Heißluftnummer

31 08 2016

„Also die Zahl stimmt.“ „Die muss stimmen!“ „Auf jeden Fall.“ „Und wenn die jetzt nicht stimmt?“ „Wie, nicht stimmt?“ „Ja wenn die jetzt eben nicht stimmt.“ „So weit wollen wir mal nicht denken.“

„100.000 neue Jobs, das ist eigentlich gar nicht vorstellbar.“ „Schwierig ist es schon, aber Koch hat die damals versprochen.“ „Naja, eher angekündigt.“ „Und Bouffier hat das bestätigt.“ „Dann muss es ja alles absolut der Wahrheit entsprechen.“ „Vergessen Sie nicht, wir reden hier von einer Entwicklung bis 2020.“ „Aber die neue Landebahn war doch schon 2011 eröffnet worden.“ „Na, da fängt es doch schon mal an: wer hat die denn gebaut?“ „Das kann man jetzt so gar nicht sagen, die Jobs sind doch…“ „Hat sich die Landebahn Nordwest etwa selbst gebaut?“ „So dürfen Sie nicht rechnen.“ „Das führt doch jetzt zu nichts.“ „Der Frankfurter Flughafen sollte nur für die hessische CDU gut aussehen, mehr nicht.“ „Aber er hat doch kaum zu mehr Jobs geführt.“ „Das sagen Sie.“ „Ich sehe hier aber keine neuen Jobs!“ „Man kann den Flughafen ja auch nicht aus der gesamten Arbeitsmarktbilanz trennen, das müssen Sie doch einsehen.“ „Das heißt, wenn ein Flughafenangestellter sich einen neuen Rasenmäher kauft…“ „… schafft er damit einen neuen Job im Gartencenter. So einfach ist das mit der hessischen Wirtschaft.“

„Wie kommt das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung eigentlich auf die Idee, dass der Einfluss einer Flughafeninfrastruktur auf den Arbeitsmarkt statistisch nicht nachweisbar sei?“ „Haben die das gesagt?“ „Man hätte da mal die Wirtschaftswissenschaftler von der Goethe-Uni fragen sollen.“ „Eben, das hätte da auch ein paar mehr Arbeitsplätze schaffen können.“ „Fakt ist aber nun mal, dass es dieses Gutachten gab.“ „Das kann ja auch sein, es interessiert nur halt niemanden.“ „Das ist der Punkt, nach der Veröffentlichung hat die hessische Landesregierung das Gutachten auch schnell in der Schublade verschwinden lassen.“ „Das wäre ja ein Skandal!“ „Wäre? das ist einer!“ „Schlimm!“ „So ganz ohne ein Gutachten!“ „Es gab ja dann doch noch eins. Das Kölner Institut für Verkehrswissenschaften hielt 72.000 Arbeitsplätze für möglich.“ „Sehen Sie?“ „Das sind nun mal keine 100.000 Jobs, sondern nur…“ „Können Sie eigentlich immer nur meckern?“ „Aber…“ „Es gab ein wissenschaftliches Gutachten, was wollen Sie denn jetzt noch haben?“

„Es wurden ja sogar 80 Prozent von Offenbach als Fläche ausgewiesen, auf der nicht mehr gebaut werden darf.“ „Sehen Sie, der Denkmalschutz!“ „Das wird Touristen nach Frankfurt locken.“ „Und die werden jede Menge Geld dalassen.“ „Was ganz bestimmt zu vielen neuen Arbeitsplätzen in der Gastronomie führt.“ „Und in Schuhgeschäften.“ „Wieso Schuhgeschäfte.“ „Wo sollen sich Touristen denn sonst neue Schuhe kaufen, etwa in der Metzgerei?“ „Wer sagt denn, dass die sich in Frankfurt überhaupt neue Schuhe kaufen?“ „Meine Güte, dann eben in Offenbach!“

„Wir könnten ja auch mal externe Faktoren mit in die Kalkulation nehmen.“ „Klingt gut.“ „Zum Beispiel die vielen Schallschutzmonteure für die Häuser in der Einflugschneise.“ „Also für die, die noch da wohnen.“ „Für die anderen haben sie halt neue Möbelpacker angestellt.“ „Win-Win!“ „Und dann die Umweltbranche nicht zu vergessen.“ „Wieso das denn?“ „Da wurden doch jede Menge Abgase rausgepustet, trotz Nachtflugverbot.“ „Aber um das festzustellen, muss man erst mal die Abgase messen und die schädlichen Folgen für die Umwelt ausrechnen.“

„Und die Einkaufsmöglichkeiten?“ „Sie meinen die Geschäfte im Flughafen?“ „Die sind doch nicht der Rede wert.“ „Das liegt aber nur daran, dass man seine Sonnenmilch oder die Limo nicht mehr mit in den Flieger nehmen darf.“ „Also von der Kaufkraft her könnte rein theoretisch Umsatz gemacht werden.“ „Dazu bräuchte man dann auch die nötige Personaldecke.“ „Es gibt doch aber auch Geschäfte mit Selbstbedienung.“ „Wollen Sie uns hier etwa die Bilanz versauen!?“ „Nein, ich meinte ja nur.“ „Das sind dann quasi virtuelle Arbeitsplätze.“ „Das gibt es?“ „Im Wahlkampf gibt es eine Menge.“ „Das passt ja zur CDU.“ „Wegen des Flughafens?“ „Weil sie daraus eine Heißluftnummer machen.“

„Da hat doch dieser eine Wirtschaftsprüfer so viele Jobs geschaffen.“ „Die waren nur aus dem Rhein-Main-Gebiet zusammengezogen worden.“ „Linke Tasche, rechte Tasche.“ „Logisch, ist ja auch ein Wirtschaftsprüfer.“ „Es waren schon 80.000 alleine beim Fraport.“ „Es sollten aber schon vor einem Jahr 94.000 Jobs sein.“ „Und wie ist das noch bis 2020 zu schaffen.“ „Wenn es wie bis jetzt größtenteils Arbeitsplätze im Niedriglohnsektor werden, die dem hessischen Steuerzahler auf der Tasche liegen, dann könnte man mit Teilzeit schon viel erreichen.“ „Oder auf drei Monate befristen.“ „Das wären pro Arbeitsplatz schon vier neue Jobs in einem Jahr.“ „Ob man damit nicht auch den neuen Hauptstadtflughafen…“ „Haben Sie noch alle Tassen im Schrank!?“

„Also die Zahl muss jetzt einfach mal stimmen, sonst müssen wir die Statistik etwas frisieren.“ „Wieso denn?“ „Weil… die CDU will doch auch die nächste…“ „Wieso denn?“ „Wir können Koch jetzt als Lügner hinstellen, der ist ja raus, aber wenn wir Bouffier…“ „Wieso denn?“ „Was denn: wieso? Was fragen Sie denn immer so blöde!?“ „Warum denn frisieren, die Zahl stimmt. Die Jobs gibt es längst.“ „Was?“ „Wie bitte!?“ „Die gibt es längst. Allerdings in China.“


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