„Also ist jetzt diese Frühsexualisierung schuld daran, dass die Deutschen später Flüchtlingsheime anzünden?“ „Dafür gibt es keinen Beweis, aber wir sollten nichts ausschließen.“ „Ich verstehe. Und das ist eine direkte Folge der Strafmündigkeit für Kinder ab zwölf?“ „Wie gesagt, wir haben da keine Ahnung.“ „Das war klar.“ „Bitte?“ „Ach, nichts.“
„Sie müssen das jetzt nicht unbedingt alles glauben, was da steht.“ „Aber ich dachte, das steht da im Grundsatzprogramm, damit man schon mal weiß, was man…“ „Ach was, das ist nur für die, die daran glauben wollen.“ „Oder müssen?“ „Das würde ich so nicht sagen.“ „Wie denn?“ „Lesen Sie doch mal: wir sind freie Bürger und keine Untertanen. Das steht über allem.“ „Und das Nähere regelt dann ein Bundesgesetz?“ „Wenn die Verfassung nicht im Weg steht, ja.“ „Und wenn sie im Weg steht?“ „Wenn wir an der Macht sind, werden wir auch für dies Problem sicher eine Lösung finden.“
„Warum stellt denn die Frühsexualisierung, die Sie überall sehen, so ein Problem dar?“ „Weil sich die Kinder in dem Alter überhaupt noch nicht damit befassen sollen. Die sollen erstmal eine normale Kindheit durchleben, dann werden sie irgendwann schon aufgeklärt.“ „Und bis dahin erzählen wir ihnen einen vom Klapperstorch?“ „Lassen Sie die Dame aus dem Spiel, davon verstehen Sie nichts. Das ist christliches Gedankengut.“ „Es ist also Ihrer Meinung nach christlich, dass man Kinder erst möglichst spät damit bekannt macht? Da hat der Klerus aber teilweise ganz andere Ansichten.“ „Deshalb wollen wir die Erziehung der Kinder auch weitestgehend von solchen schädlichen Einflüssen befreien.“ „Und wo sehen Sie keinen?“ „Der Staat wird sich um die Kleinen kümmern. Kirche und Aufklärung, das ging doch noch nie gut.“
„Wenn wir dann eine Aufklärung mit 18 haben, was würde denn dann besser?“ „Sehen Sie, wenn die Heranwachsenden nicht immer an diese ganze Sache denken würden, dann gäbe es viel weniger Kinder.“ „Es gäbe also weniger Geburten, wenn man Jugendlichen möglichst spät den Gebrauch von Verhütungsmitteln erklärte?“ „Denken Sie doch nur mal an die vielen Alleinerziehenden.“ „Die würde es nicht mehr geben, wenn man die Jugendlichen mit 18…“ „Mir würde 21 vollkommen ausreichen.“ „Jedenfalls gäbe es dann weniger Kinder.“ „Das verstehe ich aber nicht. Wir wollen doch offiziell mehr Kinder und nicht weniger.“ „Das müssen Sie völlig falsch verstanden haben.“ „Im Sinne unserer Parteipolitik ist doch die Lebensleistung einer Frau gleich Null, wenn sie nicht mindestens drei oder vielleicht auch…“ „Das müssen Sie symbolisch verstehen, so als eine Art Leitmotiv.“ „Es geht gar nicht um Kinder.“ „Es geht natürlich vor allem um die Frau als solches.“ „Dass sie Kinder kriegt oder keine kriegen soll?“ „Vor allem soll natürlich die richtige Frau Kinder kriegen. Sonst gehört eines Tages Deutschland zum Islam.“
„Wieso soll denn das Strafmündigkeitsalter auf zwölf Jahre gesenkt werden?“ „Das ergibt sich doch wohl von selbst.“ „Weil die Jugend früh genug an einen repressiven Staat gewöhnt werden soll? oder weil man mit dem Angstmachen nicht rechtzeitig angefangen hat bisher?“ „Sie müssen nicht immer so kompliziert und wirklichkeitsfremd denken – die Jugend wird eben immer früher reif, und dem muss man natürlich Rechnung tragen.“ „Durch mehr Strafen?“ „Durch mehr und früheres Vertrauen, dass die Maßnahmen des Staates richtig sind für sie.“ „Und dass sie in einem Alter strafmündig werden, in dem sie noch nicht einmal aufgeklärt…“ „Sie meinen frühsexualisiert.“ „… sind, das halten Sie für…“ „Wenn sie sich im Gefängnis nicht auch noch mit diesen lästigen Trieben befassen müssen, dann wird die Haftstrafe viel besser wirken.“ „Und werden sie mehr oder weniger Flüchtlingsheime anzünden?“ „Das weiß ich doch jetzt nicht. Wir werden es halt ausprobieren müssen.“
„Wenn jetzt im Grundsatzprogramm steht, es sei nur so viel Freiheit möglich, wie die Sicherheitslage es zulasse, was heißt das dann?“ „Dass nur so viel Freiheit möglich ist, wie die Sicherheitslage es zulässt.“ „Also gar keine.“ „Das kommt auf die Sicherheitslage an.“ „Ist das denn eventuell auch symbolisch zu verstehen?“ „Aber nein. Wir wollen ja auch den Staat dazu anhalten, sich wieder an das jeweils geltende Recht zu halten.“ „Könnte das die Sicherheitslage verändern?“ „Das wollen wir doch mal hoffen.“ „Aber damit verbunden wäre ja eine noch mehr beschnittene Freiheit.“ „Aber der Staat wäre dann sicher.“ „Vor den Freiheiten oder vor den Bürgern?“ „Ich verstehe Sie nicht.“ „Und muss sich der Staat notfalls auch vor diesem christlichen Gedankengut schützen, wenn es nicht der Staat vermittelt?“ „Das ist doch jetzt schon wieder so ein Kurzschluss – es besteht doch außerhalb der staatlichen Obhut gar kein Interesse an diesen von Staatsgeldern finanzierten Kirchen. Schauen Sie sich doch unsere Ostgebiete an, da spielen die so gut wie keine Rolle mehr.“ „Und das alles soll uns langfristig nützen.“ „Selbstverständlich. Zum Aufbau eines modernen Nationalstaates braucht es nun mal eine ideologiefreie Politik.“ „Und dadurch werden wir in Ihren Augen auch zu freien Bürgern.“ „Wir schon. Sie bleiben ein Untertan.“
Satzspiegel