Mein Kampf

3 02 2016

„… und das sind heute Abend meine Gäste.“ „Ich möchte aber nicht neben dem…“ „Jetzt zieht er auch noch eine…“ „Bitte, meine Damen und…“ „Aber das ist eine Reichskriegsflagge!“

„So, wir haben ja eine hochinteressante Runde heute, deshalb gleich meine erste Frage: Deutschland, ja oder nein?“ „Wie oft fährt nicht unser Bürgertum in aller moralischen Entrüstung empor, wenn es aus dem Mund irgendeines jämmerlichen Landstreichers die Äußerung vernimmt, dass es sich ihm gleich bleibe, Deutscher zu sein oder auch nicht, dass er sich überall gleich wohl fühle, soferne er nur sein nötiges Auskommen habe.“ „Das ist so widerlich, dass…“ „Also noch mal ganz klar, es ist für Sie nicht denkbar, dass andere keine Deutschen sein wollen?“ „Dieser Mangel an Nationalstolz wird dann auf das Tiefste beklagt und dem Abscheu vor einer solchen Gesinnung kräftig Ausdruck gegeben.“ „Ich höre mir das nicht mehr…“ „Wie viele haben sich aber schon die Frage vorgelegt, was denn nun eigentlich bei ihnen selber die Ursache ihrer besseren Gesinnung bildet? Wie viele begreifen denn die Anzahl einzelner Erinnerungen an die Größe des Vaterlandes, der Nation, auf allen Gebieten des kulturellen und künstlerischen Lebens, die ihnen als Sammelergebnis eben den berechtigten Stolz vermitteln, Angehörige eines so begnadeten Volkes sein zu dürfen?“

„Also fürs Protokoll, das sind ja alles auch bloß Einzelmeinungen, und…“ „Können wir nicht mal eine sachliche…“ „Eine Debatte, Klammer auf: sachlich, Klammer zu, da muss man auch nach den Werten, die dieses Abendland…“ „Wer sein Volk liebt, beweist es einzig durch die Opfer, die er für dieses zu bringen bereit ist. Nationalgefühl, das nur auf Gewinn ausgeht, gibt es nicht. Nationalismus, der nur Klassen umschließt, gibt es ebenso wenig.“ „Dann ist Ihnen also die Integration von, ich sage es mal so, wie ich es verstehe, diese Menschen, die Sie ja in unserer abendländischen – Ihre Worte, ich will das nur mal zitieren, die Sie…“ „Wie grenzenlos die heutige Menschheit in dieser Richtung sündigt, mag noch ein Beispiel zeigen. Von Zeit zu Zeit wird in illustrierten Blättern dem deutschen Spießer vor Augen geführt, dass da oder dort zum ersten Mal ein Neger Advokat, Lehrer, gar Pastor, ja Heldentenor oder dergleichen geworden ist.“ „Ich finde das zum…“ „Ich frage nach, meine Mutter hat das eventuell noch nicht verstanden: das ist doch auch ein Statement, dass wir bereit sind, uns für neue Fachkräfte zu…“ „Merken Sie eigentlich noch was!?“ „Unerhört!“ „Meine Damen und Herren, liebe Zuschauer – eine hochemotionale Runde!“

„Fragen Sie den doch lieber mal nach seinen Hetzreden auf dem…“ „Das Stichwort ist gefallen, Sie sind mehrfach auch in Dresden in Erscheinung getreten, und seit hat der Protest auch nicht mehr…“ „Das konnten wir schon damals, am ersten Tage unseres öffentlichen Auftretens, erfahren. Wir haben wahrlich nicht um die Gunst der Massen gebuhlt, sondern sind dem Wahnsinn dieses Volkes entgegengetreten, überall.“ „Das meinen Sie doch nicht ernst!“ „Jetzt kommt gleich wieder die Nummer mit der Meinungsfreiheit und dass man angeblich in Deutschland nicht…“ „Also zum Verständnis, wir haben hier auch schon gehört, dass Sie sehr kontrovers…“ „Ich habe damals in kurzer Zeit etwas Wichtiges gelernt, nämlich dem Feinde die Waffe seiner Entgegnung gleich selber aus der Hand zu schlagen. Man merkte bald, dass unsere Gegner, besonders in Gestalt ihrer Diskussionsredner, mit einem ganz bestimmten Repertoire auftraten, in welchem immer wiederkehrende Einwände gegen unsere Behauptungen erhoben wurden, so dass die Gleichartigkeit dieses Vorgangs auf eine zielbewusste einheitliche Schulung hinwies. Und so war es ja auch.“ „Unglaublich!“

„Ihre Ausführungen hatten bis jetzt ja schon viel Rasse, hahaha, da will ich auch mal juristisch fragen. Integration, das heißt im Idealfall auch irgendwann Einbürgerung. Können wir Menschen mit Migrationshintergrund besser in die…“ „Ein einfacher Federwisch, und aus einem mongolischen Wenzel ist plötzlich ein richtiger Deutscher geworden.“ „Widerlich!“ „Ich höre mir das nicht mehr länger mit an! Ich…“ „Aber nicht nur, dass man sich um die Rasse eines solchen neuen Staatsbürgers nicht kümmert, man beachtet nicht einmal seine körperliche Gesundheit. Es mag so ein Kerl syphilitisch zerfressen sein wie er will, für den heutigen Staat ist er dennoch als Bürger hochwillkommen.“ „Das ist ja genug Material für einen Shitstorm, wie man das jetzt auf Neudeutsch nennt, ich würde aber…“ „Merken Sie eigentlich noch irgendwas!?“

„Im Nachgang der Silvester-Ereignisse, da müssen wir aber auch mal kritisch werden. Haben wir die, ich sage mal: Frauenrechte zu lange nicht…“ „Das deutsche Mädchen ist Staatsangehörige und wird mit ihrer Verheiratung erst Bürgerin. Doch kann auch den im Erwerbsleben stehenden weiblichen deutschen Staatsangehörigen das Bürgerrecht verliehen werden.“ „Empörend!“ „Es ist doch schon mal ein Denkansatz, dass sich die Positionen in punkto Frauenrechte gar nicht so sehr unterscheiden.“ „Ich werde mir das nun keinesfalls länger…“ „Das ist ja eine hochinteressante Entwicklung, und da wären wir auch bei einem zentralen Punkt. Reden wir doch mal über Autobahnen.“