Nordbalkon

7 02 2018

„Kommen Sie rein, kommen Sie rein, nicht irritieren lassen, das piept manchmal an der Tür, das ist die Anlage, die spinnt manchmal. Das hat nichts zu bedeuten. Zumindest noch nicht, wenn Sie reinkommen.

Also Sie dürfen das schon als Eingang bezeichnen, so ist es auch gedacht. Wir hatten da so verschiedene Konzepte, wiederverschließbar und in Familiengröße, aber letztlich hat uns die gute alte Tür am Eingang doch überzeugt. Als Anbieter der Wohnung von morgen ist Aldi immer für eine neue Lösung gut.

Das wäre dann schon mal der Flur, das piept auch manchmal, aber das muss so. Hier ist ja auch Ihr Pfandrückgabeautomat. Sie müssen einfach nur regelmäßig den Kompressor leeren, dann tragen Sie die Tüte nach unten und entsorgen Sie in Ihrem Container. Der Abtransport ist dann aber schon in der Miete enthalten. Und die Pfandbons haben Sie ja auch noch, die müssen Sie nur noch an der Kasse einlösen. Gut, die Lampe. Die geht manchmal mitten in der Nacht los, aber wenn Sie dann am Samstagabend kostenlose Partybeleuchtung haben, ist das doch auch ganz hübsch.

Wir arbeiten noch am System. Schlüssel wären natürlich eine recht unproblematische Möglichkeit gewesen, aber letztlich sind Strichcodescanner auf lange Sicht einfach sicherer. Einen Schlüssel kann man verlieren oder er gerät in falsche Hände, und wenn Sie Ihre Wohnung mit fälschungssicheren Zugangsdaten schützen können, dann sollten Sie es auch tun. Naja, einmal pro Woche. Pro Stockwerk. Aber der Techniker ist dann meist noch am selben Tag da und Sie können wieder ganz normal rein.

Den Brotautomaten haben Sie natürlich mit drin in der Küchenzeile. Bestücken können Sie selbst, das Mindesthaltbarkeitsdatum ist aufgedruckt, ganz komfortabel. Formschön, nicht wahr? Ja, wir statten immer mit der aktuellen Küchenkollektion aus, diese farbigen Messer waren gerade im Angebot, da haben wir ein paar tausend Stück mehr geordert. Das sparen wir beispielsweise an der Spülarmatur wieder ein, Edelstahl, auch Sonderpreis, und wir geben den Vorteil auch gleich an den Kunden weiter. Jetzt stellen Sie sich mal eine ganz normale Einbauküche bei einer Baugenossenschaft vor – da kriegen Sie vielleicht eine hübsche Deckenleuchte, aber schauen Sie mal hier: alle Regale in optimaler Stapelhöhe, einmal Konserve groß, einmal Konserve klein, einmal Verpackung Convenience. Das ist optimale Produktplatzierung, so wie wir sie verstehen. Immer im Auftrag des Kunden.

Gut, Sie kriegen jetzt diese großen Gurkengläser nicht in den Kühlschrank. Sie müssen ja nicht unbedingt Konkurrenzprodukte kaufen. Oder sie in den Küchengroßgeräten aufbewahren. Kaufen Sie die richtigen Gurken, die passen dann auch in den Kühlschrank rein.

Und meckern Sie nicht wegen der Klobürsten, die haben derzeit Lieferverzug, Streik in Taiwan oder irgendwas, dafür kriegen Sie dann eine Schneeschaufel in den Keller. Leichtmetall. Der Winter ist ja noch nicht vorbei.

Das ist eine Falschmeldung. Fakt ist, wir haben diese Schiebefenster in sämtlichen Wohneinheiten. Ob die Presse jetzt schreibt, wir haben den Block nur hochgezogen, weil wir fünfzigtausend Fenster auf Lager hatten, ist mir verhältnismäßig wumpe. Die Häuser stehen, aus die Maus. Wenn die öffentlichen Bauträger das nicht auf die Kette kriegen, ist das nicht unser Problem.

Das ist flauschaktive Ware? Muss ich erst mal auf dem Etikett nachlesen. Polyester. Gut, dann ist das flauschaktiv. Ja, schön ist anders, aber zeigen Sie mir eine Mietwohnung, in der die Bettwäsche inbegriffen ist. Ja, es ist Leopardenprint, ich habe auch Augen im Kopf. Sie müssen die nicht nutzen, und sonst haben wir im Spätsommer auch wieder sehr aparte Tagesdecken aus Leinenmischgewebe im Angebot, drei Farbtöne, einer passt sicher zum Bodenbelag, und wenn nicht, das hier ist das Schlafzimmer. Tagsüber sind Sie nicht hier, und wenn Sie hier sind, gucken Sie sich von innen an. Letzte Woche hatte ich einen, der konnte sich total darüber aufregen, dass hier kein Bettvorleger ist. Ich meine, kein Bettvorleger? wenn hier keine Sauna im Bad ist oder keine Kegelbahn in der Abstellkammer, regen Sie sich dann auch auf?

Ja, nach Norden. Ist lichttechnisch ein bisschen doof, aber wenn Sie tagsüber Sonne auf dem Balkon haben wollen, müssen Sie halt bei Aldi Süd mieten.

Sie müssen sich an ein paar Sachen gewöhnen, und das mit den Lieferdiensten ist so eine Sache. Sie können in dieser Wohnung so viel Pizza essen, wie Sie lustig sind – Convenience, Kühlschrank, Backofen, klar? – da brauchen Sie sich nicht auch noch welche liefern zu lassen. Irgendwo muss unser Kapital schließlich auch herkommen, und Sie können sich nun wirklich nicht über zu hohe Mieten beschweren. Da sind manche Sachen eben nicht möglich. Ich meine, Sie müssen auch Abstriche machen. Ach so, der Zugang – na wie gesagt, acht Uhr bis zwanzig Uhr. Natürlich werden Sie sich daran halten, das ist technisch so geregelt, sie gehen nach acht und kommen vor acht wieder nach Hause. Dann ist Schicht. Was wollen Sie denn da sonst großartig machen? Einkaufen?“