Kini

11 04 2016

„Und dann die goldene Kutsche, Herr von und zu Durchlauchtigkeit, ja gewiss doch. Wünschen der Herr Eminenz zwischendurch die Huldigungen des gemeinen Volkes entgegenzunehmen, weil, dann müssten wir es am Stachus etwas aufstauen, damit der Herr Ministerpräsident es huldvoll begrüßt.

Das ist ja noch gar nichts, Sie sollten erst mal die Tage mit richtig Föhn erleben. Dann redet er von sich grundsätzlich in der dritten Person. Fehlt nur noch, dass er sich mit Ludwig verwechselt. Und da ist es dann auch Tagesform, ob Ludwig II. oder Ludwig XIV. Naja, er findet sich selbst herrlich.

Jetzt hat er die Absetzung von de Maizière als Bundesinnenminister befohlen, wir arbeiten gerade an dem Gutachten, das die mangelnde Kompetenz und die staatsrechtliche Nichtzuständigkeit für die Außengrenzen beweisen soll. Also bei de Maizière. Als letztes Mittel wird er dann wahrscheinlich vors Bundesverfassungsgericht ziehen, oder er wird es wenigstens ankündigen. Aber wir erfahren das ja immer erst unmittelbar vorher, während er seinem Volk die Entscheidungen des Ministerpräsidenten…

Ein kleines Frühstück für den Hofstaat, Herr Hoheit, gerne, und sofort. Ich weiß nicht, ob wir einen Mastochsen im Kühlschrank haben, aber ich werde höchstpersönlich nachsehen. Darf ich den Herrn Majestät daran untergebenst erinnern, dass der Herr heute den Maibaum aufstellen wollte vor der Staatskanzlei? Ja, ich weiß sehr gut, dass es noch nicht Mai ist, aber wenn der Herr Fürst das so befohlen haben, dann machen wir das natürlich. Ja, wir werden das zurückstellen. Juni ist wunderbar, Herr Freiherr, da haben die Leute nichts zu tun und das Oktoberfest hat auch noch nicht angefangen. Das kommt ganz nach Ihrem Wunsch erst im Juli.

So geht das den ganzen Tag, Mastochse, dann möchte er Neuschwanstein auf der grünen Wiese in Garching nachbauen, nur haben wir da nicht mehr genug grüne Wiese, und dann dieser Fimmel mit goldenen Kutschen – ekelhaft. Herrschaftszeiten, als ich hier angefangen habe, da haben wir hier noch Verwaltungsarbeit gemacht, das kann man sich heute gar nicht mehr vorstellen. Beim Strauß, da ging’s wenigstens immer nur um Enzian, ab und zu eine Brotzeit und ein Schweinsbraten, aber wenn ich mir das heute ansehe, es ist doch kein Wunder, dass wir unmittelbar vor dem Staatsversagen sind. À propos Schweinsbraten, kennen Sie das mit dem Münchener Frühstück? Drei Maß Bier, eine Flasche Enzian, ein Paar Weißwürstl und ein Dackel. Jetzt werden Sie fragen, wozu braucht’s den Dackel, aber einer muss doch die Weißwurst…

Jetzt sofort, Herr Höchstwürden? Ich frage wegen der Ausgehuniform, die hat seit gestern einen Fleck. Der Hermelinkragen ist auch nicht aus der Reinigung zurück. Herr Präsidentissimus mussten ja unbedingt die Landesgrenze nach Baden-Württemberg persönlich verbarrikadieren und den Schlagbaum über die Autobahn legen, damit von Norden aus keine Südländer in den Freistaat hereinfluten. Sollen wir da jetzt noch was machen oder warten wir auf weitere Befehle?

Also warten wir auf weitere Befehle, der Herr Ministerpräsident wird sich irgendwas einfallen lassen. Wir dürfen ja nicht vergessen, es handelt sich um die innere Sicherheit, und für die ist der Bundesinnenminister zuständig, aber wenn der etwas macht, dann geht das nicht, weil, das ist eben so. Stellen Sie sich mal vor, ein Bundesminister hat eine Idee und macht das dann einfach – unglaublich in Bayern. Und jetzt sind die Flüchtlingszahlen auch noch rückläufig, was in anderen Worten heißt, der Bundesminister hatte recht, und es sind meines Wissens noch keine terroristischen Anschläge in Bayern gewesen, wenn man mal von den Nazis absieht, die hier ständig irgendwas anzünden, aber man muss doch der Bevölkerung ihre Sorge lassen, weil, was wäre ein besorgter Bürger ohne die? Die meisten Dinge tut man ja, weil man Angst hat – Ängste, besonders irrationale, die sind Triebfedern für das Handeln. Söder, verstehen Sie? Da würde ich ja eher Angst haben von Gespenstern, oder dass der Dobrindt eines Tages erwachsen wird.

Aber der bayerischen Wirtschaft geht’s ja noch gut. Zumindest, solange der Seehofer jede Woche eine neue Kutsche bestellt und einen Pelzmantel und einen Krönungsornat und massenweise letzte Patronen zur Grenzsicherung. Und dann dauert das immer, wenn die Kanzlerin mal nach München kommt – sie muss ja immer erst durch die Personenkontrolle, weil sie nicht die bayerische Freistaatsbürgerschaft besitzt. Erinnern Sie mich, wenn er das nächste Mal anruft, ich wollte ihn nach den Richtlinien fragen für eine offizielle bayerische Leitkultur. Sie wissen, dieses christlich-jüdische Abendland, oder wie auch immer. Neulich war er in der Kirche, er wollte, dass der Herrgott vor ihm die Knie beugt. Vermutlich, weil der ein gebürtiger Araber ist. Das ist der sogenannte Katholizismus, der hat mit Christentum nicht mehr so viel am Hut. Und wir brauchen das jetzt zum Nachlesen, weil, sonst kann man das nicht in die Integration integrieren.

Eine Ansprache ans Volk? Jetzt sofort? Das ließe sich einrichten, uns gehört ja schließlich der Bayerische Rundfunk. Wollen der Herr Oberstkönig sich jetzt doch zum Kaiser ausrufen lassen, oder ist das eine Kriegserklärung an die – Starkbieranstich? Ja, schon recht. Also die goldene Kutsche?“