’16

4 01 2016

„Nee, den Parteivorsitzenden. Den Vor-sit-zen-den, ist das denn so kompliziert? Ja, Sie sind schon ’ne alte Partei und Gabriel ist auch schon überm Zenit, aber deshalb können Sie mir freundlicherweise – nehmen Sie sich ’nen Stuhl, nee, den da – trotzdem mal zuhören, ja? Ich rede hier doch nicht, damit die Schallwellen nicht arbeitslos werden!

Sie schickt ja wieder der Himmel, nehmen Sie von den Brötchen, die sind nicht von Silvester, ach so, die sind von Weihnachten noch, dann nehmen Sie die besser mal nicht. Die SPD ist ja wieder mal typisch SPD, erst labert mich der Oppermann, diese Nulpe labert mich seit November zu, dass wir ihn als erstes berücksichtigen, und dann ziert sich der Dicke. Jedes Jahr dieselbe Scheiße, man kommt sich schon vor, als würde man mit diesen Deppen in ’ner Koalition feststecken.

Wir müssen ja die Jahresplanung mit denen abstimmen. So Schlagzeilen – Sie, der Kaffee ist für Gäste, Sie sind hier nur Redakteur! – machen sich auch nicht von alleine. Da schreiben Sie den einen hoch und den anderen runter und dann sind plötzlich Wahlen, da muss man doch vorbereitet sein. Also als Redaktion. Die Wähler interessiert das ja heutzutage eher weniger.

Hallo, sind Sie noch dran? Dann lassen Sie doch mal hören, ob der Herr Vorsitzende sich heute noch mal zu einer Stellungnahme bequemen können täte, ja? Och, er ist gerade im Gespräch!? Das bin ich auch, Sie Bumskopp! Meine Güte, so eine – hallo? Der soll mir jetzt auflegen, dann kann er sich seine nächste Koalition aber gepflegt in den… –

Und Sie waren jetzt aber wegen der Union gekommen, oder? Das macht eigentlich meine Kollegin, aber die ist momentan im Außeneinsatz. Morgen wieder. Sonst haben wir hier noch ’ne Art Abmachung mit der FDP. Wir berichten nicht mehr über sie, und die FDP… – Egal, auf jeden Fall wollten wir mit den Sozialdemokraten diesmal die Berichterstattung absprechen, vielleicht springt ’ne kleine Vergünstigung dabei raus. Die verkaufen momentan ja alles, Grundgesetz, Bürgerrechte, da werden die sich für ein paar Steuerprivilegien doch nicht groß anstellen.

So, haben Sie den alten Sack jetzt da? Langsam werde ich ungeduldig, wissen Sie – könnten Sie sich eventuell mal von ’nem erfahreneren Genossen verklickern lassen, was das bedeutet? Sie holen mir jetzt Gabriel ans Rohr, oder Sie erleben, wie dem Ressortchef der Kragen platzt, verstandez-vous?

Wo waren wir? ach ja, Kleinparteien. Die AfD rückt nicht so genau raus, die haben uns das übel genommen, dass wir das mit der Lügenpresse übel genommen haben. Gut, letztes Jahr wollten sie unbedingt ’ne Homestory mit Petry und nicht mit Lucke, haben sie nicht gekriegt, jetzt wollen sie die auf gar keinen Fall mehr, da kriegen sie die erst rechts. Recht, wollte ich sagen, recht. Und dass wir die in der Presse totschweigen, ich sage Ihnen, das kommt nicht mehr vor. Hier, da und da, die farbigen Balken, da unten, das sind die AfD-Schlagzeilen. Führers Geburtstag ist auch dabei. Falls Petry dann noch in dieser Partei ist.

Ich kann jetzt nicht, legen Sie das Gespräch rüber auf die drei. Ich muss auf die SPD warten. Nee, weiß ich – das tun wir seit zehn Jahren alle, manche auch schon etwas länger. Aber richten Sie schöne Grüße aus. Wir melden uns, sobald wir ’ne Titelseite frei haben.

Davon hängt nämlich auch das Ergebnis ab. Ob sie diesmal eventuell die 30 Prozent knacken. Da machen wir dann ’n Interview, und hier, wenn die Doppelseite nach der Kabinettsumbildung… – Sie vergessen das jetzt mal ganz schnell wieder, dann muss ich Sie nicht erschießen, okay? Also dann die Exklusivfotos von Steinmeier in geheimer Mission, und genau eine Woche später finden wir im Schreibtisch von Schäuble… –

Ich gebe Ihnen jetzt noch eine Minute, und dann habe ich den Vizekanzler, oder hier ist Endstation für den dicken Mann aus dem schwarzen Loch. Ihre Entscheidung. Um die Sache mal ein bisschen zu beschleunigen, Sie wissen nicht zufällig, wer bei der letzten Kabinettsklausur die blaue Aktenmappe im Kaminzimmer hat liegen lassen? Ach Gott, ich bin nicht Staatssekretär, ich habe im Gegensatz zu Ihnen ’nen Beruf erlernt. Haben Sie noch mehr so amüsante Drohungen auf Lager, Sie Pappfigur?

Unglaublich, was sich manche so einbilden! Die glauben echt, wir schreiben den ganzen Schrott hier nur zusammen, damit die Seiten voll werden. Ich meine, wir können genauso gut über die FDP ’nen Vierseiter machen, und eine wöchentliche Kolumne über die ganzen alten Bundesminister. Pro Monat ein Promill, dann sind die wieder drin.

Hallo? Schreien Sie mich nicht an, ich schreie Sie an, so funktioniert das hier. Wenn Sie irgendwas aus der Parteispitze vors Rohr kriegen, sagen Sie den Herrschaften, nächstes Jahr ist Wahl. Meine Zeit ist begrenzt, und was Ihre ist, will ich gar nicht erst… – Hallo? Dauert noch, da hinten stehen aber Kekse von der letzten… – Hallo? Können Sie mich vielleicht verbinden mit dem… Hallo? Heilige Scheiße, hat der mich wieder in die Warteschleife gedrückt? Den mache ich zur Schnecke, der weiß hinterher nicht mehr, ob er Männchen oder… – Präsidium? Natürlich wollte ich mit dem Präsidium sprechen, deshalb rufe ich doch… schriftlich? Moment mal, Freundchen, ich reiche Ihnen doch nicht schriftlich rein, welche Forderungen Sie an uns… –

Aufgelegt. Er hat aufgelegt! Na gut, Gabriel. Dann helfen wir Ihnen mal, die Marke zu knacken. Die 20 Prozent.“