In fünf Zeilen um die Welt. Limericks (CCLXVI)

31 10 2015

Es malte Antón in Hellín
Touristen. Es sei ihm verziehn,
denn so wie nach Wochen
die Kleider ihm rochen
gab’s für ihn nichts als Terpentin.

Hissène fand im Keller in Sarh
ein Buch, doch es war in Gefahr:
die Herrscher verlacht es,
und darum vermacht es
der Mann schnell als Restexemplar.

Dass Jaime beim Tee in Uclés
nicht hinsieht, ob Tee im Gefäß,
ob alles bereitet,
was den Akt begleitet,
sagt er: „Still, dieweil ich noch les!“

Da Chongo sich gern in Mfue
herausputzt, greift er in die Truhe
und findet im Fassen,
was wohl mag ihm passen.
Er hat dort wohl achtzig Paar Schuhe.

Ignacio sieht in Almadén
den Vorteil beim Grillen. „Ich brenn
die Kohle zu Asche.
Dann greift man zur Flasche,
sie grillen, wenn ich längst schon penn.“

Wer N!xau veralbert in Kalkrand,
der wusste, sobald er den Kalk fand,
mit dem er belästigt,
der wurde befestigt,
sobald er am Zaun diesen Schalk band.

Ricardo, der in Guadamur
oft heimwärts mit dem Moped fuhr,
und abends nicht blinkte,
auch wenn man ihm winkte,
der blieb einfach strikt in der Spur.





Gernulf Olzheimer kommentiert (CCCX): Herbstgeräusche

30 10 2015
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Gelassen nähert sich der Jahreslauf seinem Ende zu. Auf leichter Schwinge geht es der Stille zu, die in den Ritzen der Nacht schon zu Fühlung winkt. Nicht mehr das gedämpfte Atmen in der schneebedeckten Landschaft, der jubilierende Chor fröhlicher Vögel, das endlose Zirpen der nächtlich verliebten Grillen. Noch dämpft das Rauschen der Bäche ein seichtes Säuseln der Blätter im Wind, ein lockender Zephir, ein Tanzen von Regentropfen auf der Fläche des kleinen Dorfbrunnens. Müde sinkt die Sonne in die Weite des Blicks, der Oktober glüht in goldener Güte. Nur diese gottverschissene Heckenschere drückt die Trommelfelle nach innen, dass eimerweise das Blut aus den Augen trieft. Es ist Herbst, und keiner kommt hier lebend raus.

Der Anblick der Stadtparklandschaften mag noch einigermaßen okay sein, wie Haushunde ihre Haufen unter die Laubdecke schieben und Jogger schmatzend in die Masse stapfen, doch akustisch haben moderne Waffensysteme dieser Zumutung nicht viel entgegenzusetzen. Der Nachsommer ist in vollem Gange. Das Crescendo krächzender Rechen auf porösem Beton eröffnet den Reigen der heiteren Folter, denen sich der Beknackte in westlich zivilisierten Doppelhaushälftenvierteln auszusetzen hat. Keuchend zerrt der Anwohner sein Blattwerk über den Plattenweg, als würde nicht in der nächsten Stunde die Natur selbst ihm die Mutter aller Mittelfinger zeigen. Die Endlichkeit humanen Selbstverständnisses, das viel früher auf Null schaltet als die Vitalfunktionen des durchschnittlich bekloppten Gartenzwergs, zeigt sich in der Attitüde des täglich vor sich hin kratzenden Rechenschiebers in seinem Biotop. Ein Unaufhörliches schwiemelt sich ins Stammhirn des Deppen, und nichts wird seinen Platz je einnehmen.

Immer abgesehen von der Höllenmaschine, die stracks nach der Heckenschere in Aktion tritt. Das Schnarren des Laubhäckslers lässt den Boden dumpf erzittern, wie Haufen von Biomasse im Trichter des finalen Fressfeindes versinken, um unter rummelndem Getöse als veganes Streugut meterhoch wieder in die Stratosphäre geballert zu werden, weil der Dummklumpen vom Amt für Stadtgrün und postmortale Verwesung wieder zu blöd war, den Deckel auf den Apparat zu flanschen. Heiter flirrt molekular zerfetzte Buche in die Lüfte, bittersüße Aromen von Schmierfett und heißem Metall begleiten das Koordinationsversagen, das uns bekannt ist und wiederkommen wird – alle Jahre wieder.

Dann aber, der Höhepunkt lässt sich nicht länger hinauszögern, tönt es. Das Ding. Der Schauer der sterbenden Saison. Der Laubbläser, jenes Spielzeug für den Blödföhn, gerne genommen als Benziner, damit auch die Natur noch nachhaltig eins in die Fresse kriegt, brüllt entmenscht durch die Gefilde, sobald es hell genug ist, eine Straßenlaterne zu erblicken. Horden hirnloser Fußhupen säumen jede Rasenkante, stolpern um jeden Baum, robben um jede Busch mit der Dezibelinfanterie im Anschlag, als wäre der letzte Weltkrieg ein Kindergeburtstag gewesen. Nicht einmal die komplette Dämlichkeit eines permanent harkenden Honks vermag die Art des Bläserbumskopfs zu toppen, der mit seinem röhrenden Rohr die Flora verstört und zitternde Steuerzahler in die Psychose treibt. Der Absatz schallisolierter Doppelscheiben in Grünflächennähe steigt per anno um wenige Milliarden Prozent, aber wen stört das schon? Das orgelt volle Möhre das Schmalz aus dem letzten Gehörgang, keiner der kommunalen Kümmerer – sie leben meist dreißig Kilometer entfernt in einer verkehrsberuhigten Siedlung, wo man radelnde Kleinkinder ob der Mittagsruhe mit einem aufgesetzten Genickschuss zur Ruhe bringt – würde diesen Schalldruck auch nur zur Kenntnis nehmen. Es krakeelt durchs Karree, und die schlechte Nachricht ist: das war’s ja noch nicht mal.

Wer jetzt kein Haus hat, baut sich keines mehr. Alle anderen, Nachbarn meist, dengeln die Hütte fest mit dem Trennschleifer im Dauereinsatz. Was Falten auf dem Gesicht macht, was sich in die Albträume hineinfräst, um eigene Wurmlöcher dort zu hinterlassen, das lässt sich mit Hobbygerät gut und günstig bewerkstelligen. Alternativ zückt der Querkämmer von nebenan gerne seine Kettensäge fürs Kaminholz. Und auch hier werden Benziner im Sortiment gerne besonders beworben, meist aus Gründen. Doch was der einzelne Bescheuerte zu unternehmen weiß, ist nichts gegen die konzertierte Aktion der amtlich bestellten Mehlmützen, die das Volk nicht sterben lassen wollen, solange es noch leiden kann. Alles rüstet sich, alles macht sich und die angrenzende Substanz winterfest. Noch einmal werden die Gelder der öffentlichen Hand mit Schmackes aus dem Fenster gekloppt, Straßen werden aufgerissen und asphaltiert und wieder aufgerissen und wieder asphaltiert und wieder aufgerissen und hinterlassen tiefe, schwärende Wunden, die die Seele angesichts jener Ahnung von Ewigkeit empfängt. Hier hülfe kein Laubbläser, kriegte man den Klötenkönig im Amt kurz vor Dienstschluss am Wurmfortsatz. Der Häcksler indes, ja – darüber ließe sich durchaus reden.





Allerheiligen

29 10 2015

„… bleibe der bayerische Ministerpräsident bei seinem Ultimatum. Werde die Grenze zu Österreich nicht umgehend vollständig geschlossen, müsse er leider die Regierungskoalition…“

„… sich Merkel uneingeschränkt zuversichtlich zeige. Deutschland, so die Kanzlerin, schaffe das, da mit der Mehrheit von CDU und SPD noch eine ausreichende Basis für…“

„… in der österreichischen Regierung diskutiert werde. Faymann habe seiner deutschen Amtskollegin angeboten, die Landesgrenze unverzüglich für alle Flüchtlinge zu schließen, wenn sie dafür Seehofer aus ihrem Kabinett…“

„… die CSU-Minister aus der Regierung abzuziehen. Die dadurch quasi handlungsunfähige Kanzlerin sei unweigerlich gezwungen, ihren Rücktritt zu…“

„… schnell reagieren wolle. Kauder habe Gesprächsbereitschaft signalisiert, wenn im Gegenzug Dobrindt innerhalb von dreißig Sekunden aus dem…“

„… könne sich de Maizière neben einer vermehrten Abschiebung von Afghanen im Winter auch vorstellen, andere Volksgruppen wie Kosovaren, Albaner, Bayern oder…“

„… den Austritt der CSU aus der Koalition in zehn Schritten vollziehen wolle. Aigner habe dazu bereits einen…“

„… erweitere die CSU ihre Drohung. Wenn es bis zum Wochenende nicht zur Einigung komme, werde Seehofer die Autobahnmaut für Ausländer endgültig kippen, was zu milliardenschweren Einbußen…“

„…in Passau die Bundespolizei ablösen werde, da es sich beim Freistaat um den legitimen Nachfolger des Königreichs Bayern handle, das nicht von preußischen…“

„… benehme sich wie ein autokratisches Arschloch. Erdoğan könne sich sehr gut vorstellen, dem Ministerpräsidenten politisches Asyl in der Türkei zu…“

„… gebe es noch keinen Hinweis darauf, dass Seehofer im Fall eines Scheitern zur AfD…“

„… habe Merkel bereits im Wahlkampf erklärt, mit ihr werde es keine Pkw-Maut geben, was sich nach gegenwärtiger Lage dann auch als richtig…“

„… und das Bundesverfassungsgericht eine Obergrenze für Flüchtlinge klar verneinen werde. Seehofer halte es nicht für ausgeschlossen, dass das gesunde Empfinden einiger Deutscher auch nicht islamistische Brutstätten des Volksverrats mit patriotisch motivierten Brandanschlägen…“

„… in Absprache mit der Staatskanzlei handeln werde. Die drei CSU-Bundesminister würden vor ihrer Demissionierung offiziell zur CDU übertreten, damit nicht die Christsozialen den Verlust tragen müssten, sondern die…“

„… habe der bayerische Innenminister nochmals klargestellt, dass es Seehofer einzig um die Menschenwürde der Flüchtlinge gehe. Um die UN-Menschenrechtscharta einzuhalten, wolle man ihnen eine direkte Einreise über Sachsen…“

„… verfassungsrechtlich gar nicht möglich sei. Scheuer vertrete die Ansicht, dass schon aus Gewohnheitsrecht das Grundgesetz für die CSU nicht bindend…“

„… einen Weißwursteinfuhrstopp nördlich der bayerischen Landesgrenze zu verhängen. Seehofer werde seine Souveränität bis zum letzten Zipfel…“

„… zu einem Notfall gekommen sei, als Seehofer versucht habe, über die Isar zu schreiten. Das BRK habe ihn auf eigene Gefahr aus der…“

„… werde Deutschland ausbluten lassen. Ohne den bayerischen Qualitätspopulismus könne keine Bundesregierung länger als drei Tage…“

„… drohe Seehofer der Bundeskanzlerin. Sollte sie ihn weiterhin ignorieren, so werde er ihr höchstpersönlich durch eine SMS sein uneingeschränktes Vertrauen…“

„… Gauck die Bundesminister zuvor entlassen müsse. Scheuer habe damit gedroht, bei einer Zuwiderhandlung werde er den Bundespräsidenten seinerseits aus dem Amt…“

„… aber noch nicht bestätigt sei. Beobachter hielten es allerdings für schwer möglich, dem FC Bayern München ein Spielverbot außerhalb von…“

„… im Jahre 2012 für mehr als einen Monat Bundespräsident gewesen, habe aber nach der Wahl Gaucks nie formell abgedankt. Als wahrer Präsident aller Deutschen erkläre er Merkel für abgesetzt und fordere die sofortige…“

„… die Bevölkerung auf ihrer Seite wisse. Sollte die CDU sich auf Bayern ausdehnen, prognostiziere das Institut im Falle von Neuwahlen ein Debakel für den…“

„… nicht beim Status quo bleiben werde, wenn der Freistaat erst über eine eigene Armee verfüge. Der designierte Verteidigungsminister Söder wolle sich noch nicht festlegen, ob bayerische Atomwaffen noch in diesem Jahr…“

„… wolle er selbst weder bestätigen noch dementieren. Seehofer solle bereits in der kommenden Staffel des Dschungelcamps…“

„… sich auf keinen Fall von landfremden Elementen aus dem Süden erpressen lasse, sondern mit Entschlossenheit die eigenen Interessen im heldenhaftesten Kampf sichern werde. Der Einmarsch der Bayerischen Reichswehr in Österreich sei nur eine Sache von wenigen…“

„… wegen des dringenden Tatverdachts auf Nötigung von Verfassungsorganen mit internationalem Haftbefehl gesucht werde. Der ehemalige CSU-Chef sei zuletzt beim Überschreiten der syrischen Grenze in der Nähe von…“





Morgenstund hat Gold im Mund

28 10 2015

Nein, sie ist keine Frohnatur. Tatsächlich wird man den Tag loben, an dem man sie vor der dritten Tasse Kaffee nicht angesprochen, ja: an dem man sie so gar nicht erst zur Kenntnis genommen hatte. Sie wird einem auch dies vorwerfen, irgendwann, wenn sich dazu die Gelegenheit bietet, beispielsweise an einem sonnigen Nachmittag in der Toskana, drei bis fünf Jahre später, nach einem Museumsbesuch, einer Schachpartie oder einem Klavierkonzert. Aber nichts davon ist vergleichbar mit dem Anblick, den Hildegard unmittelbar nach dem Betreten der Küche bietet. Es gibt Dinge, an die man sich einfach nicht gewöhnt.

Und Hildegards Morgengesicht ist eine dieser Herausforderungen. Sie ließ sich wortlos wie immer auf den Stuhl fallen und starrte auf das Fenster zum Garten, während ich eilends Kaffee in die Tasse goss, doch ich war wie so oft ein kleines bisschen zu spät. Sie raunzte irgendetwas, das ich nicht gleich verstand, und ich wagte auch nicht, sie danach zu fragen. „Wir sollten mal in die Arkaden“, säuselte ich leichthin, „Doktor Klengel war von diesem neuen Frühstückskaffee doch sehr angetan.“ Blanker Hass flutete mir entgegen. In diesen Augenblicken war jeglicher Versuch, sie vor Sonnenuntergang aus dem Haus zu locken, ein Angriff auf ihre körperliche Unversehrtheit. Das musste gut geplant sein, weshalb ich nicht nur ihren Wecker ausschaltete, sondern auch todesmutig den Kaffee versteckte und zur Vorsicht mein Testament auf dem Küchenschrank deponierte. Hildegard biss, aber sie biss an.

Die Arkaden, jenes hübsche Karree in der Uhlandstraße Ecke Hölderlinstieg, hatte seit einigen Tagen schon in aller Frühe geöffnet. Hildegard schlurfte neben mit her, die Fäuste ganz tief in die Manteltaschen vergraben, bis wir die Türen der Passage erreicht hatten. Kein Portier weit und breit, die Beleuchtung schummerte noch halbnächtlich vor sich hin, nur das Café auf der mittleren Ebene hatte schon die Tische herausgestellt. Am Tresen lehnte eine verschlafene Frauensperson, die mit mürrischem Blick Käsebrötchen, Streuselschnecken und heiße Getränke feilbot. Die Gefährtin ließ sich auf keine Diskussion ein, sie folgte einfach dem Geruch des Kaffeeautomaten.

Bevor Hildegard auch nur einen Satz hatte zu Ende sprechen können, fiel die Büfettkraft ihr auch schon ins Wort. „Draußen nur Kännchen“, muffelte sie. „Milch und Zucker nehmen Sie selbst.“ Die Brötchen sahen alle aus wie vom vorigen Tag, zumindest die etwas besser erhaltenen; der Rest hatte schon die eine oder andere Wirtschaftskrise mitgemacht. Ruckartig zeigte Hildegard auf die letzte Semmelhälfte mit Weichkäse. „Camembert ist aus“, raunzte die Alte. „Aber das…“ Ich wollte gerade eben einlenken, doch sie machte eine scharfe Bewegung mit der Handkante. „Das wollen Sie nicht essen“, knurrte die Verkäuferin. „Nehmen Sie halt Kochschinken.“ Hildegard hasste Kochschinken, genauer: sie hasste nichts so sehr wie Kochschinken, insbesondere Wurstaufschnitt zum Frühstück. Der Kaffee drohte zu erkalten. Und es gab keinen Käse. Wir befanden uns unversehens im Feindesland.

Mürrisch rührte die Gefährtin in der Kaffeetasse herum, und sie hatte nicht einmal bemerkt, dass die lauwarme Plörre mäßig eingeschenkt war; lediglich anderthalb Tassen ergab das Gefäß, Milch und Zucker befanden sich nur auf jedem zweiten Tisch, wobei man der Milch doch ansah, dass sie noch übernächtigter sein musste als die Tresendame. „Ich werde fürs zweite Frühstück noch ein paar Brötchen mitnehmen“, kündigte ich an, doch da war es auch schon geschehen. Hildegard hatte den Tisch verlassen und war schnurstracks ins Innere der Bäckerei gelaufen. Hütete sie Rachegedanken? Mir schwante Übles.

Sie tippte mit dem Finger auf die Vitrine. Die Verkäuferin schien es nicht zu interessieren, sie griff blindlings in den Korb mit Roggenmischdings und Mehrkornzeugs, holte zwei bis drei Klumpen heraus und stopfte sie in eine knitterige Tüte. Doch nicht mit Hildegard. „Dreikorn“, bellte sie. „Zwei Dreikorn und zwei Dinkelkracher!“ „Sind aus“, murmelte die Verkäuferin, gleichwohl sich (und das erstaunlich frisch, selbst im naturgemäß trockenen Zustand) jede Menge Dinkelkracher vor ihr in der Brötchentheke stapelten. „Nehmen Sie doch Schwarzschrotlinge, die müssen auch weg.“ Fast hätte man Mitleid mit der Bäckereiverkäuferin entwickeln können, wie sie schlaftrunken am Tresen lehnte und eigentlich nur ihre Ruhe haben wollte. „Dreikorn“, befahl Hildegard. Die Verkäuferin stopfte ein Dutzend Dinkeldinger in die Tüte. Warum nicht gleich so.

Die Morgenluft tat Hildegard gut. Schon schmiedete sie Pläne, was sie mit dem Rest des angebrochenen Tages anfangen würde. „Und morgen“, frohlockte sie, „sollten wir ein bisschen früher aufstehen. Nur ein paar Minuten, weißt Du?“





Maasarbeit

27 10 2015

„Das kann man auch ein bisschen netter sagen. Gut, die Alte hat wirklich einen dicken Hintern, aber das muss man doch nicht gleich ins Internet schreiben. Wir haben dann die Arbeit damit, und die Nutzer beschweren sich. Das sind natürlich keine haltbaren Zustände, aber was wollen Sie machen, wenn die Politik das so will?

Ja, wir machen das jetzt alles selbst. Die einfach gelagerten Fälle, mal eine Beleidigung, üble Nachrede – wobei, da muss man eigentlich auch Jurist sein, um das zu unterscheiden. Der Kollege hat nach vier Wochen in unserer Abteilung immer noch Schwierigkeiten mit der Verleumdung, weil er eine Tatsachenbehauptung in manchen Fällen schon als Werturteil betrachtet und nicht die Gesetzeskonkurrenz sieht, aber der kommt auch aus der Buchhaltung. Den kann man eigentlich gar nicht bei uns einsetzen. Als Bundesminister eventuell noch, aber hier?

Das hat etwas mit dem Hausrecht zu tun. Wir als Betreiber müssen das ausüben, sagt Maas. Jetzt hatte ich immer gedacht, wenn ich jemanden bei mir zu Hause rausschmeißen will, dann kann ich mir auch selbst aussuchen, ob ich den rausschmeiße und wen ich überhaupt rausschmeiße. Und wenn der nicht verschwindet, dann kann ich immer noch die Polizei rufen, und wenn er doch verschwindet, rufe ich sie trotzdem und zeige ihnen eine Straftat an, und die kümmern sich dann darum. Dass das mit den Straftaten immer auf den Justizapparat hinausläuft, das müsste ihm mal einer verklickern. Aber ich habe doch so meine Zweifel, dass das klappt.

Gucken Sie sich mal meine Liste an. Das soll alles heute noch weg. Man kann die natürlich schon mal vorsortieren – Judenwitze, hier geht es um Islamisierung, das ist gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit, insbesondere Abwertung von Langzeitarbeitslosen, aus organisatorischen Gründen schieben wir sämtliche Äußerungen der SPD zum Thema Arbeitsmarkt automatisch da rein – dann drücken Sie hier auf die Taste, und zack! alles weg, und der Nutzer kriegt eine automatisch generierte Mail, dass sein Beitrag nicht den Richtlinien entsprach. Aber dann bleibt doch noch der ganze Rest hier, sehen Sie?

Einerseits hat die Bundesregierung natürlich recht, man darf nicht einfach verfassungsfeindliche Sachen irgendwo äußern, es sei denn, man ist Horst Seehofer, aber das lassen wir jetzt mal weg. Einfach so zu Gewalttaten gegen Flüchtlinge aufrufen oder missliebige Politiker an den Galgen hängen wollen – geht nicht. Das muss man der Bevölkerung auch immer wieder klar machen, dass wir hier in einem Rechtsstaat leben und dass das Grundgesetz für alle gilt. Auch für sie selbst. Aber andererseits, macht sich Maas etwa die Arbeit und guckt täglich im Akkord diese Sachen durch, die von den anderen gemeldet werden?

Sie tun ja etwas für die Weiterbildung, das muss ich allerdings sagen. Neulich hatten wir so ein Seminar über das Telekommunikationsgeheimnis, sehr spannend. Konnte man eine Menge mitnehmen für den eigenen Alltag. Auch in Bezug auf das, was Maas selbst gerade veranstaltet mit der Vorratsdatenspeicherung. Wir verstehen das jetzt alles viel besser, fühlen uns staatsrechtlich sehr viel kompetenter, aber jetzt fängt das Problem ja erst an: wenn Maas in einem Posting seine eigene Position zur Vorratsdatenspeicherung verteidigt – es hat wohl gerade eine, aber fragen Sie mich bitte nicht, welche – dann muss ich das doch löschen, oder? Es könnte im Prinzip auch eine verfassungsfeindliche Meinung sein, die er da vertritt, und ich kann nicht immer nur aufs Bundesverfassungsgericht warten, das geht nicht in einem laufenden Geschäftsbetrieb. Also müsste man jetzt alle Diskussionen über diese verfassungsrechtlich umstrittenen Themen komplett aus dem Internet verbannen. Kann man verstehen, nicht unbedingt aus der Perspektive der ganzen Politik, aber was Maas angeht, dann schon. Die Leute sollen halt etwas denken, aber es nicht unbedingt auch ausdrücken. So ist der Bürger für die Regierung immer noch am bequemsten.

Aber wo wir gerade bei PEGIDA waren – das ist ja der Auslöser für diesen ganzen Schrott – wenn wir jetzt den ganzen rechten Dreck lesen, der da seit einem Jahr steht, da sehe ich ein massives Problem. Das hat sich nicht verändert, das hat schon immer gegen die Verfassung verstoßen, die Politiker haben das nur als etwas überzogene Meinungsäußerung von ein paar aufgebrachten Bürgern abgetan. Gehetzt haben die damals wie heute, und daraus ergibt sich eins der vielen rechtlichen Probleme, die Maas jetzt bekämpfen muss und die wir ohne ihn gar nicht hätten: wenn ich jetzt diese Äußerungen verbieten muss, die über ein Jahr da stehen, geht das mit einem Gesetz, das erst kürzlich in Kraft getreten ist? Sehen Sie, Maasarbeit! Und wer macht den ganzen Dreck jetzt wieder weg? Na?

Das Gute daran, wir haben endlich mal eine verbindliche Richtschnur, an die man sich immer halten kann. Das Grundgesetz ist eben das Grundgesetz und nicht eine Geschäftsbedingung, die man einfach mal so anpassen kann. Das gibt Sicherheit, und dazu ist die Verfassung wohl auch da, wenn ich das richtig verstanden hatte. Und jetzt kommt mein Vorschlag dazu: wo wir ja diese quasi objektive Richtlinie haben, die Verfassung, die uns gewisse Äußerungen in der Öffentlichkeit verbietet, ob man das Verfahren hier nicht auch auf Politiker anwenden sollte?“





Transitzone

26 10 2015

„Das ist doch nicht Ihr Ernst!“ „Natürlich ist das mein Ernst. Deutschland muss sich außenpolitisch ganz anders positionieren, dann erlangen wir auch wieder unsere volle Souveränität.“ „Das sagen Sie ja nur, damit Ihnen die Rechten auf den Leim gehen, diese nationalbesoffenen Arschlöcher von PEGIDA und aus der AfD.“ „Die Neonazis sollen uns dafür hinterherlaufen, dass wir unseren Frieden mit dem Islamismus machen wollen? Ist das Ihr Ernst?“

„Man kann doch mit diesen Terroristen nicht verhandeln!“ „Wer spricht denn überhaupt von Verhandlungen? Wir machen denen ein Angebot, nicht mehr und nicht weniger. Außerdem ist das gut für unsere Wirtschaft.“ „Weil Sie den Islamischen Staat mit Waffen ausstatten.“ „Und die muss ja irgendjemand produzieren, nicht wahr?“ „Sie wollen also ernsthaft die islamistischen Terroristen direkt mit Waffen für den Bürgerkrieg ausstatten und dann zusehen, wie sie die arabische Welt in Schutt und Asche legen?“ „Die arabische Welt? Meine Güte, außer Übertreibungen haben Sie wohl nichts drauf.“ „Syrien, der Libanon, dann der Irak und dann…“ „Das ist erstens nicht die ganze arabische Welt, und zweitens werden wir uns schon mit ihnen einigen, dass sie Katar in Ruhe lassen. Wir schicken Niersbach hin, der macht das schon so, dass Beckenbauer nichts mitkriegt.“ „Das ist krank! Krank und menschenverachtend!“ „Richtig, das ist die exportorientierte Wirtschaftspolitik, für die man uns auch im Euroraum so schätzt.“
„Und ich bleibe dabei: Sie machen das bloß, damit Ihnen ein paar rechte Arschlöcher auf den Leim gehen.“ „Unter Umständen könnten Sie sogar recht haben, aber das ist nur ein Nebeneffekt.“ „Das ist nicht nur ein Nebeneffekt, wir werden mit einer signifikant geringeren Zahl an Kriegsflüchtlingen zu rechnen haben.“ „Eben, das ist ein durchaus hübscher Nebeneffekt. Die Islamisten haben ausreichend Waffen und Munition, wir liefern ihnen die logistischen Mittel für eine Grenzbefestigung, sie bauen sich, sagen wir mal: Transitzonen, und dann…“ „Sie werden Konzentrationslager bauen.“ „Aber mit deutschem Know-how. Wir können ja nicht so tun, als sei uns die politische Situation im Nahen Osten egal. Ein bisschen Engagement kann man von einem der reichsten Staaten der Welt schon erwarten, finden Sie nicht auch?“

„Mit anderen Worten, Sie befürworten ab jetzt eine Transitzone?“ „Welche meinen Sie genau?“ „Gibt es denn da mehrere?“ „Sie meinen sicherlich die aus Stacheldraht und unbeheizten Zelten, die der bayerischen Landesregierung vorschwebt.“ „Und Sie, welche meinen Sie?“ „Mir schwebt da gerade eine Art fließender Übergang vor zwischen Verfassungskonformität und Unrechtsstaat.“ „Und was ist daran bitte Transit?“ „Naja, es ist noch nicht direkt nationalsozialistisch, aber es hat schon die entsprechenden Anregungen aufgenommen. Die Grenzen sind fließend.“ „Das wird die deutsche Öffentlichkeit nicht tolerieren.“ „Aber natürlich wird sie das. Wir sind doch nicht so die CSU, die die Abschaffung der Demokratie als Allheilmittel fordert. Damit werden Sie aber keinen Blumentopf gewinnen.“ „Und was fordern Sie stattdessen?“ „Nichts. Wir sind ja die Regierung, wir brauchen nichts zu fordern, weil wir es machen können – und müssen. Ein Umstand, der in dieser Partei offenbar aus intellektuellen Gründen bisher zu schwierig war. Falls es sich nicht um ein Denkverbot handelt, aber das gibt ja es bei Verfassungsfeinden nicht.“ „Und damit wollen Sie gleichzeitig das Risiko eines nachhaltigen Rechtsrucks in der Gesellschaft abwenden?“ „Eine große Mehrheit ist doch immer noch bereit, die Parteien der Regierungskoalition zu unterstützen, da müssen Sie doch nicht gleich den Naziteufel an die Wand malen.“ „Aber die Leute erwarten, dass die Regierung Maßnahmen ergreift, wie sie die Rechten fordern!“ „Und deshalb geben wir den Rechten nach und bauen das hier sofort in ein Viertes Reich um? Meine Güte, da können wir Seehofer ja gleich zum Reichskanzler machen.“

„Wie stehen wir überhaupt da vor der Welt – erst warnen wir vor islamistischen Anschlägen, dann stützen wir die islamistischen Terroristen, und dann fällt uns je nach Wirtschaftslage plötzlich wieder ein, dass sie die Bösen sind.“ „Ja und?“ „Die kommen sich doch verarscht vor!“ „Ach was. Die Volksmudschaheddin, die Taliban und die Kurden kennen das doch.“ „Das waren aber nicht wir.“ „Bei den Kurden wäre ich mir da nicht so sicher, das kommt auf Erdoğan an. Aber bei den anderen haben Sie natürlich recht. Das waren unsere allerbesten Freunde aus Amerika.“

„Also dann: Grenzkontrollen, Transitlager, eine grundgesetzwidrige Flüchtlingsobergrenze…“ „… die uns das Bundesverfassungsgericht erst kippt, wenn es zu spät ist, dazu schnellere Abschiebung nach Afghanistan in den sicheren Tod, noch mehr sichere Herkunftsländer, und dann werden wir die Herzen der Wähler wieder gewinnen.“ „Aber das bringt doch alles nichts.“ „Richtig. Ändern wird sich nur etwas, wenn wir ab jetzt mit dem IS kooperieren, der hält uns schon den Ärger vom Hals.“ „Und was sollen dann diese ganzen innenpolitischen Maßnahmen, die nur das Grundgesetz immer weiter aushöhlen? Die sind doch total sinnlos!“ „Glauben Sie ernsthaft, dass das der durchschnittliche deutsche Wähler überhaupt kapiert?“





Die Schrägheit der Masse

25 10 2015

Da stapelt brav der junge Mann
im Gang Konserven auf.
Dass das niemals gut gehen kann –
na gut, noch eine drauf.
Da wackelt’s schon. Von unten her
ein Beben. Ach, der Mut
sinkt ihm, und alles poltert schwer
und fällt und rollt und ruht.
  Wenn das ein bisschen
    wippt
      und wippt,
  wen wundert’s, dass es
    kippt
    und kippt.
  Vom Eingang bis zur Kasse:
    die Schrägheit
      der Masse.

Gespült ist alles Porzellan,
jetzt kommt es in den Schrank.
Babette hat alles wohlgetan,
sie stellt es auf die Bank.
Sie setzt die Teller Schicht um Schicht,
da naht schon das Verderben:
ein Kännchen rutscht, und alles bricht
und springt umher in Scherben.
  Wenn das ein bisschen
    wippt
      und wippt,
  wen wundert’s, dass es
    kippt
    und kippt.
  Vom Schälchen bis zur Tasse:
    die Schrägheit
      der Masse.

Die SPD, sie schwankt und sinnt,
bewegt sich, weil sie muss,
und findet, wenn sie mal beginnt
doch nicht zum rechten Schluss.
Doch wenn sie… nein, das ist zu viel
gehofft. Schon knickt sie ein.
Es ist doch stets dasselbe Spiel
und wird nie anders sein.
  Wenn das ein bisschen
    wippt
      und wippt,
  wen wundert’s, dass es
    kippt
    und kippt.
  Verrat mit Lust die Klasse:
    die Schrägheit
      der Masse.





In fünf Zeilen um die Welt. Limericks (CCLXV)

24 10 2015

Da Ahmad in Mardsch al-Hamam
zur Körperertüchtigung schwamm,
war er anfangs schmächtig,
doch dann muskelmächtig.
Es gab dort kein Wasser. Nur Schlamm.

Ricarda versucht in Palín,
sich Stiefel, recht eng, anzuziehn.
Es endet mit Stolpern,
mit Schwanken und Holpern
zuletzt, stiefellos, auf den Knien.

Abdullah, der hängt in Na’ur
ein Geldsäckchen an eine Schnur,
die Leute zu narren.
Nach kürzerem Harren
ist das Säckchen weg. Ohne Spur.

Wenn Cheng Hosen näht in Prey Veng,
ist er mit den Kunden recht streng.
Er pocht auf Diäten,
sonst platzt aus den Nähten
die Hose – sie ist meist zu eng.

Nadim suchte einst in Bait Ras
im Keller ein uraltes Fass.
Der Inhalt ist köstlich,
doch war er untröstlich,
zu schnell schwand das wertvolle Nass.

Ernesto spielt in Pedregal
trotz Sehschwäche Billard. Der Drall
der Kugel gelingt ihm,
die Sehschwäche zwingt ihm
den Stoß auf, beurteilt am Knall.

Maroun kann in Muchayyam Hetten
im Sturm kaum das Mobiliar retten.
Es pfeift durch die Ritzen,
er bleibt jedoch sitzen,
denn immerhin hat er noch Betten.





Gernulf Olzheimer kommentiert (CCCIX): Stammtischpolitiker

23 10 2015
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Seit Wochen hatte es in Strömen geregnet. Die Götter schienen ihren Teil der Abmachung vergessen zu haben. Uga sah seine große Stunde gekommen. Mit der Keule fuchtelnd sowie unter großem Geschrei ließ er seinen Unmut an diesem Mainstream aus, der dem Wolkengott und seinem Sohn, dem eingeborenen Donnermacher, mehr huldigte als der Dicken Frau, die im Frühjahr ihren Hüftspeck segensreich über die Täler schüttelte. Die Gesellschaft hatte die Werte ihrer Großväter vergessen, das Wasser vom Hochplateau kam jedes Jahr ein bisschen näher und die Anwohner der westlichen Felswand, die das alles nicht zu kümmern schien, da sie den Wolkentypen zum Stammesgott erkoren hatten, waren offensichtlich schuld. Krieg ging nicht, die anderen waren zwar mehr, aber dafür auch stärker. Die Fresse aufreißen, das ging immer. Und dafür war Uga ja da. Für nichts anderes. Wie ein Stammtischpolitiker.

Kaum war der Alkoholausschank erfunden und halbwegs reglementiert worden, mischten sich die Demagogen auch schon unters Volk. Sie hatten zwar großflächig keine Ahnung, wussten dafür aber immer alles besser. Nachfahren von ihnen haben das Interwebnetz erfunden, in dem man in drei Minuten sechs Sequester Juristik supponiert, obwohl man tags zuvor noch Quantenphysiologe war. Das hockt in der Ecke und quengelt, während die Erwachsenen tätig werden wollen. Und damit ist alles gesagt über die Jammerlappenherde, deren Geweimer sich mühelos der Erdkrümmung anpasst.

Der Stammtischpolitiker ist ein Verlierer im Bildungswettrennen, macht aber nix: er blökt seine halb garen Absonderungen auch nur in Richtung der einfachen Strickmuster, die bei Hauptsätzen mit etwas Glück schmerzfrei bleiben. Er hat wenig zu verkaufen, vielleicht ein paar verschwiemelte Vorurteile, etwas Nationalbesoffenheit und für den ganzen Rest die Angst vor dem Weltuntergang. Wir wissen zwar, dass der Tod unausweichlich ist, aber wir lernen gerne, dass der Marsmensch unsere Töchter nur entführt, damit das Bruttosozialprodukt in Sachsen-Anhalt absinkt. Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ist das Denkgranulat aus der drogendurchfressenen Birne eines Zonks, aber wer selbst unter der Alukapuze groß geworden ist, neigt ja nicht naturgemäß zum Zweifel.

Doch gerade hier sollte möglichst brutal Unaufgeklärtes aus dem Schädel gekloppt werden, bevor sich die Realitätsallergiker mit ihrem meist feucht-völkischen Geseier über die Vollverdübelten erheben. Die Vereinfacher haben eine einigermaßen klare Agenda: sie vereinfachen, bis die Tatsachen sich willfährig ineinander pfropfen lassen. Der schwarze Mann im Nachbardorf ist schuld am Gewitter vom letzten Jahr, das den Preissturz beim Rohöl ausgelöst hat. So einfach ist die Welt mit fünf Halben in der Birne, und wer es komplizierter zu erklären versucht, ist halt ein studierter Esel.

(Sie sind oft selbst studiert, lassen es jedoch selten so heraushängen; der durchschnittliche Schnappatmer ist F-Jurist, weiß seine postpubertäre Karriere allerdings fintenreich zu verschleiern. Man hält ihn nicht zufällig für einen der Dummklumpen, für die er sein Gefolge hält.)

Die Provinzlautsprecher versuchen mit Macht, sich ihrer Geschäftsgrundlage zu entziehen, denn ihr Stündchen schlägt erst in der Not. In allen Anfechtungen, die ein besonnener Geist gelassen an sich abprallen ließe, bläht das seine Backen und plärrt nach einfachsten Strukturen, Führer und Volk, bedingungsloser Gefolgschaft bis knietief in die Scheiße, von der sie genug im Schädel haben. Letztlich sehnen sie sich nur nach der Abschaffung des Rechtsstaates unter dem Deckmäntelchen seiner Hege und Rettung, und von da aus flüchtet sich der Kurzstreckendenker in die Struktur. Gegen die Flut vom vergangenen Jahr helfen nicht Dämme, sondern das Standbild des Wolkengottes zu demolieren, und der Ölpreis steigt wieder, wenn man die Fremden aus dem Tal jagt, die Grenzen schließt und den Arbeitslosen die Schuld am Wetter gibt. Nichts davon hilft, aber darum geht es ihnen auch gar nicht. Sie verkaufen Schlauchboote, weil sie hoffen, dass die Flut kräftig schwillt.

Von da aus ist es nur noch ein kleiner Schritt bis zu besorgten Bürgerwehren, die postmoderne Inquisition spielen wollen, weil ihnen die Knalltüte trotz Amt und Würden Misstrauen vor dem Staat einprügelt. Aber es geht ihnen auch nicht um Recht und Ordnung, denn dann gäbe es kein Geschrei mehr am Stammtisch, keine Untertanen, die vor lauter Angst vor den Fremden lieber Feuer im eigenen Haus legen, damit sie den anderen auch etwas in die Schuhe schieben können. Sie sind nur Bürgerkriegstreiber, die an der Munition verdienen, und bis sich das herumgesprochen hat, werden sie weiter zündeln und auf die Dummheit der schwadronierenden Stumpfhirne zählen. Eine sichere Bank, durchaus. Man verrät ja seine Sippe nicht.





Betriebsbedingt

22 10 2015

„… dass die deutschen Waffenlieferungen in diesem Jahr zugenommen hätten. Die Wirtschaft sei ohne diese nicht in der Lage, sich…“

„… sei die große Wende bei den Sozialdemokraten ausgeblieben. Gabriel habe dies strikt zurückgewiesen und darauf bestanden, er habe zuvor Waffenexporte abgelehnt, nun aber in allen denkbaren Bereichen forciert, was sehr wohl als eine Gesinnungsänderung in Bezug auf die…“

„… sei es unmöglich, die Rüstungsindustrie in einem so engen Zeitfenster auf zivile Produkte umzustellen. Das Wirtschaftsministerium habe bereits versucht, Spähpanzer und Unterseeboote für den Privatgebrauch bauen zu lassen, dies sei jedoch auf Grund der hohen Folgekosten in der oberen Mittelschicht noch nicht zu einer befriedigenden…“

„… widersprochen habe. Ein Teil der Rüstungsexporte seien gar keine Waffen, sondern lediglich Munition, was aber die Opposition in ihrer typisch populistischen Art nicht einmal…“

„… habe die deutsche Rüstungsindustrie bereits weitreichende Vorkehrungen getroffen, um die Exporte rechtssicher zu machen. So habe ein großer Hersteller von Faustfeuerwaffen in sämtliche englischsprachigen Bedienungsanleitungen drucken lassen, dass das Aushändigen der Produkte an Kleinkinder unter sechs Jahre unverzüglich zum Erlöschen sämtlicher Garantieansprüche an den…“

„… könne die deutsche Wirtschaft sich nicht einfach umstellen. Gabriel habe nochmals betont, dass Deutschland eine Exportnation sei, für Waffenimporte bestehe keine Notwendigkeit, solange die…“

„… sei die Lieferung von Militärfahrzeugen nach Russland ein gutes Zeichen. Die Bundesregierung sei davon überzeugt, dass Putin kurz vor dem Zusammenbruch stehen müsse, wenn er so viel Geld in deutsche Wehrtechnik investieren müsse. Die SPD habe daher angeregt, noch viel mehr Waffen nach Russland zu…“

„… nicht den Tatsachen entspreche. Ein Teil der deutschen Rüstungsgüter sei eben für den eigenen Gebrauch bestimmt, man habe beispielsweise die Panzerattrappe aus einem Besenstiel niemals für den Export nach…“

„… wesentlich besser als der Handel mit Produktionslizenzen, da durch mangelhaft hergestellte Waffen eine erhebliche Gefahr für den Weltfrieden…“

„… müsse Deutschland bereits aus historischen Gründen sämtliche hier produzierten Waffen außer Landes bringen, um nicht versehentlich einen verfassungsfeindlichen Angriffskrieg zu…“

„… ein vollkommen anderes Verständnis von Kriegen und Konflikten habe. Solange Außenminister Steinmeier aus einem Land ohne nennenswerte gesundheitliche Einschränkungen wieder zurückkommen, so der Vizekanzler, könne man auch nicht von einer Krieg führenden Partei…“

„… es richtig sei, dass der Koalitionsvertrag eine viel restriktivere Handhabe von Waffenverkäufen vorgesehen habe. Die Sozialdemokraten hätten dieses Verhalten ihres Vorsitzenden als betriebsbedingtes Umfallen bezeichnet, das man bei Sigmar Gabriel sofort hätte mit einkalkulieren müssen, weshalb jede Kritik an ihm heute falsch und geradezu…“

„… den Kauf von 3.000 Maschinenpistolen bestätigt habe. Nach Ansicht des Bundesamtes für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle sei dies normales Konsumverhalten, die Vereinigten Arabischen Emirate würden wie andere Verbraucher auch gerne die vergünstigten Familienpackungen…“

„… achte die deutsche Rüstungsindustrie neben der nachhaltigen Produktionsweise auch auf Dual-Use-Produkte, die nicht nur für Angriffskriege, sondern auch zur Verteidigung der Regierungen gegen demokratische…“

„… keine andere Wahl als den Waffenexport. Die derzeit in Deutschland produzierte Menge an panzerbrechenden Waffen sei derart groß, dass ihre Lagerung innerhalb der Landesgrenzen täglich einen Betrag von über…“

„… diene die Belieferung mit Waffen auch der internationalen Verständigung auf friedlicher Ebene, so Gabriel. Der Vizekanzler habe betont, dass ohne die Exporte nach Katar niemals die Zwangsarbeiter die Sportstätten errichtet hätten, die in absehbarer Zeit für ein konfliktfreies Zusammentreffen der fußballbegeisterten Nationen im…“

„… aber die Ausfuhr von Pistolen stark zurückgegangen sei. Es sei nicht bestätigt, so ein Unternehmenssprecher, dass die US-amerikanischen Zwischenhändler, die auf automatische Feuerwaffen umgeschwenkt seien, wirklich dieselbe Kundschaft…“

„… sei die Sicherheit Deutschlands nur dann gewährleistet, wenn die Bundesrepublik den ersten Schritt gehe. Angesichts der Probleme mit der technischen Ausrüstung der Bundeswehr sei eine Waffenpartnerschaft mit anderen Staaten, die möglicherweise dadurch selbst Lieferanten für die Armee werden könnten, eine multilaterale und friedenssichernde…“

„… lasse sich die deutsche Bundesregierung bei jeder Lieferung an Saudi-Arabien schriftlich bestätigen, dass diese Waffensysteme nur moralisch einwandfreie und gerechtfertigte…“