Deutsche im Urlaub

31 07 2016

Hurra! das Volk bricht los und stürmt die Fremden,
die zwar im Ausland liegen, aber endlich
mit Sonne, Strand und kauderwelschverständlich
Kulisse sind für Ärmelkrempelhemden.

Hier ist man gern gesehen wie Vandalen,
die ihre Mordlust nur aus Zeitnot zügeln,
denn zwischendurch muss man die Hemden bügeln,
sonst passt ja nichts zu Socken und Sandalen.

Sie wollen von den Weinen und den Mosten,
von allerbesten Früchten prächtig naschen
was nur hineinpasst in die Leinentaschen,
vorausgesetzt, es wird sie das nichts kosten.

Das zieht durchs Land wie in enthemmter Sause.
Es ist ja schön, was ihm den Bauch erheitert,
woran beständig ihm sein Frohsinn scheitert,
weiß er genau: gut ist es nur zu Hause.





In fünf Zeilen um die Welt. Limericks (CCCIII)

30 07 2016

Es packte sich Oldřich in Doll
den Kofferraum bis oben voll
mit Schnaps, Zigaretten
und goldenen Ketten.
Er kann das, er ist ja beim Zoll.

Als Kibet den Sohn in Butere
versorgte in der Tischlerlehre,
hat er drauf gedrungen,
dass sich durch den Jungen
sein Holzvorrat sich stets vermehre.

Dass Petr stets in Böhmisch Rust
spielt Lotto, verursacht ihm Frust.
Er reißt ganz alleine
entzwei alle Scheine
und seufzt dann: „Ich hab’s ja gewusst!“

Die Pfannen, die Colin in Seaton
benutzt, da Kartoffeln drin brieten,
dass sie sondergleichen,
konnt keiner erreichen.
Er pflegte sie dann zu vermieten.

Dass Marek beim Streit in Elisenthal
gern hüpft kreuz und quer über Wiesen mal,
ist nicht allein lohnend
und Nerven verschonend,
es hilft ihm ja auch aus dem Krisental.

Es trat Jean so oft in Sept-Îles
auf Harken, dass es schon auffiel
und man sich bekümmert,
wie er sich zertrümmert.
Jetzt sägt er sie ab, knapp am Stiel.

Jans Fernseher, der in Deutsch Gabel
noch lief, hatte ein langes Kabel,
er fernzubedienen.
Entgeisterte Mienen
sieht Jan. Für ihn ist’s akzeptabel.





1-und-dreißig

29 07 2016

Freitagstexter

Wer hat an der Uhr gedreht? Schon wieder ein Freitagstexter während dieser sommerlichen Temperaturen – gerade eben noch am Strand bei Soulweepers Grillparty mit gründlicher Damenbegleitung, jetzt schon im lauschigen Arbeitszimmer mit Hildegard. Herzlich willkommen!

Das verzinkte Becken mit den vielen Eiswürfeln kühlt ganz ausgezeichnet – beim Probelauf hatte Hildegard es mitsamt der Flaschen in die pralle Sonne geschoben, den Kalauer mit „Wannsee“ nimmt sie mir übrigens bis heute übel – und die Cocktailschirmchen stehen auch bereit. Als kleine frische Brise dient der Regelkatalog, den der Wortmischer einst zusammenfasste. Ansonsten findet aber auch dieser Durchgang im Freien statt, bis Dienstag, den 2. August um 23:59 Uhr wird sich das Wetter hier wohl halten. Danach werde ich mich in die Überreste des Kühlgefäßes begeben und der Sache auf den Grund gehen.

Nach langer Zeit habe ich wieder einmal in der historischen Abteilung vorbeigeschaut, und siehe da: in der State Library of New South Wales wurde ich beim Sport unter freiem Himmel fündig. Die Aufnahme stammt schätzungsweise aus dem Jahr 1935. Wie immer macht Klicken groß.





Schnellvertreter

28 07 2016

„Es dauert mal wieder länger“, seufzte sie und schob den Teller mit den Keksen über den Tresen. Das Telefon klingelte. Luzie meldete sich. Aus dem Faxgerät quoll Papier. Die Kanzlei hatte gut zu tun, nur Anne war nicht da.

„Die Hüppelmann-Verträge.“ Sie blätterte im Tischkalender. „Dann Gerichtstermin, noch einer, noch einer und noch einer.“ Ich stellte den Koffer mit der Bohrmaschine auf das kleine Tischchen in der Sitzgruppe, warf den Mantel auf den Ständer, an dem sonst der schwarze Talar hing, und guckte ins Beratungszimmer. Die beiden neuen Bilder standen noch hinter dem Schreibtisch und warteten darauf, dass die Wand Löcher bekam. Halb zwölf. Ich war jedenfalls pünktlich gewesen.

Da pochte es plötzlich heftig gegen die Tür. Hatte Anne etwa wieder ihren Schlüssel vergessen? „Knolz“, stellte sich der schwitzende Mann vor, „ich hatte angerufen, das heißt, ich wollte, aber das waren ja nicht Sie, und da ging dann keiner dran, aber Sie haben noch offen, und jetzt bin ich hier.“ Der das Evidente so formschön aussprach, steckte in einem viel zu engen Anzug – es lag nicht etwa am Anzug, sondern daran, dass man mit diesem Aussehen leicht Anzüge findet, die zu eng sind – und stürmte auf mich zu. „Gestatte mir.“ Dazu schloss er die Tür. Schon saß er, und zwar auf dem Stuhl gegenüber dem Schreibtisch.

„Hören Sie“, begann ich, „ich würde Sie doch recht herzlich dazu auffordern…“ „Sie werden dies Schwein fertigmachen“, keuchte er und wühlte in den Taschen seiner Jacke nach irgendetwas. „Sie sind ja wohl Fachmann, oder? Also gehört habe ich schon von Ihnen hier, Sie arbeiten ja in Sozilität, und deshalb bin ich hier.“ Es handelte sich um ein fotokopiertes Blatt mit der Aufschrift VERSCHWINDE SONST SETZT ES WAS. Ich warf einen Blick auf den Zettel. „Sie werden erpresst“, schloss ich. Knolz nickte empört. „Das Schwein haut einfach nicht ab! Da musste ich ihm natürlich die Botschaft hier hinter den Scheibenwischer – ich schwöre, der war schon lose, der wäre auch von alleine abgebrochen! Aber Sie brauchen das hier zur Vollständigkeit für die Akten.“ Damit reichte er mir die Drohung über den Schreibtisch. Ich hatte einen Mandanten.

„Also gut“, presste ich hervor, „dann erzählen Sie mal von Anfang an.“ Knolz lehnte sich zurück. „Direkt vor meiner Ausfahrt. Direkt davon!“ Er schüttelte in höchster Erregung seine kleinen Hände vor dem Gesicht. „Und das ist jetzt drei Tage her, dass ich mir das gefallen lasse, dabei habe ich doch ein Schild an der Ausfahrt, dass man da nicht parken darf.“ „Sie kommen mit Ihrem Wagen also nicht mehr vom Grundstück“, resümierte ich, aber sofort unterbrach er. „Hören Sie mir überhaupt zu“, bellte Knolz, „ich habe doch gar kein Auto, aber dieser Verbrecher parkt davor – das lasse ich mir aber nicht gefallen, und jetzt werden wir klagen! Sie werden ein Formular haben für so etwas, ja? das bereiten Sie schon mal vor, und wenn das dumme Schwein wieder da ist, dann klagen wir ihn an!“

Mein Finger musste versehentlich auf die Taste gekommen sein, die am Empfang die Sprechanlage einschaltet. „Sie wissen also, wessen Auto da bei Ihnen vor der Einfahrt parkt? Warum lassen Sie es nicht einfach abschleppen?“ „Eben nicht“, knurrte Knolz. „Er ist ja gar nicht da, aber ich habe ihn in Verdacht, dass er erst sein Auto da geparkt hat und danach dann verschwunden ist.“ Derart brillanter Logik konnte auch ich mich nicht entziehen. „Und wem gehört nun das Auto?“ „Dem neuen Nachbarn, aber das würde er ja nie zugeben.“ „Hat er es Ihnen denn gesagt oder haben Sie ihn in diesem Wagen schon einmal gesehen?“ Der Mann verlor fast die Nerven. „Wenn ein Auto mit fremdem Kennzeichen da parkt, kann es doch keiner aus der Straße sein, dann muss es vom Nachbarn kommen! Und der ist eben nicht aufzufinden – im Urlaub, sagt der von gegenüber, der hat’s selbst gehört.“ Langsam wurde mir das Theater zu viel. „Sie holen jetzt die Polizei, und dann lassen Sie die Karre eben abschleppen.“ „Aber das geht doch nicht“, schrie Knolz. „Ich musste das doch tun, es war Notwehr! Und mit platten Reifen kann man den auch nicht mehr so einfach abschleppen.“ Ich sah ihn entgeistert an. „Sie haben die Ventile aufgedreht?“ „Sie hören mir ja gar nicht zu“, brüllte er zurück, „das macht man doch mit dem Taschenmesser!“

Da klopfte es an der Tür. Luzie Freese, mit diversen Akten beladen, musterte den Mandanten sehr reserviert. Aber es wäre nicht Luzie gewesen, die die Papiere ihrer Chefin stets schwungvoll mit luziefr zeichnete, wenn sie sich nicht in der Tür noch einmal umgedreht hätte. „Ehe ich’s vergesse, der Staatsanwalt ruft zurück. Ich stelle Ihnen das Gespräch durch.“

Da klingelte auch schon das Telefon. Ich hob ab. „Haben Sie die Unterlagen bekommen? Sehr schön, dann sind wir jetzt ja – was?“ Knolz studierte seine Fingernägel. „Seit wann denn? Interessant, und wo? Haben Sie schon einen Verdacht?“ Jetzt nestelte er ein Taschentuch aus seiner Hose. „Sehen Sie, auf unsere Polizei ist da Verlass, die finden einen Wagen normalerweise innerhalb von – wie!? Haben sie Fingerabdrücke gesichert? Gut, gut. Aber ich frage mich, wer macht so etwas? und gleich alle vier Reifen?“ Er hielt sich krampfhaft an der Tischplatte fest. „Und die Spurensicherung ist auch schon unterwegs?“ „Aber es waren doch nur zwei“, wimmerte Knolz, „zwei Reifen, ich schwöre!“ Nach besten Empfehlungen an die Gattin legte ich den Hörer auf. „Sie sollten vielleicht erst einmal untertauchen“, sinnierte ich. „Gegenüber finden Sie ein Reisebüro, die haben bestimmt noch ein Last-Minute-Angebot.“ Fluchtartig verließ er den Raum.

Wenige Minuten später kehrte Anne zurück. „Es ist zum Wegrennen“, stöhnte sie und schmiss den Talar auf den Kleiderständer. „Ich hätte diesem Vollidioten einen Korken in den Hals schieben sollen – er redet und redet, und dabei hört er noch nicht einmal zu, was ich ihm sage. Was könnte das Leben schön sein ohne Mandanten!“ Ich trug eins der Bilder zur gegenüberliegenden Wand. „Siehst Du“, sagte ich, „und genau deshalb bin ich nicht Jurist geworden.“





Sauberkünstler

27 07 2016

„Und dann könnte man natürlich die Waffengesetze verschärfen.“ „Wie denn?“ „Irgendwie verschärfen halt, ich weiß auch nicht.“ „Gute Idee.“ „Aber wenn wir zu fünfundneunzig Prozent sowieso illegale Schusswaffen in Privatbesitz haben, was soll dann eine Gesetzesverschärfung.“ „Dann haben wir noch mehr illegale Schusswaffen.“ „Und das verbessert dann genau was?“ „Dann brauchen wir eben mehr Überwachung.“

„Unser Auftrag war doch jetzt eindeutig, oder?“ „Klar, wir sollen eine Reaktion auf die aktuelle Terrorlage…“ „Haben wir schon wieder eine?“ „Nein, aber es kann jederzeit wieder eine kommen.“ „… erarbeiten, die den Sicherheitsbedürfnissen der Bevölkerung Rechnung trägt.“ „Sehen Sie, das ist doch mal eine Ansage.“ „Wer hat denn bitte das Bedürfnis nach mehr Sicherheit?“ „Der Bürger.“ „Sagt wer?“ „Das muss man als Politiker eben auch mal antizipieren, dass so eine Forderung, wenn man die den Wählern vorlegt, dass sie die eventuell auch befürworten. Oder zumindest nicht ablehnen.“

„Also ganz wichtig sind jetzt für mich diese Gewaltdarstellungen.“ „Verbieten!“ „Gute Idee.“ „Und zwar sofort und mit aller Konsequenz!“ „Das heißt, wir haben keine Fernsehnachrichten mehr?“ „Was hat das denn damit zu tun?“ „Die Medien zeigen Bombenattentate in epischer Breite.“ „Also das halte ich ja für übertrieben.“ „Jetzt neulich in Bagdad, das waren keine dreißig Sekunden, man hat kaum Leichen gesehen.“ „Sie kriegen diese Aufnahmen an jeder Ecke im Internet, und Sie müssen nur einmal eine…“ „Da haben wir’s doch schon, wir müssen das Internet mal genauer unter die Lupe nehmen!“ „Für die Verbreitung von Nachrichten?“ „Nachrichten, Nachrichten – das ist doch schlimm genug, dass das passiert, das muss man sich nicht auch noch im Internet ansehen.“ „Sie wollen also ein ganzes Medium zensieren, nur weil die Inhalte…“ „Wer sagt Ihnen denn, dass die Täter nicht genau das bezwecken wollen?“ „Die Zensur westlicher Medien?“ „Gute Idee.“ „Quatsch, dass Sie ins Internet gehen und da durch Ihren Medienkonsum sittlich verrohen. Da geht man doch gleich gegen den vor, der diesen Schweinkram in Umlauf bringt.“ „Der Täter hatte entsprechende Bücher bei sich zu Hause.“ „Sehen Sie, wohin das führt? erst radikalisiert man sich im Internet, und dann fangen die Leute auch noch an zu lesen!“

„Halten wir mal fest, wir gehen jetzt einerseits multimedial vor, und dann haben wir juristische Maßnahmen geplant.“ „Und das Internet wollen Sie unjuristisch verbieten, oder wie jetzt?“ „Gute Idee.“ „Machen Sie doch nicht so ein Theater, wir sind erst im Überlegungsstadium.“ „Vielleicht sollte man sich mit dem konkreten Einzeltäter befassen, das könnte hier ganz zielführend sein.“ „Einzelfälle sind normalerweise nicht so gut.“ „Wir haben es auch mit so vielen Sachen zu tun, da können wir nicht für jeden Einzelfall ein Gesetz machen.“ „Es gibt halt nicht für jeden einen Therapieplatz, das ist traurig.“ „Sie werden das nicht ändern können.“ „Lassen Sie uns lieber nach den Gemeinsamkeiten von diesem Täter und den…“ „Dieser Täter hat jedenfalls Sympathien für die AfD gehabt.“ „Gott, ist halt eine demokratische Partei.“ „Wir wollen jetzt keinen Wahlkampf, verstehen Sie?“ „Das war außerdem ein Ausländer, also halbausländisch, ein quasi halbausländischer Halbdeutscher.“ „Ein depressiver Jugendlicher mit eindeutig rassistischen Gewaltfantasien.“ „Meine Güte, wir können doch Integration nicht auch noch negativ sanktionieren!“ „Ein rassistischer Ausländer, da sehen Sie es doch: typisch verwirrter Einzelfall!“

„Wir könnten jetzt auch mal gucken, ob wir die Meldepflicht bei gewissen psychischen Krankheiten einführen.“ „Gute Idee.“ „Dieser Kinomörder aus Amerika, der war doch auch schizophren?“ „Nein, der hatte Autismus.“ „Ach so.“ „Dann kriminalisiert man jetzt schon Krankheiten?“ „Der war halt ein bisschen abartig, seelisch gesehen.“ „Sie müssen mal sehen, was der für Killerspiele gespielt hat!“ „Die werden sowieso jetzt als erstes verboten!“ „Gute Idee!“ „Und dass Ego-Shooter auch nur ein Symptom sozialer Dysfunktionalität sind, ist Ihnen noch nicht in den Sinn gekommen?“ „Das muss man eben verbieten.“ „Die Sicherheitsbedürfnisse der Bevölkerung, Sie verstehen.“ „Jetzt machen Sie nicht so einen Lärm, das ist wie bei einer Erkältung. Da bekämpfen Sie auch zuerst den Husten, damit sich da keiner ansteckt.“

„Also Killerspiele…“ „Sind durch, da müssen wir nicht wieder ein Fass aufmachen.“ „Und ich kümmere mich mal um dieses Internet.“ „Der Täter war doch Schiit.“ „Ist das jetzt so wichtig?“ „Wir müssten eruieren, ob sich das mit einem generellen Islamverbot verträgt oder ob wir Sonderregelungen brauchen.“ „Vielleicht widerspricht ja ein Teil des schiitischen Korans gegen das Grundgesetz.“ „Dann sollten wir den ganzen Koran verbieten.“ „Gute Idee.“ „Dass der Täter nicht religiös war und andere Muslime umgebracht hat, war schon bis zu Ihnen durchgesickert?“ „Wir wollen das ja auch nicht direkt verbieten, sondern nur einschränken.“ „Wie das Internet.“ „Oder Smartphones.“ „Dieses Monsterspiel, das jetzt alle spielen.“ „Da soll man ja Leichen finden.“ „Empörend!“ „Sie reden hier über einen nicht vorbestraften deutschen Staatsbürger mit…“ „Der hatte einen deutschen Pass?“ „So richtig deutsch?“ „Ja, warum?“ „Menschenskinder, warum sagen Sie das nicht gleich? Hallo? Stellen Sie mal durch – hallo? Herr de Maizière wir haben da einen sehr interessanten Durchbruch erzielt für Ihr Sicherheitskonzept.“





Passgenaue Erledigung

26 07 2016

„… sei eine Einheit der Deutschen Bundeswehr in Alarmbereitschaft versetzt worden, um die Polizei bei der Terrorbekämpfung zu unterstützen. Von der Leyen habe dies persönlich…“

„… auf starke Kritik bei der Opposition gestoßen sei. Die Verteidigungsministerin habe nicht schlüssig erklären können, wozu militärische Kräfte im Falle eines jugendlichen Einzeltäters überhaupt…“

„… diene der kontinuierlichen Verbesserung der Einsatzbereitschaft der Truppe. Während die Wehrpflichtarmee erst nach drei bis vier Stunden wirklich zu einem lokalen Einsatz bereit gewesen sei, könne die heutige Streitmacht heute bereits nach weniger als einer Woche diagnostizieren, welche technischen Fehler zum Abbruch des…“

„… die stetig anwachsende Terrorgefahr eine Ausweitung der Bundeswehreinsätze im Innern notwendig machen würden. Nach einer Studie der deutschen Rüstungsindustrie sei der…“

„… wesentlich effektiver arbeiten könne. So benötige ein Panzerfahrzeug im Gegensatz zu einer kompletten Hundertschaft an Bereitschaftspolizei nur einen einzigen Schuss, um die Lage final zu…“

„… erlaube eine Weiterentwicklung der 120-Millimeter-Glattrohrkanone mit Rauchabsauger dem Kampfpanzer ein viel flexibleres Auftreten, das auch für Bankraub, Falschparker oder den…“

„… müsse man ohne Denkverbote an die vielen möglichen Einsatzgebiete für Panzer, Mittel- und Langstreckenwaffen denken. De Maizière halte ein präventives Flächenbombardement der sächsischen Ortschaften unter zehntausend Einwohnern für gut geeignet, die Zahl der Einbruchdiebstähle auf ein Minimum…“

„… könne auch aus dem vorhandenen Haushalt eine gemeinsame Übung von Polizei und Heer geplant werden. Söder habe vorgeschlagen, die von Dobrindt zur Finanzierung der Autobahnmaut projektierten Milliarden für eine erste…“

„… für eine paramilitärische Kurzausbildung zu rekrutieren gedenke. Wenn sich die Mehrheit der als rechtsradikal eingeschätzten Mitglieder der Bürgerwehren in die Freien Panzerbataillone integrieren ließen, dann habe der Staat eine bessere Kontrolle über verfassungswidrige Aktionen. Tillich sehe darüber hinaus eine für den sächsischen Arbeitsmarkt sehr positive…“

„… eine Nachbesserung der Waffengesetze angemahnt habe. Zwar sei es mit den bisher verwendeten Gewehren so gut wie unmöglich, einen Täter kampfunfähig zu machen, von der Leyen sei jedoch guter Dinge, damit die friedlichen Absichten des deutschen Volkes bei der…“

„… die Arbeit der Militärs traditionell zu einem Großteil aus Abschreckung bestehe. Eine nächtliche Dauerpräsenz auch in ruhigeren Wohngebieten sei geeignet, um die Akzeptanz der Spähpanzer auch bei bürgerlichen Bevölkerungsteilen auf ein neues Level zu…“

„… einen Teil der Kredite in Form von Gewehren und Munition zu zahlen. Die Opposition halte ein gemeinsames Manöver von Polizei und Armee für völkerrechtswidrig, es diene weder der Vertiefung der deutsch-türkischen Beziehungen noch könne man es als einen…“

„… arbeite die Industrie an Spähfahrzeugen mit weniger geräuschintensivem Antrieb, um im Falle eines innerstädtischen Einsatz überhaupt taktische Einsätze ohne Komplettverlust von Mannschaft und Material zu…“

„… sei die Bundeswehr im Gegensatz zur Polizei keine Ermittlungsbehörde, die eventuelle Kenntnisse über mutmaßliche Täter oder etwaige Informationen der Geheimdienste zu diesen hätte oder auch nur besitzen dürfe. Dies mache es für die Armee einfach, sich auf die passgenaue Erledigung der…“

„… das Minenwurfsystem Skorpion auch für genossenschaftlich organisierte Freicorpsverbände anbieten wolle. Dies sei zugleich als Entlastung des Wehretats um mehrere Milliarden Euro eine…“

„… habe Nahles angekündigt, das Heer auch durch Langzeitarbeitslose aufstocken zu wollen. Die Luftwaffe könne ab sofort mit einer halben Million Ein-Euro-Fighter in den…“

„… sehr viel mehr Flexibilität von der Truppe erwarte. De Maizière könne eine explosionsartige Ausbreitung von Axtattentaten im öffentlichen Personennahverkehr nur durch eine permanente Drohnenüberwachung in den…“

„… habe man in der Vergangenheit zu viel an den Polizeikräften gespart und sehe sie nun für kommende Terrorgefahren nicht mehr ausreichend gerüstet. Der jetzige Versuch einer strukturellen Verbindung beider Dienste, so Schäuble, sei sehr gut geeignet, um künftig enorme Einsparpotenziale in den…“

„… eine Kombination aus Bundeswehreinsätzen und Vorratsdatenspeicherung einführen wolle, um den Drogenhandel und die Schlepperkriminalität in der Bundesrepublik empfindlich zu…“

„… in den einsatzarmen Zeiten auch für eine vermehrte Zahl von Militärparaden nutzen wolle. Gabriel habe berechtigte Hoffnungen geäußert, dass dies die Rettung für den Tourismus in Thüringen und…“





Aufriss

25 07 2016

„Keine Ahnung, aber das muss sich doch irgendwie feststellen lassen? Gibt es denn da eine Statistik, ob mehr Banküberfälle von Deutschen oder Migranten verübt werden? Von Deutschen? Dann sind das aber sicher in der Mehrheit bedauerliche Einzelfälle, und die Ausländer müsste man dann in eine eigene Kategorie packen. Da haben sie dann wenigstens hundert Prozent.

Sie wissen also nichts? Wir haben jetzt noch, ich sage mal: dreißig Minuten bis Buffalo. Wenn wir den Text vorher noch mal ganz genau durchgehen, vielleicht zweiunddreißig, aber dann müssen wir auch auf Sendung. Geben Sie mal her, was haben Sie denn da stehen – Banküberfall, Huberstraße Ecke Harkenfelder Damm. Sonst nichts? Ach so, wusste ich ja nicht. Im Internet auch nicht? Sonst sind die doch immer so schnell, die haben auch die ersten Fotos von den Opfern, das ist ja immer ganz wichtig, sonst heißt es hinterher sofort: die Medien kümmern sich nur um die Täter. Meine Güte, wir haben schließlich einen Ruf zu verlieren!

Schwarze Gestalten? Wenn es sich um Neger, das darf man ja sowieso nicht mehr sagen, aber was darf man denn dann überhaupt noch sagen? also es handelt sich um Gewaltverbrecher afrikanischer Herkunft, war ja klar, diese Bimbos kommen doch sowieso nur her, um unsere Frauen zu belästigen, und dafür braucht man eben Kohle, und was liegt da näher als ein Bankraub? Kapuzenpullover? Das ist doch unlogisch, ich meine, wenn ich schon ein Schwarzer, das heißt farbig, okay, also gut, das sind vermutlich Afrodeutsche gewesen, aber müssen diese Neger auch noch schwarze Pullover tragen? Das ist doch Blödsinn! Aber vermutlich sind es gar keine gewesen, oder doch: sie wollten, dass man sie für richtige Deutsche hält, und dazu haben sie sich diese Kapuzenpullover angezogen, damit man denkt, es seien Weiße, die sich als Schwarze ausgeben, während es in Wahrheit Schwarze sind, die sich als Weiße ausgeben, die Schwarze sind. Oder sich dafür halten. Jetzt reden Sie nicht immer dazwischen, wir müssen den Text hinkriegen!

Kommt es denn schon zu Panikreaktionen? im Umland eventuell? Ach, die wissen auch nicht mehr als wir hier? Warum sagt einem das denn keiner? Wir müssen doch dicht am Verbraucher bleiben, das ist journalistische Sorgfaltspflicht! Stellen Sie sich mal vor, es gäbe hier ein Bombenattentat, und dann würden die Leute zwei, drei Tage so ganz in Ruhe weiterleben! ohne sich irgendwie, ich will mal nicht sagen: zu radikalisieren, aber irgendwie muss man da doch den Verstand verlieren, oder?

Rufen Sie mal bei der Polizei an, die müssen doch wissen, ob es schon ein Täterprofil gibt. Das müssen Islamisten sei, keine Frage, wer würde denn sonst einen Bankraub begehen? Denken Sie doch mal nach, diese Islamiker dürfen doch keine Zinsen nehmen, denen fehlt das Geld für die Islamisierung, und was macht man da? Bankraub, genau. Und jetzt kommen Sie mir nicht mit irgendwelchen sozialen Motiven, die Hälfte der Deutschen sind am Arsch, aber rauben die alle Banken aus? Na also!

Lassen Sie mich mal ran, das ist der Dings, also der Landesvorsitzende. Die sitzen noch nicht drin, aber was nicht ist, kann ja noch werden. Dann sind wir schon mal in der ersten Reihe für Presseinfos, und irgendwie könnte es dann ja auch sein, dass in der Partei ein Posten als Sprecher frei ist, oder im Vorstand, aber was interessiert Sie das – Sie werden jetzt den O-Ton aufnehmen, bitte mit emotionalem Gehalt, und ansonsten sehr klar strukturiert, wir können den Scheiß dann besser schneiden.

Geben Sie her, das ist – noch nichts raus? wie, Nachrichtensperre!? Die Bullen können doch nicht so einfach eine Nachrichtensperre verhängen! Das ist Zensur, das lassen wir uns in einem Rechtsstaat nicht einfach so gefallen! Die werden sich jetzt mal ganz warm anziehen, diese Fuzzis von der Polente, und bei der nächsten Demo werden wir mal kritisch nachfragen, ob die nicht alle kommunistisch unterwandert sind!

Haben Sie? Okay, siebzig Sekunden, kann man eventuell noch etwas schneiden, wir müssen ja auch auf Sendung gleich, ‚rassefremde Elemente‘ sagt man heute eigentlich nicht mehr, aber sonst geht’s. Das ist ja schon mal ganz gut, und dann – Moment mal, Geiselnahme? wieso weiß ich davon nichts? Haben Sie sich das ausgedacht? Nein, die Fragen sind ja zu hören. Er hat sich das ausgedacht. Gut, das müssten wir dann noch so schneiden, als hätte er sich das nicht ausgedacht, also los jetzt! noch dreizehn Minuten bis Buffalo!

Holen Sie mir noch mal den Einsatzleiter ans Rohr, ich habe keine Zeit mehr! Ja was, dann eben den Stellvertreter! Oder dessen Stellvertreter! Wir sind in Deutschland, da ist immer einer rechtlich verantwortlich. Machen Sie mal! Was? Der Dings, der wechselt zum FC, nein: der wechselt zum FC, ich weiß es doch auch nicht, aber das ist doch auch keine Headline, dreißig Grad, meine Fresse, es ist Juli, Klimakatastrophe, haben wir nicht irgendwas mit Ausländern? ja, war ’ne doofe Frage, aber ich kann hier nicht die Nachrichten machen, wenn wir keine vernünftige Lage haben, wir brauchen doch ein klares Weltbild, und dann müssen wir auch die letzten Meldungen in die – gestern? Wieso sagt mir das denn keiner? Der Täter kam aus dem Eduard-Schlöppner-Ring und war vorbestraft? Wie soll man denn damit vernünftigen Journalismus machen!?“





Sommerlochfraß

24 07 2016

Offenbar ist das diesjährige Sommerloch tiefer als gedacht. Noch haben wir etwas Zeit, die Nachfolge des deutschen Bundespräsidenten zu bestimmen, da melden sich die Freien Wähler zu Wort, jene in Bayern beheimatete Trümmertruppe gescheiterter Existenzen, die unter ihrer Cervelatprominenz nicht weniger als den Kandidaten für das Staatsoberhaupt gefunden haben wollen: Alexander Hold. Ebenjener Laiendarsteller, der immerhin ganze vier Jahre lang in wechselnden Positionen Richter war und sogar eine Strafkammer von innen gesehen hat, bevor das Unterschichtenfernsehen ihn zum Moralerklärer machte, in dessen Hauptverhandlungen Zeugen hereinplatzten, wo Schuldige in einem Drittel aller Fälle nicht von der Polizei oder Staatsanwaltschaft gefunden wurden, sondern unmittelbar vor dem Schuldspruch des Angeklagten auftauchten (und ohne eigenes Verfahren gleich verknackt wurden), kurz: eine Luftnummer, die auch im wirklichen Leben staatsrechtlichen Sott erster Kajüte unter sich ließ. Es muss schlimm stehen um die deutsche TV-Unterhaltung. Früher hätte man das direkt im Dschungelcamp verklappt. Alle weiteren Anzeichen, dass rechtswissenschaftlich dekorierte Lebensläufe auch nicht mehr das sind, was sie mal waren, wie immer in den Suchmaschinentreffern der vergangenen 14 Tage.

  • sturz wickeltisch schadensersatz: Dann wäre Poggenburg ja mindestens Milliardär.
  • stellage für sektempfang: Stellen Sie die Gäste bitte vorsichtig zwischen die Gläser, billiger Sekt macht Flecken.
  • türken heldenplatz: Hitlers Schnurrbart bleibt aber im Museum.
  • runde diebstahlsicherung entfernen firma mammut: Mal so gefragt: welche Firma hat denn an Ihrem Mammut die Diebstahlsicherung angebracht?
  • vulgärpsychologie: Offenbar Studienfach der meisten AfD-Funktionäre.




In fünf Zeilen um die Welt. Limericks (CCCII)

23 07 2016

Es jammert der Schorschl in Weingraben,
er wollte doch gerne noch Wein haben.
Er trank schon zwölf Drittel,
ihm fehlen die Mittel.
Dafür wird er morgen noch Pein haben.

Dambisa, ratlos in Petauke,
sieht ein, ihr Sohn ist ein Rabauke.
Rebellischen Fürstchen
gibt sie statt der Würstchen
fortan nur noch Gurken und Rauke.

Der Hiasl, der hackte in Stoob
das Holz für den Burschen zu grob.
Als dieser mal fehlte,
war er’s, der sich quälte,
weil er seine Scheite kaum hob.

Was Eðvarð beim Sammeln in Kjós
nach Hause bringt, ist meistens Moos.
Bei Husten und Schnaufen
kommt alles gelaufen
zu ihm, denn die Wirkung ist groß.

Man ahnt, dass der Karl in Dreihütten
beim Feuerholzhacken den Schlitten
ganz herzlos zertrümmert,
weil ihn nicht bekümmert,
wie sehr seine Buben es litten.

Dass Mekonnen stöhnte in Bure
bei jeder gewichtigen Fuhre,
ist jedem verständlich.
„Nach zwei Jahren endlich
ist Geld da, damit ich mal kure!“

Der Norbert, der schnaufte in Heugraben.
Er wollte partout viel mehr Heu haben,
das heißt, er will Jassen,
die Arbeit belassen
und sich dabei gut am Gebräu laben.





Gernulf Olzheimer kommentiert (CCCXXXVIII): Wellnessterror

22 07 2016
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Es war einmal ein Land, in dem gab es eine Gesellschaft, die in einem Land lebte, dem es so gut ging wie nie zuvor. So schnell änderte sich das nicht, auch nicht mit immer neuen Menschen, die das Land verbrauchte, damit es ihm immer gut ging und es immer neue Menschen produzieren konnte, damit es ihm gut ging. So gut ging es dem Land, dass die Menschen sich vorzugsweise selbst aus dem Weg räumten. Sie bekamen einen Burnout, denn sie wussten, ohne ihren Einsatz und den unbedingten Willen, es dem Land gut gehen zu lassen, ginge es dem Land nicht mehr gut. So veranstalteten sie regelrechte Wettbewerbe, wer als erstes umkippt und von diesem ganzen Dem-Land-Gutgegehe nichts mehr hat. Und irgendwann kamen pfiffige Realitätsallergiker aus der kapitalistischen Chefetage auf eine neue Idee: es soll auch den Menschen gut gehen, so gut wie möglich. Und zwar zackig. Es begann der Wellnessterror.

Schon lange hatten sie dem Arbeitsvieh bei der täglichen Somnolenz im Großraumbüro zugeguckt, wie sich molluskenhafte Teilzeitschläfer über die Tische verteilten und mit ihrem Gesichtsausdruck ein nachhaltiges Montagmorgenfeeling noch in den strahlendsten Sommertag schwiemelten. Weder die Erleuchtung noch die Entspannung waren zu Hause in dieser Rotte endabgelagerter Hirnleichen, ihr Karma hatte sich bereits prämortal erledigt. Auf, sprach der Trend, werde Opfer der Lebensqualität!

Sie hörten gerne und legten sich freiwillig auf den Altar der Erholung. Aßen dreimal pro Schicht das vom Arbeitgeber bereitgestellte Obst und liefen nach dem Job noch schnell drei Kilometer auf dem Band. Trugen orthopädisches Schuhwerk, liebevoll von kambodschanischen Kinderhänden hergestellt, hockten auf Sitzbällen, atmeten in ihre Mitte, bis sie leer waren. Und dann wurden sie aufgefüllt.

Denn das Wellnessgedöns nimmt terroristische Züge an, weil es Freiwilligkeit voraussetzt, und wer nicht aus freien Stücken mitmacht, gehört eben nicht zur großen, glücklichen Familie der Gutgeher. Sie leisten nichts, nehmen nicht messbar ab, ihre Haut wird nicht straffer, ihr Krebsrisiko sinkt nicht, sie kriegen ihren Hinterwandinfarkt immer noch aus den falschen Gründen. Die Erleuchteten aber, die ihren Arbeitsplatz nicht aufs Spiel setzen wollen und sich nach jeder zweiten Klangschalenmassage noch eine Runde tantrisches Tauchen geben, sie sind längst in ein neues Hamsterrad geraten. Ihnen geht’s so gut, der Tod hat jeden Schrecken verloren.

Sie sind glücklich, denn sie haben die Doktrin begriffen, dass mangelndes Glück eine Infektion ist wie Grippe oder Fußpilz. Natürlich wollen sie die komplette Harmonie, um ihre Work-Life-Balance in den Griff zu kriegen, und wo setzt der Bekloppte an, wenn nicht an seiner eigenen Nase. An der Gesellschaft kann es ja nicht liegen, wenn er derart scheiße drauf ist. Jeder hat ein perfekter Mensch zu sein, nur glückliche Menschen sind perfekt. Nur entspannte, rundum relaxte, entstresste, gedetoxte, aprilfrisch zellgereinigte, derb saunierte, gecleanste, zugedopte, endverstrahlte Knalldeppen. Alles andere sind die Unterschichtfritzen, die sich abends ein Bier mehr als genug reingießen müssen, um am nächsten Tag noch gut zu funktionieren. Ärzte beispielweise. So lassen sie sich für teures Geld in die Gräten hauen, schmieren sich freiwillig Grütze auf den Bauch, lassen sich im Unterwasserpilates die Bandscheiben wieder reinpfriemeln, die sie sich beim Yoga rausgehauen haben, und dazu trinken sie billigen Beuteltee, der auf der Packung mindestens die Unio mystica verspricht.

Daneben wirkt das Verbotsregime weiter. Keine Kohlehydrate nach sechs, Trennkost, viel stilles Wasser trinken, aber nicht aus der Leitung, sondern abgefülltes Markenleitungswasser. Grünkohl gibt’s nur als vorverdauten Saft, dazu Apfelessig, die Altersvorsorge wird in Chia-Bröseln angelegt, und wer noch ins Fitnessstudio geht, darf fürderhin auf der Straße angespuckt werden. Es gilt die knallharte Bio-Moral: Du bist nichts, Dein Körper ist alles. Der dialektische Backlash trifft dann auch volle Möhre in die Kauleiste. Das Erlittene fräst nicht nur Schneisen der Erniedrigung in die Seele, es kratzt mit psychosomatischer Präzision wieder an der Wirbelsäule und hakt die Schleimbeutel aus. Wo nur die subjektive Verbesserung zählt, die jeder andere sich überstülpen kann wie des Kaisers neue Kleider, während noch exzessive Selbstverachtung zu keiner messbaren Steigerung führt, ist der zum Narzissmus gezwungene Sozialzombie erkennbar der Letzte im Rennen, vergeblich gestartet, um Geld, Zeit und viel Kraft ärmer, durch Mitlaufen ausgegrenzt. Keiner von ihnen hat den Marktwert auch nur um einen Strich erhöht, sich stattdessen bereitwillig stigmatisiert und die Verantwortung dafür unter „Selbstverwirklichung“ abgebucht. Es ist wie eine Religion, und so wirkt sie auch: nur äußerlich, und nur, wenn man daran glaubt. Dann geht es gut. Wem auch immer.