Kriegsware

18 01 2018

„Echte Seifenflocken. Riecht ein bisschen streng, schäumt so lala, darin wollen Sie Ihre Socken garantiert nicht waschen. Kratzt wie Sau. Einer der beliebtesten Artikel in unserem Sortiment. Wir kommen mit dem Auspacken kaum noch nach, seit wir die Werbung mit Beatrix von Storch haben.

Zunächst hatten wir ja nur das übliche Zeug, das Sie im Devotionalienladen finden, Hakenkreuze und Hitlerbilder und diese Zeitung von Höcke, und dann natürlich die einschlägige Oberbekleidung. Seine Reichskriegsflagge kauft sich der durchschnittliche Alternative ja zum Sonderpreis in Taiwan, alles im Internet, da kommen wir preismäßig gar nicht hin, die Mengen mal außer acht gelassen. Aber dann hat das Management eine Zielgruppenanalyse gemacht, und jetzt haben wir eine ganz neue Produktpalette. Kriegsware.

Natürlich zu Friedenspreisen. Das zeichnet den Faschisten heute aus, er möchte Krieg an allen Fronten, nur sein Dosenbier will er im Supermarkt kaufen. Sie müssen einfach wissen, dass wir unsere Kunden, sagen wir mal, geistig durchdringen. Es hilft ja nichts.

Also die Seifenflocken. Die können Sie immer überdosieren, damit rechnet der Hersteller auch, und wenn Sie die zum Abspülen nehmen, schmeckt das Essen komisch, und die Lauge nimmt kein Fett auf, das Abflussrohr verstopft, zack! Klempner rufen, das deutsche Handwerk macht Umsatz. Da wusste die arische Hausfrau noch, der Muckefuck will verdient sein. Ja, wir mischen das Zeug selbst. Das ist ein Teil löslicher Pulverkaffee, und das hier ist äääh… etwas anderes. Das wird ganz genau so aufgegossen, und was dann passiert, wollen Sie nicht mal ansehen, geschweige denn riechen. Als echter deutscher Wutbürger trinken Sie das. Ich habe den Verdacht, damit haben die in Dresden den Montag angefangen, damit sie diese Scheißlaune für den Abend entwickeln. Nein, echt – wir haben den rechtsrechten Flügel der Partei damit für den Wahlkampf ausgestattet, die wollten freiwillig wieder berufstätig werden.

Gutes Frittierfett. Also das Zeug hat in mehr als einem Dutzend Frittenstationen im Ruhrgebiet gezeigt, dass es gutes Frittierfett ist. Hintereinander. Kommt im Kanister, in Top-Qualität, alle Feststoffe rausgefiltert, Farbton Bernsteinzimmer, mehrere Geruchsnuancen erhältlich. Da brät der Patriot seine Wurst doppelt so gerne, weil: die wird so braun wie die Schädelinnenseite von Bernd. Stinkt auch so. Wenn Sie die ersten Sporen als Masochist sammeln und nicht wissen, wie Sie Ihre Vaterlandsliebe auf eine brachiale Probe stellen wollen, hier ist die Antwort. Das ist wirklich widerlich. Manche sagen, wir hätten das den Koreanern abgeluchst, aber im Ernst: die Nordkoreaner haben uns Unsummen für das Patent geboten. Unsummen!

Naja, dann eben noch Uniformen, größtenteils kackbraun, Mützen, das ganze Zeug mit den Orden und Lametta und sowieso. Schlechte Punkmusik, die schien der Führer ganz besonders zu mögen, ich habe da keine Ahnung, und hier sind die üblichen zwanzig Gramm Fleisch, einzeln in Folie verpackt. Kriegen Sie jetzt als Wochenration, aber der pädagogische Reiz besteht natürlich darin, dass Sie die Beutelchen tatsächlich jeden Tag verbrauchen. Das stärkt den Hass auf sich selbst, was ja auch nicht so ganz ohne Grund ist, wenn man sich schon so grenzdebil verhält, und damit ist man dann in der rechten Stimmung für einen schönen Angriffskrieg. Man wird doch kein Antisemit oder Kriegstreiber, wenn es einem zu gut geht, oder?

Wir wollten die Dinger erst Hitlershops nennen, aber da hätten wir vermutlich Ärger gekriegt mit den rechten… nein, den Rechteinhabern. Das klang zu sehr nach dem eigentlichen Vorbild. Devisen für Konsumgüter, Umsätze zur Stabilisierung der Diktatur. Obwohl, die meisten Kunden könnte man mit einer Original-DDR ja auch glücklich machen.

Gutscheine haben wir noch nicht, das hängt vermutlich damit zusammen, dass die Führung der Partei fälschlicherweise meinte, ein paar hundert Milliarden Mark aus völkischen Matratzen holen zu können, aber wenn Sie das wirtschaftliche Wissen der Alternative sammeln, dann wissen Sie, dass Sie damit nicht besonders weit kommen. Für einen Staatsstreich reicht das jedenfalls nicht, und das liegt nicht an der mangelnden Personalausstattung. Das einziges, was wir anbieten, sind diese Aufenthalte im Institut für Staatspolitik in Schnellroda. Das ist so ähnlich wie der Bautrupp von der Wehrsportgruppe Hoffmann, da bezahlen Sie, wenn Sie für die buddeln wollen. Wie eigentlich bei allem, was man für Faschisten tut.

Unter dem Ladentisch kriegen Sie hier auch die interessanten Sachen, Handgranaten, Pässe für Reichsbürger, letztere nur auf Vorbestellung, weil das Papier aus Polen kommt, Parteiprogramme und den beliebten Bausatz für den Galgen. Alles nicht im offiziellen Sortiment, aber alles vorrätig. Wenigstens damit kann man einen kompletten Wahlkampf bestreiten. Also mit den Einnahmen.

Das einzige, was noch nicht klappt: Höcke will die Preise unbedingt in Reichsmark angeben. Dann verdienen wir gar nichts mehr. Da sag noch einer, der Mann habe keine Visionen!“