„Keine Ahnung, aber das muss sich doch irgendwie feststellen lassen? Gibt es denn da eine Statistik, ob mehr Banküberfälle von Deutschen oder Migranten verübt werden? Von Deutschen? Dann sind das aber sicher in der Mehrheit bedauerliche Einzelfälle, und die Ausländer müsste man dann in eine eigene Kategorie packen. Da haben sie dann wenigstens hundert Prozent.
Sie wissen also nichts? Wir haben jetzt noch, ich sage mal: dreißig Minuten bis Buffalo. Wenn wir den Text vorher noch mal ganz genau durchgehen, vielleicht zweiunddreißig, aber dann müssen wir auch auf Sendung. Geben Sie mal her, was haben Sie denn da stehen – Banküberfall, Huberstraße Ecke Harkenfelder Damm. Sonst nichts? Ach so, wusste ich ja nicht. Im Internet auch nicht? Sonst sind die doch immer so schnell, die haben auch die ersten Fotos von den Opfern, das ist ja immer ganz wichtig, sonst heißt es hinterher sofort: die Medien kümmern sich nur um die Täter. Meine Güte, wir haben schließlich einen Ruf zu verlieren!
Schwarze Gestalten? Wenn es sich um Neger, das darf man ja sowieso nicht mehr sagen, aber was darf man denn dann überhaupt noch sagen? also es handelt sich um Gewaltverbrecher afrikanischer Herkunft, war ja klar, diese Bimbos kommen doch sowieso nur her, um unsere Frauen zu belästigen, und dafür braucht man eben Kohle, und was liegt da näher als ein Bankraub? Kapuzenpullover? Das ist doch unlogisch, ich meine, wenn ich schon ein Schwarzer, das heißt farbig, okay, also gut, das sind vermutlich Afrodeutsche gewesen, aber müssen diese Neger auch noch schwarze Pullover tragen? Das ist doch Blödsinn! Aber vermutlich sind es gar keine gewesen, oder doch: sie wollten, dass man sie für richtige Deutsche hält, und dazu haben sie sich diese Kapuzenpullover angezogen, damit man denkt, es seien Weiße, die sich als Schwarze ausgeben, während es in Wahrheit Schwarze sind, die sich als Weiße ausgeben, die Schwarze sind. Oder sich dafür halten. Jetzt reden Sie nicht immer dazwischen, wir müssen den Text hinkriegen!
Kommt es denn schon zu Panikreaktionen? im Umland eventuell? Ach, die wissen auch nicht mehr als wir hier? Warum sagt einem das denn keiner? Wir müssen doch dicht am Verbraucher bleiben, das ist journalistische Sorgfaltspflicht! Stellen Sie sich mal vor, es gäbe hier ein Bombenattentat, und dann würden die Leute zwei, drei Tage so ganz in Ruhe weiterleben! ohne sich irgendwie, ich will mal nicht sagen: zu radikalisieren, aber irgendwie muss man da doch den Verstand verlieren, oder?
Rufen Sie mal bei der Polizei an, die müssen doch wissen, ob es schon ein Täterprofil gibt. Das müssen Islamisten sei, keine Frage, wer würde denn sonst einen Bankraub begehen? Denken Sie doch mal nach, diese Islamiker dürfen doch keine Zinsen nehmen, denen fehlt das Geld für die Islamisierung, und was macht man da? Bankraub, genau. Und jetzt kommen Sie mir nicht mit irgendwelchen sozialen Motiven, die Hälfte der Deutschen sind am Arsch, aber rauben die alle Banken aus? Na also!
Lassen Sie mich mal ran, das ist der Dings, also der Landesvorsitzende. Die sitzen noch nicht drin, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Dann sind wir schon mal in der ersten Reihe für Presseinfos, und irgendwie könnte es dann ja auch sein, dass in der Partei ein Posten als Sprecher frei ist, oder im Vorstand, aber was interessiert Sie das – Sie werden jetzt den O-Ton aufnehmen, bitte mit emotionalem Gehalt, und ansonsten sehr klar strukturiert, wir können den Scheiß dann besser schneiden.
Geben Sie her, das ist – noch nichts raus? wie, Nachrichtensperre!? Die Bullen können doch nicht so einfach eine Nachrichtensperre verhängen! Das ist Zensur, das lassen wir uns in einem Rechtsstaat nicht einfach so gefallen! Die werden sich jetzt mal ganz warm anziehen, diese Fuzzis von der Polente, und bei der nächsten Demo werden wir mal kritisch nachfragen, ob die nicht alle kommunistisch unterwandert sind!
Haben Sie? Okay, siebzig Sekunden, kann man eventuell noch etwas schneiden, wir müssen ja auch auf Sendung gleich, ‚rassefremde Elemente‘ sagt man heute eigentlich nicht mehr, aber sonst geht’s. Das ist ja schon mal ganz gut, und dann – Moment mal, Geiselnahme? wieso weiß ich davon nichts? Haben Sie sich das ausgedacht? Nein, die Fragen sind ja zu hören. Er hat sich das ausgedacht. Gut, das müssten wir dann noch so schneiden, als hätte er sich das nicht ausgedacht, also los jetzt! noch dreizehn Minuten bis Buffalo!
Holen Sie mir noch mal den Einsatzleiter ans Rohr, ich habe keine Zeit mehr! Ja was, dann eben den Stellvertreter! Oder dessen Stellvertreter! Wir sind in Deutschland, da ist immer einer rechtlich verantwortlich. Machen Sie mal! Was? Der Dings, der wechselt zum FC, nein: der wechselt zum FC, ich weiß es doch auch nicht, aber das ist doch auch keine Headline, dreißig Grad, meine Fresse, es ist Juli, Klimakatastrophe, haben wir nicht irgendwas mit Ausländern? ja, war ’ne doofe Frage, aber ich kann hier nicht die Nachrichten machen, wenn wir keine vernünftige Lage haben, wir brauchen doch ein klares Weltbild, und dann müssen wir auch die letzten Meldungen in die – gestern? Wieso sagt mir das denn keiner? Der Täter kam aus dem Eduard-Schlöppner-Ring und war vorbestraft? Wie soll man denn damit vernünftigen Journalismus machen!?“
Satzspiegel