Freistaat mit Herz

29 08 2018

„Ausgeschlossen. Das kann man so nicht schreiben. ‚Rechtextremistische Kräfte‘, ich weiß ja nicht. Da werden sicher auch ein paar Nazis drunter gewesen sein, klar, aber die meisten von denen waren eher harmlos. Also von den Nazis.

Wir dürfen uns jetzt nicht auseinanderdividieren lassen, da ist es ganz gleich, ob wir aus Sachsen kommen oder aus der Deutschen Demokratischen, jedenfalls ist das noch unser Deutschland, auch wenn nur noch wir die Demokratie hier verteidigen können, mit dem Herzen in der, naja, auf der Sohle halt. Deutschland gehört uns, und das lassen wir uns von keinem nehmen, aber das ist auch unser Konsens. Wenn Sie anderer Meinung sind, wir haben da Mittel und Wege.

Das würde ich jetzt nicht so einfach abtun, wir haben eine Situation. Es wurde in Chemnitz ein Bürger ermordet, die Staatsanwaltschaft sagt zwar, es seien keine Mordmerkmale, aber wir als Presse wissen das natürlich besser, so ein Staatsanwalt kann juristische Konstruktionen am Volkswillen vorbei durchsetzen, aber wir sind von einer Auflage abhängig, und da wollen wir mal sehen, wer das gesunde Volksempfinden besser repräsentiert. Wir sind auch nicht perfekt, aber wir tun immerhin nicht so, als seien diese Gesetze nur für uns gemacht. Wir müssen doch mal zur Kenntnis nehmen, das war auch ein Migrant, ein erklärter Antifaschist – dass dieser Schmarotzer, der wohl zehn bis mindestens hundert Deutschen den Ausbildungsplatz geklaut hat, Todesdrohungen von sozial benachteiligten und eher erlebnisbetont einzustufenden Jungsachsen erhält, das muss einen unter der herrschenden Linksideologie doch nun wirklich nicht wundern. Umso erstaunlicher ist es doch, dass sich national gesinnte Landsleute dazu entschieden haben, diesen unbescholtenen Mann als Vorbild zu betrachten. Nein, nicht so. Für einen Suizid für Volk und Vaterland ist diese Generation ja meist nicht mehr mutig genug. Traurig, wirklich traurig.

Es wurde in nicht verbandsmäßig organisierten Presseorganen, also Facebook und so, da wurde die Nachricht von einem zweiten Toten verbreitet und wegen der offiziellen Mitteilungen der Polizei als nicht korrekt bezeichnet. Es soll sich auch nicht um einen Ausländer gehandelt haben, und da frage ich: wenn es nachweislich keine zweiten Toten gegeben hat, wie kann dann so schnell ausgeschlossen werden, dass es sich um einen Ausländer handelt oder eben nicht? Wenn jetzt die Polizei, die wir bisher immer als einen Teil der Lösung betrachten konnten, sich schon so eklatant auf Fakten verlässt, die nur sie selbst kennen kann, was bedeutet das denn dann für die Glaubwürdigkeit im Volk?

Polarisierung, Polarisierung – habe ich eine rechte und eine nicht rechte Hand? Dann kann man das auch genauso schreiben. Das waren rechte Demonstranten und Linke. Man darf doch nicht die Tatsachen verfälschen, weil man Sprachregelungen einhalten will. Soll ich da den Linksextremen noch so ein Gendersternchen hinschreiben, damit sich feministische Terroristen auch angesprochen fühlen und mir nicht das Auto in Brand setzen? Ich sage, wenn man für etwas auf die Straße geht, dann muss man auch mit den Konsequenzen rechnen. Das war schon immer so, und genauso funktionieren halt die Grundrechte. Wenn das jetzt schon Polarisierung bedeutet, dass man nur noch Angriffe auf die Werte des christlichen Abendlandes von einer Seite so nennen darf, dann läuft hier aber einiges falsch.

Und wir dürfen als überregionale Medien auch die sächsischen Interessen nicht vernachlässigen. Die Wirtschaft zum Beispiel, die ist ja auch nicht ohne Grund sehr interessiert daran, ihr Land als eine weltoffene und moderne, also wie soll man sagen, also ein Freistaat mit Herz, wie Bayern, nur mit einer demokratisch gewählten Regierung. Bis jetzt zumindest.

Unser Landesvater hat schon dazu aufgerufen, sich genau anzuschauen, wer die Urheber dieser rassistischen Krawalle sind. So viel Selbstkritik hätte man ihm gar nicht zugetraut. Das muss man auch mal stehen lassen, wenn der Mann sagt, für Extremismus sei in Sachsen kein Platz. Dass eine Landesregierung, und wir sprechen hier ja nicht von der offiziellen Agenda, sondern eher von den Faktoren, warum diese Partei so tief im Herzen der Wähler verankert ist, sich so entschieden für einen massenkompatiblen Rechtsradikalismus ohne ein menschliches Antlitz ausspricht, das muss man auch mal zu würdigen wissen.

Vor allem müssen wir als Presse hier eine klare Haltung einnehmen, dass wir für einen Rechtsstaat sind. Das ist möglicherweise mit Einschränkungen der Pressefreiheit verbunden, aber für eine freie und demokratische Gesellschaft muss man eben auch mal Opfer bringen. Dass durch überregionale Berichterstattung unser Standort für Extremisten attraktiver und interessanter geworden sei, das kann man uns doch nicht ankreiden – wir haben ja keine Werbung für Sachsen gemacht, sondern für die spezifischen Eigenheiten, die dies Land ausmachen, und wir lassen jetzt nicht zu, dass das Bild unseres Landes durch Chaoten beschädigt wird. Eine ganz klare, aber trotzdem gesprächsbereite Haltung, durchaus kämpferisch, aber kompromissbereit, wo es die politische Vernunft erfordert, und immer an den Werten unserer Heimat orientiert. Das zeichnet uns als gute Demokraten aus. Also sollten wir jetzt einen Weg finden, in einer sehr schwierigen Situation Recht und Ordnung durchzusetzen. Immer schon mal schön, dass wir da eine gemeinsame Vorstellung haben. Oder ist einer von Ihnen da etwas nicht unserer Meinung?“