Hochdruck

4 02 2019

„Wo sind Sie gerade? Malta? Ich weiß nicht, wie lange das dauert, unser Team ist gerade noch in Polen unterwegs und sucht da nach Ersatzteilen für den Zweithelikopter von der von der Leyen. Die kriegen Sie da zwar schneller als in Deutschland, aber heute wird das bestimmt nichts mehr, Herr Bundespräsident.

Ja, ich weiß, was Sie jetzt sagen. Sparen Sie es sich einfach. Die Flugbereitschaft der Bundeswehr hat in letzter Zeit diverse Probleme, aber das haben wir im Griff. Und dass der Bundespräsident persönlich anruft, ist für uns auch ganz normal. Als deutsche Behörde bearbeiten wir alle Fälle mit derselben Priorität, also in dem Bereich sehr langsam und nach Möglichkeit sogar zielführend.

Druckluftprobleme haben Sie, Herr Steinmeier? Ist das denn immer noch nicht behoben? Wir könnten Ihnen auf die Schnelle Spahn einfliegen lassen, der produziert dermaßen viel Heißluft, damit steigen Sie locker auf Reiseflughöhe und müssen nicht einmal die Motoren anschmeißen. Sie sollten nur aufpassen, dass er sich nicht aus Versehen ins Cockpit setzt, weil er vom Fliegen mehr versteht als der Kapitän. Er weiß ja nichts, aber alles besser. Wenn Sie oben sind, schmeißen Sie ihn einfach raus. Wieso Fallschirm? Wozu braucht der einen Fallschirm, der kann doch bestimmt auch fliegen.

Das Funksystem haben wir inzwischen wieder im Griff, weshalb unsere Bundeskanzlerin nicht zum G20-Gipfel konnte. Lag an der Verbindung, der Copilot hatte offensichtlich in den Tagen vorher ein bisschen viel gesurft und das Datenvolumen aufgebraucht. Wenn das LTE aufgebraucht ist, müssen Sie halt rechtzeitig einen Antrag beim Bundesfinanzministerium stellen, sonst geht’s mit 56 K weiter. Aber wir haben jetzt Merkels Handy aufgebohrt, das lässt sich nämlich auch für eine schnelle Datenverbindung nutzen, und jetzt routen wir den Funkverkehr einmal an ihrer abhörsicheren Schnittstelle vorbei. Der Nachteil ist natürlich, dass sie jetzt immer mit im Cockpit sitzen muss wegen der Reichweite. Also dieses ‚Wir müssen eine gemeinsame Lösung finden‘ oder ‚Wir schaffen das‘ geht einem irgendwann echt auf die Nerven.

Interrail wäre noch eine Möglichkeit, zumindest für Afrika. Die Gebühren könnten wir mit der Entwicklungshilfe verrechnen, Müller wäre aus Sambia mit dem Sparpreisticket nach Äthiopien gezockelt und hätte Steinmeier eingesammelt, ab zwei Personen gibt’s da schon Gruppenrabatt, und dann hätten wir sie ganz gemütlich auf dem Landweg nach Europa gebracht. Was muss der Steinmeier jetzt auch nach Malta fliegen, das war ja nicht mal mit der Flugbereitschaft abgesprochen, denkt der Alte etwa, er sei noch Außenminister!?

Pardon, Herr Bundespräsident, ich wusste ja nicht, dass die Leitung noch offen ist. So war das nicht gemeint, wir arbeiten ja auch mit Hochdruck an einer gemeinsamen Lösung, die…

Mann, der war vielleicht sauer! Gut, ich kann’s irgendwo auch verstehen, wenn man ständig im Ausland festsitzt und nicht mal die Fluggesellschaft hinterher im Reisebüro rund machen kann, das ist auch total kontraproduktiv. Aber auf der anderen Seite wurde der ja auch wegen seiner Bodenhaftung gewählt, also muss er doch mit so einer Situation zurechtkommen. Zumal er Addis Abeba schon hinreichend kennen gelernt haben dürfte.

Wenn jetzt noch die rechte Hetzpresse aufwacht, haben wir echt ein Problem. Ich meine, ‚Deutscher im Mittelmeer gestrandet‘, das ist doch eine echt miese Schlagzeile, oder? Und dabei hilft auch keine hektische Suche nach den Schuldigen, das haben wir rausbekommen, weil es in der deutschen Politik bisher ja immer nur so lief: wenn man weiß, wer Schuld ist, muss man nichts mehr machen und kann in aller Ruhe weiter über alles herumjammern. Aus der Haltung hat die AfD bekanntlich ein ganzes Geschäftsmodell entwickelt.

Räumfahrzeuge? liegt denn da Schnee? Was redet der sich da eigentlich für einen Stuss zusammen, sind die alle besoffen? Hallo, Malta? Ach so, unsere Räumpanzer. Die stehen seit dem anderen G20, also nicht das mit Flugzeugen und so, das in Hamburg, und da stehen die alle noch in Hamburg herum. Der Scholz will die noch nicht wieder abziehen lassen, ich glaube, der entwickelt gerade ein erotisches Verhältnis zu den Dingern. Aber ist ja auch egal, die sind nicht mehr verlastbar, irgendwas blinkt da auf dem Armaturenbrett. Die Drehzahlmesser sind wohl komplett durchgehauen, nachdem Scholz verkündet hat, dass er nicht Bundeskanzler werden will, obwohl er es doch wird, oder auch nicht, oder doch, oder doch nicht. So schnell kann nicht mal Brandt im Grab rotieren.

Dann bliebe uns jetzt eigentlich nur noch der Seeweg, und ich hoffe, Sie sind einigermaßen gut beieinander, Herr Bundespräsident? Schnellboot? Doch, wir haben welche, aber die werden ja gerade von der von der Leyen generalüberholt – die sollen das jetzt lieber selbst machen, die Berater sind auf Dauer zu teuer und kennen sich auch nicht wirklich mit Einspritzdüsen und Anstellwinkelsteuerung aus, das macht’s nicht leichter. Ach so, das war ja die Entschuldigung für die Helis, ich bin aber auch ein Schussel! Nein, wir kriegen das hin, ich bin mir sicher, und solange Sie Kreditkarten haben, können Sie sich ja eine warme Mahlzeit am Tag leisten. Der Seeweg wäre am besten, Herr Bundespräsident, ich leite das schnellstmöglich in die Wege, damit wir Sie standesgemäß abholen können. Sagt Ihnen ‚Gorch Fock‘ etwas, Herr Bundespräsident?“