Per Prokura

3 01 2018

„Schetelig! Herrgottsakrament, wenn man den Mann einmal braucht, ist er auf dem… – Sie sollen die Post bringen, ist das zu viel verlangt? Da gibt man dem Mann Prokura, und dann ist man völlig verloren. Was soll nur aus Deutschland werden!

Sechs Prozent!? wer hat denn den Zinnober bloß unterschrieben? Sechs Prozent, Ihr wollt mich arm machen! Skandal, darüber sollte die Presse mal ein Wort verlieren! Ja, das ist meine Unterschrift. Wäre ja wohl noch schöner, wenn ich in meinem eigenen Laden die Angebote nicht mehr… – Geben Sie das her, Schetelig, das Fräulein Buntsch hat die Briefe nicht zu öffnen, wie oft soll ich das noch sagen! Ja, steht doch da: Geschäftsführung. Ist doch egal, ich kann das alleine lesen. Gucken Sie mal an. Die sind aber zögerlich. Ist wohl der sozialdemokratische Einfluss, alles muss man denen vorbeten, damit sie die Mitglieder befragen, ich meine, wer tritt denn einer Partei bei, wenn man dann auch noch gefragt werden will, wozu hat man ein Präsidium? Ich frage mich manchmal, wo das noch hinführen soll. Die werden noch ihre Wahlergebnisse demokratisch beschließen, dann haben sie plötzlich Sozialismus und keiner hat’s vorhersehen können. Das ist fatal.

À propos Sozialdemokraten, hier macht auch jeder, was er will. Da ist ein Fehler in der Bilanz, Verbindlichkeiten aus Lieferungen und Leistungen sind hier ja gar nicht… – Jetzt lassen Sie doch mal den Bericht hier, Schetelig, den muss jemand lesen, und Sie sind wohl mit Frankfurt beschäftigt. Das sind mindestens, also zwei Rechnungen habe ich schon gesehen, letzte Woche lagen die noch, wo lagen die denn? In der Buchhaltung natürlich, da gehören sie auch hin, haben Sie ganz recht. Dieses Fräulein Buntsch, eigentlich eine nette Person, dass die mein Vater, Gott hab ihn selig, ist jetzt auch schon anderthalb Jahre her, wo hat die eigentlich gelernt? Bei uns? Na sag ich doch. Da merkt man, die hat’s von den besten gekriegt. Gute Pferde, die erkennt man am Gang. Ich hätte mir ja lieber einen Kanzler gewünscht, aber holen Sie mal einen aus der Schublade. Da finden Sie nichts. Nicht mal in der richtigen Partei.

Sie geben denen noch Skonto? Unglaublich, die Rechnung ist vom 18., Eingang war erst Mittwoch, das ist doch unmöglich ein… – Zwei Prozent, das ist ja nicht zu fassen. Ihr wollt mich am Bettelstab sehen, das ist klar wie Kloßbrühe. Haben Sie denn die Staffelabschreibung für die Wägen schon in die Papiere… – Meine Güte, zu nicht kommt man, alles muss man alleine machen! Schetelig! Wo bewahren Sie die Quittungen auf in diesem Saustall? Ach, im Quittungsordner? Ja, da gehören sie auch hin.

Ja, sollte man denen auch mal geben. Erst sich wieder in den Bundestag wählen lassen, dann alle Verhandlungen platzen lassen, dann doch, dann doch wieder nicht, also teilweise – frei von jeder Demokratie. Vermutlich heißen sie genau deshalb Freidemokraten. Was für ein Trauerspiel. Wenn diese Versager eine Klopapierfabrik leiten sollten, was meinen Sie, wann der Verein pleite wäre ohne Staatshilfen? Und dann wollen Sie die erste Geige spielen, wo sie nur diesen Jungen in Unterwäsche haben. Wenn Sie mich fragen, das ist lächerlich.

Aber zum Großteil denkt die schweigende Mehrheit der deutschen Bevölkerung gar nicht so. Die wollen ihre Ruhe und eine Tasse Kaffee, und dann kommt so ein… – Sagen Sie mal, Schetelig, wer hat denn diese Auszahlung, das war ja noch im letzten Jahr, das haben Sie unterschrieben? Und Sie fragen mich nicht!? Puschke war krank? Deshalb unterschreibt man doch nicht alles, nur weil einer krank ist, wenn das einreißt, dann haben wir ja bald wieder eine große Koalition. Sozialismus, wo man hinsieht! Und das sind nur die… –

Wer ist denn am Apparat? Johns? Der hat die Rechnung von letzten Monat noch nicht bezahlt, stellen Sie durch! Herr Johns, mein Lieber, wie geht’s, wie steht’s? Ja, Ihnen auch. Schrecklich, das mit Berlin, oder? Wo wir so nett am Plaudern sind, haben wir da noch Verbindlichkeiten? Wieso wir? Haben wir da noch… Unsere Rechnung? Warten Sie mal, die haben wir doch… Ich bin da momentan nicht drin, mein Prokurist hat mir die Gehaltsliste reingereicht, man kann die Leute doch nicht auf dem Trockenen sitzen lassen, verstehen Sie doch, Herr Johns? Nein, das kommt auf jeden Fall in Ordnung. Und danke nochmals, dass Sie gleich, ich meine, ein Mahnverfahren, wissen Sie doch auch, das zieht sich, und dann haben wir doch immer so gute Geschäfte gemacht, und dann brauchen wir Sie als Lieferanten, bei Katzburger und Söhne können Sie doch nicht mehr kaufen, die kommen jedes Mal wieder in Verzug, können wir unsere Maschinen stillstehen lassen, Herr Johns? mal ehrlich, Treu und Glauben, gut und schön, aber wovon raucht der Schornstein? Ja, zahlen wir. Geht gleich raus. Ich mache meinem Prokuristen Beine. Wiederhören!

Ist Fräulein Buntsch noch oben? Soll mal eben reinkommen, wir brauchen den Kassenbestand, ich kann mich nicht um alles selbst kümmern. Man muss sein Personal haben, Schetelig. Schetelig? Herrgottnocheins, wo ist der Mann jetzt wieder hin? Es ist doch ein Kreuz, da baut man ein Geschäft auf, hegt es, pflegt es, schaukelt es auf den Knien wie ein kleines Kind, man hat unternehmerische Pläne, wie man dieses Land, diese Firma, wollte ich sagen, nach vorne bringen kann, man macht sich Gedanken, macht Pläne, rechnet es durch, und dann fehlen einem die Leute! Kinder, wenn ich so wirtschaften würde, ich wäre längst gescheitert, und womit? Mit Recht!“


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