„Sie hätten die VW-Aktien natürlich halten können, aber das wäre dann ein langer, unsicherer Prozess geworden. Also das mit den Aktien. Und dann haben wir auch noch ein Tief bei den Ölpreisen, vor allem im europäischen Raum, das muss natürlich berücksichtigt werden. Da muss man jetzt schon ein bisschen kreativ werden.
Der DAX schwächelt momentan ja auch eher. Da halten wir uns als Anleger selbstverständlich zurück. Aber irgendeine kurzfristige Lösung muss sich da finden lassen, Sie haben ganz Recht. Nur eben eine überlegte. Jetzt bloß nicht den Kopf verlieren!
Solange die Finanztransaktionssteuer noch nicht umgesetzt werden kann, brauen Sie sich wenigstens keine Sorgen zu machen, dass Sie plötzlich für Dinge zahlen müssen, für die andere nicht zahlen. Als Arbeitsloser beispielsweise zahlen Sie hier so gut wie nie Börsenumsatzsteuer. Da müsste die Politik mal ran, wenn Sie mich fragen.
Wir raten ja unseren Anlegern zu ganz neuen Modellen. Bodenschätze bringen es heute auch nicht mehr. Bis das abgebaut ist, bis man da einen Konflikt organisiert hat, damit man Handelswege oder Pipelines oder solche Sachen bauen kann, das ist zu unsicher. Da kann ich ja gleich Aktien von der Deutschen Bank verkaufen. Gut, so beknackt sind die Anleger jetzt auch wieder nicht. Aber Sie verstehen das Prinzip: neue Märkte da eröffnen, wo wir sie finden. Und solange der IS nicht zu kommt, gehen wir eben zum IS.
Unsere Anlagen, meine ich natürlich. Schauen Sie, das ist ein risikofreudiges Unternehmen, aber multinational aufgestellt. Und sehr gute finanzielle Basis, müssen Sie zugeben. Wenn man so viel Geld aus der öffentlichen Hand bekommt, dann ist doch das Kreditausfallrisiko vernachlässigbar, oder? Das haben wir uns auch gedacht und gleich einmal einen Fonds aufgelegt.
Es geht uns da ausdrücklich nicht um Exporte, das ist viel zu einseitig. Sie müssen das als ganz neues Modell verstehen. Wir liefern nur noch die Einzelteile und die Bauanleitungen, und dann können die Gotteskrieger sich ihre eigenen Knarren zusammenbauen. Natürlich geprüfte Qualitätsware, wo denken Sie hin – den billigen Schrott für die breite Masse kriegen Sie in den USA preiswerter.
Sie tun damit sogar etwas für die deutsche Sicherheit. Doch, direkt für den Staat. Bedenken Sie, wir brauchen mehr sichere Arbeitsplätze, wir brauchen die Steuern – Lohnsteuern wohlgemerkt, was die Rüstungskonzerne machen, das können wir ja nicht beeinflussen und die Politik vermutlich auch nicht – und wir können dann immer sagen, wo unsere guten deutschen Qualitätswaffen sind. Das entzieht doch den Gerüchten über Proliferation aus saudischer Hand jeden Boden, und da das dann auch der Sicherheit unserer Stabilitätspartner im Nahen Osten dient, haben wir eine Win-Win-Situation.
Oder Personalmanagement. Wenn die Regierung die Leiharbeit einschränkt, könnten wir noch vorher die Ausbildung für den IS organisieren. Dass die Infrastruktur in Syrien bereits vorhanden ist, wissen wir aus erster Quelle. Das sollte doch auch eine längerfristige Angelegenheit werden. Ich gebe ja zu, die private Altersvorsorge ist auch nicht mehr so effektiv, da müssen wir uns beizeiten nach etwas Unterfütterung umsehen. Für die kapitalgedeckten Versicherungen.
Die Zulieferer für die Taliban haben sich nicht als besonders verlässliche Partner gezeigt. Das ist keine fünfzehn Jahre her, und wir mussten schon den Abzug in Aussicht stellen. Wer hat denn daran verdient? Die letzte Sicherheitskonferenz wollte sich schon gar nicht mehr damit befassen. Rückgang der Neuentwicklungen, Abbau der Produktivkräfte, dann gibt es höchstens dreimal so hohe Boni wie erwartet – damit können Sie doch einen Laden gar nicht mehr über Wasser halten. Es boomt ja momentan nichts so richtig, und wir müssen uns auf die nächste Hochkonjunktur erst wieder vorbereiten. Da ist noch nichts in Sicht. Die Wirtschaft leidet im Augenblick an einer ausgeprägten Blasenschwäche. Wir brauchen also neue Anlagemodelle, und wir brauchen sie jetzt.
Die Türkei ist momentan natürlich ein gewisser Unsicherheitsfaktor. Auf der einen Seite eine gute Dividende, weil sie noch mehr als genug Öl haben – kleiner Insidertipp, müssen Sie ja nicht jedem erzählen – und auf der anderen Seite höchst problematisch, weil die Russen dem Tourismus schaden. Ich meine, wenn so eine beliebte Region touristisch erst einmal beschädigt ist, dann dauert das mitunter Jahre, bis Sie wieder eine vernünftige Rendite kriegen. Da können Sie Ihr Geld ja gleich in Dresden versenken. Staatsanleihen kann ich Ihnen empfehlen. Türkische Staatsanleihen. Wenn Sie die letzten Jahre betrachten, der türkische Staat ist doch ein grundsolides Unternehmen. Der wurde bisher noch kein bisschen beschädigt. Durch nichts. Wenn das nicht kreditwürdig ist, was dann?
Der Euro wird auch immer schwächer, Zinsen kriegen Sie schon lange nicht mehr, und die Europäische Zentralbank schmeißt trotzdem wie blöde Geld auf den Markt. Die leiden vermutlich auch unter Blasenschwäche, aber an Ihrer Stelle würde ich da trotzdem nicht investieren. Der Islamische Staat ist zwar auch nur eine Parallelgesellschaft wie die EZB, aber die machen wenigstens kein Geheimnis daraus.
Sie haben sich entschieden? IS und Sonderfonds Gold für Dresden? Das passt ja. Wenn ich’s nicht besser wüsste, würde ich sagen: zukunftssicher.“
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