„Verdammte Hacke noch eins, das ist doch eine – ja, Sie lachen, aber haben Sie mal an den deutschen Einzelhandel gedacht? an die hunderttausend Jobs, die da dranhängen? Haben Sie sich klargemacht, was das für meinen Jahresumsatz als Discounter bedeutet? Diese ganze Fußballscheiße, die sollte man doch… – Ach was, man sollte die… –
Schweinsteiger! dieser Vaterlandsverräter, den sollte man sofort nach… – Also ich bin keiner von denen, aber wenn ich als Deutscher, und das sage ich als einer, der diese Demokratie immer ganz und gar geduldet hat, wenn nichts Besseres im Abgebot war, da muss man doch einsteigen, und zwar aus nationalem Interesse, aber doch nicht mit der Hand! Verdammte Hacke, wenn ich als Deutscher, und das sage ich, weil ich stolz bin, nicht so zu sein wie die Nazis, die sich dann doch nicht dazu bekennen, also als Deutscher, wenn ich die Hand hochhebe, dann mache ich das doch nicht vor so vielen Ausländern! Dem haben sie doch ins Hirn geschissen, diesem… – Hat der sich überhaupt mal überlegt, was das für meinen Discounter heißt, wenn die Bierumsätze so einfach wegbrechen? auf Nullkommanix!? Das ist Vaterlandsverrat, Vaterlandsverrat an der deutschen Brauwirtschaft, dabei kommt der Schweinsteiger doch angeblich aus Bayern!?
Sie müssen sich das mal als Gesamtrechnung ansehen, dann wissen Sie erst, was das für uns als Volkswirtschaft bedeutet. Die deutsche Wurst, und ich sage das jetzt ohne jeden Seitenblick zu diesem Schwammkopf, der mit den frauenfeindlichen Sprüchen seine Geflügelscheiße unter die Leute bringen will – und ich unterschreibe Ihnen das gerne, weil diese Geflügelscheiße ist ja an sich schon frauenfeindlich – die deutsche Wurst darf nicht einfach so aus dem Angebot verschwinden! zumindest nicht in der Menge! Ich bleibe hier auf einer halben Tonne Krachbrutzler sitzen, nur weil dieser Boateng ein bisschen Ziepen in der Wade hat. Sind die denn alle bescheuert!?
Meine Güte, es geht doch nicht um persönliche Befindlichkeiten, es geht uns hier um die nationalen Belange! Das ist die Nationalmannschaft, oder hat man das denen vor der Euro-WM… – Ja, jetzt nageln Sie mich ruhig fest auf die Sprachregelung der Fußballfuzzis, da stehen wir alle drauf. Das finden wir alle ganz toll, dass wir da kein Bier mehr verkaufen dürfen und keine Schlandhemden, diese Lappen mit der Fahne drauf, wobei Sie von dem Bier sowieso die bessere… – Aber das muss man dem Löw und den anderen doch mal klarmachen, dass sie nicht zum Spaß spielen! Wir haben allein für die letzten zwei Spiele mit einer Nachbestellung von dreihundert Paar Rückspiegelfahnenstülpern und zehn Kartons Blumenketten in Nationalfarben das Budget absolut ausgereizt. Wenn wir jetzt die Weihnachtssüßigkeiten erst Anfang September auf die Aktionsfläche stellen können, dann möchte ich mal nicht wissen, wie sich der Verbraucher da verhält. Aber mit uns kann man’s ja machen!
Das mit dem Feuer in der Hühnermordfabrik, das war doch kein Zufall. Die wussten genau, dass wir diese EM nicht gewinnen würden, und dann haben sie vorsorglich ihre Kapazitäten heruntergefahren, damit keiner Verdacht schöpft, und wir haben nichts ahnend die Fleischrestwurst bestellt und müssen jetzt Strafe zahlen für stornierte Lieferung von Würsten, die es nie gab! Ich sage es Ihnen, das ist wie Sanktionen gegen Ausländer, die die Deutschkurse nicht besuchen, die nie angeboten wurden. Das sind doch die Fakten!
Von den Chipsherstellern haben wir sogar schon eine Abmahnung kassiert, weil wir nicht mehr Sorten anbieten. Aber was soll man denn machen? Wir haben Frauenchips und Männerchips, Chips für Sieger und Bio und Genusschips und nach neuer Rezeptur und so wie immer bei Mutti und die, die nach Chips schmecken. Verdammte Hacke, ich kann doch nicht dreißig Sorten Chips anbieten, bei denen nur der Fußball auf der Packung unterschiedlich groß ist! So groß ist mein Laden auch wieder nicht!
Und jetzt gucken Sie sich mal den Querverkauf an. Keine Grillwurst, das heißt doch auch: kein Senf und kein Kartoffelsalat, kein Plastikbesteck, keine Pappteller, kein Feinwaschmittel, das muss man doch mal systematisch sehen! Wenn Sie das mit Bier und den Blumenketten und den Fahnen zusammenrechnen, gegenseitige Schmierinfektion im nationalen Bereich, das ist doch für einen Discounter der Todesstoß! Und zugleich bringt das auch proportional weniger Kunden ins Geschäft, das heißt, dass auch weniger Umsatz in den anderen Warengruppen zu erwarten ist. Wer bezahlt einem denn den Ausfall? Da redet sich der DFB wieder fein raus, ist ja nur ein Spiel, wir waren sowieso die bessere Mannschaft, Verletzungspech, ich kann dies ganze Gefasel nicht mehr… – Ach hören Sie doch auf! Ja, wir sind immerhin noch Weltmeister, aber kann ich mir davon noch etwas kaufen? Das ist doch seit zwei Jahren auch wieder Geschichte, und bis wir das nächste Mal wieder Schlandgirlanden in den Laden hängen können, bin ich wahrscheinlich pleite, weil alle sich sämtliche Aduktoren und Syndesmosen und was weiß ich noch gezerrt und gestaucht und gebrochen haben, und ich kann hier ein Wurstmuseum aufmachen! Aber das sage ich Ihnen, dies Larifari, wir tun das für die Fans, wir lieben das Spiel, das muss hier alles mal aufhören, das ist doch lächerlich. Unter dem Blatter hätte es das nicht gegeben, der wusste nämlich, worauf es beim Fußball ankommt – verdammte Hacke noch eins!“
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