„Vor allem ist der Stimmungsumschwung wichtig.“ „Sehr gut!“ „Sie meinen, dass der Schulz-Hype endlich weg ist?“ „Sie sind hier in der SPD, Mann!“ „Na und?“
„Der Wähler will endlich etwas Neues!“ „Sehe ich auch so.“ „Das alte Konzept ist ausgelutscht, das Land braucht frische Ideen!“ „Und mehr Mut für Veränderungen!“ „Aber gleichzeitig auch eine stabile und verlässliche…“ „Man muss doch aber auch mal etwas Neues wagen?“ „… Regierung, die sich von diesen linken Chaoten nicht auf ihrem Weg beirren lässt.“ „Ja, da haben Sie allerdings recht. Das kann Merkel nur mit den Grünen liefern.“
„Ich möchte dennoch zu bedenken geben, dass wir Gerechtigkeit als eine…“ „Hören Sie sich auch mal selbst zu?“ „Eigentlich ständig, warum?“ „Er meint, jemand anders würde das nicht aushalten.“ „Aber…“ „Gerechtigkeit ist kein Thema für die Sozialdemokraten.“ „War es in den vergangenen zwanzig Jahren eh nie.“ „Ja, nur hatten wir da noch eine Mittelschicht, der wir den Angst auf dem Weg nach unten machen konnten. Das ist heute futsch.“ „Die Angst?“ „Nee, der Weg nach unten.“ „Aha, verstehe.“ „Sehr gut!“ „Und letztlich brauchen wird auch mehr Zeit für unsere Politik, die die Gerechtigkeit… nee, ich komme noch mal rein.“
„Diese Beitragsbemessungsgrenze muss endlich abgeschafft werden.“ „Sehr gut!“ „Hervorragende Idee!“ „Jawoll, das hätte die Merkel längst fordern müssen!“ „Wieso Merkel?“ „Und warum fordern?“ „Weil das ein SPD-geführtes Ministerium war.“ „Waren wir etwa mit Fördern dran?“ „Die ist als Kanzlerin einfach nicht durchsetzungsfähig gewesen, daran sieht man’s doch mal wieder.“ „Moment, da muss ich doch noch mal nachfragen: weil Nahles das nicht umgesetzt hat, war die Kanzlerin…“ „Jetzt bringen Sie uns nicht aus dem Konzept!“ „… überfördert?“ „Überfordert, meinen Sie.“ „Nein!“ „Aber für mehr Gerechtigkeit, da kann man doch die Beitragsbemessungsgrenze…“ „Wir müssen schließlich auch an unsere Zielgruppe denken.“ „Aber Deutschland besteht doch nicht nur aus Beamten.“ „Wie jetzt, das haben wir immer noch nicht geschafft!?“
„Der ganze Themenbereich Hartz IV…“ „Was ist damit?“ „Könnte man das nicht irgendwie nur auf die SPD münzen?“ „Sehr…“ „Sie sind wohl verrückt geblieben!?“ „Das ist glatter Selbstmord!“ „Die Verschärfungen kamen doch größtenteils aus der Union, oder habe ich das falsch in Erinnerung?“ „Aber insgesamt kann man das als großen Erfolg für die deutsche Wirtschaft sehen.“ „Man kann’s auch lassen.“ „Wenn wir als Wirtschaftspartei diesen Erfolg für unser Image nutzen könnten…“ „Sie meinen als Kümmererpartei?“ „Haben Sie noch alle Tassen im Schrank!?“ „Mein Gott, Milliardäre sind halt auch nur Menschen!“ „Sehr richtig!“ „Aber es gibt nun mal so wenige davon.“
„Und die innere Sicherheit?“ „Wir sind immer noch besser als die Grünen!“ „Sehr gut!“ „Aber das wird doch nicht gewählt, der Wähler will jetzt eine neue Politik!“ „Wer sagt das denn?“ „Schulz, oder?“ „Hat er das gesagt?“ „Hatten wir doch so gesagt.“ „Wegen Wechsel?“ „Wir brauchen doch einen Grund, weshalb man uns wählen sollte.“ „Aber wenn Gabriel schon die Kanzlerin verteidigt, weil sie die innere Sicherheit vor der SPD…“ „Das zeigt doch, dass die Kanzlerin weg muss!“ „Weil Gabriel das fordert?“ „Weil Sicherheitsprobleme Sache der SPD sind.“ „Das verstehe ich jetzt nicht ganz.“ „Vielleicht meint er, sie muss sich damit gar nicht mehr abgeben.“ „Oder dass sie so sicher ist, dass sie damit keine Probleme mehr hat.“ „Sehr gut!“ „Jetzt überlegen Sie doch mal, wenn die Union sich schon einen Innenminister wie diesen hier leistet, dann…“ „… hat sie gar nichts mehr zu verlieren, wollten Sie sagen?“ „Oder eher, dass sie sich höchst sicher fühlt.“ „Auf jeden Fall sicher vor der SPD.“ „Das zeigt doch aber auch, dass der Wechsel dringend erforderlich ist.“ „Soll ich das jetzt so ins Programm reinschreiben?“ „Dass der Innenminister ein Sicherheitsproblem ist?“
„Und wenn die Wähler jetzt Obergrenzen wollen?“ „Für die Einkommensteuer?“ „Für Ausländer.“ „Sie meinen Flüchtlinge?“ „Nein.“ „Das können wir mit unserer Geschichte als große deutsche Volkspartei nicht vereinbaren.“ „Sehr gut, damit fliegen Sie glatt aus der…“ „Nächster Punkt.“ „Aber…“
„Das Chancenkonto muss doch noch mehr in den Vordergrund gestellt werden.“ „Sie meinen das von Schulz?“ „Nahles wäre eher dran.“ „Die hat noch nicht so viele Punkte wie von der Leyen.“ „Die hat halt keine Chance mehr.“ „Ich dachte, das sei irgendwas für den Bürger?“ „Ist das von uns?“ „Ja, wieso?“ „Weil es da um den Bürger geht. Ich wusste gar nicht, dass wir solche Sachen im Programm haben.“ „Man muss sich immer mal ein paar innovative Ansätze einfallen lassen, die man für den Paradigmenwechsel auf dem Weg in die postindustrielle Gesellschaft sozialplanerisch nutzen kann, damit man das Narrativ der Partei ideologisch nachschärfen kann.“ „Sie meinen jetzt das Chancenkonto?“ „Nee, dass die SPD irgendwas für Bürger macht.“ „Ach so.“ „Aber gerade hier könnte man in Hinblick auf den Wechsel mal schauen, dass wir konkrete Potenziale für eine Umsetzung der…“ „Hä?“ „Denken Sie denn gar nicht an die Wahl.“ „Ja, schon. Aber wieso denn auch noch: umsetzen!?“
Satzspiegel