Angie-Fix

17 02 2016

„Doch, unserer Kanzlerin liegt die Koalition sogar sehr am Herzen, deshalb möchte sie sie ja auch auf gar keinen Fall gefährdet wissen. Aber das kann man eben nicht im Alleingang hinkriegen, darum müssen wir alle etwas dafür tun, dass unsere Zusammenarbeit vertrauensvoll und ausgewogen bleibt. Sie müssen da auch mal Ihren Beitrag leisten und den Bürgerinnen und Bürgern… doch, das müssen Sie. Die Kanzlerin erwartet, dass Sie auch mal richtig Randale machen, Herr Gabriel.

Das müssen Sie jetzt falsch verstanden haben. Es geht nicht um den nächsten Parteitag, also wenigstens nicht um den nächsten in der SPD. Da können Sie selbstverständlich auch so viel Rabatz machen, wie Sie wollen, Herr Gabriel, vielleicht kommen Sie damit sogar bis in die Nachrichten, aber das hat unsere Kanzlerin gar nicht gemeint. Sie müssen jetzt einfach nur mal die Koalition etwas stützen, und das tun Sie am besten, wenn Sie gegen die Kanzlerin agitieren. Nein, ich bin nicht vor die Wand gelaufen, und ja, ich bin stocknüchtern. Echt. Machen Sie einfach, was ich Ihnen sage. Sie befinden sich in einer großen Koalition und haben Ihre Aufgaben, Herr Gabriel.

Gucken Sie mal, dass Sie das mit dem Familiennachzug wieder in die Diskussion gebracht haben, das ehrt Sie ja. Ich meine, wenn Sie immer nur jeden Scheißdreck mit durchwinken, weil Sie die Gesetze vorher nicht lesen, dann hätten wir uns auch weiter die FDP halten können. Und wenn Sie jetzt wenigstens so tun, als würde Sie dieses blöde Asylantenpaket – Paket, Herr Gabriel, Paket, das mit dem Pack hatten Sie schon mal gesagt – als würden Sie das wieder neu aufschnüren wollen, das hat doch schon mal viel Schönes. Das wollen doch unsere Wähler auch. Ob Ihre Wähler das wollen? Herr Gabriel, woher soll ich das denn wissen? Fragen Sie sie doch, wenn Sie noch welche finden.

Aber Sie werden doch einsehen, dass wir auch ein wenig auf die innere Harmonie achten müssen. Der Koalitionsfrieden, Herr Gabriel, das ist ein hohes Gut, der muss ausgewogen sein. Ist nicht unbedingt Ihre Paradedisziplin, aber Sie müssen sich damit abfinden. Wir können ja nicht immer mit der Schwesterpartei Streit haben, das ruiniert auf Dauer unsere Glaubwürdigkeit, und auf die Opposition loszugehen, das können wir im Moment einfach nicht machen. Einmal aus wahltaktischen Gründen, und dann müssen wir als Regierung auch kommunizieren, dass wir parteipolitische Spielchen nicht mitmachen.

Ja meine Güte, suchen Sie sich halt irgendwas aus, was zu Ihnen passt. Nicht unbedingt Kohle oder Wirtschaftspolitik, die Leute sollten schon den Eindruck haben, dass es ein Kompetenzstreit sein könnte, und da punkten Sie ja eher nicht. Vielleicht irgendwas mit Atomenergie? Sie könnten ja das Weiterlaufenlassen der deutschen Kernkraftwerke von der Flüchtlingsobergrenze abhängig machen. Oder umgekehrt. Oder was mit dem Strompreis, und den koppeln Sie dann an die maximale Anzahl an neuen Rüstungsgeschäften. Oder die minimale. Jetzt seien Sie halt auch mal ein bisschen kreativ, das kann doch die Kanzlerin nicht immer selbst erfinden. Sehen Sie, das ist eben der Unterschied zwischen dem Seehofer und Ihnen, Herr Gabriel – wenn der Seehofer irgendeinen Müll von sich geben soll, der hat sofort was auf Lager. Schneiden sich von dem mal eine Scheibe ab.

Jetzt denken Sie gefälligst mal national, Herr Gabriel, das kann doch so schwer nicht sein! Wir haben eine Regierungskrise vor uns, die werden wir nur in den Griff kriegen, wenn wir die sehr schwere Regierungskrise in den Griff kriegen werden, die Sie auslösen. Weil wir dann die andere Krise gar nicht mehr lösen, also in den Griff schon, aber das will dann keiner mehr, Sie verstehen schon, Herr Gabriel. Das ist Ihr Job.

Das ist Ihr Job, Herr Gabriel. Die Kanzlerin reicht es Ihnen auch gerne noch mal schriftlich rein. Oder haben Sie mal wieder auf Durchzug geschaltet? Was glauben Sie, was hier gerade kocht? Angie-Fix für große Koalition? Dann seien Sie mal froh, wenn sich das für Sie nicht als Pudelsuppe herausstellt.

Dann machen Sie halt irgendwas mit der Bahn, das funktioniert immer. Was weiß ich, die fahren nicht wirtschaftlich, das Schienennetz ist marode, der Vorstand ist korrupt, suchen Sie sich’s aus. Aber kommen Sie der CSU nicht ins Gehege. Ansonsten dürfen Sie sich nach Herzenslust austoben. Machen Sie einfach, was Sie wollen.

Nein, nicht die Vorratsdatenspeicherung, die ist inzwischen beschlossene Sache, und wenn Sie die jetzt vor dem Bundesverfassungsgericht angreifen, dann… Sie können doch nicht ein bereits in Kraft getretenes Gesetz torpedieren, Herr Gabriel, das gehört sich doch nicht! Koalitionskrach ja, aber man muss doch die Verhältnismäßigkeit auch… Herr Gabriel, das hatten wir doch mit dem Kollegen aus dem Justizressort so schön erörtert, das können wir jetzt unmöglich alles wieder… Also wenn Sie das machen sollten, Herr Gabriel, dann kann ich nicht garantieren, dass die Kanzlerin Ihnen nicht gewaltig…

Hallo, Kanzleramt? Ja, hat geklappt. Und er wird so richtig Krach machen, das können Sie mir glauben.“