Vermessen

31 03 2016

Der alte Herr stand gefährlich zitternd auf der vorletzten Sprosse, noch dazu auf Zehenspitzen. „Hier ist es gerade“, presste er hervor. „Ich verstehe das nicht!“ Beherzt griff ich nach der Trittleiter. Er stieg langsam herunter, eine Hand an der Strebe, in der anderen die jüngst erworbene Wasserwaage.

Wer Herrn Breschke kannte, und nicht eben wenige kannten den pensionierten Finanzbeamten, der wunderte sich nicht über sein Vorhaben, das Vordach seines Hauseingangs auf etwaige bauliche Mängel zu überprüfen. „Nur zur Sicherheit“, wie er betonte, „aus kleinen Bauschäden entstehen oft die schlimmsten Katastrophen – heute ist nur das Dach ein bisschen schief, und in ein paar Jahren fällt dann vielleicht das ganze Haus in sich zusammen!“ Er blickte beunruhigt auf die Wasserwaage. „Die war im Heimwerkermarkt im Sonderangebot, und ich hatte meine alte sowieso nicht mehr gefunden im Keller, und da musste ich natürlich messen, ob das noch so stimmt.“

Was das handliche Instrument zutage förderte, war eine eben merkliche Schiefe des Vordaches, das allerdings, legte man das Maß an die Hauswand an, korrekt montiert worden war. Ich selbst nahm es nach eindringlicher Aufforderung des Hausherrn in die Hand, kletterte die wackelige Leiter hinauf und legte die Libelle an – die mittige Luftblase ließ mich erkennen, dass hier wohl alles mit recht und winkligen Dingen zuging. „Lieber Freund“, teilte ich dem Alten mit, „Sie werden dem Bauherrn für keinen Mangel auf die Schliche kommen, und sollte dies Vordach auch später installiert worden sein, so haben Sie wohl erst recht das Nachsehen.“ Seine Miene verfinsterte sich jäh. Was mochte nur in ihm vorgehen? Bismarck, der sprichwörtlich dümmste Dackel im weiten Umkreis, kannte diesen Blick; mit gesenktem Haupt trippelte er zur Westwand und verschwand unter der Ligusterhecke.

Doch an Horst Breschke hatte der Zweifel schon zu lange genagt. „Es ist nämlich immer der Regen“, erklärte er, „der hinterlässt in der Regenrinne das Wasser.“ Überrascht blickte ich zu dem vorderen Rohr des Überhangs. „Und ich hatte mich schon immer gefragt, woher das kommt.“ Er hatte meine Bemerkung sicher überhört. „Es sammelt sich dann hier in der vorderen Rinne, weil es ja über das schräge Dach nach unten läuft, aber die Nase“, und hier zeigte er auf die kleine Ausbuchtung, die an das Profil angeschweißt war, um das Wasser in die Tiefe zu leiten, ohne dass es zügellos nach vorne schwappte und den Besucher in die sprichwörtliche Traufe geraten zu lassen, „die Nase ist rechts, aber wenn Sie nun bei Regen gucken, da läuft es links heraus!“ Halb fasziniert, halb geängstigt ob der Tücke des Objekts deutete er mit dem Zeigefinger auf das Dach. „Vorne ist es schräg, aber auch in die richtige Richtung – das kann doch alles nicht stimmen! Da kann es sich nur um einen Schaden handeln, und ich weiß genau, dass ich da nichts an der Rinne kaputt gemacht habe!“

So folgte ich Breschke in den Keller. „Man könnte auch mit einem Stück Schnur – es gibt da so eine russische Methode, ich muss Ihnen das mal erklären, man braucht einen Rechenschieber dazu und sonst ein Zentimetermaß.“ Er wühlte in den Regalen. Bismarck hatte sich aus Neugier vor das Kellerfenster getraut, ging aber schnell wieder im hinteren Garten in Deckung, als es vernehmlich rumpelte. „Das sind nur die Farbdosen, die wollte ich längst – holla!“ Da war sie also, die historische Wasserwaage, keinesfalls in den Wirren eines lange vergangenen Jahrhunderts entschwunden. Das gute Stück schien zwar recht abgegriffen, war aber dem Augenschein nach noch voll funktionsfähig. „Man müsste die Messung wiederholen“, überlegte er. „Eine Waage links und eine Waage rechts, dann wüsste man wohl, ob sich die Konstruktion noch gerade verhält.“

Mit der frisch befüllten Gießkanne kam er aus dem Garten gestapft – Bismarck war nun endgültig unter der Ligusterhecke verschwunden und sollte bis zum Nachmittag nicht mehr hervorkommen – und drückte mir die beiden Waagen in die Hand. „Legen Sie sie an, eine links und ein rechts!“ Ich erklomm die Leiter aufs Neue. Die beiden Geräte erwiesen sich nicht gerade als Balancierhilfen. „Und jetzt anlegen!“ Wie geheißen legte ich die beiden Waagen aufs Vordach, eine an jeder Seite. Und da ich schon einmal oben stand schnippste ich gleich ein hartnäckiges Stückchen Moos aus der Rinne. „Sehen Sie etwas?“

Wie zu erwarten hatte die Prozedur mit beiden Wasserwaagen das erwartbare Ergebnis erbracht: das Dach war auf der einen Seite nicht schräger als auf der anderen. „Es könnte ja vielleicht in sich noch schräg geworden sein“, überlegte Breschke. „Das heißt, wenn es nicht durch die Befestigung an der Hauswand – aber nein, da habe ich es ja schon nachgemessen. Wir müssen es irgendwie…“ Abrupt griff er zur Gießkanne, die er mir anreichte. „Gießen Sie kräftig“, befahl er. „So werden wir herausfinden, wie stark die Schräge ist!“ Ich wollte etwas einwenden, aber er stampfte entschieden mit dem Fuß auf. „Gießen“, schrie er, „gießen Sie! Wir werden ja sehen!“ So goss ich, und wie zu erwarten strömte das Wasser zur vorherbestimmten Seite ab, just da, wo Herr Breschke stand, nun plötzlich recht nass von oben. „Es funktioniert“, rief er begeistert, „es funktioniert wirklich!“ „Man nennt das die Heisenbergsche Unschärferelation“, erklärte ich beim Abstieg. „Wenn man es beobachtet, dann ist da wegen des Wellencharakters der Materie – Sie verstehen schon.“ Heftig nickte Breschke. Es geht doch nichts über eine sorgfältige Messung.





All exclusive

30 03 2016

„… ein Register für alle Ein- und Ausreisen im Schengen-Raum installieren werde, um die Gefahr neuer Terroranschläge möglichst zu…“

„… sich die Flughafenbetreiber geschlossen gegen de Maizières Pläne gewandt hätten, die Einreise nach Deutschland nur noch an einem Standort zu…“

„… die Grenzschließung möglichst durch ausländische Truppen kontrollieren wolle, da hier eine Möglichkeit auf die korrekte Erfüllung der Aufgabe im Bereich des technisch Möglichen…“

„… sei eine vereinheitlichte Einreise über einen Flughafen nur durch einen erheblich vergrößerten Sicherheitsbereich sowie Sammelstellen möglich. Die Bundesregierung plane daher, den noch nicht hinreichend fertiggestellten Hauptstadtflughafen BER abzureißen und durch ein adäquates…“

„… die Attentäter der letzten Anschläge den Sicherheitsbehörden immer bekannt gewesen seien. Ziel der Polizei sei des darum, nur noch unbekannte Täter zu beobachten, beispielsweise durch eine anlasslose…“

„… ungefähr 20 Milliarden Euro kosten würde. Der Abriss sei jedoch frühestens 2025 möglich, über die Finanzierung eines Neubaus müsse Berlin noch einmal gesondert…“

„… die Anschläge bisher fast immer durch Personen verübt worden seien, die ihren Aufenthalt in der EU gehabt hätten. De Maizière wolle daher schnellstmöglich ein Bundesgesetz, das speziell Ortsansässigen verbiete, terroristische Anschläge in der Bundesrepublik Deutschland zu…“

„… mehr Videoüberwachung dazu führen könnte, dass andere Sicherheitssysteme nicht mehr finanzierbar seien. Wendt fordere daher eine präventive Abgabe von Speichelproben und Fingerabdrücken aller EU-Bewohner, um später geplante Anschläge doch noch…“

„… könne man durch eine gezielte Rasterung aller Personen im Schengen-Raum nach Kriterien wie Hautfarbe, Religion oder Kreditwürdigkeit herausarbeiten, wer als Terrorist…“

„… die Sicherheitslager für Ein- und Ausreisewillige auf dem Tempelhofer Feld zu errichten. Je nach Drittmittelverfügbarkeit könne die Ausführung entweder als Zeltlager, mobiles Containerdorf oder im…“

„… nicht geregelt, ob der Grenzübertritt auf der Straße stichprobenartig kontrolliert werden müsse. Herrmann wolle per EU-Recht nur noch Kraftfahrzeuge ohne Kofferraum über die deutsche Grenze…“

„… strenge Kriterien anlegen wolle. Seehofer plädiere dafür, nicht nur ausländische, sondern alle ausländisch aussehenden Personen sofort zu…“

„… die rechtsstaatlichen Maßstäbe auf jeden Fall gewahrt blieben. Man wolle die durch das Rasterverfahren ermittelten Personen nicht per se als Verdächtige speichern, sondern sie durch einen erzwungenen Grenzübertritt ganz legal in die datenbankgesteuerte…“

„… ein Rückstau bei der Passkontrolle auch auf den Gütertransport Auswirkungen zeige. Dies sei jedoch notwendig, falls sich in Lastkraftwagen nicht verzollte Sprengstofftransporte oder…“

„… der Aufenthalt im Kontrolllager Tempelhof täglich Kosten von mehreren Millionen Euro verursachen würde. Offenbar habe man den Betrieb der Sammelstelle versehentlich dem LAGeSo unterstellt, was zu künstlich ansteigenden Preisen in der…“

„… zu Pannen gekommen sei, weil sich durch eine Namensgleichheit eine 1923 in Deutschland geborene Person durch die fortwährende Überwachung widerrechtlich als…“

„… die Internierten an den Aufenthaltskosten beteiligt werden müssten. Die zwei- bis maximal sechswöchige Anwesenheit in der Sammelstelle sei für Reise all exclusive, eine Verpflegung könne man bei potenziellen Terroristen nicht…“

„… müsse es sofort eine Vernetzung mit der Terroristendatenbank geben, in der alle aus dem Einreiseregister erfassten Terrorverdächtigen…“

„… die Nord- und Ostseeküste als einzige Schengen-Außengrenzen kontrollieren wolle. Die vorgeschlagene Lösung mit einer Bürgerwehr sei zwar juristisch nicht zu realisieren, Seehofer beharre jedoch auf seine…“

„… den Personentransport zwischen BER und Tempelhof nicht mit mehreren Transrapidzügen bewerkstelligen wolle, obwohl Stoiber…“

„… sich bei einem Probelauf die Problematik ergeben habe, dass verdächtige Personen nicht aufgenommen würden, wenn sie nicht mit einem gültigen Pass…“

„… die Tempelhof-Transporte mit einer innerstädtischen Luftbrücke abgedeckt würden. Das Problem sei, dass auch die Benutzung der Kleinflugzeuge auf der Transitroute nur mit einem eigenen Sicherheitssystem…“

„… werde der Datensatz dahin gehend verändert, dass Terrorverdächtigen pro forma ein falscher Pass ausgehändigt werde, so dass sie als existierende Personen im…“

„… viele Arbeitsplätze schaffe. Neben dem Personal der Flugflotte, Einzelhandel, Wachen und einem Bordell habe sich in dem von den Berlinern liebevoll Neu-Guantanamo genannten Ortsteil bereits ein florierendes…“

„… Diplomatenpässe vorgezeigt hätten. Es habe sich bei den verdächtigen Personen tatsächlich um Botschaftspersonal gehandelt, was jedoch aus dem fehlenden Eintrag in der weißen Liste nicht rechtzeitig…“

„… die Anzahl der Internierten verringert werden müsse. Unklar ist, ob Wendt dies durch lockere Kontrollen, einen beamtenfreundlichen Schusswaffeneinsatz oder…“

„… Entwarnung gegeben habe, dass sich Terroristen mit gefälschten Diplomatenpässen Zutritt zum Schengen-Raum verschaffen könnten. Dies, so de Maizière, sei bisher noch nicht vorgekommen, deshalb sei ein späteres Vorkommen dieses Sachverhaltes auch mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit nicht…“

„… eine freie Gesellschaft stärker sei als der Terror. Merkel habe betont, dass die Regierung alle notwendigen Maßnahmen zur Abschaffung des…“





Bipolar infiziert

29 03 2016

„Er will Schweinshaxe mit Spinat – kriegt er halt Schweinshaxe mit Spinat. Gut, bis er sie auf dem Tisch hat, entscheidet er sich sowieso noch dreimal um, aber das ist man ja von ihm schon gewohnt. Das muss wohl auch den Reiz der CSU ausmachen, dass Seehofer so überhaupt nicht weiß, was er da von sich gibt.

Sie sollten ihn mal hören, wenn er mit Merkel telefoniert. Er ist ganz lieb und nett, und dann droht er ihr plötzlich, dass er auch außerhalb von Bayern antritt. Wenn ich mir die AfD angucke, dann glaube ich, das ist auch schon passiert. Aber eine Sekunde später ist er schon wieder lammfromm und sagt ihr, dass sie für diese Regierung einfach unverzichtbar sei. Und wenn sie sich dann wieder einigermaßen beruhigt hat, poltert er auch schon wieder los. Sie müssten das mal erlebt haben. Rumpelstilzchen ist dagegen der Dalai Lama. Furchtbar.

Wir müssen seit Tagen ein Papier umarbeiten, weil da drinstehen soll, dass wir die Autobahnmaut gar nicht wegen der Fahrzeugüberwachung haben wollen, und als Clou muss dann irgendwo darin vorkommen, dass wir sie eigentlich nur wegen der Fahrzeugüberwachung überhaupt brauchen, weil sie ja keine Gewinne abwirft, von denen wir die Überwachung, die verfassungswidrig ist, bezahlen können. Das machen Sie maximal zwei Wochen lang mit, dann sind Sie arbeitsunfähig. Unsere Abteilung für Katastrophenkommunikation ist mittlerweile durch das Betreuungsgeld schon derart vorgeschädigt, die Leute haben Gegenteiltag. Aber durchgängig. Ich habe mittlerweile den Verdacht, das ist eine schwere Infektion mit irgendwas, das einen bipolar macht.

Momentan ist er gerade so weit, dass der die Kanzlerin auf offener Bühne erschießen lassen will, nachdem er sie zur alternativlosen Königin von Deutschland hat ausrufen lassen. Dieser Zickzack, ich frage mich manchmal, läuft da einer hinter ihm her und schießt auf den Seehofer? Man braucht für so ein Verhalten doch wenigstens eine rationale Erklärung, dann verkraftet man das besser. Wir sind ja heilfroh, dass wir das elende Theater mit den Stromleitungen endlich hinter uns gebracht haben. Erst beschließt er für Bayern eine Trasse mit Erdkabeln, die erheblich viel teurer wurden, weil Seehofer gesagt hat, dass er weniger Geld ausgeben will, dann kriegt er seine Anbindung, und dann will er doch lieber Gaskraftwerke, aber seinen Wunsch will er doch nur durchsetzen, wenn der Bund ihm zum Ausgleich noch mehr Geldverschwendung durchgehen lässt. Ernsthaft, unsere Anstaltsärztin hat schon ihr Büro von Bayreuth verlegen lassen in die Staatskanzlei. Manchmal frage ich mich auch, was das ist. Wie viel Bier braucht man, um so einen Schaden abzukriegen?

Das muss damals angefangen haben, als er in der Bundesregierung gesessen hat. Das war ja auch okay, damals, aber ich glaube, ihm hat danach keiner gesagt, dass er nicht mehr Bundesminister ist. Oder er hat diese fixe Idee mitgenommen, er sei immer noch der Ministerpräsident vom Freistaat Deutschland. Irgendein Höhenflug auf selbst produzierter Heißluft. Das Schlimmste ist ja, es wird inzwischen infektiös. Er ist es nicht mehr nur alleine, dieser Hohlkopf aus Hof hat sich angesteckt. Richtig, dieser Friedrich. Unser Bauerntrampel. Erst voll und ganz auf der Seite der Bundsregierung, dann will er die CDU am liebsten spalten. Erst will er die NSA-Affäre aufklären, dann kneift er in den USA den Schwanz ein. Erst beschließt er ein Zentralregister gegen Nazis – ach, Sie kennen das ja selbst.

Neulich hat sich die Abteilungsleiterin einen ziemlich derben Anpfiff abgeholt, weil sie ihn weisungsgemäß daran erinnert hat, dass er ja wegen der Obergrenzen vors Bundesverfassungsgericht ziehen wollte. Das Gezeter hätten Sie mal hören sollen. Dass man das nicht mit der Kanzlerin machen könne, außerdem seien die Christsozialen eine Regierungspartei, da dürfe man gar nicht solche unüberlegten Extratouren unternehmen, und was das für einen Eindruck hinterließe bei den nächsten Landtagswahlen, das bekäme ja alles auch die CDU ab – hier hat richtig die Wand gewackelt. Und eine halbe Stunde später noch mal, weil er sich beschwert hat, warum er den Schriftsatz für Karlsruhe immer noch nicht zum Unterzeichnen kriegt. An dem Tag wollte er übrigens Leberknödel mit Tomatenketchup.

Es ist ja eigentlich egal, was er alles ankündigt, er macht es sowieso nicht. Insofern müssten wir das eigentlich alle gut verkraften, aber dieses ständige Geschrei und Gepolter, das zermürbt natürlich. Und solange er nicht das Oktoberfest absagt, weil er meint, dass man den besoffenen Bayern den Anblick nüchterner, zurechnungsfähiger Flüchtlinge nicht mehr zumuten könne, solange wird sich auch keiner mehr über ihn aufregen. Er regt sich sowieso schon selbst genug auf, da würde das keinem mehr auffallen. Vielleicht hat er das eingeschleppt? Seine neuen politischen Freunde sagen auch immer, wenn man aus dem Südosten kommt, dann bringt man ganz gefährliche Krankheiten mit. Und wenn man sich den Typen anguckt, ich möchte gar nicht wissen, was der vorher angefasst hat. Also Orbán.

Ah, ich höre gerade, er ordert wieder seine goldene Kutsche. Dann holen wir schon mal das Auto. Und wenn Sie Haxe mit Spinat mögen, das dauert auch nicht mehr lang.“





Deutschestest

28 03 2016

„… die Schülerinnen und Schüler mit dem deutschen Wertesystem vertraut machen müsse. Die Christdemokraten wollten dazu neben der Pflicht, täglich mindestens 200 Gramm Schweinefleisch zu verzehren, einen…“

„… in jeder Klasse eine deutsche Flagge aufzuhängen, um die Identifikation mit dem christlichen Abendland noch mehr zu…“

„… hätten in zahlreichen Schulen angesichts der Beflaggung Schüler wie Lehrer gefragt, ob die Fußball-Europameisterschaft bereits…“

„… und in jeder öffentlichen Schule ein Grundgesetz für die Bundesrepublik Deutschland auslegen wolle. Die Hamburger CDU habe dieses Ansinnen entschieden zurückgewiesen, da sich auch Ausländer auf die Verfassung beziehen könnten, was diese so gut wie wertlos…“

„… den norddeutschen Schülern nur dann die Leitkultur vermittelt werden könne, wenn sie wenigstens dreimal wöchentlich Labskaus…“

„… nichts gegen einen Fahnenappell spreche. Vereinzelt müsse man dazu zwar die wöchentliche Morgenandacht ausfallen lassen, der Anblick der Nationalflagge sei jedoch bereits eine ausreichende religiöse Stimulierung der…“

„… der Vermittlung eines jüdisch-christlichen Menschenbildes helfe. Bei der Befestigung von Kruzifixen in allen Schuleingängen seien sowohl der Verwendung im christlichen Kontext Rechnung getragen wie auch, in historischer Hinsicht, dem…“

„… als berechtigten Einwand anmelde. So müsse die Hamburgische Staatsflagge bereits vor dem Betreten der Schule…“

„… als Widerspruch werte. Einerseits solle den Schülern ein deutsches Wertesystem vermittelt werden, das unter anderem Pünktlichkeit und Bildungsstreben umfasse, andererseits sei durch den täglichen Fahnenappell eine Viertelstunde der Unterrichtszeit bereits vom…“

„… zwar korrekt, dass die Bildungshoheit der Länder der Nationalflagge auch heraldisch übergeordnet sei. Es müsse dann jedoch auch eine Abwägung, ob die EU-Fahne oder im Falle anderer Bundesländer das jeweilige Stadtwappen der…“

„… weise die Kritik von sich, es handle sich nur um Symbolpolitik. Der Nationalismus sei sowieso symbolisch gemeint, er werde in der kommenden politischen Entwicklung ersetzt durch einen…“

„… die Unterrichtssprache auf jeden Fall durchgängig Deutsch bleiben müsse. Die sich dadurch logisch ergebende Verringerung des Angebots an Fremdsprachenunterricht sei durch ein vermehrtes naturwissenschaftliches und…“

„… wieder mehr deutsche Gedichte auswendig gelernt werden müssten. Neben Klassikern wie Die Bürgschaft oder An den Mond könne beispielsweise auch das Horst-Wessel-Lied sowie an weiterführenden Schulen die…“

„… die deutsche Schule in Hanoi mitteilen lasse, dass man zwar bereit sei, eine schwarz-rot-goldene Flagge in jedem Klassenzimmer aufhängen zu lassen, wenn im Gegensatz wieder gebratener Hund, Pferdeinnereien und gesalzenes… “

„… wolle die NPD nicht hinnehmen, dass die schwarz-rot-goldene Nationalflagge auch von Schülern aus arabischen Herkunftsländern aufgezogen werde. Parteichef Franz verlange, dass nur deutschblütige Kinder in den Genuss einer völkischen Erziehung zum…“

„… einen Zapfenstreich nicht nur am letzten Schultag vor den Ferien durchzuführen. Auch bei wichtigen Entscheidungen wie Verabschiedung von Lehrkräften in den Ruhestand, Halbjahreszeugnis oder Klassenarbeiten in Hauptfächern müsse es…“

„… Schulwettbewerb eingeführt werden sollten, um das deutscheste Kind einer jeden…“

„… vereinzelt dazu missbraucht werde, politische Ziele zu verfolgen. In Thüringen seien bereits mehrere Pädagogen auffällig geworden, die die Fahne über ihre Stuhllehne…“

„… bereits Verhandlungen mit einem großen Privatfernsehanbieter geführt würden, wer im geplanten Casting-Format Deutschland sucht den Superdeutschen die…“

„… für einen intensiveren Klassengeist sorge, wenn der Fächerkanon um Wehrkunde ergänzt…“

„… zur Beschäftigung mit der Geschichte des Nationalsozialismus nicht im Widerspruch stehe. Auf historischen Bildern seien niemals schwarz-rot-goldene Fahnen zu sehen, was den Schüler leicht vermittle, dass es sich nicht um Deutschland handeln könne, sondern um eine seither nicht…“

„… den Aspekt der Wehrertüchtigung im Turnunterricht nicht vernachlässigen dürfe. Die koedukative Komponente begünstige eine gemeinsame Beschäftigung weiblicher und männlicher Soldaten in der Bundeswehr, außerdem könne sie mehr Akzeptanz für Ursula von der…“

„… auch als deutscher gelte, wenn der Migrationshintergrund weiter als drei Generationen zurückliege. Als das deutschesteste Kind werte die Jury einen…“

„… das Bewertungssystem mit den üblichen Zensurenstufen durch die Kategorien Gold, Rot und Schwarz zu ersetzen, wobei die alte 1 nun einem…“

„… Schuluniformen aus dem Einflussbereich der Länderbildungshoheit zu nehmen, da diese mit der vermittelten Bildung im eigentlichen Sinnen nichts mehr zu tun hätten. Eine gesamtdeutsche Lösung sei daher nicht nur kostengünstiger, sondern stimme auch auf die Anschlussverwendung von…“





Sein blaues Band

27 03 2016

Es sind die Nächte schon so lau,
der Falter fliegt, das Würmchen glüht.
Der Forstadjunkt ist ständig blau,
dieweil der Flieder zaghaft blüht.
Es schwimmen Fliegen schon im Wein –
das wird, das muss der Frühling sein!

Es liest bis spät ein Philosoph
von Raum und Ding und Zeit und Sein.
Er lauscht ins Dunkel, in den Hof,
wo ungehemmt die Katzen schrein.
Die Motte flirrt im Lampenschein –
das wird, das muss der Frühling sein!

Es liegt der deutsche Michel wach.
Er atmet leise in den Pfühl.
Es ärgert ihn ein ferner Krach.
Auch wird’s ihm an den Zehen kühl.
Der Mond? den interessiert kein Schwein.
Es muss wohl wieder Frühling sein.





In fünf Zeilen um die Welt. Limericks (CCLXXXV)

26 03 2016

Donat, wusste man, aus Dietwiller
war schon in der Jugend ein stiller
und achtsamer Knabe.
Er stahl wie ein Rabe
und wurde dann zum Auftragskiller.

Ārvaldis schenkt man in Piltene
ein Reitpferd. Er schaut auf die Mähne.
Ihm ist’s einerlei, denn
er isst selbst Breichen.
Was kümmern ihn dabei die Zähne.

Fabrice wettet oft in Aubure
beim Rennen auf manch schönes Tier.
Er siegt regelmäßig,
doch ist er gefräßig.
Vom Rest trinkt er viel zu viel Bier.

Als Kibet sich in Dadaab
ein Ross kaufte, lacht man sich schlapp.
Die Spritpreise stiegen.
Die Aufträge kriegen
jetzt Reiter, und dies nicht zu knapp.

Jean-Jacques kannte man in Le Bonhomme
als fleißig und strebsam und fromm,
und weil er begehrte,
dass man ihn verehrte,
er den Mont Blanc radelnd erklomm.

Raynell, der als Bauherr in Gander
die Schäden am Treppengeländer
begutachtet, fluchte,
so oft man’s versuchte:
„Ihr glaubt doch nicht, dass ich das änder!?“

Mathieu zieht um in Gueberschwihr.
„Ich wohnte schon lang über ihr,
jetzt lässt mich die Schwester
ins Erdgeschoss, bester
Bereich, den gibt sie lieber mir.“





Gernulf Olzheimer kommentiert (CCCXXV): Das Selfie

25 03 2016
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Und schon wieder hatte sich Rrt blamiert. Die ganze Erzählung war im Eimer. Erst malte er das Nashorn mit Beine statt im Dativ, dann nahm er für erlegen – Speer das falsche Personalpronomen und schrieb die Tat der Tochter zu, jenem drei Monate alten Nesthäkchen, das den Winter zu überleben schien. Vielleicht würde die Witterung das Gemälde langsam von der Felswand verschwinden lassen. Bis dahin, da war sich Rrt absolut sicher, würde er sich nur noch selbst mit der erlegten Beute abbilden – Jagd hin oder her, was am Ende des Tages zählte, war doch nur die Beute. So muss es entstanden sein, das Selfie.

Bekannt ist die Trophäenschau von Fatzke mit Fisch, der sich eitel ablichten lässt im Glanze des Geangelten. Allein störend für den Beknackten war noch immer, dass es des Fotografen bedurfte, der ihn in der austauschbaren Kulisse drapierte, um zu zeigen, dass er auch in den Uffizien Sandalen mit weißen Socken trug. Das narzisstische Surrogat, das ein Sozialleben vortäuscht, es simuliert allenfalls ein sozial verankertes Ich, das überdies in einem Netzwerk kursiert, das auch wieder nur ein Surrogat ist für eine Außenwelt, die es nie gegeben hat, mit tausenden Freunden, die keiner kennt, von denen keiner auch nur weiß, ob sie tatsächlich existieren. Das Selfie, die Selbstschussanlage des Bekloppten, ist reine Aufmerksamkeits- und Bestätigungssuche bei Adressaten in einem Schwarzen Loch.

Denn inhaltlich ist das egomanieristische Bild nichts anderes als die Entwertung der Situation – Tante Hilde steht vor dem Louvre, Tante Hilde schwitzt im Teutoburger Wald, Tante Hilde kippt in den Grand Canyon – durch die Selbstinszenierung des belanglosesten Motivs. Denn sich selbst hat der Intellektflüchtling meist dabei, die Visage kennt die halbe Welt, auch mit einer Hauswand vom anderen Ende der Milchstraße im Hintergrund. Nicht nur ein perpetuiertes Geknipse unwesentlicher Motive sickert aus der Bildebene, selbst das wird noch zum Beiwerk der Gesichtskulisse degradiert, als müsse man sich vierundzwanzig Stunden am Tag in einer vernachlässigbaren Pose nach der anderen auf das Abbild bannen, nur um nicht zu vergessen, dass man selbst dabei war. Eine entlarvender ehrliche Definition von Selbstfindung war bisher nie.

Wobei das inszenierte Ich, das gerade vor buntes Beiwerk postiert wird, nicht einmal kommuniziert mit der Welt, die es sich ausdenkt. Die technische Reproduzierbarkeit des also gezeichneten Ichs schwiemelt sich den Wunschtraum zurecht, die eigene Nase könnte so etwas wie einen Promistatus erlangen, würde sie nur oft genug gesehen, geteilt, kommentiert, mit Likes und Trallala verzuckert – aus dem Schwarzen Loch, das in seinem Vollrausch der Anscheinenswichtige zu einer amorphen Masse unkritischer Konsumenten degradiert. Eben diese Fehlwahrnehmung artet aus in die Zwangsstörung der Lautersprecher. Sie sehen nur, was sie sehen wollen (sich selbst) und lassen auch andere nur sehen, was sie sehen (sich selbst). Es gibt keine Botschaft, und genau das ist sie.

Offenbar ist das Bedürfnis, das Publikum mit immer neuen Nullaussagen zu beschmeißen, derart verzweifelt gewachsen, dass die humanevolutionäre Ausschussware schon mit Deppenzeptern durch die Gegend streifen, immer bereit, sich mit Scheiß am Stiel coram publico zum Affen zu machen. Mit etwas Glück nehmen sie die Fremdkörper aus dem Genpool, wenn sie damit auf Gerüsten und Dächern herumturnen und die Einflüsse der Gravitation auf die Materialkaltverformung antesten. Mit dem Sinken der Hemmschwelle prostituiert sich der Objektmensch auf eine Weise, die ihm vorgaukelt, in eine Scheinwelt eingetaucht zu sein, wie er sie aus dem Fernsehen kennt, nicht aber aus der Sphäre der geistigen Zurechnungsfähigkeit. Die akribische Planung, die das Scheinspontane längst geschluckt hat, resultiert aus dem Sendungsbewusstsein, als gäbe es hier ein Image zu pflegen – jeder Blödföhn ist seine eigene Marke, die ihre Oberhaut zu Markte trägt, weil mehr nicht zum Verkauf steht.

Längst existieren die ersten Anleitungen für Behämmerte, sich das richtige Kostüm aus dem Schrank werfen zu lassen, das perfekte Make-up anzulegen und das passende Bild aus einem Dutzend Versuchen zu wählen, um es per Software auf Covertauglichkeit zu trimmen, als wäre der Aknetruppenübungsplatz das Bewerbungsfoto für die Supermodelakademie im Plaste-und-Elaste-Land. Kein Wunder, dass die Blitzbirnen aussehen wie mit dem Glamourbeutel gepudert, bevor sie das Handtuch werfen. Alle werden sie mal älter als zwanzig, alle hassen ihren Bauch, dürfen nichts mehr essen, kriegen keine vollkommene Maske mehr hin und sehen schließlich aus wie alle anderen auch. Nur halt in billig. Aber sehen wir es mit Erleichterung. Solange noch nicht jede drittklassige Diva einen eigenen Videokanal mit dem eigenen Bewegtbild beschickt, auf denen zu sehen ist, wie das Bewegtbild auf einem Videokanal zu sehen ist, hält sich der Schaden in Grenzen. Jedes Medium gewinnt, wenn man es abschaltet.





Mit rechten Dingen

24 03 2016

„… wolle sich Lammert dafür einsetzen, die Immunität der Abgeordneten des Deutschen Bundestages abzuschaffen, um leichter eine…“

„… ohne das Zutun des Parlaments erfolgen könne, da es sich um ein Verfahren zur Sicherung der rechtsstaatlichen…“

„… schade eine Aufhebung der Immunität zum Zwecke der Strafverfolgung regelmäßig den Abgeordneten. Gebe es keiner parlamentarische Immunität, so Lammert, könnten die Ermittler ohne die Aufmerksamkeit der öffentlichen…“

„… sich die Ermittlungen der Steuerfahndung nicht auf einzelne Abgeordnete beschränkten, sondern gleich die gesamte Unionsfraktion…“

„… könne die Strafverfolgung wesentlich schneller einsetzen, was dazu führe, dass nur ein Bruchteil des Beweismaterials die Wasserqualität in der Berliner Kanalisation…“

„… sowie je zwölfmal in BILD, Focus und Junge Freiheit erschienen sei. Die Ermittlungen seien teilweise zwar ohne einen hinreichenden Anfangsverdacht eingeleitet worden, es handle sich in allen 348 Verfahren auch um bedauerliche Einzelfälle, die nur zufällig in der Fraktion der Linken…“

„… die AfD-Spitze inzwischen Strafanzeigen im Minutentakt erstatte. Die Staatsanwaltschaft habe bestätigt, dass Höcke gegen die Kanzlerin wegen Völkermordes an der deutschen Ehre zur gezielter Umvolkung der Deutschen durch Invasion mit rassisch minderwertigem…“

„… eine Verfassungsänderung nur damit durchsetzen könne, dass die Kritiker des Gesetzes über die Kontrolle von Kriegswaffen zum Artikel 26 des Grundgesetzes für die Bundesrepublik Deutschland am Vormittag alle eine vorläufige Festnahme wegen des hinreichenden Tatverdachts der Entziehung elektrischer Energie in einem minderschweren…“

„… es für eine Beschränkung der Redefreiheit halte, wenn die Opposition trotz ihrer zahlenmäßigen Minderheit dieselben Rederechte wie die Regierungskoalition für sich beanspruche. Die Grünen-Fraktion müsse nun mit einem Strafverfahren wegen…“

„… auch die NPD im ansteigendem Maße von der Möglichkeit einer gezielten Strafverfolgung Gebrauch mache. Der Bundesvorstand bekräftige in einer Pressemitteilung, die Abschaffung der unrechtmäßigen Demokratie werde diesmal jedoch ausschließlich mit rechten Dingen…“

„… sich inzwischen erhärtet habe. Da die Waffenlieferungen in Krisengebiete grundsätzlich unmittelbar vor dem Ausbruch bewaffneter Konflikte erfolgt seien, sei die gesamte Regierung sowie Teile der Opposition…“

„… habe der Bundestagspräsident jedoch betont, dass die Ermittlungen ausdrücklich nicht wegen des Verdachts der Abgeordnetenbestechung geführt werden könnten, da diese zum Glück strafrechtlich nicht…“

„… und aus Gründen der erleichterten Ermittlungsarbeit eine eigene Außenstelle im Deutschen Bundestag unterhalten wolle. Die tatverdächtigen Abgeordneten könnten so direkt im Reichstagsgebäude…“

„… Grenzen aufgezeigt werden müssten. Die Verteidigungsministerin habe energischen Protest angemeldet, akademische Arbeiten von Abgeordneten künftig ohne strafrechtlich angezeigte Notwendigkeit prüfen zu lassen. Dies grenze an eine ungerechtfertigte…“

„… nicht gegen Abgeordnete genutzt werden dürfe. De Maizière sehe eine sinnvolle Möglichkeit zur anlasslosen Vorverurteilung unbescholtener Bürger durch die Vorratsdatenspeicherung, wolle die Mitglieder des Bundestags jedoch nicht mit unfairen Mitteln…“

„… selbst ins Visier der Staatsanwaltschaft geraten zu sein. Lammert reklamiere für sich als Bundestagspräsidenten eine Immunität, die auch nach dem Ausscheiden aus dem Amt weiterhin…“

„… nur gegen aktive Parlamentarier einsetzen könne. Jetzt erst einsetzende Ermittlungen der Drogen- und Steuerfahndung könnten die FDP nicht mehr…“

„… bekräftige de Maizière, dass auch das Kirchenasyl für Bundestagsabgeordnete nicht in Frage komme. Er selbst habe nichts zu befürchten, da es bei ihm keine Hinweise auf…“

„… die parlamentarische Arbeit inzwischen fast vollständig zum Erliegen gekommen sei, da die meisten Abgeordneten im Untersuchungsgefängnis oder in einer der zahlreichen…“

„… die Nebenverdienste der Abgeordneten in einem solchen Maße zugenommen hätten, dass eine Zahlung regulärer Diäten und Aufwandsentschädigungen vollkommen hinfällig…“

„… zwar bestätige, dass de Maizière am Abend aus dem Kanzleramt abgeführt worden sein solle, aber zu den Tatvorwürfen nichts äußern wolle, da ein Teil der ihm zur Last gelegten Straftaten die Bevölkerung nur…“

„… zuletzt auf der Herrentoilette des Reichstags gesehen worden sei. Nach dem Ausbruch des Feuers habe man Lammert dann nicht mehr…“





Pyramidonal

23 03 2016

Ein halbes Dutzend Herren und eine Dame im koketten Kleid. Mehr brauchte es offensichtlich nicht, um die Fantasie anzuregen. Der jüngst erfolgreich beendete Freitagstexter brachte einen Hauch von Showbiz in diesen kleinen Textsalon. Und einen erstaunlich guten Treffer. Aber ich greife vor.

Die bekanntlich von den Ägyptern erfundene Bedürfnispyramide wurde ja erstmals von Meister Polyeder entworfen – der ohne den Pumuckl – und dient bis heute zur Verärgerung ganzer Schulklassen in Geometrie. Oder im Turnunterricht. Und nicht zuletzt in der Zeichenklasse. Hier waren es die Dame und Herren selbst, die etwas auf den Kopf stellten. Mein lieber Scholli. Ich musste Hildegard aus dem Zimmer schicken. Mehrmals.

Wollen wir mal anfangen. Als es noch kein Fernsehen gab, da mussten die Leute ja immer ins Kino, um mal Kaiser und Luftschiffe zu sehen. Oder reitende Indianer. Oder das Wetter, wie uns die Leisen Töne glaubhaft versichern. Platz 3 für die Waldorf-Version von Wolke 7:

Wetterbericht als Bühnenfassung: heute Cumulonimbus.

Wie gesagt, es ist ja alles Architektur. Und so bin ich froh und dankbar, Hildegard eingeschlossen, dass einer auch angesichts beengter Räumlichkeiten und knapper Kassen, notfalls aus Understatement der Kunst am Bau denkt. Wo sie hinpasst. Für lamiacucina einen denkmalpflegerischen Platz 2:

Viktoria: Wie oft muss ich euch noch sagen, dass für das Aufstellen der Quadriga 4 Pferde reichen?

Gut recherchiert oder gut geraten? Egal, eins von beiden führte zum einem richtigen Volltreffer. Denn wir haben es bei diesem Szenenfoto aus den Vandamm Theatrical Photographs tatsächlich mit einer Produktion aus dem Jahr 1947 zu tun, und zwar mit dem Musical Allegro von Rodgers und Hammerstein, aufgeführt im New Yorker Majestic Theater von der Billy Rose Theatre Division. Die Darstellerin am oberen Ende ist die seinerzeit am Broadway bekannte Kathryn Lee. Der Wortmischer hat damit schon mal einen pyramidonalen Sonderpreis sicher.

“Snow White and the Six Dwarfs”
(Den siebten Zwerg hatte bei der Generalprobe ein Bandscheibenvorfall ereilt.)

Und da wir sowieso gerade bei den Geschichten sind, die Kinder besser nicht im Theater sehen – heute gibt’s für so etwas ja das Internet, aber wem sage ich das – verleihen wir dem Sonderpreisträger auch gleich noch den Pokal für Platz 1:

Erst nach Astrid Lindgrens Tod veröffentlicht: “Pippi Langstrumpf und ihre Männer” (NSFW)

Herzlichen Glückwunsch! Der nächste Durchgang beim Wortmischer findet also am 25. März statt, und bitte bis dahin daran denken: stapelbare Eier bitte immer mit der Spitze nach unten lagern. Sonst wird das nichts mit Ostern.





Leitmotiv

23 03 2016

„Also ist jetzt diese Frühsexualisierung schuld daran, dass die Deutschen später Flüchtlingsheime anzünden?“ „Dafür gibt es keinen Beweis, aber wir sollten nichts ausschließen.“ „Ich verstehe. Und das ist eine direkte Folge der Strafmündigkeit für Kinder ab zwölf?“ „Wie gesagt, wir haben da keine Ahnung.“ „Das war klar.“ „Bitte?“ „Ach, nichts.“

„Sie müssen das jetzt nicht unbedingt alles glauben, was da steht.“ „Aber ich dachte, das steht da im Grundsatzprogramm, damit man schon mal weiß, was man…“ „Ach was, das ist nur für die, die daran glauben wollen.“ „Oder müssen?“ „Das würde ich so nicht sagen.“ „Wie denn?“ „Lesen Sie doch mal: wir sind freie Bürger und keine Untertanen. Das steht über allem.“ „Und das Nähere regelt dann ein Bundesgesetz?“ „Wenn die Verfassung nicht im Weg steht, ja.“ „Und wenn sie im Weg steht?“ „Wenn wir an der Macht sind, werden wir auch für dies Problem sicher eine Lösung finden.“

„Warum stellt denn die Frühsexualisierung, die Sie überall sehen, so ein Problem dar?“ „Weil sich die Kinder in dem Alter überhaupt noch nicht damit befassen sollen. Die sollen erstmal eine normale Kindheit durchleben, dann werden sie irgendwann schon aufgeklärt.“ „Und bis dahin erzählen wir ihnen einen vom Klapperstorch?“ „Lassen Sie die Dame aus dem Spiel, davon verstehen Sie nichts. Das ist christliches Gedankengut.“ „Es ist also Ihrer Meinung nach christlich, dass man Kinder erst möglichst spät damit bekannt macht? Da hat der Klerus aber teilweise ganz andere Ansichten.“ „Deshalb wollen wir die Erziehung der Kinder auch weitestgehend von solchen schädlichen Einflüssen befreien.“ „Und wo sehen Sie keinen?“ „Der Staat wird sich um die Kleinen kümmern. Kirche und Aufklärung, das ging doch noch nie gut.“

„Wenn wir dann eine Aufklärung mit 18 haben, was würde denn dann besser?“ „Sehen Sie, wenn die Heranwachsenden nicht immer an diese ganze Sache denken würden, dann gäbe es viel weniger Kinder.“ „Es gäbe also weniger Geburten, wenn man Jugendlichen möglichst spät den Gebrauch von Verhütungsmitteln erklärte?“ „Denken Sie doch nur mal an die vielen Alleinerziehenden.“ „Die würde es nicht mehr geben, wenn man die Jugendlichen mit 18…“ „Mir würde 21 vollkommen ausreichen.“ „Jedenfalls gäbe es dann weniger Kinder.“ „Das verstehe ich aber nicht. Wir wollen doch offiziell mehr Kinder und nicht weniger.“ „Das müssen Sie völlig falsch verstanden haben.“ „Im Sinne unserer Parteipolitik ist doch die Lebensleistung einer Frau gleich Null, wenn sie nicht mindestens drei oder vielleicht auch…“ „Das müssen Sie symbolisch verstehen, so als eine Art Leitmotiv.“ „Es geht gar nicht um Kinder.“ „Es geht natürlich vor allem um die Frau als solches.“ „Dass sie Kinder kriegt oder keine kriegen soll?“ „Vor allem soll natürlich die richtige Frau Kinder kriegen. Sonst gehört eines Tages Deutschland zum Islam.“

„Wieso soll denn das Strafmündigkeitsalter auf zwölf Jahre gesenkt werden?“ „Das ergibt sich doch wohl von selbst.“ „Weil die Jugend früh genug an einen repressiven Staat gewöhnt werden soll? oder weil man mit dem Angstmachen nicht rechtzeitig angefangen hat bisher?“ „Sie müssen nicht immer so kompliziert und wirklichkeitsfremd denken – die Jugend wird eben immer früher reif, und dem muss man natürlich Rechnung tragen.“ „Durch mehr Strafen?“ „Durch mehr und früheres Vertrauen, dass die Maßnahmen des Staates richtig sind für sie.“ „Und dass sie in einem Alter strafmündig werden, in dem sie noch nicht einmal aufgeklärt…“ „Sie meinen frühsexualisiert.“ „… sind, das halten Sie für…“ „Wenn sie sich im Gefängnis nicht auch noch mit diesen lästigen Trieben befassen müssen, dann wird die Haftstrafe viel besser wirken.“ „Und werden sie mehr oder weniger Flüchtlingsheime anzünden?“ „Das weiß ich doch jetzt nicht. Wir werden es halt ausprobieren müssen.“

„Wenn jetzt im Grundsatzprogramm steht, es sei nur so viel Freiheit möglich, wie die Sicherheitslage es zulasse, was heißt das dann?“ „Dass nur so viel Freiheit möglich ist, wie die Sicherheitslage es zulässt.“ „Also gar keine.“ „Das kommt auf die Sicherheitslage an.“ „Ist das denn eventuell auch symbolisch zu verstehen?“ „Aber nein. Wir wollen ja auch den Staat dazu anhalten, sich wieder an das jeweils geltende Recht zu halten.“ „Könnte das die Sicherheitslage verändern?“ „Das wollen wir doch mal hoffen.“ „Aber damit verbunden wäre ja eine noch mehr beschnittene Freiheit.“ „Aber der Staat wäre dann sicher.“ „Vor den Freiheiten oder vor den Bürgern?“ „Ich verstehe Sie nicht.“ „Und muss sich der Staat notfalls auch vor diesem christlichen Gedankengut schützen, wenn es nicht der Staat vermittelt?“ „Das ist doch jetzt schon wieder so ein Kurzschluss – es besteht doch außerhalb der staatlichen Obhut gar kein Interesse an diesen von Staatsgeldern finanzierten Kirchen. Schauen Sie sich doch unsere Ostgebiete an, da spielen die so gut wie keine Rolle mehr.“ „Und das alles soll uns langfristig nützen.“ „Selbstverständlich. Zum Aufbau eines modernen Nationalstaates braucht es nun mal eine ideologiefreie Politik.“ „Und dadurch werden wir in Ihren Augen auch zu freien Bürgern.“ „Wir schon. Sie bleiben ein Untertan.“