Rechts, zwo, drei, vier

18 10 2018

„Jetzt kommen Sie mal wieder runter! Die Zahlen muss man doch auch richtig einordnen, oder wollen Sie hier wieder nur Hysterie verbreiten? Diese zweihundert Nazis, das war in den letzten zehn Jahren. Wir sind die Bundeswehr, nicht der Verfassungsschutz.

Warum wollen Sie unbedingt, dass wir ein Nazi-Problem haben? Wenn wir das jetzt öffentlich zugeben, dann sind wir doch erst recht attraktiv für Nazis, oder glauben Sie, die gehen nur in Verbände, die sie für Volk und Vaterland erobern können? Wir können doch nicht auch noch Köder auslegen, wenn wir eine anständige Armee aufbauen wollen, oder was stellen Sie sich unter der Bundeswehr vor?

Ja, auf der anderen Seite ist es schon so, dass wir einen gewissen Nachwuchsbedarf haben, und wir können den nicht einfach durch Zuwanderung befriedigen. Dann muss man sich auch mal zu einem Kompromiss durchringen und Bürger mit Besorgnishintergrund für die Verteidigung des Vaterlandes rekrutieren. Ab und zu haben wir ja auch normale Bewerber, und die dürfen wir auch nicht verprellen. Vielleicht besteht bei denen auch ein gewisser Entwicklungsbedarf, das kann man vorher nie wissen.

Natürlich ist das schon etwas kompliziert, wenn unsere Leute überhaupt noch kein Vorwissen mitbringen. Sie müssen zum Beispiel jemanden, der schon über eine gewisse Erfahrung im Umgang mit Schusswaffen verfügt, nicht mehr unbedingt ins Anfängertraining schicken. Dem können Sie auch so ein G36 in die Hand drücken, und dann wissen Sie: da passiert nicht. Wenn Sie schon mal ein G36 in der Hand gehabt haben, dann wissen Sie auch, dass da wirklich nicht viel passiert.

Wir haben deshalb auch diese Nummer mit dem Moorbrand durchgezogen. Das war in Wirklichkeit ein pazifistisches Propagandamanöver – jeder, der das gesehen hat, muss doch jetzt davon ausgehen, dass die Truppe zu blöd ist, um ein Loch in den Schnee zu pinkeln. Oder meinen Sie jetzt, dass das gerade attraktiv wirkt auf nationale Bürger, die sich als Feuerwehrleute beweisen wollen? Das kann ich mir jetzt ja so gar nicht vorstellen. Die Nazis gehen ja auch nicht zur SPD, Sarrazin mal ausgenommen, die gehen gleich zu ihrer Partei. Also müssen wir als Bundeswehr zeigen, wir sind einsatzbereit, zwar momentan und für länger nicht unbedingt, aber wir merken uns das, und wenn wir irgendwann wieder am Ruder sind, dann erinnern wir uns.

Das können die auch? Ja, mag sein. Jedenfalls sind wir als Konservative durchaus in einer guten Traditionslinie und werden und von denen nicht die Butter vom Brot nehmen lassen. Meine Güte, dann meckern Sie halt, weil Sie keine Rommel-Kaserne wollen, aber wenn sogar ein abgehalfterter CDU-Clown den als Vorlage nehmen kann, dann muss man doch auf die Befindlichkeit der demokratisch gewählten, nein: der demokratisch wählenden, wieder daneben: auf die Befindlichkeit derer, die in einer Demokratie irgendwas Wählenden, auf die muss man Rücksicht nehmen. Sonst wählen die am Ende nie wieder.

Gut, wie es jetzt aussieht – es könnte das Ende sein, und dann wählen die tatsächlich nie wieder, aber so weit sind wir noch nicht. Es würde ihnen möglicherweise sehr entgegenkommen, wir leben ja auch in einer Dienstleistungsgesellschaft, aber man muss es ja nicht übertreiben. Wir gehen hier mit demokratischem Vorbild voran, alle Verdachtsfälle werden von uns selbstverständlich als unschuldig angesehen. Man kann doch jemandem nicht eine Handgranate in die Hand drücken, nur weil man ihn für einen Nazi hält. Oder weil ihm schon mal eine abhanden gekommen ist.

Die Gefahr ist doch, dass sich der Militärische Abschirmdienst in unsere Angelegenheiten mischt. Wir müssen dies auch als Repräsentanten der deutschen Gesellschaft scharf kritisieren. Diese Gesellschaft macht nun mal gerade einen starken Rechtsruck durch, und wir sehen uns als eine Wehrmacht, Bundeswehr wollte ich sagen, Bundeswehr natürlich, die sich als Abbild der Deutschen sieht. Das können Sie uns nicht auch noch zum Vorwurf machen, dass wir uns auch ein bisschen sozial engagieren. Und mal ehrlich, wenn wir an den Ernstfall denken, der ja schneller kommt als erwartet, wollen Sie da mit der Strichliste die Front abfahren und abhaken, wer den Hitlergruß gezeigt hat? Also wenn wir unsere Wehrfähigkeit erhalten, so jedenfalls nicht.

Und jetzt kommen Sie mir nicht mit der Dunkelziffer. Die können Sie nicht beweisen, also müssen wir uns über die auch nicht unterhalten. Oder wollen Sie jetzt jeden, der aus einer rechten Organisation kommt, in die Armee aufgenommen wird und unsere integrativen Kräfte auf sich wirken lässt, wollen Sie jetzt jeden als potenziellen Nazi behandeln und wieder rausschmeißen? Wollen Sie auf die Art die nationale Volkswehr desavouieren?

Nee, das können Sie vergessen. Kommen Sie wieder, wenn Sie Beweise haben, sonst passiert hier gar nichts. Wir sind schließlich in Deutschland, da hat alles seine Ordnung. Und wenn Sie der Ansicht sind, Sie müssten sich über uns beschweren, gehen Sie gerne zum Verfassungsschutz.“