Anklage: Mord.
Die Beisetzung nahm er
sehr ernst, doch dann kam er
schlicht nicht mehr zurück und war fort.

Der Papouschek legt sich in Flirsch
ins Dickicht. Er lugt auf den Hirsch.
Schon hört man es sägen.
Man fand ihn, gelegen
im Moos. Einen Mann. Und den Kirsch.

Es kaufte sich Puka in Wau
ein Hündchen, recht passend zur Frau.
Das Tier kläfft fortwährend,
sich ständig beschwerend,
es frisst, und die Haare sind blau.

Es spielt Lou Schach in Lower Hutt.
Zwar ging die Eröffnung noch glatt,
doch gab’s mit den Damen
im Mittelspiel Dramen.
Die Seinige setzte ihn matt.

Man sagt, Dika aus Hatzfeldhafen
kann in mancher Nacht gar nicht schlafen.
Ihr Leid, unermesslich,
sie ist so vergesslich
betreffs mancher Zahl bei den Schafen.





Gernulf Olzheimer kommentiert (CCCV): Die Jogginghose

25 09 2015
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Genauso schnell, wie man es angezogen hat, genauso schnell ist man mit diesem Kleidungsstück auch schon fertig. Er dient nicht dazu, Blößen zu verdecken, es ist dazu da, sie optisch zu einer Art Schmerzreiz zu transformieren, der säureähnlich auf die Netzhaut trifft, wie ein Überfall von ästhetischem Terrorismus, der keine Gefangenen macht und stattdessen nachhaltig traumatisiert. Keiner wird sein erstes Mal vergessen, meistens eine Kassenschlange im Discounter am Samstag, wo ältere Herrschaften mit abgepackter Wurst im Drahtwagen artig den Verkehr aufhalten, unrasierte Familienväter mit Krankenhauspackungen von Schokofrühstücksflocken den sorglosen Wohlstand einer labilen Industrienation verkörpern, und dann kommt es. Der Tritt in die Lichter hat einen Namen, und es ist die Jogginghose.

Offenbar wird dieses Ding pre-ausgebeult in den Einzelhandel geschleust, ausgeleiert im Schnitt und insgesamt einem Dreimannzelt nicht unähnlich, weil sich unter dem Polyester gut auf dicke Hose machen lässt. Verborgen bleiben Speckrollen und etwaige Muskelansätze, Körperkontur und Spannung, gezeigt wird dagegen auf nachgerade preziöse Manier die Distinktion des Trägers im sozialen Kontext. Auch an einem schönen Herbsttag im Binnenland wäre es jederzeit möglich, einen Einzelhändler im Badeanzug aufzusuchen, um Bier zu erstehen und eine Zeitung mit vielen bunten Bildern, wer aber ansatzweise in seinem eigenen Schädel zu Hause ist, lässt es einfach. Der Rest unterstreicht durch sein Auftreten als pseudolockerer Blödföhn heillose Unterlegenheit, denn wer würde sich schon freiwillig durch sein Auftreten zum Fallobst machen. Der Beutelträger ist nicht der chillige Checker, er unterstreicht nur, dass er nicht zwischen ziviler Existenz und einem privaten Bereich zu unterscheiden weiß, weil ihm mindestens eins von beiden fehlt. Meist ist es beides. Die Jogginghose zeigt, dass ihr Einwohner es zu Hause auch so machen würde. Nicht einmal der Gedanke, dass es analog zum Umfeld in den eigenen vier Wänden noch eine Stufe obszöner ginge, lässt einen das Ding als optischen Kollateralschaden abtun. Das will keiner wissen. Das will erst recht keiner sehen müssen.

Jetzt aber wird das Objekt von der Popkultur sozial aufgewertet, vulgo: der Kommerz reißt sich einen neuen Auswuchs von Fehlverhalten aus der Unterschicht unter den Nagel und schwiemelt einer verhaltensauffälligen Verbrauchergruppe mit wenig Substanz unter der Kalotte die Vorstellung zurecht, durch noch mehr Imitation wenigstens für eine Saison hip zu sein. Die Masche funktioniert dann auch ähnlich wie alle anderen zuvor, man enteignet scheinbar die Klientel im Abseits, hämmert aus wirrem Gewölle ein Müllbeutelimitat aus Kaschmir und Goldfäden, das den Schritt zwischen Kniekehle und Boden baumeln lässt, und redet ein paar borderlineintelligenten Gecken ein, man könne das Zeug auch ironisch tragen.

Was das Establishment nicht bekämpfen kann, weil es nicht ansatzweise ein satisfaktionsfähiger Gegner wäre, wird kurzerhand gekauft, demontiert, in irreführendem Zusammenhang zitiert und mit Etiketten beklebt, die das Ding höhnisch umwerten. So wird aus der braungrüngrau melierten Uniform für Bewegungslegastheniker, die Alkoholika vor und nach dem Betreten des Verdauungstrakts ein reiches Areal für Flecken bietet, ein scheinbares Abzeichen für die nonkonformistische Coolness, die sich gerne bequem kleidet und auf der Suche nach dem Antistil mit Luftpolsterfolienanzügen und Glockenröcken aus handgesägtem Asbest nie so recht zufrieden war. Das scheinbare Sportutensil – wer sich tatsächlich in der Freizeit mit dem Laufen beschäftigt, meidet körperferne Gegenwindfänger mit Hängehintern und Labberbündchen, um nicht als humpelnder Troll aufzufallen – kommuniziert den Standesgenossen, dass man auch mit wenig Aufwand ausgesucht unvorteilhaft aussieht, auch in pink gepunktetem Jersey, auch mit leicht verspielten Lederapplikationen.

Wer die Ironie der Jogginghose unbedingt braucht, kriegt sie sogar kostenfrei mitgeliefert. Auf zwanzig Meter Entfernung merkt nämlich der Kumpan des Bescheuerten nicht mehr, ob es sich um ein handgefertigtes Stück Couture handelt oder um den Klon vom Grabbeltisch, der zum Bruchteil des Preises genauso scheiße aussieht, vermutlich aber nicht schurwollebedingt an den Klöten kratzt. Wer die Ironie dieses scheinluxuriösen Beinkleids wirklich versteht, sind lediglich die Produzenten, die das Edelteil im gleichen Textilgulag fertigen lassen wie die Billighuber, getränkt in Pestizide, die eifrige Kinderhände ebenso abkriegen wie die Schickeria mit ihrem erlesenen Modegeschmack. Es wird nicht mehr lange dauern, und sie schicken die ersten Heckenpenner im Badeanzug in den Supermarkt. Mit Stöckelschuhen. Für den Schmerz.





Europäische Wertegemeinschaft

24 09 2015

„Das wird noch ein schlimmes Ende nehmen!“ „Jetzt malen Sie doch nicht gleich den Teufel an die Wand, wir haben schon ganz andere Problematiken überstanden.“ „Problematiken – das ist eine echte Krise! eine Katastrophe ist das, eine veritable Katastrophe für die Wirtschaft, die Gesellschaft, den Staat und…“ „Halblang, das ist doch völlig übertrieben. Natürlich gibt es jetzt internationale Verwerfungen, aber irgendwann werden sich die Wogen auch wieder glätten, meinen Sie nicht?“

„Aber auch wenn wir politische Konsequenzen fordern oder vielleicht sogar schon durchsetzen können, das ist doch nicht mit ein paar medialen Botschaften getan!“ „Natürlich nicht, aber auf der anderen Seite: meinen Sie etwa; dass sich die internationalen Börsenspekulanten plötzlich aus Pietät zurückhalten und Deutschland ein bisschen mehr als sonst schonen?“ „Es geht ja längst nicht nur um Deutschland, auch wenn das natürlich im Fokus der Auseinandersetzungen ist, aber es geht doch längst um Europa.“ „Wenn Sie das so sehen, wo ist denn dann der spezifisch deutsche Beitrag in der EU?“ „Die Zuverlässigkeit natürlich! Wenn die Deutschen etwas machen, dann ist das immer durchdacht und hat keine Konsequenzen, die man noch nicht absehen kann.“ „Verstehe. Deutsche Gründlichkeit.“

„Und das trifft uns gerade jetzt, wo wir in der Flüchtlingskrise endlich einmal die Gelegenheit haben, ein freundliches Gesicht zu zeigen.“ „Finden Sie? Turbokapitalismus mit menschlichem Antlitz?“ „Jedenfalls ist die internationale Gemeinschaft der Ansicht, dass wir das sehr gut machen, dass wir ein Vorbild sind. Wenn die Deutschen sagen: wir schaffen das, dann schaffen die Deutschen das auch. Das sagt sogar die Kanzlerin.“ „Aber Sie dürfen im Umkehrschluss nicht die Kanzlerin dafür verantwortlich machen, wenn das mit der marktkonformen Demokratie doch kein Versprecher war. Sie hat diese Sachzwänge ja nicht erfunden.“ „Sachzwänge!? Erst sind es Problematiken, jetzt Sachzwänge, was haben Sie bloß für ein sonniges Gemüt? Wenn Deutschland sich immer mit solchen Eigenmächtigkeiten durchwurschteln will, dann sind wir nicht Europas Lieblinge, sondern weiterhin der Buhmann.“ „Jetzt übertreiben Sie aber wirklich. So eine Kleinigkeit ist doch schnell vergessen, dann geht man zur Tagespolitik über und letztlich auch zur Realpolitik – da gibt es nun mal Verwerfungen, und dann renkt sich alles wieder ein. Die Ergebnisse der letzten Tage…“ „Die Ergebnisse der letzten Tage haben jedenfalls gezeigt, wie es aussieht. Man guckt sich kurz schuldbewusst um, ob man einen Sündenbock für die ganze Misere findet, dann tut man kurz reumütig, und dann macht man die ganze Sache so weiter, wie man sie immer schon gemacht hat. Das nennen Sie Sachzwänge?“ „Sie müssen dabei berücksichtigen, dass man die internationalen Sachzusammenhänge, die etwaigen Verbindlichkeiten und vor allem die vielen wirtschaftlichen Implikationen, zum Beispiel auf dem Arbeitsmarkt oder an der Börse, nicht einfach so ignorieren kann. Das geht uns Europäer alle an.“ „Sie schwurbeln sich hier schon wieder was zurecht – die Zeche zahlt der kleine Mann, das ist doch die Kernbotschaft! Die da oben machen sowieso, was sie wollen, warum sollten wir davon profitieren?“

„Ich möchte Sie ja nicht verletzen, aber Sie scheinen immer noch der Ansicht zu sein, Deutschland müsse die europäischen Werte um jeden Preis verteidigen.“ „Aber natürlich, wir leben doch in einer europäischen Wertegemeinschaft, und wenn wir diese Werte nicht gemeinsam verteidigen, in was für einer Welt sollen wir denn dann leben? und in was für einem Land? Meins ist das jedenfalls nicht mehr, und das sage ich nicht, weil die Kanzlerin das auch gesagt hat, denn hier geht es um sehr viel mehr! Das Ansehen Deutschlands steht auf dem Spiel, aber es ist die Politik, die es aufs Spiel setzt, und wir als Bürger werden im Stich gelassen von einer Wirtschaft, die…“ „Ich dachte schon, Sie wollten zum rechtspopulistischen Rundumschlag ausholen und die Flüchtlinge für den Niedergang der Demokratie verantwortlich machen, da bin ich ja noch mal beruhigt.“ „… einer Wirtschaft nämlich, die uns längst degradiert hat zu Subjekten, zu Börsensubjekten, hören Sie? Börsensubjekte, und die auf eine nachhaltige Entwicklung überhaupt keinen Wert mehr legt, sondern nur noch auf ihre neoliberalen Theorien, die dann irgendwann scheitern, weil ein paar geldgierige Arschlöcher nach oben gehievt worden sind in der Absicht, die Industrienationen über ihre Investitionsmacht auch zu unangreifbaren politischen Mächten zu machen, zu einem politisch-finanziellen Komplex, in den es für die demokratische Gesellschaft – und kommen Sie mir jetzt nicht mir Ihren Sachzwängen, ich schlage Sie grün und blau! – in den es kein Eindringe mehr gibt. Die immunisieren sich gegen ihre ständigen Fehlleistungen und geben den ganzen Mist auch noch als Erfolge aus, damit sie ungestört so weitermachen können, und wer hat dann darunter zu leiden? An wem bleibt das alles hängen? Na?“ „Ich verstehe ja Ihren Unmut, und mir ist auch nicht wohl bei der Sache, aber glauben Sie nicht, dass man die Stabilität des Euro…“ „Euro!? wer reden denn hier vom Euro? Mann, es geht doch um Volkswagen!“





Underground

23 09 2015

Er zog noch einmal an seiner Zigarre, lehnte sich behaglich in seinen Sessel zurück und warf einen abschätzigen Blick auf die Zeitung. „Flüchtlinge“, sagte er spöttisch. „Kaum kommen ein paar Einwanderer, schon heult dieses Land auf. Als sei es der Mittelpunkt der Welt.“ Wer würde ihm schon widersprechen, denn er, er hatte die Welt gesehen, vermutlich mehr davon, als die anderen je sehen würden.

„Eine halbe Million kommen im Jahr, alle wurden von der Wirtschaft begierig aufgesogen. Die Obstplantagen waren auf sie angewiesen, nicht nur für den heimischen Markt. Auch der Export, Pfirsiche und Orangen, wäre ohne sie natürlich längst zusammengebrochen. Eigentlich die ganze Wirtschaft, aber das wollte natürlich niemand zugeben. Ein paar Hardliner, und zwar die, denen wir den Turbokapitalismus und den Verfall der Löhne verdanken, wollten sie schon immer aus dem Land werfen lassen, aber was sollten die kleinen und mittleren Unternehmen ohne ihre Erntearbeiter anfangen?“ Er streifte die Asche von seiner Zigarre und zog die Stirn missmutig in Falten. „Ich muss ja nicht eigens erwähnen, dass die Experten, die stets strengere Kontrollen, höhere Strafen und sowieso ganz spezielle fordern für rote Autos, in denen Ausländer mittwochs theoretisch zu schnell fahren könnten, dass diese Leute von jeder Sachkenntnis ungetrübt sind.“ Sein ganzes Wesen atmete Verachtung.

„Natürlich müssen sie Jagd machen auf ihre Illegalen, aber wozu? Sie buchten ab und zu ein paar Tausende ein, Südamerikaner, die eine Farce von einem Prozess erwartet, eine Verhandlung in einer Sprache, die sie zum Glück für die Machthaber nicht verstehen, und dann werden sie wegen falsch ausgefüllter Papiere verurteilt. Die Papiere haben die Schlepper ausgefüllt, nicht sie, aber das ist der Justiz auch schon egal, schließlich handelt es sich um Ausländer. Sie unterschrieben ein Geständnis, das sie nicht gelesen haben, weil sie meist nicht lesen können oder weil man es ihnen nicht gezeigt hat, und dann sind sie schuldig und kommen in den Knast. Dafür steigen die Preise für Fleisch und Textilien, das Reifenwechseln wird teurer, die Lagerarbeiter verlangen mehr Geld, die ganze Wirtschaft gerät aus den Fugen. Und Sie bekommen in den verschnarchten Nordoststaaten kein Personal mehr. Our liberties we prize and our rights we will maintain.“

Umständlich erhob er sich aus dem Sessel, um den Aschenbecher zurechtzurücken. Langsam wurde es dunkel. Aus dem Garten hörte man die Igel wispern. Es scharrte und schmatzte im Gras. Hier war die Welt noch in Ordnung.

„Sie haben das amerikanische System gründlich pervertiert, denn in diesem Land muss sich keiner melden, es besteht kein Zwang, sich irgendwo auszuweisen – machen Sie das mal einem Deutschen klar, der nicht einmal ein Paket von der Post abholen kann, ohne seinen Personalausweis zu zeigen. Das Land der Freien? das Land der Flüchtlinge. Weder Chinatown noch Little Italy wären ohne die Einwanderer, die Ureinwohner würden in Frieden ihre Bison weiden und es gäbe Platz für jeden. Aber sie wollen ja unbedingt einen Krieg gegen die eigene Zivilisation. Also müssen wir sie mit den eigenen Waffen schlagen. Wir gehen in den Untergrund.“ Seine Lippen verschlossen sich zu einem Schlitz. Eine harte Entschlossenheit trat in seine Miene, als rüstete er sich zu einem Kampf, den er nicht zu verlieren gedächte.

„Inzwischen ist die Politik so weit, dass sie den Unternehmen horrende Strafen aufbrummen, wenn sie durch illegale Einwanderer die Arbeitsplätze im Land halten, die die Politik ja angeblich durch ihre Verbesserungen vor der Abwanderung in die Dritte Welt schützen will. Und wir sollten es auch so machen. Wir verlagern den Aufschwung in den Untergrund. Mit den Arbeitskräften.“

Er zog an der Zigarre. „Es ist verhältnismäßig einfach, sich in den Untergrund zu begeben. Wenn Sie eine verfassungsfeindliche Einstellung haben und nicht gefunden werden wollen, schaffen Sie das sehr bequem, vor allem dann, wenn der Staat ja eigentlich hinter Ihnen her sein müsste. Aber wenn Sie einen Betrieb unterhalten, in dem Sie Schweine zerlegen, klappt das auch wunderbar. Es zwingt Sie nur niemand, Ihre Angestellten wie den letzten Dreck zu behandeln. Entlohnen Sie sie ordentlich, und dann bekommen Sie auch die Leute. Ganz New York funktioniert so. Sie haben eine parallele Ebene eingezogen unter der Wirklichkeit, niemand kommt dort herein, aber es funktioniert, und sie zahlen für einen Knochenjob teilweise doppelt so viel wie den Mindestlohn. Erklären Sie mir, warum das nicht funktionieren sollte, denn wenn es sich nicht rechnen würde, wer sollte es dann seit Jahren und Jahrzenten so praktizieren?“

Die Sonne war fast untergegangen. „Und denken Sie an die Sozialversicherungsbeiträge. Die überwiegende Mehrheit hat in die Sozialkassen eingezahlt und nie etwas für sich beansprucht. Wir würden sie nicht durchfüttern, nur füttern sie uns nicht mehr mit durch. Ein Hinderungsgrund, wie ich zugeben muss.“ Er legte die Zigarre behutsam fort. „Aber wir könnten doch beispielsweise, für den Anfang, ohne Bayern…“





Bundesagentur für schädliche Elemente

22 09 2015

„… werde die Unternehmensberatung die Durchführung der Asylverfahren schneller und effizienter gestalten. Die Zusammenführung von Arbeitslosen, Sozialfällen und Migranten sei eine Aufgabe mit hohem wirtschaftlichem…“

„… sich die Mitarbeiter der JobCenter bis heute nicht ausreichend mit der Materie auskennen würden. Weise halte dies für einen strukturell sehr gut skalierbaren Vorteil, um auch im Asylverfahren politisch gewollte Vorhaben jederzeit in die…“

„… dass nicht erwerbstätige Flüchtlinge schon deshalb leichter abgeschoben würden, da ihnen wegen ihres Aufenthaltsstatus viel schneller eine Sperre der Hilfe zum Lebensunterhalt drohe. Nahles habe sich sehr befriedigt gezeigt, dass dadurch nicht nur der Haushalt, sondern auch die Asylantenzahlen innerhalb kürzester…“

„… den Zustand der Migration als ein nicht steuerbares Problem bezeichnet habe. Es sei also zu erwarten gewesen, dass de Maizière dafür einen absolut unfähigen…“

„… ungefähr neunzig Prozent der Asylbewerber ins Land lassen müsse. Dies entspreche bereits der Quote der sozialgerichtlichen Entscheide, so dass eine frühzeitige Eingewöhnung sich als…“

„… werde die Arbeitsgruppe innerhalb kürzester Zeit eine Vielzahl von gut bezahlten Jobs schaffen. Dass es sich dabei um Unternehmensberater handle, habe Weise erst auf Nachfrage des…“

„… Synergieeffekte zu nutzen. So sei es etwa geplant, die Umwandlung der Transferzahlungen in Sachleistungen oder die Ausweisung nicht nur bei Asylanten, sondern auch für die…“

„… dass im Zuge der Umstrukturierung die Bundesagentur für schädliche Elemente natürlich in der historisch bedeutsamen Stadt Nürnberg…“

„… aus dem Infrastrukturministerium die Anfrage gekommen sei, ob das Onlineinterweb nicht als schnellerer Datenspeicher einsetzbar sei, da damit nicht nur handschriftliche, sondern auch fotokopierte Formulare auf farbigem…“

„… ebenso unfähig wie de Maizière, allerdings sei der aktuelle Bundesinnenminister auf einem derartigen Niveau inkompetent, das nicht einmal in einer Bundesbehörde zu kurzfristigen…“

„… weitere Integrationsmaßnahmen der Migranten zu unterstützen, beispielsweise in die Bundeswehr oder in den…“

„… habe McKinsey nach einer kurzen Lektüre der internen Papiere, des CSU-Wahlprogramms sowie der BILD festgestellt, dass es möglicherweise zu viele Ausländer in Deutschland gebe, so dass die intellektuell zu kurz Gekommenen sich in beängstigender Weise…“

„… insbesondere syrische Einwanderer so ausbilden wolle, dass ihr Einsatz in gemeinsamen NATO-Bodentruppen gegen den IS eine spürbare Entlastung der Migrationslage für die EU…“

„… in den Auswanderungsländern Hot Spots einzurichten, in denen neben einem Asyl- auch gleich ein Hartz-IV-Antrag…“

„… den Arbeitsunwilligen und Asylanten zur Vereinfachung bei der Abfertigung in der Sammelstelle ähnliche Aufnäher vorzuschreiben, die bis zur zeitnah angedachten Verwaltungsreform allerdings noch aus unterschiedlich gefärbten…“

„… noch nicht ausformulierten Berichts entspreche, denn bereits vor zehn Jahren habe das Beraterteam festgestellt, dass es zu wenig Arbeitsplätze für die einheimischen…“

„… die Zusammenarbeit mit dem Verteidigungsministerium betont habe. McKinsey habe außerdem die schwedische Regierung beraten; ein Abkippen der politischen Stimmung zugunsten rechtspopulistischer Kräfte sei jedoch hier wie da eine rein zufällige, nicht positiv korrelierende…“

„… gemeinsam mit dem Innenminister ein großzügiges Kontingent zu entwerfen, dessen Obergrenze allerdings auch mit der vollen Härte des rechtlich…“

„… auch Straßenberatungsteams zur Aufnahme von Anträgen einzusetzen. Dies erspare den Kommunen beispielsweise die Einrichtung von Asylantenheimen, die wiederum weitaus weniger durch Brandanschläge oder…“

„… könne und wolle die Bundesagentur an der Kontingentgrenze eine sofortige Ausweisung vollziehen, die zur schnellen Entlastung des…“

„… die mediale Präsenz zu erhöhen. BILD habe gegen eine großzügige Beteiligung an der Wahl zum nächsten Bundespräsidenten zugesagt, sich positiv und negativ sowohl über Flüchtlinge als auch über Arbeitslose zu…“

„… die statistischen Modelle der Bundesagentur für Arbeit auf die Flüchtlingszahlen zu übertragen. Weise selbst habe vorgeschlagen, Personen, die sich gerade in einer Personenfeststellungsmaßnahme oder im Prüfungsverfahren befänden, nicht in die offizielle Zahl der…“

„… die Asylanten regelmäßige Schreiben von der Bundesagentur bekämen, die ihre deutschen Sprachkenntnisse überforderten. So sei gesichert, dass man auch Sachleistungen um dreißig Prozent, im Wiederholungsfalle um sechzig oder hundert Prozent…“





Mutti Gottes

21 09 2015

„Wenn ich es Ihnen doch sage! Wir haben auch alle nichts gemerkt, sie muss sich den Kopf gestoßen haben oder da war was im Tee, Altmaier hat ja selbst keine Ahnung, aber sie verhält sich eindeutig nicht normal. Dass man sich so verändern kann? Ist das noch die Bundeskanzlerin?

Die Bibeln hatten sie ja schon Kohl regelmäßig zugeschickt, aber er hat sie immer ganz schnell irgendwo verschwinden lassen. Aber sie hat das Ding auf dem Schreibtisch liegen! Und sie darin! Die Büroleiterin hat heimlich ein Foto gemacht, jeden Morgen setzt sie sich hin, und dann blättert sie im Neuen Testament. Wir schieben hier Panik, das können Sie sich doch wohl vorstellen!

Das mit den Flüchtlingen ist nur ein Symptom, das könnte jetzt auch auf andere Art passiert sein. Beispielsweise Schmeichelei. Oder weil ihr unser Wahlkampfstratege gesagt hat, sie solle ein einziges Mal ohne vorherigen Prokrastinationsmarathon einfach nur das Richtige tun, und dann hätte sie die SPD für den Rest ihres Lebens von der Backe.

Sie hat den Sozialstaat total neu berechnet, der Finanzausschuss hat sich selbst in die geschlossene Anstalt einweisen lassen, es gibt jetzt keinen Hauptstadtflughafen mehr und nicht diesen blöden Tiefbahnhof in Stuttgart, die Immobilienfirmen heulen schon beim Zähneklappern, und wir haben jetzt plötzlich genug Geld für das bedingungslose Grundeinkommen. Auch für die Einwanderer. Die Bundeskanzlerin hat die soziale Verantwortung des Einzelnen für die Gesellschaft betont, und das Thesenpapier hat sie handschriftlich abgeliefert. Handschriftlich! da war nicht mal die Truppentrulla beteiligt, das sind viel mehr als fünf Euro im Monat!

Also Sie werden das merken, wenn Sie sich mit der Bundeskanzlerin unterhalten. Sie hat sich irgendwie mit christlichem Menschenbild infiziert, ganz schlimm – Gut und Böse, die Nummer mit der Schlange und dem Apfel, kennen Sie? Kennen Sie? Ja, da brauchen Sie gar nicht so blöd zu grinsen, von wegen paradiesische Zustände, das ist doch schon das dialektische Verhältnis von… ach egal, aber damit ist doch die ganze Alternativlosigkeit so was von im Arsch! Sie stellen sich doch auch nicht vor den Bundestag und sagen: liebe Fraktion, wir hätten die Kohle zwar eh nicht, aber statt sie trotzdem aus dem Fenster zu schmeißen, lasst und doch mal nach einer Lösung suchen, die nicht ganz so verlogen aussieht. Die würden doch Schäuble auf der Stelle steinigen, wenn sie wüssten, dass das physikalisch möglich ist.

Überhaupt das christliche Menschenbild, wenn das die Bundeskanzlerin immer wieder benutzt, das ist gruselig. Ich habe gestern eine SMS aus der Landesgruppe gekriegt, in der CSU häufen sich ja die Fälle von Schlafmittelvergiftung, manche haben sich da zu strangulieren versucht, einer ist drei Tage lang nüchtern geblieben – der wird eingeäschert und anonym beigesetzt, so eine Schande können Sie im Regierungsbezirk Oberpfalz nicht auch noch in der Öffentlichkeit breittreten, was sollen da die Asylkritiker denken – also ganz furchtbar. Dass die Bundeskanzlerin jetzt Verfassungsrecht für absolut gültig erklärt und auf den Gottesbezug hinweist, mit dem die anderen immer so viel Lärm gemacht haben, das verzeihen sie ihr nie. Das ist schlimmer, als dass sie Dobrindt zum Minister gemacht hat.

Sie hat uns neulich eine Diskussion über Primärtugenden aufgedrückt. Nach Dienstschluss. Sie hätten mal Kauder und de Maizière sehen sollen. Ich wusste gar nicht, dass man den Kiefer so weit nach unten hängen lassen kann. Und dann hat sie den Katechismus abgefragt. Den großen. Als de Maizière nicht mal das Glaubensbekenntnis zusammengestoppelt kriegte, da hat sie ihm erst vergeben, und dann hat sie ihn rausgeworfen. Ich bin kein Arzt, aber kann man sich so am Kopf stoßen!?

Jetzt ist sie auch noch am Waffenhandel dran, ich sage Ihnen, das geht nicht gut. Fünftes Gebot und so. Dann hat sie sich auch noch mit den Saudis angelegt. Das geht ja noch, das kann Gabriel wieder glattbügeln, weil sie nur eine Frau ist, aber dann hat sie auch noch angefangen, denen in Katar Druck zu machen. Sie finden das wahrscheinlich lustig, wenn unsere Mutti Gottes die Scheichs zusammenfaltet wegen der unmöglichen Arbeitsbedingungen und der Korruption, die der Beckenbauer ja nie gesehen hat, aber wenn deshalb Deutschland nicht an einer Fußball-WM teilnimmt, dagegen war doch der Untergang des Abendlandes ein Kindergeburtstag!

Wir fassen hier schon nichts mehr an, vielleicht ist das alles eine ganz abgefeimte Strategie, und sie sortiert ihr Mitarbeiter aus, oder in Wahrheit kann sie Gedanken lesen, wird die nächste Päpstin und geht übers Wasser. Wirklich sehr unheimlich. Und sie fliegt ja nächste Woche in die USA, ich würde gerne mal wissen, ob sie Obama exkommuniziert wegen des Irakkriegs und wegen Afghanistan, und ob wir dann auch als Achse des Bösen gelten? Solange die Bundeskanzlerin jetzt nicht auch noch katholisch wird, ist doch alles okay, oder? Oder!?“