„Weg damit!“ „Aber Sie können doch nicht einfach so…“ „Doch.“ „Wie?“ „Kann ich. Wir haben uns mal an der Wirklichkeit orientiert.“ „Das gibt Ihnen aber noch nicht das Recht, ihn zu…“ „Doch.“
„Er hat doch gar nichts gemacht?“ „Eben. Von einem Bundesminister erwartet man, dass er sich wenigstens ganz grob seine Stellenbeschreibung zu Gemüte führt, und wenn nicht: Tschö mit ö.“ „Sie meinen, man kann jetzt jeden…“ „Nein, es muss sich schon um ein Dienstverhältnis innerhalb der ersten sechs Monate handeln.“ „Weil dann noch andere Regeln gelten?“ „Schauen Sie ab und zu mal ins Bürgerliche Gesetzbuch rein, dann merken Sie es.“ „Probezeit? Sie können doch die Arbeit eines Bundesministers nicht auf die…“ „Weil?“ „Es ist doch, man findet ja nicht immer die, die sich… also es ist ja so, bei der Besetzung muss man auch ein paar, also gewisse Rücksichten sind da erforderlich, dass äääh…“ „Damit nicht aus Versehen irgendwer ins Amt kommt, der sich durch überraschend auftretende Kompetenz auszeichnet?“ „Es wird doch meistens nach Parteiflügel gewählt.“ „Ah, ich verstehe.“ „Und manche Landesverbände sind auch nicht erfreut, wenn man sie übergeht.“ „Spannend, erzählen Sie mir mehr.“ „Das muss man an die Qualität der Bewerber natürlich gewisse Abstriche machen.“ „Und dann hat man irgendeine komplett verstrahlte Hackfresse aus Hessen an der Backe, die zu blöd ist, das Loch im Boden zu treffen?“ „Ja, das ist halt Berufsrisiko.“
„Egal, wir setzen das jetzt durch. Wer nach sechs Monaten…“ „Warum denn nach sechs Monaten?“ „Eigentlich sollte man das vorher schon wissen, aber irgendeine Frist braucht man ja.“ „Sind Sie sich da sicher?“ „Ob Sie einen Hausmeister einstellen oder eine Buchhalterin, das werden Sie früher oder später schon merken.“ „Und dann?“ „Ist die Reise um.“ „Nahmen wir doch mal einen ganz bekannten Fall, den Seehofer.“ „Den hätte man vor der Nominierung schon mit der Schrotflinte in die Wüste jagen sollen.“ „Aber einer musste es ja nun machen.“ „Warum hat man dazu keinen Blecheimer genommen?“ „Weil ein Blecheimer nicht so gut lachen kann?“ „Seehofer wird überbewertet. Aber davon abgesehen, wenn ein Bundesminister schon innerhalb der Probezeit alles tut, um die Koalition aus dem eigenen Lager heraus zu demolieren, was tut man dann?“ „Ein zielorientiertes Einzelgespräch mit ihm führen?“ „Sind Sie blöd?“ „Das müssen andere beurteilen.“
„Oder hier, diese Ackerschnepfe.“ „Klöckner?“ „Ich wollte mir diesen Namen eigentlich gar nicht erst merken, aber irgendwie kam es halt anders.“ „Die hat doch tolle Ideen.“ „Von einem Wald, der sich sofort aufforstet und plötzlich dreißig Jahre früher als erwartet Photosynthese betriebt.“ „Sie ist halt Theologin, da darf man immer nur die Hälfte von dem glauben, was sie so absondert.“ „Und selbst dafür brauchen Sie gefütterte Ökotüten mit biologisch abbaubarer Innenbeschichtung.“ „Sie hätten die gefeuert?“ „Sobald sie die Klappe aufreißt.“ „Das dauert dann ja nicht so lange.“ „Oder Spahn.“ „Verstehe, aber für den braucht man ja eine Schadensbegrenzungskommission.“ „Oder ein Flausensieb.“ „Gut, aber gerade da zeigt sich doch das Problem.“ „In wiefern?“ „Der Mann ist wie eine Unterhose, die guckt man sich alle zwei, drei Tage an und denkt: ach komm, geht noch.“ „Deshalb brauchen wir harte Kriterien. Wer mit seinem Ministeramt intellektuell überfordert ist, wird aussortiert.“
„Was ist denn, wenn einer nun partout auf Wiedereinstellung klagt?“ „Dann hat er eben Pech gehabt. Sie können das in der Probezeit nicht geltend machen.“ „Aber man muss das doch auch in der Partei kommunizieren.“ „Sie haben das Prinzip nicht ganz verstanden, richtig?“ „Aber irgendwo muss doch der Nachschub herkommen, oder?“ „Das ist bei einem Hausmeister auch so.“ „Und wenn es jetzt vermehrt Minister gibt, die sich nur einstellen lassen, damit sie direkt nach der Probezeit in der Industrie landen?“ „Denken Sie mal logisch nach.“ „Habe ich schon probiert. Hilft nichts.“ „Das hatte ich mir gedacht. Was braucht man für einen guten Job in der Industrie?“ „Kontakte?“ „Wie baut man die auf?“ „Durch lange Lobbyarbeit als Minister?“ „Was muss man dazu sein?“ „Minister?“ „Wie lange?“ „Ach so.“
„Stellen Sie sich das mal vor, Sie gehen in eine Pressekonferenz mit Kabinettsmitgliedern und haben kein einziges Mal den Wunsch, eine dieser Pappnasen mit dem Gesicht in die Tischecke zu drücken.“ „Das muss schön sein.“ „Und alle benehmen sich wie erwachsene, zurechnungsfähige Menschen.“ „Traumhaft!“ „Meinen Sie nicht auch, das müsste man mit etwas Disziplin hinkriegen?“ „Denken Sie an das Klimapaket?“ „An was!?“ „Naja, da muss ja jetzt jeder Minister regelmäßig nachweisen, dass ihm sein Aufgabenbereich nicht komplett aus dem Ruder gelaufen ist.“ „Weil er das sonst nicht mehr einholen kann?“ „Auch das. Auf jeden Fall muss er immer erzählen, wenn er seine Aufgaben nicht geschafft hat.“ „Mal langsam, er erzählt, dass er es wieder nicht auf die Kette gekriegt hat, und dann hat das für ganz, ganz böse keine Folgen.“ „Ist doch auch schon etwas.“ „Da fallen mir aber noch ganz andere Sachen ein.“ „So einer wie Scheuer?“ „Da brauchen Sie keine Probezeit.“ „Sondern?“ „Einen Türsteher.“
Satzspiegel