Kebabträume

29 03 2017

„Nazi!“ „Das können Sie so nicht sagen, wir sind die Bundesregierung, wir wurden demokratisch und frei gewählt, und wir…“ „Scheißnazi!“ „Jetzt hören Sie mir mal zu, ich bin in der SPD, linker Flügel, wir setzen uns gerade dafür ein, Waffenlieferungen an Sie auf den Prüfstand zu stellen.“ „Sag ich doch. Drecksfaschist!“

„Wir sind wirklich sehr daran interessiert, ein gutes Verhältnis zu Ihnen aufrecht zu erhalten, aber Sie machen es einem echt schwierig.“ „Das liegt doch an Euch, Ihr verschissenen Hurensöhne! Mit etwas interkultureller würdet Ihr Missgeburten mal mitkriegen, dass wir Türken sensibel sind, klar!?“ „Das hat doch damit gar nichts zu tun.“ „Ich hatte Dich was gefragt, Du Scheißkartoffel!“ „Gut, dann machen wir’s uns mal einfach. Auf Wiedersehen.“ „Wie jetzt!?“ „Sie haben sich soeben für das Ende der Beitrittsverhandlungen ausgesprochen. Das ist sehr bedauerlich, aber eben Ihre Entscheidung.“ „Wir wollen gar nicht in Eure Scheiß-EU!“ „Dann ist ja gut.“ „Eure Drecks-EU ist ein Haufen Scheiße aus Scheißdrecknazis!“ „Tja, da kann man nichts machen.“ „Deshalb wollen wir in die verdammte Scheiß-EU gar nicht rein!“ „Das hatte ich mir schon fast gedacht. Obwohl Sie als Faschist ja sicher…“ „Was!?“ „Ach, nichts. Schon gut.“

„Wir werden Euch nämlich alle überholen, die Türkei ist auf dem besten Weg, das mächtigste Land der Welt zu werden.“ „Würden Sie mir eine Postkarte schicken?“ „Wieso? Wann denn?“ „Wenn Sie fertig sind. Wird das nach den USA sein, die das mächtigste Land der Welt geworden sind, weil die Ungarn es auch gerade werden? wie die Briten?“ „Aber wir werden es wirklich! Wir haben die besten Partner! Wir sind die Größten!“ „Sie meinen uns Deutsche.“ „Naja, es geht nicht so sehr um Sie als Deutsche. Wir sind eher an Ihrem Geld interessiert, weil Sie auch ein Interesse an diesen Investitionen haben müssten.“ „Wie soll ich das denn verstehen?“ „Sie haben doch schon so viel investiert in die Türkei, wollen Sie das Geld einfach so aufgeben, wenn unsere Wirtschaft abschmiert? so wie bei den Griechen?“ „Naja, bei den Griechen haben wir die Kohle größtenteils unseren eigenen Aktionären in den Hintern geblasen.“ „Und hier könnten Sie doch ein wirklich gutes Geschäft machen – zweihundert Prozent Rendite!“ „Hä?“ „Also die Weltbank geht von fast drei Prozent Wirtschaftswachstum aus, den Rest geben Sie dazu – Deal?“ „Und dann?“ „Dann lassen Sie uns zum Dank in die EU rein. Damit Ihre Renditen sicherer sind.“ „Sie meinen, so sicher wie in Griechenland?“ „Willst Du Scheißkartoffel mich provozieren!?“

„Vielleicht sollten Sie bei der Gelegenheit mal darüber nachdenken, wie Sie das Terrorproblem in den Griff kriegen.“ „War das jetzt eine Anspielung auf unseren Präsidenten?“ „Haben Sie das etwa so verstanden?“ „Bei Euch Nazis weiß man nie, ob das ironisch gemeint war oder als Beleidigung. Oder als Kompliment.“ „Der Tourismus bei Ihnen läuft nicht mehr so gut.“ „Weil Ihr Nazis mit Eurem ewigen Gehetze alle davon abhaltet, uns zu besuchen.“ „Die Terroranschläge haben damit natürlich nichts zu tun.“ „Die sind ein ernsthaftes Problem.“ „Ach?“ „Deshalb brauchen wir ja auch einen Präsidenten, der uns die vom Hals hält.“ „Die Touristen?“ „Nein, die anderen. Oder eben das Geld.“ „Wegen der Terroristen?“ „Egal, wir müssen wachsen. Aber ohne Euer Geld wird das nichts.“

„Meinen Sie nicht, dass der Zug inzwischen für die Türkei abgefahren ist?“ „Nein, wir werden ja wachsen, und dann sind wir das mächtigste Land er Welt, was wir eigentlich immer schon waren, und dann brauchen wir Euch nicht mehr.“ „Sie brauchen unser Geld, damit Sie uns nicht mehr brauchen?“ „Ja, aber das heißt nicht, dass wir das Geld nicht trotzdem noch weiter nehmen würden. Ist Nazigeld, aber wir nehmen das trotzdem an.“ „Warum sollten wir ein Land unterstützen, das uns als Faschisten bezeichnet.“ „Naja, manchmal weiß man bei uns auch nicht, ob das als Kompliment gemeint ist oder als Beleidigung. Wir sind ein vielschichtiges Land.“ „Bei Ihnen kann man nur wählen zwischen Diktatur und Knast.“ „Sagen Sie das nicht! Sie können beides haben, wenn Sie wollen.“

„Fassen wir es mal zusammen: Ihre Wirtschaft stagniert auf niedrigem Niveau, Sie sind abhängig von ausländischen Krediten, jagen gleichzeitig die ausländischen Investoren aus dem Land, machen das Ausland für den Verfall der Währung verantwortlich und stemmen sich trotzdem gegen höhere Zinsen.“ „Damit werden wir das mächtigste Land der Welt.“ „Weil die Lira im freien Fall die Importe verteuert, die Inflation anheizt und so für weitere Arbeitslosigkeit sorgt.“ „Das baut unser Präsident hinterher alles viel schöner und viel, viel größer wieder auf.“ „Haben Sie denn überhaupt nichts aus der Geschichte gelernt?“ „Ein Depp mit einem lächerlichen Schnauzbart reitet das Land in die Krise und kann seinen Militärstaat nur noch mit einem inszenierten Angriff auf die eigenen Streitkräfte in einen Krieg treiben, damit die Rüstungsindustrie die Wirtschaft ankurbelt.“ „Und wer soll das machen?“ „Na, Ihr.“ „Wie bitte!?“ „Hör mal, Ihr seid unsere besten Freunde. Und Ihr seid doch Nazis, oder?“