für Kurt Tucholsky
Luise wässert Linsen fein
und wiegt bedächtig Speck.
Dazu ein Löffel Senf, ganz klein
hackt sie die Zwiebel weg.
Wie nun die Brühe wallt und dampft,
rührt sie mit viel Geschick.
Mit zwei Kartoffeln, durchgestampft,
macht sie die Suppe dick.
Danach ist Emil ganz vernarrt,
wenn sie nach alter Väter Art
ihm Eintopf in den Teller gibt –
das ist’s, was er an ihr so liebt.
So viel Rezepte, und dies weckt
den Appetit, weil es ihm schmeckt.
Herr Doktor Finck, der lädt zum Mahl.
Es gibt Forelle blau.
Stets legt er Wert auf erste Wahl,
er misst und wiegt genau.
Behutsam tupft er ab den Schleim
und präpariert den Fisch.
Ein Duft von Essig zieht durch’s Heim –
schon geht das Mahl zu Tisch.
Er selbst serviert, und dies im Frack.
Sein Gast genießt den Wohlgeschmack,
den man ihm nie zutraute, doch
er ist ein vorbildlicher Koch.
So viel Rezepte, und dies weist
eindrücklich hin, wie man gut speist.
Da steht mit Flecken auf dem Schurz
die SPD und rührt.
Was in den Topf kommt, ist ihr schnurz
und auch, wohin das führt.
Am Anfangs sieht’s nach Grütze aus,
doch das ist schnell vorbei.
Brennt’s an, zieht sie den Löffel raus.
Der Rest verkocht zu Brei.
Was dort im Kessel landet, ist
schon vor der Küche nichts als Mist.
Hauptsache, dass die Mütze sitzt,
auch wenn sie nichts beim Kochen nützt.
So viel Rezepte, und dies wirbt
nicht für den Koch, der es verdirbt.
Satzspiegel