„So eine leicht getönte Tagescreme vielleicht.“ „Aber auf jeden Fall etwas für den Sommer.“ „Sowieso.“ „Können wir nicht zusätzlich einen Beitrag machen über Trendfarben?“ „Stimmt, das war auch in der letzten Kevin.“
„Wobei Kevin ja auch modelastiger ist als wir.“ „Wird aber gekauft.“ „Ich lese die aber auch wegen der Artikel.“ „Wir könnten den Teil über dekorative Kosmetik diesmal ein bisschen medizinischer halten.“ „Ich würde auch den Aspekt der Verbrauchersicherheit betonen.“ „Haben wir allerdings auch schon im Haushaltstipp.“ „Stimmt.“ „Manche Themen vertragen einen gewissen Fokus und sollten immer wieder in den…“ „Wir sind aber nun mal kein Verbrauchermagazin.“ „Stimmt auch wieder.“
„Jedenfalls haben wir den Modeteil diesmal sehr gut mit den anderen Ressorts abgestimmt, die Fotostrecke steht und wir haben das Go für den Titel.“ „Ich finde das nicht so toll, aber okay.“ „Was stört Sie denn daran?“ „Also ‚Socken und Sandalen – Sieben Super-Kombinationen für den Sommer‘, ich weiß ja nicht.“ „Das hatten die anderen so noch nie.“ „Fragen Sie sich mal, warum.“ „Sowieso.“ „Stört Sie die Produktplatzierung?“ „Also Männer und Schuhe – mehr Klischee geht ja wohl nicht.“ „Ich bitte Sie, wir bedienen einen funktionierenden Markt.“ „Aber deshalb muss man doch nicht über jedes Stöckchen springen und so einen Artikel derart prominent rausbringen.“ „Ich habe ja gleich gesagt, ‚Socken oder Kniestrümpfe?‘ aus der März-Ausgabe ist erst mal genug.“ „Das war ja auch in einem ganz anderen Ressort.“ „Als Alternative könnte ich mir mal was über Elektrowerkzeug vorstellen, ich habe da neulich einen Titel mit…“ „Sonst geht’s aber, Kollege?“
„Das ist Satire, oder?“ „Was verstehen Sie daran jetzt nicht?“ „Also bitte, das muss doch Satire sein.“ „Was stört Sie denn an dem Artikel?“ „Hallo? ‚Mein Bauch gehört mir‘, was soll das denn werden?“ „Wonach sieht es denn auch?“ „Jedenfalls sind die Fotos einfach, ich weiß nicht, schlimm.“ „Wir haben auch einen gesellschaftlichen Auftrag zu erfüllen.“ „Und deshalb diese Fotos?“ „Man hätte auch ein paar weniger nehmen können.“ „Sie verstehen das nicht, wir wollen in dieser Ausgabe mal einen Trend setzen und weg von den ewigen Abnehmtipps.“ „Sowieso.“ „Und hier, alle Gürtel aus dem Kleiderschrank verbannen, das macht doch jeder.“ „Ich finde das sehr gut an der Zielgruppe orientiert.“ „Aber genau das ist es ja, ich will das nicht in unserer Zeitschrift haben!“ „Das haben wir jetzt auch schon gemerkt.“ „Haben Sie ein Problem mit Körperbewusstsein?“ „Haben Sie ein Problem damit, dass diese Fotos…“ „Was sollen wir denn bringen? Eine Fotostrecke mit lauter Hungerhaken nimmt uns doch keiner mehr ab.“ „Aber das hier ist auch nicht typengerecht?“ „Typen!?“ „Sie sollten mal ein bisschen an Ihrer Wortwahl feilen, Herr Kollege. Sonst sehe ich hier wenig Möglichkeiten für eine erfolgreiche Zusammenarbeit.“
„Die Homestory haben wir aber gut integriert.“ „Der spielt bei Schalke, oder?“ „Ich habe den Text jetzt nicht präsent, kann aber gut sein.“ „Dabei würde sich das doch auch für einen Titel eignen.“ „Er wollte aber nicht aufs Cover.“ „Stimmt, er war in Balduin mit Urlaubstipps und will jetzt mal einen Gang zurückschalten.“ „Wenn wir das als Homestory machen, warum ist dann dies Bild mit der Hortensie ganz vorne?“ „Lesen Sie mal die Headline.“ „Ach so, verstehe. ‚Meine schönsten Klettergewächse‘, das deckt dann auch den Bereich Garten ab.“ „Plus Lifestyle, wir haben ja zusätzlich das Tofurezept drin.“ „Ich möchte mal wissen, ob sich das mit Ihren Bauchfotos verträgt.“ „Sie hängen nicht an Ihrem Job, stimmt’s?“
„Aber die Gymnastik im Fernsehsessel, das ist auch nicht neu.“ „Hier, Karl-Heinz vom August 2017.“ „Das war die langfristige Vorbereitung auf die Fußball-WM.“ „Ja, ich habe die CD aufgehoben.“ „Mit der Hintergrundmusik?“ „Die war gar nicht mal so übel.“ „Wir machen die immer an zum Fensterputzen.“ „Man kann auch gut die Terrasse dazu kärchern.“ „Das könnte man mal machen.“ „Ist aber eher ein Thema für den Winter.“ „Modisch aufbereitete Fotostrecke.“ „Zehn Jacken für die Gartenarbeit.“ „Plus Trainingsplan.“ „Gute Idee, ich spreche das mal beim Ressortleiter an.“ „Fehlt denn in dieser Nummer noch irgendwas?“ „Wir hatten noch nie etwas über Autos.“ „Wieso Autos?“ „Autos halt. Technik, Motoren, Modelle, Ölwechsel und den ganzen Kram.“ „Sie wissen aber schon, wo Sie hier sind?“
„Der Aufmacher ‚Die schönsten Biere fürs Wochenende‘ bleibt drin?“ „Ich finde den Text aber grauslig.“ „Zeigen Sie mal her. Au weh, ‚Ein Pils für Peter‘, das geht ja gar nicht.“ „Oder hier, ‚Weizen für Werner‘.“ „Wer hat sich den Schrott denn ausgedacht?“ „Der Praktikant hat sich wohl einen Scherz erlaubt.“ „Das hätte jedenfalls viel früher auffallen müssen.“ „Also ich finde das ja ganz lustig.“ „Lustig, aha.“ „Also das mit dem ‚Bier-Ernst‘, das ist doch tatsächlich…“ „Und Sie meinen, das geht in einer Zeitschrift von unserem Ruf?“ „Meine Güte, wir bringen doch genau denselben Mist wie Karl-Heinz oder die Kevin, da muss man sich doch über so einen Beitrag nicht großartig aufregen.“ „Doch, und wenn das Ihr Qualitätsanspruch an Journalismus sein sollte, dann gehen Sie besser zu einem Herrenmagazin.“
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