„Klimaerwärmung?“ „Na, Sie sind mir ja ein Scherzkeks.“ „Eben, wir fürchten uns doch nicht vor dem bisschen Klima.“ „Hehehe!“ „Oder hier, Plastik im Meer.“ „Ist das den Grünen lieber, wenn wir Fischeinwickelpapier in die See schmeißen?“ „Hören Sie mir bloß auf mit den Ökofuzzis!“ „Für die ist ja jeder gleich ein Nazischwein, der nicht die Israelis um Straferlass bittet, wenn er mal einen Meter auf einer anständigen deutschen Autobahn fahren will!“
„Meine Herren, jetzt aber mal wieder zurück zur Tagesordnung.“ „Wir können uns kurz fassen, der Deutsche hat vor nichts Angst.“ „Genau das ist ja das Beängstigende.“ „Das verstehe ich jetzt aber auch nicht.“ „Arbeitslosigkeit?“ „Wir haben doch jetzt Vollbeschäftigung und Fachkräftemangel.“ „Das wäre ein Angstfaktor.“ „Vollbeschäftigung?“ „Nein, Fachkräftemangel.“ „Aber nur für die Wirtschaft.“ „Bei Fachkräftemangel sinken doch die Löhne?“ „Wie bitte!?“ „Quatsch!“ „Aber…“ „Hören Sie nicht auf ihn, der ist durch.“ „Drogen?“ „So ähnlich, hat Trump die Hand geschüttelt.“ „Und wann steigen die Löhne?“ „Wenn es der Wirtschaft so schlecht geht, dass sie die Arbeiter von der Kündigung abhalten muss, bevor sie die rauswerfen können.“ „Doch Drogen.“ „Hm.“
„Aber irgendwas muss es doch geben!“ „Wir haben immer mehr Zucker in den Lebensmitteln.“ „Also haben die Leute Angst vor der Ampel auf der Schokolade?“ „Wir haben doch eine Ministerin, die das verhindert.“ „Den Zucker?“ „Die Ampel.“ „Das macht ja fast schon wieder Angst.“ „Aber nicht vor der Ampel, sondern davor, dass so was Ministerin werden kann.“ „Hehehe!“ „Könnte man nicht die gesamte Bundesregierung als Bedrohung für die Bürger betrachten?“ „Würde ich auch sagen.“ „Das klingt für mich äußerst logisch.“ „Hören Sie mal, wir können doch nicht den Menschen da draußen im Land sagen: Halli-Hallo, hier ist Ihre geliebte Bundesregierung, bitte haben Sie recht schön Angst vor uns.“ „Wieso denn nicht?“ „Ein Zauberer verrät doch auch nicht seine Tricks.“ „Auch wieder wahr.“
„Die Inflation ist doch in letzter Zeit ganz schön gestiegen.“ „Gegenüber dem letzten Monat war en es 0,8% weniger.“ „Kommen Sie mir doch hier nicht mit Fakten!“ „Außerdem ist das ja auch alles konjunkturell aufgeblasen, weil die Flüchtlinge im Moment so viel bekommen.“ „Also die Wirtschaft boomt wegen der Flüchtlinge?“ „Das ist ein ganz perfider Plan, der Islam legt es darauf an, dass die Wirtschaft sich überhitzt, und dann stürzen sie uns plötzlich in eine Rezession und…“ „Sie hatten Recht.“ „Drogen?“ „Drogen.“ „Dann stimmt das mit dem Fachkräftemangel aber wieder nicht.“ „Ich sagte doch, ich will hier keine Logik! Es geht um politische Erwägungen, da können wir uns keine abstrakten Gedankenspielereien leisten, das muss alles wahlkampftauglich sein! Was sich nicht in einen kurzen, prägnanten Satz verpacken lässt, wird nicht als Bedrohung verstanden!“ „Entschuldigen Sie, aber das sehe ich anders.“ „Wieso?“ „Wenn Sie einen Zusammenhang erst lang und breit erklären müssen, dann verlieren die Leute den Faden und empfinden das als diffuse Bedrohung, weil sie…“ „Ich hatte Ihnen schon gesagt, wie ich denke. Und dass Deutsche vor dem Klima keine Angst haben.“
„Krebs?“ „Hatten wir schon.“ „Muss ich wohl verpasst haben.“ „Er meint, wir müssen nur Angst haben, dass der Minister bleibt.“ „Meinetwegen soll er Minister bleiben.“ „Wieso?“ „Dann kann er woanders nichts falsch machen.“
„Herrgott, jetzt seien Sie doch mal ein bisschen kreativ! Denken Sie an Naturgewalten!“ „Erdbeben, Tsunami, solche Sachen?“ „Na also, geht doch!“ „Aber doch nicht in Deutschland!“ „Wann hatten wir denn hier den letzten Tsunami?“ „Zählen Orkane auch dazu?“ „Nein, das sind Sturmfluten.“ „Aha.“ „Und Erdstürze haben wir hier eigentlich nur in den Bergbaugebieten.“ „Bitte keine Hetze gegen den Braunkohle, wir brauchen die noch als Brückentechnologie.“ „Wobei die Brücken in Deutschland auch nicht mehr…“ „Danke, wir haben es verstanden.“ „Ich meine ja nur.“ „Ich auch!“
„Mit Tempolimit brauchen wir den Leuten wohl auch nicht zu kommen.“ „Naja, ist halt wie der Weihnachtsmann. Wenn man nicht an ihn glaubt, ist er auch nicht da.“ „Weltfremder Vergleich.“ „Wer hat denn mit den Spinnereien angefangen?“ „Jetzt lassen Sie doch mal diese sinnlosen Aggressionen weg.“ „Ah, jetzt habe ich’s: Terrorismus!“ „Wann war denn hier der letzte Terroranschlag?“ „Rechts oder links?“ „Das sind sowieso nur Einzeltaten, die kann man kaum als Bedrohung für die Nation bezeichnen.“ „Und das auf dem Weihnachtsmarkt?“ „Richtig!“ „Wir wollen ein kritisches Bewusstsein erzeugen, aber doch keine Hysterie.“ „Wo ist denn da der Unterschied?“ „Eine Hysterie kriegen Sie nur schnell aufgeblasen, aber nicht mehr beseitigt nach dem Wahlkampf.“ „Und wenn man die gar nicht beseitigen will?“ „So weit sind wir doch noch gar nicht.“ „Also wenn Sie jetzt mal bedenken, wie die Leute am Rad gedreht haben im Sommer, als es auf einmal kein Wasser mehr gab, als das Bier knapp wurde und sich die…“ „Ich hab’s!“ „Was?“ „Sommer! Wir machen das Gegenteil!“ „Mit Bier oder mit Wasser?“ „Quatsch, Schnee!“ „Jawoll!“ „Klasse!“ „Können Sie mir das mal erklären?“ „Mensch, ist doch klar: Verkehrschaos pur, ganze Städte von der Außenwelt abgeschnitten, keine Versorgung mehr, kein Benzin, die Züge fahren nicht mehr und die Straßen sind vereist.“ „Super!“ „Tolle Idee!“ „Gruselig!“ „Dann geben Sie das mal durch.“ „Hallo, Berlin? Wir können loslegen. Diesmal haben wir den Ernst der Lage erkannt.“
Satzspiegel