Gernulf Olzheimer kommentiert (CDXLII): Superfood

30 11 2018
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Es hätten Leinsamen sein können, es hätte genau so gut Schokolade werden können. Aber der Typ aus dem Großhandel hatte halt noch einen Sack voller Zeugs ohne Geschmack im Keller, es fehlte nur noch ein hipper Name, damit man es nicht für Streumaterial hielt. Die Verpackung stimmte, der letzte Hype war gerade im Niedergang begriffen, die Marketingschergen liefen sich am Spielfeldrand des Wirtschaftskriegsschauplatzes warm. Die Chancen für grobe Esoterik waren ausgelotet, nichts stand einer überflüssigen Hysterie in globalem Maßstab im Weg. Unter den nachhaltig Intelligenzabstinenten begann der Siegeszug von Chia, dem Superfood überhaupt.

Wie gesagt, Leinsamen hätten es auch getan, haben aber nicht den Promifaktor, der auch in der Provinzkantine abgestandenen Milchprodukten in Krankenhausmengen diese gewisse Leckerness verleiht, die Zwieback und Weizenschrott so entschieden abgeht. Außerdem kann jenes Abfallprodukt aus der Nährmittelindustrie, gezogen mit Liebe und Mindestlohn kurz hinter Bad Gnirbtzschen, einfach nicht mit der Edelschlacke konkurrieren, die mondän und prestigeträchtig um den halben Rotationsellipsoiden gekarrt werden, um in der hinteren Ecke eines Discounters Schimmel anzusetzen. Damit könnte das Ding an sich in seiner kompletten Überflüssigkeit versuppen. Aber die auf höherem Niveau kognitiv verdünnte Auskenneria ist noch lange nicht fertig. Das Elend nimmt seinen Lauf.

Ähnlich wie gedungene Schwafelschlümpfe der Werbeindustrie Lightprodukte zum Patentrezept für den schnellen Beschiss aufgeblasen haben, ist die Essenz des Megafutters selten auf seinen Inhalt zu beziehen. Was der Schlankheitswahn als essbaren Bauschaum in den Markt schwiemelt, wäre ja mit vernünftigen Mitteln durchaus zu ersetzen, wenn nur der kalorienreduzierte Vollfettkäse abgesehen vom quantitativen Einsatz dem Magerquark wiche, die zucker- und geschmacksfreie Limonade dem sozial inzwischen abgehängten Früchtetee. Sie wollen Brot, also essen sie Kuchen.

Lustigerweise sind genau die aus repressionsfrei geklöppeltem Bohnenstroh herausgedroschenen Heckenpenner, die sich für regionalen Bergbau, antiautoritär im Beisein der Bezugsperson zu Tode gestreichelte Lämmchen und fairen Filterkaffee in Bürgerinitiativen engagieren, die Trägersubstanz für diese Schädelschädigung werden, und das auch noch aus freien Stücken. Das lutscht täglich an der Frühstücksavocado und wundert sich, warum fürs Wegklappen des Regenwaldes mehr Energie aufgebracht werden muss, als mit der Pinkeltaste gespart werden könnte. Wer seine Bedürfnisse der Ideologie unterordnet oder sie gar von ihr vorgeben lässt, der muss sich seine Hirnweichheit sekundär rationalisieren, aber auch dies ist ein Fest für die Imagekneter. Wer redet sich schon alleine die ganze Grütze bunt.

Das Zeug schwimmt schließlich mit in der unwissenschaftlichen Gesundbeterei rund um Detox, Entschlackung und Achtsamkeit – die in allerlei Publikumspostillen auf den Boulevard gespeichelten Anekdoten und Erfahrungsberichte entspringen meist gelangweilten Textern, die derlei als Stehsatz verkaufen, ohne sich die auf dem Transport wochenlang im Container verlabbernden Fruchtfasermatten hinters Zäpfchen zu schieben. Immerhin werden die Wunderpflanzen meist in Regionen geerntet, in denen noch der gute Onkel mit der Pestizidspritze übers Feld stakt, damit die bunten Früchte es überhaupt bis zum Frachter schaffen. Rotkohl hätte ähnliche Werte wie Açaí, aber wie bekommt man mit Flugkohlrabi die Besserfresser in den Gourmettempel?

Superfood ist eine neoliberale Heuchelei wie das Positivgeschwall manischer Selbstoptimierer, ostentative Lebensführung als Punkt in einem stromlinienförmigen Paralleluniversum. Wie in jeder esoterischen Schiefe driftet die Realität gen Nirwana, wenn nun der Ernährungsberater Beeren empfiehlt, deren enzymatisches Gezumpel laut neuester Absatzwirtschaft Krebs und Koma vermeiden soll. Denn ändert sich dadurch die Kalorienzufuhr, wird der Patient voluminös, kaut sich kariös und diabetisch, so ist er, zack! selbst schuld. Wäre es nur das Ziel, sich mit Vitaminen die Leber aufzupumpen und gäbe es auch keine Überdosierung mit drastischer Symptomatik, keiner müsste sich mit Granatäpfeln die Figur ausstopfen, wo es auch heimisches Obst täte. Immerhin schön, dass exotisches Obst dank hinreichend allergener Wirkungen farbenfrohe Schwellungen hinterlässt, wo andere noch eine Gesichtsattrappe hängen haben. Gewiss, es sollen auch Menschen beim Anblick der gemeinen Brennnessel in Tränen ausgebrochen sein, aber das wenigstens lag dann nicht am Preis oder an der Erkenntnis, sich gerade zum willigen Opfer einer ganzen Marktmaschinerie gemacht zu haben, die nur unser Bestes will, und das möglichst schnell und in großen Portionen. Hätten wir als Kinder brav Spinat gegessen, wir wären ihnen nicht auf den Leim gegangen.





Punktlandung

29 11 2018

„… nach polizeilichen Erkenntnissen vergeben werden solle. Alle Asylsuchenden sollten für Gesetzesverstöße Punkte nach einem festgelegten Katalog erhalten, um ihre Abschiebung leichter zu…“

„… bis zu 70 Punkte ansammeln könne, bevor er aus Deutschland ausreisepflichtig sei. Storch habe dagegen auf dem Sonderparteitag empfohlen, fremdrassige Invasoren bereits mit 70 Schuss Munition am Grenzübertritt…“

„… das Punktesystem noch überarbeitet werden müsse. So gebe es keine verbindlichen Werte wie Steuerhinterziehung oder Volksverhetzung, was aber im Rechtsstaat eine notwendige Ergänzung des…“

„… schlage Weidel vor, jeden Migranten bei der Einreise grundsätzlich mit einem Malus von zehn Punkten zu bestrafen, da er es überhaupt gewagt habe, in die…“

„… es keine Notwendigkeit für eine gerichtliche Klärung von etwaigen Tatvorwürfen gebe. Die Kriminalstatistik, so Wendt, arbeite auch ausschließlich mit nicht bewiesenen Anschuldigungen und sei daher ein sehr gutes Instrument, um die Sicherheit in Deutschland zu…“

„… mit einer Abschaffung des Rechts auf Asyl gar nicht mehr diskutiert werden müsse. Im Falle einer Wahl zum Bundeskanzler werde Merz daher die richtigen…“

„… niederschwellige Einstiegstatbestände aufführen müsse. So dürfe es nicht erst für Taten wie Beförderungserschleichung oder nächtliche Ruhestörung Punkte geben, auch das Ansprechen von Leitern der Oberpolizeibehörde solle dann zwangsläufig als eine…“

„… es sich nicht um polizeiliche Willkür handeln dürfe. Auch die Beamten seien gezwungen, etwaige Erkenntnisse über die Straffälligkeit von Asylsuchenden streng nach dem Schema der…“

„… ein gemeinsames Konto für alle Familienangehörigen eingerichtet werden. Die Gemeinschaft könne etwa durch anteilige Punkte für eines der Mitglieder frühzeitig erfasst und damit individuell in die Nähe einer Abschiebung…“

„… dürfe die Justiz ins Strafsystem gar nicht eingreifen, weil es keine staatsanwaltschaftlichen Ermittlungen gebe. Die meisten Migranten, so Meuthen, würden sowieso nur nach Deutschland kommen, um hier kostenlos die Leistungen der deutschen Gerichtsbarkeit in Anspruch zu…“

„… den Kontostand auch ohne Straftaten erhöhen wolle. Jeden Monat müsse ein Asylant mit einem zusätzlichen Punkt rechnen, so Weidel, da er noch immer als potenzieller Attentäter im…“

„… schlage Spahn vor, eine stufenweise Kürzung der Bezüge nach dem Asylbewerberleistungsgesetz einzuführen, die bereits ab dem ersten Punkt einsetze. Zusätzlich könnten durch eine sofortige Beendigung des Krankenversicherungsschutzes große finanzielle Mittel für den Ausbau der…“

„… das gemeinsame Strafkonto nicht nach dem Prinzip der Teilung zu führen, sondern allen im Konto geführten Personen dieselbe Punktzahl zu addieren. So verhindere man eine Ausbreitung krimineller Familien in der…“

„… bei der Ausreise eines Kontomitglieds pro Person einen bis zwei Punkte Strafnachlass gewähren könne. Dies sei ein zusätzlicher Motivationsfaktor vor allem für ältere und…“

„… dass im Falle tatsächlicher polizeilicher Ermittlungen und einer gerichtlichen Klärung bei erwiesener Unschuld die Punkte vorerst auf dem Konto verbleiben müssten. Es gehe ja lediglich um den Tatvorwurf, so Wendt, und dieser könne bei jedem sicherheitsbewusst denkenden Bürger nicht ausgeräumt werden durch eine einfache…“

„… die Klagemöglichkeit nicht offen stehe, da es sich nicht um ein rechtsstaatliches Verfahren handele. Es sei ebenso nicht möglich, einen Einblick in die…“

„… ein Punkteabbau nicht vorgesehen sei. Weidel rege dagegen eine Verzinsung der kumulierten Mali an, die sich mit bis zu 20 Prozent pro…“

„… die Innenministerkonferenz das Verfahren auch auf deutsche Staatsbürger ausweiten wollten. Die Zusammenlegung mit der Gefährderdatei könne derzeit aber nicht befürwortet werden, da sich bei dieser Personengruppe eine Abschiebung als juristisch sehr schwieriges…“

„… sich Seehofer bereits freue, wenn zu seinem 70. Geburtstag 70 Asylanten mit jeweils 70 Punkten in die…“

„… es keine Bestrebungen gebe, ein normiertes Sozialverhalten durch Gesichtserkennung und Erkenntnisse des Verfassungsschutzes zu ergänzen. Das Bundeskriminalamt fürchte eher, dass sich durch die Minimierung von Terrorismus und anderen Verbrechen in Deutschland eine noch viel größere gefühlte Unsicherheit als Vorstufe des…“

„… größere Gebiete in Sachsen und Thüringen sich zur Errichtung interner Abschiebungsgebiete eignen würden. Da bei der Einführung dieser Sanktion die durch Asylsuchende überlasteten Gerichte nicht auch noch von bisher als deutsch geltenden Personen beansprucht werden sollten, müsse sich eine verfassungsrechtlich saubere…“





Safari

28 11 2018

„Die Elefanten würden mir doch ein bisschen fehlen.“ „Welche Elefanten?“ „Naja, es gibt halt keine. Wobei sich das irgendwann ja auch ändern könnte, wenn es so warm bleibt.“

„Zeigen Sie mal her.“ „Bitte sehr.“ „Ist das Ihr Ernst?“ „Wenn es einen Markt gibt, dann kann man das doch machen.“ „Aber wenn ich das hier richtig verstanden habe, dann wollen Sie aus der EU einen Freizeitpark machen.“ „Safari. Mir schwebte etwas von Safari vor.“ „Großwildjagd?“ „Ach, nicht unbedingt. Aber wenn sich das Klima sowieso langfristig ändert, wachsen natürlich auch die Elefanten schneller nach.“ „So macht man doch heute keinen Tourismus mehr.“

„Wobei das jetzt auch nicht unbedingt in der EU sein muss. Großbritannien bietet sich hier ja an.“ „Großbritannien?“ „Das Land ist deindustrialisiert, die Wirtschaft liegt in den letzten Zügen, da ist Tourismus die letzte Chance.“ „Und das muss unbedingt Tourismus sein?“ „Schauen Sie sich die Dritte Welt an, viele Rohstoffe haben die nicht…“ „Wenigstens nicht zur eigenen Verfügung.“ „… und das gesellschaftliche Klima ist ähnlich. Also warum nicht auf ein neues Geschäftsmodell setzen?“ „Rechnet sich das denn?“ „Gute Frage. Das werden die Investoren früher oder später herausfinden müssen.“ „Und wer soll das sein?“ „Irgendein Firmenkonglomerat aus dem luxemburgischen Steuersumpf wird schon die Kohle lockermachen für das Projekt. Im Zweifel reißt sich das einer von den Touristikkonzernen unter den Nagel, dann stimmt wenigstens das Marketing.“ „Personalmäßig ist das auch in den Griff zu kriegen?“ „Das wird ein schwerer Schlag für die SPD, wenn wir nicht mehr den größten Billiglohnsektor in der EU stellen. Aber irgendwann werden wir sowieso T-Shirts für die Chinesen nähen, dann können wir damit ja auch langsam mal anfangen.“

„Wenn wir das ganze Land als Niedriglohnzone der EU etablieren, was bleibt denn dann für uns?“ „Wie gesagt, wir importieren die Sweatshops aus Fernost und machen Deutschland zum Weltmeister für explodierende Exportüberschüsse.“ „Aber das geht doch nicht lange gut, irgendwann haben wir die Vollbeschäftigung erreicht.“ „Verstehe, Sie haben Angst, dass das Klima endgültig kippt?“ „Ich meine jetzt eher das politische.“ „Ich auch. Aber trösten Sie sich, mit der Migration kommen wir zurecht. Zumal die Arbeitgeber ohnehin nicht mehr deutsch sein werden.“ „Meinen Sie nicht, dass die ganzen besorgten Bürger dann erst recht Ausländer rausschmeißen wollen?“ „Wenn Sie den Job kündigen müssen, um arbeitslos zu sein, und es dann auch den Migranten in die Schuhe schieben wollen, dann sind Sie schon ein bemerkenswert dummes Arschloch.“

„Und wenn wir die Fabriken in England hinstellen?“ „Angesichts der dann existierenden Zollschranken werden wir das hübsch bleiben lassen.“ „Stimmt, wie konnte ich das vergessen.“ „Trösten Sie sich, den meisten Briten wird das auch erst irgendwann in der Zukunft bewusst. Aber dann ist es halt zu spät.“ „Das heißt, diesen ganzen Freizeitpark gibt es bloß mit britischen Waren?“ „Wenn Sie schon mal britische Küche probiert haben, dürfte Ihnen klar sein, dass das für ein Überlebenstraining schon mal die halbe Miete ist.“

„Mit etwas Glück könnte Großbritannien dann sogar ein ökonomischer Vorreiter werden.“ „Wie meinen Sie das denn?“ „Das Wirtschaftswachstum ist doch schon jetzt nicht mehr der Rede wert.“ „Aber was hat das dann mit der EU zu tun?“ „Nichts, aber es könnte interessant sein, wie sich ein Land, das einst die Mutter der Industrialisierung war, zur Wirtschaft ohne Wachstum entwickelt.“ „Also zu einem Entwicklungsland.“ „Wenn Sie so wollen, ja. Die Investitionen stagnieren jetzt schon, bald ist das Land eine romantische Trümmerwüste. Für den Urlaub hervorragend geeignet, weil man weiß, die Sache hat ein Ende.“ „Dann haben wir auf dem Kontinent auch bald wieder vernünftigen Fußball.“ „Richtig, es sei denn, die Premier League bezahlt ihre Leistungsträger demnächst in Euro.“ „Oder die Schotten trennen sich per Referendum von England, arbeiten ein paar Jahre auf die EU-Mitgliedschaft hin und bezahlen dann die Reste des beleidigten Königreichs aus der Portokasse.“ „Dann könnte ich mir eher vorstellen, dass wir Schottland als Nachfolger der Briten einfach in der EU lassen.“ „Touristisch nicht uninteressant, oben der eher mit Niveau ausgestattete Urlaub mit Whisky, Golf und wundervoller, malerischer Landschaft voller Seen, Wind und Wellen, Dudelsackpfeifern, urigen Sportveranstaltungen…“ „… und unten halt die Knalltüten, bei denen man versteht, warum die seit frühester Jugend betrunken sind, weil sie sich gegenseitig auf die Nerven gehen.“

„Bliebe das Problem mit den Elefanten.“ „Ach, das ist zu verschmerzen. Sehen wir das Land als eine Fortsetzung seiner Kolonialgeschichte, die nun langsam dem Abendsonnenschein entgegenreitet.“ „Irgendwo riecht es bestimmt nach Löwe.“ „Wir sollten keine Sekunde verlieren?“ „Warum?“ „Einer muss doch die T-Shirts für die nähen.“





Statistische Unwahrscheinlichkeit

27 11 2018

„… nicht die Glaubwürdigkeit verlieren dürfe. Deshalb sei es gerade für die Zukunft sehr wichtig, dass das Bundeskriminalamt weniger die tatsächliche als die gefühlte Kriminalität in der…“

„… wolle die Behörde in Zukunft die Angst vor Kriminalität als Bedrohung werten, die genau wie die aktenkundigen Fälle eine…“

„… dass das BKA vom Bundesamt für Verfassungsschutz lernen könne, real existierende Kriminalität als faktisch nicht vorhanden zu werten, um die weite Teile der Bevölkerung weder zu verunsichern noch die…“

„… es für Münch nicht reiche, dass in Teilen der Verbrechensstatistik ein erheblicher Rückgang zu verzeichnen sei. Da diese Statistik in ihrem Ergebnis nicht in der besorgten Bevölkerung anzukommen scheine, müsse die Polizei viel mehr Straftaten selbst begehen, um wenigstens den Anschein zu erwecken, dass die Ängste sich auf einem realen…“

„… einer besseren Kategorisierung bedürfe. So müsse jeder Ehrenmord, der ohne Täter aus einer Feindrasse verübt worden sei, in der Statistik als Familientragödie bezeichnet werden, damit die Einordnung der Ehrenmorde ausschließlich für Personen, die wegen ihrer minderwertigen…“

„… aber nicht unreflektiert alle Befürchtungen gleich als Fakten werten dürfe. So gebe es keine Anzeichen für einen zunehmenden Rechtsruck in der deutschen Politik, da im Bundestag noch immer die freie Äußerung von…“

„… den Vorteil habe, dass von der Polizei geplante und ausgeführte Straftaten viel leichter von der Polizei selbst aufgeklärt werden könnten. Auch hier könne Maaßen als Berater für den…“

„… jeder, der Angst habe, automatisch im Recht sei. Münch wolle daher die sozialen Hintergründe für die Kriminalitätsfurcht nicht mehr aufarbeiten, sondern den Ängstlichen mehr zuhören, um ihre Befürchtungen noch mehr in die…“

„… sich die angezeigten Straftaten in vielen Fällen als vorgetäuscht herausgestellt hätten. Das BKA wolle dies vorsichtig als Alarmzeichen aus Angst vor der tatsächlichen Möglichkeit eines Gesetzesverstoßes werten und die Straftaten daher als faktisch vollzogen in die…“

„… liege die tatsächliche Wahrscheinlichkeit eines Wohnungseinbruchdiebstahls weit unter drei Prozent. Die Ängste der Angestellten der deutschen Sicherheitsindustrie seien jedoch von der Politik viel zu…“

„… gleichzeitig die Gewichtung immer im Auge zu behalten. Da nur sehr wenige Personen durch Steuerhinterziehung in Millionenhöhe, Cum-Ex-Geschäfte oder ähnliche Vermögensdelikte die Allgemeinheit schädigten, dürfe man diese Taten guten Gewissens aus der Statistik nehmen, während Verbrechen wie Beförderungserschleichung nur durch eine erhebliche Verschärfung des…“

„… dass durch Erfindungen wie das Internet jederzeit deutsche Ziele von jedem anderen Ort auf der Welt angegriffen und vernichtet werden könnten. Das Bundeskriminalamt plädiere daher für den Einsatz der Bundeswehr in Fußgängerzonen, Kitas und anderen kommunalen…“

„… nicht für einen Spitzelstaat werben wolle. Es sei jedoch oft richtig, dass ein falsch geparktes Auto das erste Anzeichen für die Bildung einer linksextremistischen Bande sei, die den Bürgerkrieg gegen die freiheitlich-demokratische…“

„… dem Bürger gegen eine gefühlte Bedrohung keine reale Sicherheit geben könne. Daher wolle Münch eine Aufstockung der Polizei durch Bürgerwehren und andere privatrechtlich…“

„… das Strafgesetzbuch überarbeitet werden müsse. Indem die Anzeige einer nicht verübten, sondern nur als theoretisch möglich empfundenen Straftat die Vortäuschung einer Straftat und damit selbst eine Straftat sei, nehme man den Bürgern eine wesentliche Möglichkeit zur Gegenwehr gegen einen Staat, der die empfundene Gefährdungslage nicht mehr mit den Mitteln einer…“

„… nicht die entsprechenden Kenntnisse mitbrächten und auch nicht zu bezahlen seien. Münch wisse allerdings, dass es in Deutschland so viele arbeitslose Schauspieler gebe und sich die Rekrutierung von Hilfspolizisten innerhalb von…“

„… mäßigend auf die Bürger einwirken wolle. Nicht jeder, der einen erfundenen Überfall von fremdländischen Messermännern zur Anzeige bringe, besitze kriminelle Energie. Die meisten seien sehr gut in ihren Parteien organisierte…“

„… die statistische Unwahrscheinlichkeit für die Bildung einer rechtsterroristischen Bande gemessen an den Ermittlungsergebnissen der vergangenen Jahre sehr hoch sei. Deshalb werde das BKA in diese Richtung vorerst nicht mehr ermitteln, da die etwaigen Erkundungen zu einer tiefen Krise in der politischen…“

„… müsse der Bürger auch zur Eigeninitiative ermutigt werden, die sich etwa bei der Ergreifung und Bestrafung von Einbruchdienstählen als tatkräftige Hilfe der Polizeikräfte im…“

„… sich die Politik seit Jahren den Sorgen der Bevölkerung verweigere. So existiere weder auf Bundes- noch auf Landesebene ein Plan, wie bei der Entführung von Bürgern durch Außerirdische die Polizei zu…“

„… es sich um interessengelenkte Hysterie einer populistischen Gruppierung handele. Die Zunahme an sexualisierter Gewalt gegenüber Frauen könne zwar statistisch erklärt werden, liege aber oft daran, dass Frauen durch die Wahl ihrer Unterwäsche die Vergewaltigung geradezu…“





CARE

26 11 2018

„Hier oben dann mal bitte ankreuzen für normale Menschen oder Sonderbedarfe. Veganer, Stillzeit, jüdische, Moment: islamistisch motivierte Invasion, das kann man schon mal verwechseln. Seit dem letzten Ruck in die bürgerliche Mitte hat die SPD ein paar Wahrnehmungsprobleme.

Wenn wir als Sozialdemokraten in der SPD die Zukunft des Sozialstaates noch mitbestimmen wollen, dann müssen wir natürlich in dieser Phase des Umbruchs auch die Probleme ansprechen, die wir mit der Einführung der Hartz-Gesetze und des Raubtierkapitalismus auf Parteiführungsebene zu wenig thematisiert haben. Es ist natürlich richtig, dass sich diese neoliberalen Turbokapitalisten, diese parasitären Heuschrecken eine goldene Rosette an der Zerstörung des deutschen Sozialstaates verdient haben. Es ist auch richtig, dass diese Schmarotzer Schröder und Clement heißen. Bis heute.

Wir haben zu viel Neoliberalismus in dieses soziale Konstrukt einfließen lassen, das haben wir ja jüngst bei der FDP erlebt: bevor sie sich von ihrem eigenen Anspruch überfordert fühlen, nicht ständig die geistig minderbemittelte Kackscheiße von diesem dauerläufigen Polyesterdreitagebart anzuhören, schalten sie auf Durchzug und stopfen sich gegenseitig die Kohle in den Schornstein. Bis zum Ellenbogen. Falls Sie wissen, was ich meine.

Neoliberalismus, das haben wir jedenfalls der Vorsitzenden in einem ihrer seltenen nüchternen Momente beigebracht, ist die Eigenverantwortung für das eigene Leben, und zwar ohne Rücksicht auf Verluste, zumindest in Bezug auf deren eigenes Leben. Wenn das Scheißpack schon nicht arbeiten will, muss es wenigstens demokratisch aussehen.

Deshalb ja auch das neue 360-Grad-Programm. Das ist nämlich das Consumer Aid Restrictive Empowerment, verstehen Sie? Wir helfen den Arbeitsscheuen, das wird man nach so langen Jahren schon mal sagen dürfen, die Gewerkschaften geben uns lustigerweise recht, und dafür müssen die halt mit unseren Bonusmodellen zurechtkommen. Fordern und fordern. Von nix kommt nun mal nix, abgesehen von Sanktionen.

Gucken Sie, hier haben wir den Jahresbescheid, sich vom Gasanbieter abzumelden, der wird dann abgestempelt, dann suchen Sie sich als staatlich akkreditierter Arbeitsverweigerer einen neuen Anbieter, und dann dürfen Sie innerhalb der nächsten zehn Monate einen neuen Gasvertrag abschließen. Nur mal nebenbei, etwaige Witze mit Gasvertrag und so, die können Sie sich sparen. Wir haben das abklären lassen. Die SPD darf das, die war in der fraglichen Zeit verboten und muss sich wegen solcher Verbrechen nicht mehr rechtfertigen. Wenn Sie keinen Gasanbieter haben, ist das ein Problem, aber nicht unseres. Sie können in der Zeit ihre Elektroheizung selbstverständlich weiter betreiben, auf wessen Kosten auch immer. Wir zahlen dann, wenn wir es für passend halten. Das ist in der Marktwirtschaft auch nicht anders.

Montags sind immer diese Prospektausgaben, ab acht können Sie sich die regionalen Drucksachen der Discounter holen, um die jeweiligen Aktionen des Einzelhandels in Erfahrung zu bringen. Sie sollten nicht auf eigene Faust vorgehen, das wirkt sich negativ auf Ihren Leistungsbezug aus – als Einzelhaushalt ohne Bedarfsgemeinschaft ein nicht entsprechend farbig markiertes Kalbsgulasch zu kaufen könnte den Regelsatz des nächsten Monats erheblich einschränken. Oder hier, Gurken – seit wann isst man im Winter Gurken? Der Staat hat für Sie die Finanzierung übernommen, wir können uns nicht alles leisten.

Deshalb ja auch die Speisepläne von Sarrazin, so schlecht waren die gar nicht. Gut, wir sind danach immer noch an die Pommesbude gefahren, aber wir waren ja auch nie in der SPD. Da kam uns dann auch die Idee mit den einzeln verpackten Aufschnittscheiben, damit sich diese gierigen Scheißschmarotzer nicht ein Pfund Bierschinken in die Fresse pfropfen, nur weil der Sachbearbeiter wegen dieser komplett überflüssigen Verfassung immer noch keinen Haustürschlüssel hat. Ich sage Ihnen, daran arbeiten wir auch noch!

Wo waren wir? Ach ja, die Anspruchshaltung der Wirtschaftsasylanten – Hartz war ja auch eine Zusammenführung aus sozial Benachteiligten und parasitären Dreckschweinen zu parasitären Dreckschweinen, die wir sozial benachteiligen können – wer aus der deutschen Volksgemeinschaft bewusst austritt oder irgendwie zu erkennen gibt, dass es Gründe gibt, ihn gar nicht erst in diese mit einzurechnen, muss schon mit den Konsequenzen rechnen. Dann gibt es auch warme Winterkleidung, aber eben aus der staatliche Sammlung. Die SPD möchte Ihnen die Daseinsvorsorge abnehmen, die Vorsorgte machen wir, ob Sie danach noch da sind, geht der Vorsitzenden am Steiß vorbei, und wenn Sie jetzt noch Alarm machen, weil wir für Sie extra als Zeichen der eingeforderten internationalen Solidarität für sozial unerwünschte Personen einen formschönen Stern auf der Vorderseite angebracht haben, dann haben Sie es einfach nicht besser verdient. Dann gibt’s eben auf die Fresse, so leid es uns tut. Sie haben ein Komplettpaket, fakultative Zusatzleistungen wie die Sozialgerichtsbarkeit trägt sowieso der Staat, wenn Sie obdachlos werden, haben Sie automatisch ein Anrecht auf das Mitleid der Rechtsextremisten – es sei denn, Sie halten sich auf der Straße auf, dann werden Sie aufgeklatscht und angezündet, kann man nix machen – und ansonsten wissen Sie ja: wir leben hier in einer parlamentarischen Demokratie. Wählen Sie. Das kann alles ändern.“





Sozial benachteiligende Marktwirtschaft

25 11 2018

Dass wir qua Verfassung in einer sozialen Marktwirtschaft leben, hat sich inzwischen so weit herumgesprochen, dass es als Folklore abgehakt werden kann. In Bezug auf die stationäre Jugendhilfe hat sich wenigstens die Marktwirtschaft durchgesetzt: absolvieren Pflegekinder, mithin Kinder, die vor Vernachlässigung, Misshandlung oder Missbrauch geschützt werden müssen, eine Berufsausbildung, so sind sie nach §94 (6) SGB VIII verpflichtet, 75 Prozent ihrer Einkünfte an die Behörde zurückzuzahlen, insbesondere bei einer Erwerbstätigkeit. Dass eine Berufsausbildung nicht zum Zwecke der Erwerbstätigkeit dient und dafür kein Gehalt gezahlt wird, sondern eine Vergütung, kümmert den Gesetzgeber wenig. Hauptsache, man kann sich von sozial benachteiligten Kindern die Kohle zurückholen. Es gibt schließlich Millionäre, die sind so arm, dass sie nicht einmal Hartz IV bekommen, um ihr Kindergeld davon abzuziehen. Systemtheoretisch ist das durchaus sinnvoll; wer gerne auf sozial benachteiligten Bürgern herumhackt, muss ja irgendwie sicherstellen, dass es immer genug sozial benachteiligte Kinder gibt. Alle weiteren Anzeichen, dass für diese Regierung dringend ein Amtsvormund bestellt gehört, wie immer in den Suchmaschinentreffern der vergangenen 14 Tage.

  • hochzeitsterror: Man kann ja als Reichsbürger schon nirgends mehr in die Luft schießen, ohne gleich als Islamist verhaftet zu werden.
  • atzventzkrantz: Kratzt.
  • grüsse vom murmeli: Unterm Eis.
  • adac: Vielleicht testen die bald mal Autobahnen auf Stautauglichkeit.
  • kramp karrenbauer: Klingt immer noch nach einer neurologischen Notlage.
  • ritterkeuz: Hat bestimmt auch ein Schweizer gestiftet.




In fünf Zeilen um die Welt. Limericks (CDXX)

24 11 2018

Hat Sándor viel Kunden in Kühlestal,
passiert es im Lauf des Gewühles mal,
dass er recht erhitzt ist.
Dann geht er verschwitzt, isst
und trinkt dann auch gerne ein Kühles mal.

Emeka hat in Surulere
im Kassenbereich meistens Leere.
Kein Kunde, der kaufte,
der sich nicht auch raufte
im Laden, und sich dann beschwere.

Fährt Arpad zum Baugrund in Prader,
so nimmt er nicht einfach den Lader.
Der Kran ihn anleitet
und alles begleitet
ein Kipper, ein ganzes Geschwader.

Arnaldo aus Praia do Forte
war stadtbekannt, da er oft schnorrte.
Um dies zu verhindern,
zog er mit den Kindern
an Werktagen durch andre Orte.

In Evas Salon, der in Naßraden,
sah man immer öfter en masse Waden,
denn in dieser Hitze
fand man sie schon spitze:
man konnte bei ihr auch im Fass baden.

Es züchtet sich Jelschan in Lenger
zwei Hunde: begnadete Fänger,
recht wendige, schnelle,
die jagen nicht Bälle,
die üben mit dem Rasensprenger.

Oft ärgert sich Gábor in Rathold,
wer sich dort im Hof auf den Rad trollt,
dort hupt und läutet,
und was es bedeutet,
dass er nachts auch sich bei zwei Grad tollt.





Gernulf Olzheimer kommentiert (CDXLI): Die Beleidigung

23 11 2018
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

Wer mag es ihm verdenken, Rrt war außer sich. „Mooskauer“, kreischte er die hysterisch lachenden Leute an der Öffnung der Sippenhöhle an, „Eure Mütter haben die Nachgeburt aufgezogen!“ Nichts aber verfing, denn mit dem nachgerade uneleganten Abgleiten an der rutschigen Uferstelle und einem Arm voller Brennholz unter der Achsel hatte sich der Hilflose vor den Nachbarn effektiv zum Gespött gemacht, der den Schaden hatte und also eine sozial leicht ramponierte Position. „Ihr Blondinen“, hätte er koffern können, aber noch war die Evolution auch phänotypisch im Ruhepuls, und keiner hätte kapiert, dass helle Haarfarbe, natürlich oder aus des Coiffeurs Chemiekasten zurechtgeschwiemelt, zum Synonym subfontaneller Schlichtmöblierung werden sollte – die Einzelbegriffe wären den Troglodyten nicht mehr als ein verstörtes Runzeln der Nickhaut wert gewesen, wenn überhaupt. So aber musste Rrt Schadenfreude dulden und blieb einen Tag und eine Nacht im Gehäus, bevor sich der erste Hominide an seinen Gedächtnisschwund erinnerte und wissen wollte, wie man den Faustkeil beim Entzünden des Feuers halten musste. Der Alte schluckte seinen Stolz und zeigte es ihm, wohl wissend, dass die Wut in ihm das Werkzeug zu ganz anderen Verrichtungen hätte zwingen können.

Im Verkehr mit Menschen ist die Beleidigung nicht mehr als das feste Vertrauen darauf, dass ein anderer mit derart verwinseltem Ego ausgestattet sei, dass er bei hilfsverbalen Ausstülpungen in die Angst verfallen wird, auch diesen Ichrest noch zu verlieren. Der Schimpfende dübelt wie im Rausch sein Selbstwertgerümpel an dieser Ecke ein und zieht sein Opfer in die Tiefe, meist bis auf sein eigenes Niveau. Denn wer beleidigt, ist im Regelfall auch nur eine Beleidigung für den Durchschnitt.

Dass Invektiven für den in der Schuldkultur ausgebildeten Deppen meist die untere Hälfte des Körpers thematisieren, macht die Sache nicht unbedingt kreativer; das Repertoire der in aller Hast zusammengeschwiemelten Verächtlichkeiten bleibt selten im Gedächtnis, weil es in der Regel komplett austauschbar ist. Der Kränkende schmeißt mit dem Schmutz, den er gerade zur Hand hat, und wer trüge schon ausgewählten Schmodder mit sich herum, wenn er vorhätte, dem anderen nichts weniger als die Ehre abzuschneiden, überhaupt: jene soziale Kategorie, die in der heutigen Gesellschaft längst nicht mehr realisiert wird, wird ersetzt durch das höchst unbestimmte Rechtsgut, sich nicht öffentlich beleidigen zu lassen, jedenfalls nicht wirksam. Wo der eine sich tagsüber bereits beim Vergeben von Tiernamen aufregt – es soll ja noch nirgends einer Klage stattgegeben worden sein wegen Titulierung als Tüpfelkuskus, offenbar hat dieser Kletterbeutler kein Image als schlimmer Fingre unter den Säugern aufgebaut – fühlt sich gar ein anderer geehrt, wenn man ihn als Scheißkapitalisten apostrophiert, und ein Dritter macht sich nichts aus Abfälligkeiten über seine Mutter, weil er weiß, aus welcher Richtung es kommt. Beleidigung setzt zwingend die genaue Kenntnis des zu beleidigenden Subjekts voraus und ist somit gar nicht adäquat zu leisten, schon gar nicht mit dem Standardrepertoire aus dem körpereigenen Sanitärbereich. Zwar wäre auch dies eine Injurie im Sinne des Gesetzes, doch der eigentliche Zweck, die Schmähung des anderen zwecks Fremdgesichtsverlust, dabei möglichst auch ohne Opfer in den eigenen Reihen, wird kaum zu erreichen sein. Erst auf aristokratischem Niveau also wäre die Beschimpfung als eine abgekürzte Verleumdung hinreichend fantasievoll, aber selbst hier bliebe die Prämisse, dass der Schimpfende nie bis selten den bereits blutenden Punkt mit der Klinge trifft, denn im Wesen der Erniedrigung liegt bereits der, wenn auch selten von Talentdetonation gesegnet, so doch vorhandene Wunsch, Unerhörtes über den zu äußern, der einem gerade Parkplatz oder Gatten streitig macht. Man hat das selten auf Tasche.

So bliebe eine einigermaßen funktionsfähige Herabsetzung die sorgsam ausformulierte, die weder gemein noch aus dem üblichen Bauschaum des Affektes gedrechselt erscheinen und dem Gegner keine Möglichkeit lassen, sie aus reinem Trotz auf den Werfer zurückzuschmeißen. Hier kommt der Flachfluch nicht vor, verdammt ist im Allgemeinen die Floskel, aber die Spontaneität leidet doch sehr darunter, wenn kurz vor dem Ausbruch der Tätlichkeiten der Spötter noch kurz in die Unterlagen blickt und den passenden Hohn aus dem Register popelt, aufgestapelt zu wirren Tiraden und geradezu auswendig gelernt, wozu es einer ganzen Menge Wut bedürfte und erkennbar zu viel Zeit, abgesehen von der Enttäuschung, dass man auch dieses Geblök nicht aufbügeln kann, wenn es einmal losgelassen wurde. Wer denkt sich so etwas überhaupt aus? Und warum? Der Teufel soll sie holen.





Bedingt betriebsbereit

22 11 2018

„… es keine andere Möglichkeit der Kontrolle gebe, da die Dieselfahrzeuge nicht einzeln durch technische Maßnahmen des…“

„… die Reste des Kameranetzwerks zur Einführung der Pkw-Maut noch verwendungsfähig seien. Der technische Zustand könne noch nicht beurteilt werden, doch stehe für das Ministerium bereits fest, dass die Geräte auf jeden Fall zum…“

„… alle Dieselfahrzeuge mit einem Chip ausgerüstet werden könnten, der sich automatisch in die Verkehrsleitsysteme diverser deutscher Städte einbuche. So werde der Fahrer durch ein Signal von seiner unrechtmäßigen Verwendung des Fahrzeugs in Kenntnis gesetzt und habe dann selbst zu entscheiden, ob er zu Lasten der Allgemeinheit in die jeweiligen…“

„… lehne Scheuer eine Registrierung aller nicht mehr umweltverträglichen Diesel-Kfz entschieden ab. Dies sei ein juristisch nicht begründbarer Generalverdacht, der sofort durch die deutschen Gerichte und den…“

„… dass Plaketten möglicherweise nicht mehr von der Windschutzscheibe zu entfernen seien. Der ADAC warne vor einem Aufkleberzwang und drohe mit einer Klage vor dem…“

„… auch Autokennzeichen nicht mehr als Träger von Funksignaleinrichtungen taugten. Die Bundesregierung wolle daher die Auszeichnung der Personenkraftwagen durch eindeutige Markierung auf dem Autodach zum Standard für die…“

„… wenige Kameras zur Installation der Pkw-Maut auf deutschen Autobahnen tatsächlich noch bedingt betriebsbereit seien. Scheuer rechne mit einer Überprüfung, die innerhalb weniger Jahre die vollständige…“

„… auch durch maschinenlesbare Codes geleistet werden könne. Zwar müsse das durchschnittliche Tempo innerhalb der Zugriffszone bis auf Schrittgeschwindigkeit gesenkt werden, doch könne so wenigstens rechtssicher die…“

„… nur noch die Homosexualisierung unserer zwangsveganisierten Kinder im Sinne habe und in der jeder Neger, auch wenn er gar kein Ausländer sei, in einem auf einen reinblütigen Deutschen zugelassenen Pkw herumfahren dürfe, als ob er Menschenrechte besäße. Da die von der Regierung zur Überwachung von Fahrzeugen mit Dieselmotor bereitgestellten Daten nur zur Überwachung von Fahrzeugen mit Dieselmotor genutzt werden sollten, fordere Wendt, die Kanzlerin umgehend vor den Volksgerichtshof zu…“

„… Reichsbürger die Eigenschaft der Barcodes als krebserzeugende Strahler kritisiert hätten. Kramp-Karrenbauer habe daraufhin unter dem Hinweis, in der Bibel stehe nichts von der Bestrafung deutscher Autofahrer und Jesus habe dies bestimmt nicht gewollt, ihren Rücktritt als Generalsekretärin, CDU-Vorsitzende, Kanzlerin, Schriftführerin ihrer Selbsthilfegruppe und…“

„… auch abgelehnt habe, die Maut-Kameras überhaupt überprüfen zu lassen. Der Abteilungsleiter habe sein Ehrenwort gegeben, dass die Probeaufzeichnungen hundertprozentig als…“

„… Geschwindigkeitsübertretungen mit dem System überhaupt nicht gemessen werden könnten, da es sich um Standfotos handle, die im…“

„… spätestens sechs Monate nach der Erhebung gelöscht würden. Angesichts der aktuellen Personalstärke im Bundesverkehrsministerium sei eine Verarbeitung der Daten innerhalb der ersten fünf Jahre ohnehin so gut wie…“

„… tatsächlich nur zwei Drittel der fraglichen Kameras nicht angeschlossen worden seien. Die restlichen seien zwar von einer CSU-nahen Stiftung beziehungsweise von einem privaten Unternehmen mit Sitz in Palermo unter der Führung von Haderthauer gekauft und bezahlt, aber nie an die dafür gedachten Masten an der…“

„… dass Scheuer sich für eine umgehende Veränderung der Personalstruktur im Bundesamt ausgesprochen habe. Wenn die Daten innerhalb der ersten zehn Jahre überhaupt angefasst würden, müsse man ein schweres Staatsversagen in der…“

„… die Vorratsdatenspeicherung überhaupt kein Vergleichsobjekt sei, da hier nicht Personen mit Bürgerrechten, sondern lediglich Autos im Fokus der…“

„… im Schnitt zwei bis drei Euro pro Monat für das Erfassungssystem aufwenden müssten. Die Bundesregierung wolle dies aus Gründen der Solidarität natürlich nicht auf Dieselfahrzeuge beschränken und wolle daher…“

„… die verbleibenden Kameras nur noch instandgesetzt werden müssten. Dies könne bis 2034 geschehen, falls nicht der Freistaat Bayern die Finanzierung der im Freistaat Bayern aufgestellten Kameras auch durch Mittel des…“

„… hundert Euro pro Jahr und einmalige Kosten für die Installation in Höhe von knapp tausend Euro verlange. Nach VW und BMW habe auch Mercedes ein Komplettpaket für die dieselbetriebenen…“

„… als Sonderbeauftragten zu beschäftigen. Maaßen sei damit befasst, die Daten komplett und nachhaltig zu vernichten, bevor sie überhaupt im Ministerium für…“

„… acht- bis maximal zehnmal so teuer sei wie eine Neuanschaffung der Kameras. Scheuer habe sich allerdings aus Umweltgesichtspunkten für eine Reparatur der Geräte, die stückweise nach Singapur geschickt und dort…“

„… eine funklesbare Lösung zum Glück nicht möglich sei, da das deutsche Internet durch zahlreiche Engpässe und technische Mängel nicht in der Lage sei, die…“





Quartett

21 11 2018

„Da haben wir ja echt noch mal Dusel gehabt, gell? Ein rechtsextremistischer Staat im Staat hat uneingeschränkten Zugriff auf Schusswaffen und Munition, und dann ist es bloß der ganze Gammel von der Bundeswehr! Ja, da können Sie sich wohl vorstellen, wie erleichtert wir alle waren.

Das sind ja ordentliche Jungs, das muss man ihnen schon lassen. Nicht diese verweichlichten Leutchen, die hier nur ihre zwölf Monate abziehen, die kommen mit selbst eingelegtem Gemüse und Konservendosen, ich meine, so gewinnt man einen Krieg an der Ostfront. Da sollte sich die Truppe mal ein Beispiel nehmen, die fangen doch mittlerweile schon an zu jammern, wenn von der Leyen ihnen in Mossul den Schokopudding nicht persönlich serviert. Kitabetreuung in der Kaserne – man kann es aber auch echt übertreiben! Wobei die Idee ja nicht schlecht ist, wenn wir mal wieder Volkssturm haben sollten, müssen wir den Jahrgang 2020 nicht an die Front tragen, die sind dann einsatzbereit.

Das Gute ist doch, wir müssen gar nicht mehr von Null anfangen, die meisten sind uns ja schon aus anderen Zusammenhängen bekannt. Das ist ein bisschen wie Quartettspielen, man kennt alle Karten, nur die Mischung ist öfters mal neu. Dafür haben wir allerdings auch gute Vorarbeit geleistet, teilweise jahrelang und ohne Wissen der Chefetage. Als Maaßen hier noch Behördenleiter war, wurden die Leute einfach eingestellt, und dann ist einem die Personalakte abhanden gekommen. Nur auf Grund der Gehaltszahlungen ließ sich nicht feststellen, wo jemand beschäftigt war, und da verliert man schon mal den Kontakt und findet jemanden erst wieder, wenn er einen Lkw in den Menschenmenge fährt.

Und wir haben in der letzten Zeit so gut wie keine Spuren von Linksradikalismus mehr in der Bundeswehr. Wenn Sie befürchten, dass in der Marine plötzlich wieder ein Aufstand losbrechen könnte, dann kann ich sie beruhigen. Das passiert nicht. Keine Linksradikalen. Nur noch in der SPD, aber das sind vermutlich bloß Reflexe.

Die Bundesanwaltschaft hat uns auch schon bestätigt, dass es sich nicht um Rechtsterroristen handeln kann wegen des Dosengemüses, die stehen nämlich alle schon in der Datei für Rechtsterror drin, und da man wegen derselben Straftat ja nicht zweimal verurteilt werden darf – Maaßen hat sehr großen Wert gelegt auf solche rechtsstaatlichen Grundsätze – haben wir uns auch abgewöhnt, gegen Rechtsterroristen zu ermitteln, weil man ja davon ausgehen kann, dass wir die schon kennen. Das macht den Rechtsstaat sehr viel leistungsfähiger, und man begreift als Außenstehender auch viel schneller, warum das Rechtsstaat heißt.

Wir haben nicht umsonst einen Traditionserlass, und wenn sich die Jungs hier gerne mit dem Rittertum beschäftigen wollen, ist das doch schön. So ein Ritterkreuz ist doch ein schönes Vorbild für die Leistungsfähigkeit unserer Armee, oder wie sehen Sie das? Man muss sich ja nicht gleich Hakenkreuze in die Stube hängen, auch wenn ich das für gar nicht so schlecht hielte. Einerseits ist nur ein offener Umgang mit allen, also wirklich allen Kapiteln der deutschen Geschichte sinnvoll, und andererseits: gucken Sie sich doch mal die Büros hier im Bundesamt an. Wenn Sie da die Schränke aufziehen, dann haben Sie aber keine weiteren Fragen mehr.

Jetzt hacken Sie alle wieder auf denen herum, weil sie militante Szenarien entwickelt haben sollen. Ja du liebe Güte, wo sind wir denn hier? In der Bundeswehr dürfte Ihnen doch klar sein, dass die ihre Konservendosen nicht mitgebracht haben, damit sie beim Grillen immer ein paar Erbsen mit auf dem Teller haben. Ich war ja auch nicht beim Bund, ausgemustert wegen politischer Gründe, ich wollte schon damals zum Amt, aber das kann ich Ihnen sagen, hier ist doch nicht die Heilsarmee! Naja, wenn Sie einen Buchstaben… –

Dass die Jungs hier endlich mal mit moderner Kommunikationstechnik umgehen können, das fällt dabei vollkommen unter den Tisch. Da wird immer gesagt, die Digitalisierung könnte eine ganz große Chance sein für Deutschland, sie sehen ja in den USA schon, wie weit das heute mit der digitalen Kriegführung geht, also zumindest bei den Russen, und wenn wir solche Talente nicht wahrnehmen, dann sind wir vielleicht irgendwann weg vom Fenster. Der Muselmann schläft ja auch nicht, ich sage nur: Holzauge, sei wachsam! und dass die Jungs sich damit auskennen, also mit der Bedrohung durch die volksfremde Kräfte, das hat man bei uns ja schon lange festgestellt. Wenn die nicht immer so lange bräuchten, bis sie mal eine Garage finden für die Fässer, was meinen Sie, was man dann schon für schöne Attentate hätte planen und verhindern können. Deutschland wäre viel sicherer, das können Sie mir glauben.

Dass das jetzt aufgeflogen ist, das verdanken wir nur einer kleinen Unvorsichtigkeit. Die wollten linke Politiker, also Kommunisten wie Spahn oder Seehofer, die wollten sie mit dem Lkw abholen. Wohin sie die bringen wollten, das haben wir nicht gefragt, ist ja klar, wir haben gegen die ja schon ermittelt, also müssen wir da nichts mehr tun, und noch sind die technischen Möglichkeiten, also wir müssten die, vielleicht direkt auf dem Lkw, da war ja die Überlegung, und dann wollten sie auch unbedingt, dass derjenige einen entsprechenden Führerschein, ohne Schein kein Führer, das wissen die Jungs ja, aber dann ist das nichts geworden. Feinstaub, war ein Diesel-Lkw. Und jetzt frage ich Sie, wenn man über solche Kleinigkeiten stolpert, müssen wir dann noch Angst haben um unsere Demokratie, also immer vorausgesetzt, dass unser Bundesamt auch noch vernünftig arbeitet? Na!?“