Schatzgräber

19 12 2019

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

ja, es ist wieder soweit. Die letzten Tage vor Weihnachten kommen heran, wir schmücken mit Lichtern und Gold das Heim und beschenken mit allerlei Gaben einander, auf dass Frieden sei auf Erden. Ein Engel, der singt’s und flüstert von der Spitze des Baumes, „Frieden“, und gemeinsam mit Zuckerkringeln und Lametta gibt alles in der Tanne ein festliches Ensemble, alles strahlt und wärmt die Herzen. Je nach klimatischer Neigung knackt der Schnee auf den Wegen einer leise wattierten Welt, oder aus grauschwarzen Wolken nieselt es auf eine trübe Landschaft. Hier und da ziehen sich in leiser Genervtheit die ersten zurück und gießen sich auf nüchternen Magen Punsch ein, damit der Schnaps es hinterher leichter hat, die angenehme Stimmung von Gleichgültigkeit zu erzeugen, in der alles, Baum und Engel, Kerzenschein und Krippe, zu einem Brei aus Klang und Farbe sich vermischt, in dem gejauchzet werden darf und auch frohlocket, vom Himmel hoch, und zwar der Einfachheit halber nicht nur denen, die guten Willens sind, weil sonst das Sortieren der anwesenden Personen wieder ewig dauert. Wer will das schon.

Wer diesen kleinen literarischen Salon bisher aufmerksam verfolgt hat, der weiß nun auch, was an diesem Tag kommt: eine letzte, weit ausholende Betrachtung aller vergangenen Dinge voller Milde und nur noch leicht beißendem Spott, vor allem eine getreue Aufzählung, was nun die Familie und die zahlreichen Gefährtinnen und Gefährten so treiben, die einem mehr oder weniger regelmäßig hier über den Weg laufen. Für dieses Jahr aber, da ich doch eine stärkere Erschöpfung verspüre als sonst, werde ich es kurz halten. Und die Familie samt den Freunden heraushalten. Sie feiern alle mehr oder weniger in süßem Jubel das Christfest, manche zu Hause und in trauter Gesellschaft, einer im Süden, eine im Osten, manche müssen arbeiten, anderen macht dies nichts aus, weil sie es sowieso tun würden – lassen wir sie feiern. Wenigstens in diesem Jahr sollen sie einmal unbehelligt sein, es gäbe auch kaum etwas zu berichten, höchstens von meinem alten Kameraden Gernulf Olzheimer, der ja nun bald auf sein großes Jubiläum zuschreibt. Er ist nicht recht entschlossen, was er abliefern soll. Aber es dauert ja auch noch ein paar Wochen, ihm wird sicher etwas einfallen.

Wobei wir beim nächsten Thema sind. Es ist bisweilen nicht einfach, täglich etwa eine Seite voll Text abzuliefern, und es wird beständig schwieriger. Früher habe ich die bewundert, die das Jahr für Jahr taten, heute bemitleide ich sie. natürlich gibt es auch Tage, an denen gäbe es so viel zu schreiben, dass eine Seite nicht ausreichen würde, an manchen wären auch mehrere Beiträge, von denen mancher etwas später schon wieder veraltet erschiene, weil man seinen Anlass der immer schneller wirbelnden Aufmerksamkeitszentrifuge entreißen müsste, die alles von sich schleudert, was nicht irgendwo mit Punkt und Komma in einer Spalte festgenagelt ist. Dazu wird es immer schwerer, noch einen halbwegs passenden Titel zu finden, der nicht seit Jahren besetzt ist. Vielleicht sollte ich dazu übergehen, die Bibliotheken nach brauchbarem Material für die Titel zu durchsuchen und dann erst die passenden Beiträge dazu zu schreiben. Man kann sich ja auch einen Anzug schneidern lassen, wenn man auf der Straße einen hübschen Knopf findet.

Doch was findet man nun auf der Straße? Man sollte es wohl besser auch da liegen lassen. Dass die internationale Politik hin und wieder intellektuell sonderbegabtes Personal nach vorne durchreicht, dürfte sich längst herumgesprochen haben. Dass die erste Reihe inzwischen nur noch aus kompetenzfrei gehaltenen Knalltüten besteht, macht die Arbeit des Satirikers nur dann einfacher, wenn man nicht an der Wirklichkeit zu leiden versteht. In allen anderen Fällen schaut man der Sache zu wie einer Art von Zirkusveranstaltung, die sie ja mittlerweile auch ist. Die Protagonisten führen etwas vor, das keinerlei Vernunft mehr voraussetzt oder erzeugt, es geht nur noch um die Darbietung eines möglichst schrillen Unterhaltungsprogramms. Das Regiment haben ein paar Clowns übernommen, pöbelnde Kraftprotze halten das Publikum in Schach, während sich die Jongleure und Zauberer, deren Gagen den Großteil der Einnahmen verschlingen, gegenseitig die Schau zu stehlen versuchen. Früher hatte es ab und zu noch Kunstreiter von Format gegeben, Seiltänzer oder Artisten in der Kuppel, die von einer Schaukel zur anderen schwangen. Heute würde sich keiner mehr dafür interessieren. Man hört nur noch das Gebrüll der Kraftmenschen.

Was man nun über die Gesellschaft schreiben könnte, in der wir uns nach wie vor befinden, macht gelegentlich Vergnügen, aber nur in beschränkter Hoffnung. Es ist nicht auszuschließen, dass die Deppendichte in der politischen Landschaft der Ausdruck eines gesellschaftlichen Niedergangs ist: wo nicht die klügsten Köpfe in die entscheidenden Positionen gehoben werden, sondern Durchschnitt sich tummelt, muss sich keiner wundern, wenn die Bevölkerung sich von Soziopathen repräsentieren lässt und ihrem kruden Gestammel applaudiert. Der Verstand hockt sicher irgendwo hinter einer Tür, die aus Versehen ins Schloss fiel. Die Politik geht davon aus, dass der Markt das regelt, wie er ja auch Umwelt- und Klimaschäden regeln wird – und das langfristig, allerdings nicht so, wie sie sich das vorgestellt hatten. Wie vertragen uns einstweilen und nehmen uns lieber die Zeit, eine Verbotskultur anzuprangern, in der wir uns permanent wie geistig zurechnungsfähige Menschen benehmen müssen, was uns übrigens als höchste Zumutung erscheint, wenn es uns von der intellektuellen Elite gesagt wird. Überhaupt ist diese Masse inzwischen derart verroht, dass sie ihre eigene Dummheit für ein Qualitätsmerkmal hält. Das mag als Erklärung eher einfach erscheinen, hält Ockhams Rasiermesser aber zweifelsfrei stand.

Irgendwann einmal, lang ist’s her, stand an dieser Stelle eine Klage über die Dummheit als größte Gefahr für die Zivilisation; inzwischen hat sie sich als die größte Gefahr für die Population herausgestellt. Erasmus hätte die Torheit nicht besser in seiner Zeit auftreten lassen können, denn sie hat seither fleißig auf ihrem Narrenschiff die ganze Welt befahren, alles kolonisiert und mit der immer gleichen Dummheit überzogen. Wissen gilt nicht mehr viel, wir verwechseln heute Information damit oder lassen es als zusammenhanglose Fetzen am Wegesrand zurück, während wir uns klüger schätzen als andere Völker, nur weil wir in einer anderen Kultur leben. Dummheit ebnet uns Wege, die in ein glückliches, abgestumpftes Leben führen. Vielleicht vergessen wir dabei ja, dass es uns früher einmal besser ging, als es noch ausreichend funktionsfähige Infrastruktur gab, soziale Mobilität und demokratische Prozesse. Jetzt haben wir ein Dutzend neuer Serien pro Woche, die wir bequem von zu Hause aus streamen können. Das nennen wir Freiheit, denn die Generationen vor uns kannten diese Art von Bequemlichkeit noch gar nicht.

Als eine Quintessenz dieser Freiheit erkennen wir, dass sie sich nur wirklich frei anfühlt, wenn wir damit das Leben der anderen beschneiden können, ohne es zu bemerken; und wir tun dies auch, ohne überhaupt den anderen zu bemerken, den wir damit einschränken, denn sonst würde uns dies Verhalten wohl über kurz oder lang zum Nachdenken bringen, was nicht unbedingt heißen muss, dass es auch unser Handeln verändert. Aber die Gefahr besteht, und das bedeutet für irgendjemanden weniger Umsatz. Diese Dummheit hat dazu geführt, dass wir die ganze Welt in Brand stecken – und dies ist mittlerweile nicht einmal mehr metaphorisch zu verstehen – für ein bisschen Gewinn, wohl wissend, dass wir unser Erbe niemandem mehr hinterlassen werden. In letzter Konsequenz deuten wir es um zur Freiheit, das bisschen Profit zu verschleudern, bevor wir es einer Generation zu vererben, die uns dafür kritisiert. Wir haben diesen Freiheitsbegriff nicht erfunden, wir haben ihn erlernt, wie man ein religiöses Dogma erlernt, noch eine Art von höherer Dummheit, die unser Denken in der Irrationalität zementiert, die wir durch die Aufklärung mühsam überwunden zu haben glaubten. Inzwischen halten wir sogar diese Irrationalität für einen Wert, der uns vor der Aufklärung schützt, weil uns die Pflicht zum Denken wie eine biblische Strafe vorkommt. In der Floskel vom christlichen Abendland, einem der schrägsten Sprachbilder, die uns das braunblau geprügelte gesunde Volksempfinden auftischt, zeigt sich die rabiate Abgrenzung gegenüber der Zukunft, die schon mit einer Gegenwart Probleme hat und sie gegen eine Vergangenheit austauschen will, die es faktisch nie gab. Aber was reden wir von Fakten.

Die Außenwelt wird gewaltsamer, und abgesehen von den immer häufiger auftretenden Kriegshandlungen – ein Anschlag auf eine Synagoge oder ein Flüchtlingswohnheim ist eine Kriegshandlung, was sonst? – sind es die täglichen Angriffe, die die freie Gesellschaft von ihrem faschistischen Dreckrand auszuhalten hat. Noch kann sich die Mehrheitsgesellschaft in sich selbst verstecken und wird verschont, sie muss sich nicht einmal empören, sie wird es danach nicht bemerkt haben, was um sie herum geschehen ist. Es war beim letzten Mal, es war immer schon so. Sie werden mindestens zu fünf Vierteln immer schon im Widerstand gewesen sein. Bis sie dann hinter vorgehaltener Hand sagen werden, sie hatten es ja eigentlich verdient, denn umsonst hasst man sie ja wohl nicht. Falls es ein Hinterher diesmal noch gibt, denn die Menschheit bringt sich gerade höchst elegant um die Ecke, und da sind wir dann bei der letzten Frage angekommen: warum eigentlich?

Für wen schreibt man als Satiriker, wenn nicht für eine Nachwelt, die mit aufgerissenen Augen die scharfsichtigen Kommentare einzuordnen versucht, die Geschichte nachzeichnen und vorwegnehmen? Es ist nicht einmal sicher, dass dieses literarische Konvolut irgendwann noch Leser haben wird – gut, irgendwann wird sich die Temperatur der Sonne erheblich verändern, dann ist es Essig mit Leben auf der Erde, aber bis dahin sollte es schon ein wenig Interesse für Prosatexte und Gebrauchslyrik geben. Andererseits ist der Nachruhm nicht eben leicht abzuschätzen, die Resonanz zu Lebzeiten dagegen recht verlässlich, zumal mit den heutigen technischen Möglichkeiten. Es bleibt nur irdischer Ruhm, den man leicht aus der Notwendigkeit des Sachzwangs zu ziehen bereit sein sollte. Mit jedem Beitrag, über den sich ein Feind von Freiheit und Demokratie ärgert – dass es darunter kaum Dumme geben dürfte, muss man dann wohl ausblenden – ist wieder Sinn geschaffen, und dass mit engagierter Literatur sogar Nobelpreise zu gewinnen sind, ist auch schon bewiesen.

Dass ich diese kathartische Erkenntnis dem guten Freund Gernulf Olzheimer verdanke, der mir oft die härtesten Brocken auf den Tisch schleudert, misanthropische Monolithe, aus denen ich eine freitägliche Erbauung lesen darf, das ist nach den langen Jahren eine dialektische Wirkung auf mich, der ihn einst für diese Kolumne gewonnen und ihn vor dem übrigen Spaltenfüllergewerbe gerettet hat, bevor er als ständig betrunkener Zeilenschinder in einer Primatenpostille Briefe an die Wutbürger hervorwürgt. So etwas hat er mir nun empfohlen, Goethes Schatzgräber gleich, und ich bin geneigt, es als einen vernünftigen Zwang zu sehen, mit dem sich die Eitelkeit des Schreibers zugleich befriedigen ließe.

Selbstverständlich werden auch diesem Jahr die Traditionen gepflegt. Am Festtag wird die Familie sich spät im Landgasthof versammeln und an der Tafel gespannt darauf warten, was sich Bruno, der Fürst Bückler, hat einfallen lassen, während Hansi, nachdem er die anderen Gäste mit Bedauern die jüngeren Weine empfohlen hat, noch ein paar Flaschen 1995-er Wupperburger Brüllaffe sowie das 1993-er Gurbesheimer Knarrtreppchen aus einer Nische ganz hinten im Kellergewölbe holt. Es wird in diesem Jahr vierhändigen Beethoven geben, mein Neffe wird mir etwas über Schleifenquanten erzählen (oder Quantenschleifen?), und ich werde nicken, ohne etwas zu verstehen. Dann wird es dunkel werden, ich werde wie immer den großen Kristallascher mit den Schnipseln befüllen, die sich auf, unter und neben dem Schreibtisch sowie in all seinen Schubladen befinden, und das ganze Zeug anzünden. Ich werde die Arbeit eines Jahrgangs noch einmal ordnen, ins Archiv einsortieren, die üblichen Statistiken dieses Jahres mit den anderen üblichen Statistiken der anderen Jahre vergleichen und wenig finden, was mich daran erfreut, weil es erhellend wäre – es bleibt ein Glücksspiel, wer etwas liest, und dazu ist es ja auch da. Wie in den letzten Jahren nehme ich mir nun einige Tage Weihnachtspause. Am Donnerstag, den 2. Januar 2020, geht es dann weiter. Wie bisher.

Allen Leserinnen und Lesern, die dies Blog fast oder fast ganz immer und regelmäßiger als unregelmäßig oder doch nur manchmal oder aus Versehen gelesen, kommentiert oder weiterempfohlen haben, danke ich für ihre Treue und Aufmerksamkeit und wünsche, je nach Gusto, ein fröhliches, turbulentes, besinnliches, heiteres, genüssliches, entspanntes, friedvolles und ansonsten schönes Weihnachtsfest, einen guten Rutsch und ein gesundes, glückliches Neues Jahr.

Beste Grüße und Aufwiederlesen

bee





CDU SA SS

18 12 2019

„… plane Seehofer die Zentralstelle zur Aufklärung rechtsextremistischer Umtriebe im öffentlichen Dienst gemeinsam mit dem Bundesamt für Verfassungsschutz, da hier verstärkt personelle Kompetenzen und Erfahrungen mit faschistischer Ideologie und…“

„… gebe es aus dem Innenministerium zum ersten Mal deutliche Anzeichen, dass die geplante Zusammenarbeit zwischen Polizei und Armee nicht weiter verfolgt werde. Behördensprecher hätten versichert, dass dies nichts damit zu tun habe, dass im Falle organisationsübergreifender Ermittlungen zu rechtsextremistischen Kräften auch eine gemeinsame…“

„… weiter an der Personalie Möritz festhalte. Stahlknecht habe den Verdacht, dass die Angriffe auf seinen Parteifreund eine in der jüdischen Presse entstandene Verleumdung seien, die als Boykotthetze auf den…“

„… werde sich der Verfassungsschutz ab sofort nur noch auf Landesebene mit rechten Strukturen beschäftigen. Dies verhindere eine Überschneidung der Kompetenzen mit dem BKA, das ab sofort wieder eigene Akten anlegen, führen und vernichten könne, um sich im Falle eines Terroranschlags auf dem…“

„… mehr demokratisch eingestellte Kämpfer für Frieden und Freiheit braucht. Stahlknecht weise in diesem Zusammenhang darauf hin, dass es in Sachsen-Anhalt signifikant weniger Invasoren mit negroiden Rassemerkmalen gebe, seitdem die national aufgestellte…“

„… diskutiert werde, ob die Zentralstelle für Rechtsextremismus im Ressort Sachsen (SS) oder Sachsen-Anhalt (SA) eingerichtet werden solle. Seehofer halte einen Standort im Osten aus Gründen der Kompetenz für eine…“

„… auch aus anderen Ministerien Unterstützung erhalten werde. Die bisher für Exit und den VVN-BdA bereitgestellten Gelder könnten nun direkt in den Verfassungsschutz fließen, um die Beobachtung der aktuell rasch anwachsenden nationalsozialistischen Gruppen in einer sofortigen…“

„… dass die Zentralstelle im Osten auch aus logistischen Gründen eine bessere operative Abwicklung gewährleisten könne. Da mit rechten Anschlägen eher in den neuen Bundesländern gerechnet werden müsse, könne ein schnelles Erscheinen vor Ort für mehr…“

„… es auch in anderen Bundesländern ein paar zehntausend Einzelfälle gebe. Rechtsextremistisch motivierte Straftaten seien Teil der Alltagskultur im Osten, daher fordere der sächsische Landesverband ein Ende der Stigmatisierung durch die…“

„… und für etwa 12.000 Rechtsextremisten mit genereller Gewaltbereitschaft zuständig sei. Diese alle in die Bundeswehr zu integrieren sei jedoch auch für ein gemeinsames Bündnis aus BKA, Werte-Union und…“

„… dass die Hälfte der politisch motivierten Gewalttaten von Rechtsextremisten verübt würden. Dies bedeute für Stahlknecht zwingend, dass die andere Hälfte der Gewalttaten von Linken und Linksextremisten verübt werden müssten, was eine noch viel größere Gefahr für die nationale…“

„… seien 600 neue Stellen bewilligt worden. Diese könne Seehofer zwar nicht besetzen, er kenne auch keine Anforderungsprofile, sei aber durchaus zuversichtlich, dass sich bis 2050 ein möglichst klimaneutraler Abbau des Extremismus im…“

„… gelte nur eine Verurteilung wegen der Straftatbestände Mord, Totschlag und Brandstiftung als Ausschlusskriterium, außerdem dürfe die Tat nicht nach Jugendstrafrecht verurteilt worden sein. Man wolle zusätzlich jede verbüßte Haftstrafe aus der Bewertung herausnehmen, um die politischen Strukturen der Christdemokraten nicht durch eine bewusst resozialisierungsfeindliche…“

„… würden die ostdeutschen Landesverbände der Union einer Mitarbeit in der Zentralstelle nur dann zustimmen, wenn sie gezielt linksextreme und antifaschistische Verbrechen wie das Aufbringen von Aufklebern, das Abreißen von Hakenkreuzen in Privatbesitz oder andere Gewalttaten, die als Angriff auf die nationale Ehre des…“

„… setze die Zentralstelle zunächst auf maximale Transparenz. Seehofer begrüße es, wenn die vom Verein Uniter erstellten Listen mit Adressen von Volksverrätern auch in den Landesämtern für Verfassungsschutz untersucht und abgeglichen würden, um herauszufinden, ob die dort genannten Anschlagsziele in der bisherigen Sicherheitsarchitektur der polizeilichen…“

„… sich die beiden Landesverbände zum Gesamtverbandverband CDU SA SS zusammenschlössen, um einen Austausch von Mitarbeitern und Daten für die Bekämpfung antifaschistischer Straftaten im öffentlichen…“

„… da sich die Personalsituation nochmals erheblich zuspitzen werde. Falls Seehofer plane, sämtliche Bundes- und Landesministerien der regierenden Sicherheitsbehörden auf die politische Gesinnung ihrer Mitarbeiter zu prüfen, werde es zu einem völligen Stillstand in der…“

„… schlage die kommissarische Leiterin der Zentralstelle vor, rechte Behördenmitarbeiter ins Bundesamt für Migration und Flüchtlinge zu versetzen, um wenigstens diesmal die beschleunigte Abschiebung von bis zu 69 Personen an einem…“

„… eine weitere Privatisierung der deutschen Sicherheitsbehörden befürworte. Maaßen habe ein kostenneutrales Strategiepapier vorgelegt, das eine Überführung des Verfassungsschutzes bis 2021 in marktorientierte Trägerschaft vorsehe und damit jede Verpflichtung zu Entnazifizierungsmaßnahmen vom öffentlichen Dienst als…“

„… den Straftatbestand der Holocaustleugnung aus dem deutschen Strafrecht entfernen müsse. Stahlknecht sehe eine von einzelnen Juden immer wieder befeuerte Debatte, die nur zum Ziel habe, die nationalen Interessen des deutschen Volkes mit ihrer zersetzenden…“

„… als Sonderberater der Zentralstelle im Amt bestätigen könne. Seehofer werde Maaßen sofort in seiner Dienststelle mit den erforderlichen…“





Schadensbegrenzung

17 12 2019

„Glüh… Glühwas? Glühwein? Da sind wir nicht zuständig. Weihnachtsmärkte macht eigentlich das Wirtschaftsministerium, und die drogenbedingten Ausfälle sind beim Kollegen Scheuer. Ach so, Sie meinten Glyphosat? Ja, wir wissen ganz genau nicht, was das ist.

Das war hier ein Mehrgenerationenproblem. Klöckner vertritt noch immer das klassische Bild, dass man als Frau wartet, bis der Vorgesetze des Vorgesetzen des Vorgesetzen des Vorgesetzen des… wenn ich jetzt weitermache, sitzen wir in zwei Jahren noch hier, und nichts hat sich geändert. Wenn ich es lasse, ändert sich nichts, aber sie hat in zwei Jahren wenigstens noch ihren Job und muss nicht Generalsekretärin werden wie die anderen Bildungsversager in ihrem Laden. Wir müssen die beschäftigen, damit sie die Fresse hält. Wenn Sie mal richtiges Fachpersonal sehen wollen, dann kann ich Ihnen einen Besuch in unserem Bereich für Schadensbegrenzung empfehlen.

Der hier zum Beispiel, der hat zehn Jahre lang in der SPD gearbeitet. Dann wurde er plötzlich abgelöst, und auf einmal kam in der Presse auf, dass die für Hartz IV verantwortlich waren. Das hatte ja vorher keinen interessiert, auch wenn es genug Beweismaterial gegeben haben soll – wir interessieren uns ja nicht so dafür, wir interpretieren immer nur die Wahlergebnisse, also für uns passt es irgendwie immer. Dann wollte Klöckner neulich mal eine Pressekonferenz abhalten, es ging da um Knusperflockenmüsli und die regierungsseitige Bestätigung, dass der Hersteller freiwillig darauf verzichtet hat, keine illegalen Bestandteile in sein Zeug zu mischen. Das sind so Sachen, die man in der Bundespressekonferenz einfach nicht macht.

Wir hatten kürzlich mal eine Nachfrage zur Lebensmittelampel, das war jetzt etwas peinlich. Klöckner hätte das zwar beantworten müssen, aber sie wusste nicht mehr, von welchem Hersteller sie die Produktproben bekommen hatte. Aus Gründen der Wettbewerbsneutralität sind die Verpackungen immer neutral gehalten, da weiß man dann vorher nie, ob Marmelade drin ist oder Champagner. Für den Verbraucherschutz muss man halt auch mal das eine oder andere Opfer bringen, das bringt die Position so mit sich.

Wir sind ja inzwischen froh, wenn Greta sich im Zug den Arsch platt sitzt, das erspart uns elendige Diskussionen mit Bürgern, die mehr von ihrem Handwerk verstehen als Klöckner. Wenn hier einmal ein Diplomphysiker auf der Matte stünde, ich sage es Ihnen – unsere Türsteher hätten am nächsten Tag einen Hausmeisterjob bei der AfD! Das lassen wir einfach nicht zu, und damit sind wir als Regierungspartei bis auf weiteres alternativlos die erste Wahl, weil wir anderen bis auf gewisse Kompetenzgebiete überlegen sind.

Das Bewerbungsschreiben für diesen Konzern ist noch nicht fertig, wir brauchen noch ein paar Arbeitsproben. Deshalb mussten wir neulich diesen Werbespot mit der Schokomilch durchgehen lassen, auch wenn das grenzwertig war. Der Hersteller wollte unbedingt, dass sie bar bezahlt wird, damit das nicht durch die Parteienfinanzierung läuft – wenn das durch die Schweiz geht, kriegt man da auch Ärger, das wissen wir inzwischen – und wir konnten es ja schlecht privat abrechnen, also haben wir uns auf Aktien geeinigt. Jetzt kann sie ja schlecht mit Absicht den Aktienkurs abschmieren lassen, das würde ja Millionenwerte vernichten, vor allem bei den wirtschaftlich wichtigen Leuten, die unsere Partei sonst finanzieren, aber sie darf auch nicht zu schnell Gesetze, die im Auftrag dieses Konzerns… –

Dann hatten wir hier natürlich noch ein Problem mit dem Glyphodings, Glyphosat, ich weiß nicht mehr, wie das hieß. Wir wollten das verbieten, aber die rechtlichen Vorgaben waren so eindeutig nur für die EU bestimmt, dass das nur andere Länder einschränken konnten, und davon auch nur die Franzosen, weil sie von uns wussten, dass die Genehmigung in Deutschland auch ausläuft. Da kann man mit Blut und Boden argumentieren, aber das würde ja heißen, dass hier einer nur an die EU denkt und nicht an die deutsche Wirtschaft. So kurz vor Weihnachten, wollen Sie da den nationalen Sonderweg austesten?

Wenn wir jetzt die Erzeuger einschränken, die die Rohstoffe für unsere Produkte, mit denen wir auf dem Aktienmarkt – oder andersherum, wir können ja nicht die Kontinuität der Agrarpolitik, die mit der Parteienfinanzierung der, ich möchte mal sagen, wichtigen und… – Jedenfalls profitieren wir von der stabilen Landwirtschaft, die keine großen Verluste hat, die sie an die Verbraucher weitergeben kann, und die wird im Gegensatz die Unterstützung aus der Politik, die auch gleichzeitig im Sinne einer stabilen… –

Jedenfalls hat man ihr bisher nichts nachweisen können, das wollen wir mal festhalten. Gut, so viel hat sie bisher nicht gemacht, aber wir sind ja auch noch nicht fertig. Und unsere Schadensbegrenzung arbeitet wirklich gut, denn sonst hätten Sie es schon gemerkt. Glauben Sie es mir. Das kommt von oben. Von ganz oben. Wenn die nicht ihre Finger im Spiel hätten, was meinen Sie, dann würden die alle irgendwann als Kanzlerkandidaten drohen. Klöckner, Spahn, alle. Und jetzt fragen Sie uns noch mal, ob wir den Laden hier im Griff haben.“





Looking for Freedom

16 12 2019

„… in diesem Jahr im gesamten Berliner Stadtgebiet private Silvesterfeuerwerke untersagt würden. Das ursprünglich nur für Schöneberg geplante Verbot sei aus Sicherheitsgründen im…“

„… ein Zeichen von linksfaschistischem Terror sei, mit dem ganz Deutschland gleichgeschaltet werden solle. Offenbar plane die links-links-linke Regierung des Bundeshauptgulags demnächst ein Verbot, CO₂ auszuatmen. Lindner werde die…“

„… lasse die Landes-CDU die Begründung, es komme in der Folge von Feuerwerken immer wieder zu gewalttätigen Auseinandersetzungen, nicht gelten. Es sei eine gefährliche Entfernung von rechtsstaatlichen Normen, wenn man Straftaten bereits vor ihrer Entstehung mit politischen…“

„… müsse der Markt den Umgang mit den Feuerwerkskörpern regeln. Kubicki sei der Ansicht, dass Atemwegserkrankungen allein nicht zum Verzicht auf Feuerwerk führen dürften, da man sonst auch ein Verbot von Zigaretten und…“

„… Demonstrationen angekündigt hätten. Die AfD werde auf dem Pariser Platz eine Kundgebung abhalten, die das Recht des deutschen Volkes, jederzeit mit Sprengkörpern seine Meinung zu äußern, in den…“

„… einen erheblichen Rückgang der Leistungen sehe. Spahn beklage, dass ausbleibende Unfälle durch Böller, insbesondere bei Jugendlichen und Heranwachsenden, zu geringeren Einsätzen in den Kliniken im Berliner Umland führen würden. Dies bedeute aber auch eine Verringerung des BIP, da die notfallmedizinischen Einsätze eine sehr…“

„… zutreffe, dass durch den unsachgemäßen Gebrauch mit Feuerwerksartikeln viele schwere Verletzungen herbeigeführt würden. Seehofer schlage daher vor, dass man ab jetzt nur noch den sachgemäßen Gebrauch dieser Knallkörper zulasse, um so eine möglichst grundrechtsschonende…“

„… führe der Nichtverkauf von Feuerwerk im Berliner Einzelhandel zu Millionenverlusten. Die Landes-FDP werde mit einer Demonstration auf dem Potsdamer Platz dafür eintreten, dass die Wirtschaft alles verkaufen dürfe, was die Liberalen für richtig und…“

„… mit einer knappen Mehrheit von 53% bejaht hätten. Forsa habe zwar mit der Formulierung Ich lasse es zu, dass diese durchgeknallten Ökospinner dem Bürger zum Jahresende noch mal so richtig aufs Maul geben, nachdem sie sich wieder ein Jahr lang von unseren Steuermillionen den Arbeiterverräter-Fettarsch vollgestopft haben eine etwas subjektive…“

„… es zutreffe, dass im vergangenen Jahr ein Löschfahrzeug der Feuerwehr mit einer Rakete beschossen worden sei. Dies sei jedoch zufällig am Silvesterabend geschehen, Seehofer könne keinen ursächlichen Zusammenhang mit dem…“

„… habe die FDP eine Live-Show mit David Hasselhoff angekündigt. Man werde das gesamte Berliner Stadtgebiet beschallen und daher frühzeitig mit dem Aufbau einer…“

„… könne Spahn sich vorstellen, durch schnelle Integration und Sofortkurse mehrere tausend Asylbewerber als Pflegepersonal zu gewinnen, das erstmals in der Nacht des Jahreswechsels auf die medizinischen Erfordernisse eines…“

„… eine Militärparade vor dem Brandenburger Tor abhalten werde. Gauland werde nach einer mitternächtlichen Rede über Ruhm und Ehre der Reichswehr den Befehl geben, die Innenstadt mit Bomben und Granaten zu…“

„… habe eine neuerliche Messung ergeben, dass der Schadstoffausstoß von Diesel-SUVs noch viel höher als bisher angenommen sei. Kubicki sehe daher keine Veranlassung, ausgerechnet das an einem Tag stattfindende Feuerwerk zu verbieten, wenn man auf der anderen Seite weiter Kraftwagen durch den…“

„… werde der Verband der pyrotechnischen Industrie gerichtlich gegen sämtliche Kommunen vorgehen, die ein generelles Verbot von privatem Feuerwerk durchsetzen würden. Das Vorgehen der Politik erinnere an das Deutsche Reich, das mit Pogromen und…“

„… erstaunlich gelassen aufgenommen hätten. Die großen Discounterketten seien im Berliner Raum immer noch in der Gewinnzone, außerdem würde erfahrungsgemäß mehr Geld für Alkoholika ausgegeben, was unter dem Strich wieder als…“

„… habe die CDU bisher immer strikte Verbote statt einer Deeskalationsstrategie für das einzig richtige Vorgehen gehalten. Da der 31. Dezember aber traditionell als Gegenteiltag bekannt sei, müsse man auf eine solche Maßnahme nun verzichten, da sie in der Mehrheit nur unbescholtene Bürger in ihren Rechten einschränke, statt den eigentlichen Verursachern von Gewalt und Chaos eine…“

„… auch Kinder nicht mehr so häufig mit pyrotechnischen Artikeln aufgegriffen würden, was zu einer Verfälschung der Kriminalitätsstatistik in Berlin führen würde. Gauland prangere an, dass Deutschland nicht mehr ausreichend als unsicher und von schwerster Kriminalität gezeichnet in den Medien dargestellt werden könne, wenn sogar die Polizei durch derartige…“

„… bei der Probe mit fünf Lautsprechertürmen zu einem Zwischenfall gekommen sei. Lindner habe sein Mikrofon in die Nähe einer Monitorbox gehalten, worauf eine Rückkoppelung entstanden sei. Die komplett entglasten Gebäude, von denen allein der BahnTower innerhalb von nur wenigen Sekunden eine…“





Wissen ist nicht Macht

15 12 2019

Wenn alle voneinander alles wüssten –
das sagt, wer sich für ein Gewissen hält,
nicht nur für sich, gleich für die ganze Welt –
es würde keiner lügen und sich brüsten.

In seiner Kleinheit denkt er, er wird wissen,
was einen ängstigt und den andern lähmt,
damit er sie in ihrer Größe zähmt.
Wie wird er sie in Wirklichkeit vermissen.





In fünf Zeilen um die Welt. Limericks (CDLXXIII)

14 12 2019

Im Wald, da stieß Brian aus Tyler
auf einen recht stattlichen Keiler.
Es endet dramatisch,
denn homöopathisch
versucht er’s zu richten beim Heiler.

Es störte sich Raymond in Renton
an Lackflecken. Die permanenten,
die ganz fürchterlichen,
die waren verblichen,
wo Hamster auf seinem Truck pennten.

Doug, Straßenbahnfahrer aus Moore,
fährt just mit der Tram nun zur Kur,
denn dies war, ganz ehrlich,
auf Dauer gefährlich.
Er war ständig neben der Spur.

Es legt sich Jim in Lafayette
stets sehr gepflegt abends ins Bett
mit Hemd und Krawatte,
wie er es gern hatte.
Er träumt, wie man sagt, sehr adrett.

Schon morgens geht Harvey in Allen
zum Wald, um dort Bäume zu fällen.
Dort hackt er bis viere,
dann geht’s zum Quartiere.
Er arbeitet auch nur im Hellen.

Ein Los gewann Leslie in Snyder,
doch das war zur Hälfte, ja leider!
der Frau, die fortrannte,
so dass er’s verbrannte.
So gab’s nichts, zu Ungunsten beider.

Gar schläfrig war Aaron in Meeker,
und also zum Heuboden stieg er.
Doch nicht bei dem Bauern,
der pflegte zu lauern
und nutzte die Gabel als Pieker.





Gernulf Olzheimer kommentiert (CDXCIV): Angstsprache

13 12 2019
Gernulf Olzheimer

Gernulf Olzheimer

Mein Name ist Gernulf Olzheimer und dies ist das Weblog aus dem Land der Bekloppten und Bescheuerten.

So oft hatte Uga das große grüne Felltier noch nicht gesehen, eigentlich noch nie, doch das machte nichts, denn keiner außer ihm wusste, dass es gar nicht existierte. Dieser kommunikative Vorsprung, dem Rest der Sippe mit einem bösartigen Räuber in den Ohren zu liegen, den es nicht einmal gab, hatte bereits seinem Erzeuger die Herrschaft über alles gesichert, was in der Mehrfamilienhöhle zwischen Zeugung und Hintritt herumlief. Zur Gründung der Dynastie blieben noch ein paar Generationen, die zur strukturellen Unterdrückung perfekt geeignete Religion war noch nicht hinreichend differenziert im kollektiven Bewusstsein verankert, also musste die Mär von der reißenden Bestie immer und immer wieder in die Schädel geschwiemelt werden, damit sie alle, die es hätten besser wissen können, für die reine Wahrheit hielten. Bis auf die, die sich das Motiv von Mund zu Ohr zuflüsterten, um das Volk unter der Knute zu halten, schmückte alles sich in der eigenen Angst die Bedrohung aus und tänzelte selbständig an der Wahngrenze umher.

Nichts wirkt so suggestiv auf den unteren Dreckrand der Gesellschaft wie die Vorstellung, in die Ecke getrieben zu sein durch multiple Furcht vor dem Altbösen. Die diffuse Gefahr durch alles Fremde, das nur deshalb da ist, weil man es eben nicht nachweisen kann – im Zweifel wird es von der ebenso schröcklichen Mehrheit verleugnet – sichert jener aufrechten Heldenrasse stets den Grund, sich kurz vor dem Schlafengehen noch einmal einzunässen, weil der Untergang unmittelbar bevorsteht. So wird aus der Wanderung von je zwei Lummerländern pro tausend Einwohnern die schleichende Lummerlandisierung der Herrenrasse, die mathematisch schon in wenigen Milliarden Jahren den kompletten Austausch des Erbguts von versaubeutelten Maden nach sich zöge. Wer sich da nicht die Nägel bis zum Ellenbogen abkaut, wird völlig zurecht als Verräter gebrandmarkt.

Allenthalben quarrt dies degenerierte Geschiss von der Herrschaft des Unrechts, als wäre dies Land, in dem jedes Gesichtsübungsfeld seine Austrittsöffnung aufreißen und nach Belieben verbales Granulat unter sich lassen darf, längst eine Diktatur; wäre sie es, die Diktatoren hätten dieses glitschige Geschmeiß längst in organische Ruhe überführt, statt sich das feucht-völkische Gerülpse noch länger anzuhören. Die aber erbechen nach wie vor okkulte Drohbotschaften über den Schmodder der verhetzten Zufallsgeburten in den Grenzen eines angeblich nicht mehr existierenden Staates und suhlen sich im Opfermythos, den es ohne die Waschweiber mit Braunanstrich gar nicht gäbe.

Offensichtlich fehlt dem dümmlichen Gefasel der Stumpfklumpen noch immer die Konsistenz, mit der eine Endzeitsekte aus ihren Mitläufern mehr herausholt als den brennenden Wunsch nach konsequenter Schnellverdeppung. So müssen auch hier Chimären her, Umvolkung, Volkstod, das Versinken in Gewalt, die man leider nicht selbst verursachen konnte. So muss auch hier das billige Märchen immer und immer wieder vorgegreint werden, damit es noch die Beklopptesten glauben, die sich partout nicht fürchten wollen vor einer auf niedermolekularer Ebene so gut wie unbeweglichen Gegenwart, die ihre näherungsweise überflüssige Existenz idealtypisch widerspiegelt. Ihnen fehlt die geistige Leistung, sich angegriffen zu fühlen, also muss man es ihnen in den Frontallappen meißeln, damit der Blutdruck messbar steigt und sie sich für Führer, Dings und Bums eins auf die Fresse hauen und im Trommelfeuer zu Mobmarmelade ballern lassen. Weil irgendein arbeitsscheuer Soziopath sie für seine Profilneurose braucht.

Müßig, dass ausgerechnet das Müllbeutelimitat, das sich zur Weltherrschaft aufschwingen will, nicht viel mehr zu bieten hat als ausgekaute Phrasen und Patentrezepte wie den Plan, zwei Drittel der Bevölkerung zu entsorgen, wenn sie sich der Rettung durch diese Trivialkoholiker widersetzen sollten. Kein Sturm bricht los, die Mehrheit fasst sich angesichts dieser klinischen Doofheit höchstens an den Kopf. Seit der Zeit der primitiven Stammesgesellschaften, in der die braunen Nappel verharren, haben sich die Aufgeklärten vermehrt durchgesetzt und glauben nicht mehr an jede Kasperade weichlicher Heulbojen, die peinlich mit ihrem Plastearmageddon herumwedelt, weil ihnen keine eigene Götterdämmerung einfällt.

Wobei ja nichts gegen Angst spricht. Es wäre wohl durchaus legitim, würde man dem Pack alttestamentarische Strafen in Aussicht stellen dafür, dass sie mit ihrem Geweimer jedem geistig gesunden Endrundenteilnehmer auf die Plomben gehen, während sie Tod und Verderben höchstens ankündigen, aber nicht liefern können. Warum sollte sich eine ganze Gesellschaft in deren Hosen machen? Leichter wäre es, das ganze Kartell des organisierten Lügens aus den Fugen zu kratzen. Das bisschen Gejammer halten wir aus. Dem Teufel ist es gleich.





Besenbinder

12 12 2019

„… die deutschen Printmedien retten müsse. Dies könne nur durch eine Subvention der Löhne von prekär beschäftigten Zustellern erfolgen, die bisher noch als Minijobber oder im…“

„… sich auch die Bundesagentur für eine Ausweitung der beruflichen Einsatzmöglichkeiten erwerbsloser Personen interessiere. Man könne die informelle Wiedereinführung von Sanktionen am besten durch die Weigerung erzielen, sich für die nicht mehr unterstützten Berufsbilder der…“

„… wolle sich die Gewerkschaft der deutschen Postkutschenbauer in Potsdam gründen. Zum Programm der Vereinigung gehöre die Forderung, E-Mail in Deutschland zu verbieten, um eine Chancengleichheit mit den Postkutschen zu…“

„… der Hufschmied aus der Geschichte des deutschen Verkehrswesens nicht habe weggedacht werden können. Scheuer wolle mit Mitteln des Bundes eine zunächst auf Bayern beschränkte Förderung des…“

„… gehöre zum Zeitungswesen unbedingt auch die Ausbildung im Bleisatz. Angesichts der immer konservativer werdenden Presselandschaft wolle Springer eine Umstellung auf das traditionelle Satzverfahren schnellstmöglich wieder einführen, um eine Erhöhung der Zeitungspreise in den…“

„… es den Postkutschenbauern nicht um eine Verbotskultur gehe. Ihr Ehrenvorsitzender Lindner habe berichtet, dass er bereits in der Schlange am Postamt den Eindruck gewonnen habe, dass dort nur noch fremdrassiges Gesindel ohne die…“

„… dass die nationale Ausbildungsstätte in Freilassing oder Würzburg angesiedelt werden solle. Zur Hufschmiedfortbildung, zu der ein Abschluss in Rechtswissenschaft oder eine durch das Parteibuch nachweisbare Mitgliedschaft in der CSU Voraussetzung sei, wolle man eine große alte Tradition des nationalen…“

„… innovative Produkte fertigen und damit einen Premiummarkt beschicken könne. Altmaier sehe die Schreibmaschine, die als nachhaltige Weiterentwicklung des Computertastatur in keinem bürgerlichen Haushalt fehlen dürfe, als eine in der deutschen Wirtschaft absolut unverzichtbare…“

„… jedem Hufschmied ein monatliches Gehalt von 8.500 Euro zahlen wolle. Es sei dabei nicht erheblich, dass der Hufschmied tatsächlich auch handwerklich tätig sei, was man angesichts der rein theoretischen Ausbildung bei ihm auch nicht…“

„… fördere das Bundeswirtschaftsministerium die Schreibmaschine vor allem im Business. Im Gegensatz zur neumodischen EDV sei das Gerät energiesparend, führe weder zu Datenverlusten noch zu Systemabstürzen und sei daher unbedingt als Lösung für die vielseitigen…“

„… habe Merz Sympathie dafür bekundet, gemeinsam mit der AfD ein Gesetz zu schaffen, das es kommunalen Anbietern erlaube, reichsdeutsche Dienstleistungen in Anspruch zu nehmen. Es müsse dazu sichergestellt werden, dass reinblütig deutsche Absender an reinblütig deutsche Empfänger Briefe mit reinblütig deutschem…“

„… als nationale Strategie betrachtet würden. Hufschmiede als Alleinstellungsmerkmal der deutschen Wirtschaft könnten für Kramp-Karrenbauer eine wichtige Rolle in der EU spielen, wenn es um die Durchsetzung von Alleingängen in der Rüstungsindustrie, beim Sozialabbau und im…“

„… es gar nicht um die Einsatzmöglichkeit von Postkutschen gehe. Selbst bei einer Weigerung der Zustellkonzerne, Pferdekutschen im Zustellbetrieb einzusetzen, beharre die Gewerkschaft auf der Notwendigkeit von Zahlungen in Höhe von…“

„… wegen des großen Andrangs gestoppt werden müsse. Es gebe zunächst nur zehn Stellen als Hufschmied, die an verdiente Parteifreunde vergeben würden, von denen eine Position des Oberhufschmiedemeisters mit einem Jahresgehalt von etwa…“

„… das deutsche Besenbinderwesen nicht ohne eine Regulierungsbehörde arbeiten könne. Die aus Osteuropa zuwandernden Fachkräfte seien zwar handwerklich viel geschickter, fänden aber keine Akzeptanz bei besorgten Bürgern, die sie lieber für die schlechte Qualität deutscher Industriebesen verantwortlich machen wollten und von ihnen erwarten würden, dass sie sich in der sozialen Hängematte ausruhen würden, um den Protesten eine nachvollziehbare Motivation zu…“

„… die gesetzlichen Rahmenbedingungen schaffen solle, dass Zeitungen auch heute noch zwingend mit einem Fernschreiber ausgerüstet sein müssten. Allein in Deutschland gebe es bis zu 500 Fachkräfte, die noch in der Lage seien, ihre Rente durch die Reparatur dieser Apparate mit einem…“

„… dass ein Patent für eine elektrische Kutsche unter allen Umständen untersagt werden müsse. Das mit Strom betriebene Gefährt brauche sicher Windräder oder ähnliche gefährliche Geräte, die die Sicherheit der Bürger durch Gefahren gefährden würden. Nur die Rückkehr zur Originalkutsche sei ein für die Wirtschaft und die christliche Kultur einigermaßen vertretbares…“





Zwischen den Fronten

11 12 2019

„Wir wussten es ja nicht besser.“ „Wirklich nicht.“ „Das hätte auch keiner ahnen können.“ „Wenn einer das gewusst hätte, dann hätten wir natürlich alles anders machen können.“ „Aber wir wussten es ja nicht.“

„Das war so eine Entwicklung, die wir nicht vorhersehen konnten.“ „Vermutlich hätten wir sonst viel früher reagiert.“ „Sie waren damals noch nicht in irgendeiner Regierung.“ „Und das die anderen Parteien ernst machen könnten mit einem Bündnis, das hielten wir für sehr unwahrscheinlich.“ „Weil wir das schon so lange gehört hatten.“ „Irgendwann fängt man natürlich auch an, das zu glauben.“ „Weil man meint, man würde die anderen Parteien schon lange genug kennen.“ „Aber das ist meist relativ.“ „Und dann weiß man ja auch nicht, ob die immer die Wahrheit sagen.“ „Weil man plötzlich merkt, dass es in der Politik oft nur um Macht geht.“ „Und um Geld.“ „Das weiß man ja auch nicht immer.“

„Viele von uns dachten, die meinen es gar nicht so.“ „Wenn man uns als Lügenpresse bezeichnet, dann setzt man sich doch nicht in unsere Sendungen und verbreitet noch Lügen.“ „Und dass die uns abschaffen wollen, das haben wir nicht ernst genommen.“ „Sonst hätten die sich doch nicht so bereitwillig in unsere Sendungen gesetzt und noch Lügen verbreitet.“ „Außerdem ist das ja auch total unlogisch, dass sie uns bei ihren Parteitagen nicht dabei haben wollten.“ „Weil sie gesagt haben, dass wir sowieso nur Lügen schreiben würden.“ „Und dann haben sie sich trotzdem wieder in unsere Sendungen gesetzt.“ „Und gelogen haben sie auch.“ „Wir hätten ja nicht ahnen können, dass das Absicht war.“ „Weil es ja unlogisch aussah.“

„Deshalb haben wir uns auch gewundert, als sie plötzlich so menschlich wurden.“ „Wenn sie sonst immer erzählen, dass sie ihre Feinde abschaffen und aus dem Land jagen wollen, ahnt man das doch nicht.“ „Auf einmal konnten wir Bilder mit ihnen drehen, wo sie ganz nett und freundlich waren.“ „Da dachten wir natürlich zuerst, guck mal, so böse sind die gar nicht.“ „Das konnten wir natürlich nicht ahnen, dass das nur gespielt war.“ „Und dass die das gar nicht so meinen.“ „Jetzt kann man schon den Eindruck bekommen, dass die uns getäuscht haben.“ „Was natürlich sehr schlimm ist.“ „Aber das hatte keiner ahnen können.“

„Es hat da natürlich vereinzelt Aufrufe zur Gewalt gegeben.“ „Erst vereinzelt, danach wurde da auch schon mal zur Gewalt aufgerufen.“ „Aber das war dann immer von der Meinungsfreiheit gedeckt.“ „Sagten die natürlich immer dazu.“ „Auch wenn es schon langsam grenzwertig wurde.“ „Aber das weiß man ja nicht immer.“ „Dann war ja das Problem, dass sich immer dieselben über die Gewalt beschwerten.“ „Und so langsam setzte sich auch die Meinung bei denen durch, dass sie an der Gewalt nicht unschuldig sein könnten, wenn es sie immer treffe.“ „Sagten die.“ „Man kann sich mit dieser Gewalt natürlich auseinandersetzen, aber es ist auf jeden Fall besser, wenn man versucht, nicht zwischen die Fronten zu kommen.“ „Deshalb ist es auch immer besser, wenn man sich von vornherein raushält.“ „Das sind dann so interne Streitigkeiten.“ „Man muss sich auch nicht immer mit einer Sache gemein machen.“ „Sonst leidet die Objektivität.“ „Und das, wo man sowieso immer mit dem Vorurteil zu kämpfen hat, dass man als Lügenpresse gar nicht objektiv sein kann, sondern ideologisch ausgerichtet.“ „Und das beschädigt dann zusätzlich die Objektivität.“

„Auf der anderen Seite bekommt man natürlich schon mit, dass ein immer größer werdender Teil unserer Bevölkerung sich mit der Demokratie nicht mehr identifizieren kann und einen starken Mann will.“ „Und ein autoritäres Regime.“ „Und wenn das eine demokratisch gewählte Partei ist, kann man da auch nichts machen.“ „Das heißt, man kann schon.“ „Aber es war ja nicht unsere Aufgabe als Berichterstatter.“ „Wir können ja nicht aktiv ins Geschehen eingreifen.“ „Das macht man nicht.“ „Das haben dann allerdings die Politiker getan.“ „Aber für die war es okay.“ „Weil das ja Politiker waren.“ „Und selbst die wussten vorher nicht, ob die Drohungen wirklich so gemeint waren.“ „Wenn da einer erzählt, sie würden die Regierung jagen, das nimmt man natürlich nicht ernst.“ „Schon gar nicht von einem Mann, der so dumm ist, eine ganze Diktatur zu verharmlosen.“ „Das wäre ja lächerlich gewesen.“ „Aber sie wussten es in diesem Moment vermutlich auch nicht besser.“ „Und dann ist es halt passiert.“ „Genau.“ „Wie Geschichte so ist.“

„Klar, jetzt im Moment ist es natürlich nicht besonders angenehm, wenn man merkt, dass es die Sachen sind, die man vorher immer erzählt hatte.“ „Es muss jetzt nicht so kommen, aber die politische Lage sieht doch gerade danach aus.“ „Und die Isolation von ehemaligen Bündnispartnern macht es auch nicht leichter.“ „Wir wissen auch nicht, was das jetzt wird.“ „Auch wenn man es sicher ahnen kann, dass die möglicherweise das machen werden, was sie vorher angekündigt haben.“ „Das ist unter Umständen ein Problem gewesen, dass sie das sehr genau gesagt haben.“ „Und deshalb wollten wir es nicht glauben.“ „Das ist eben manchmal so.“ „Aber wir sind uns sicher, dass wir mit dieser Botschaft nicht alleine sind.“ „Es kommt ein bisschen spät.“ „Aber wie gesagt, wir sind ja nicht alleine.“ „Und unsere Botschaft wir überdauern.“ „Als Mahnung an die Nachgeborenen.“ „Als Warnung.“ „Als ein Menetekel.“ „Damit wir später, oder besser: damit die Überlebenden, die das nie wieder erleben sollen, unsere Botschaft für die Nachwelt erhalten.“ „Wehret den Anfängen!“





Bereite Dich, Zion

10 12 2019

Horst Breschke stand fast auf den Zehenspitzen. Dabei war das Bäumchen auf dem kleinen Podest nicht einmal so groß, dass es an die Zimmerdecke gereicht hätte. „Wir haben uns den Baum in diesem Jahr schicken lassen“, erklärte der Hausherr. „Weil wir zu Weihnachten zu meiner Schwägerin fahren.“ Und wer hätte das nicht verstanden.

Im Hintergrund knisterte der Plattenspieler. Eine Sopranistin forderte Zion auf, sich zu bereiten, und das womöglich mit zärtlichen Trieben. Breschke wickelte aus einer der zahlreichen Packungen die offenbar im letzten, eventuell auch vorletzten Jahr verstaute elektrische Lichterkette, zwei Dutzend kleine Glühlämpchen mit Klemmen, um sie an den Ästen des Tannenbaums zu befestigen. „Wenn ich an damals zurückdenke“, schwärmte er, „wir hatten ja noch Zuckerzeug, und dann die Wachskerzen – ach, Onkel Eduard hatte schon fast zwei Flaschen Burgunder gehabt, und die brennenden Kerzen!“ „Das ist doch viel ungefährlicher“, pflichtete ich bei und reichte die Lichterkette an. Auf dem zweiten Sessel an der Terrassentür lag träumend Bismarck, der dümmste Dackel im weiten Umkreis. Nichts schien seine Ruhe zu stören.

„Fertig!“ Die erste Kette saß, der pensionierte Finanzbeamte griff nach dem Stecker, um an der Wandsteckdose die Funktionsfähigkeit der Lichter zu testen. Es misslang. Er grübelte. „Letztes Jahr war sie doch noch in Ordnung?“ „Vielleicht sind die Birnen nicht ordentlich festgedreht?“ Das gab ihm zu denken. „Ja, das könnte durchaus sein.“ Das Prinzip der Reihenschaltung war auch ihm noch aus dem Physikunterricht in Erinnerung geblieben, und so fasste er eine der Kunststoffbirnchen nach der anderen an, dreht sie hin und her, als plötzlich mit einem Aufschrei schimmerndes Licht den unteren Teil des Bäumchens illuminierte. „Ist das heiß“, jammerte er. „Zeigen Sie mal her.“ Es war wirklich beinahe eine Brandblase zu sehen, aber ich mochte mich auch täuschen. „Halten Sie den Daumen ein paar Minuten in kaltes Wasser“, tröstete ich den alten Herrn. „Sicher war’s nur der Schreck.“ Dabei hatte Bismarck die Wehklage gar nicht erst zur Kenntnis genommen. Bestimmt war sein Traum gerade interessanter.

Auf dem Couchtisch lagen allerhand Schachteln mit gläsernen Engeln, bunt lackierten Kugeln und goldenen Tannenzapfen. „Immer erst die Lichter“, entschied Herr Breschke. „Danach schauen wir, ob für anderen Schmuck in dem kleinen Bäumchen noch Platz ist.“ „Vielleicht hätten Sie überhaupt einen Klappbaum besorgen sollen“, überlegte ich, „wenn Sie über die Feiertage bei der Familie sind, können Sie diesen hier ja gar nicht mitnehmen.“ Man sah, wie es hinter seiner Stirn arbeitete. „Ob man den noch zurückgeben kann?“ Ich schüttelte den Kopf. „Sie haben den Stamm schon angesägt, das wird schwierig.“ „Aber so ein Klappbaum?“ Herr Breschke blieb skeptisch. „Das wird nie dasselbe sein.“

Immerhin ließ sich die zweite Kette, die größere Birnen besaß, leichter vom hölzernen Stäbchen ab- und an den Ästen anklemmen. „Die ist ganz neu“, erklärte Breschke. „Unsere Tochter hatte ein sehr günstiges Angebot, das war damals in Malaysia.“ Die kyrillischen Buchstaben mit dem Eisbären waren sicher allgemein asiatisch interpretierbar. Oder die Firma hatte die Verpackung in Sibirien fertigen lassen. „Sehen Sie“, sprach der eifrig Schmückende, „sie lassen sich ganz leicht auf die Zweige stecken.“ Dafür wiesen die Leuchtmittel jedoch mangelhafte Proportionen auf; da die Birne ein bisschen zu groß war, drehten sich allmählich sämtliche Klammern, und die Lichter saßen jetzt kopfunter im Baum. „Wir müssten sie irgendwie befestigen“, überlegte er. „Ich habe da noch eine Heißklebepistole im Keller.“ Ich runzelte die Stirn. „Lieber Herr Breschke“, widersprach ich, „auf gar keinen Fall! Erst müssen wir doch wissen, ob sie überhaupt leuchtet?“ „Da haben Sie mal recht“, stimmte er zu und schloss die Stromversorgung an. Es strahlte. Nur eben eher nach unten. „Man müsste vielleicht die…“ Sprachlos vor Entsetzen wurde der arme Mann man hinten geschleudert. „Das ist ja lebensgefährlich!“ Horst Breschke hielt sich an der Stuhllehne fest. Seine Knie zitterten sichtlich. „Das ganze Ding steht unter Elektrizität!“ Immerhin, das ließ sich nicht leugnen. Aber von Isolation stand ja auch nichts auf der Packung.

Der Sopran wies inzwischen sein allegorisches Zion an, die Wangen mit dekorativer Kosmetik zu bearbeiten. Zwei weitere asiatische Ketten wurden gar nicht erst ausgepackt, nun blieben noch die Leuchter aus dem Fundus. „Aber für das Bäumchen reicht es auch“, urteilte ich, „wenn Sie jetzt noch ein paar Kugeln und Tannenzapfen aufhängen, sieht es sehr festlich aus.“ Herr Breschke nickte. „So werde ich das machen. Wenn Sie mögen, können Sie uns schon das Teewasser kochen, dann trinken wir gemütlich noch ein Tässchen.“ So ging ich also in die Küche und befüllte den Kocher, während er an den Kabeln hantierte und Packungen in einem großen Karton verstaute. „Die hatte ich jetzt fast vergessen“, hörte ich ihn noch sagen. „Wir haben so eine Steckerleiste, die man mit nur einem einzigen Schalter anknipsen kann.“ „Herrn Breschke“, mahnte ich, „denken Sie an…“ Mit einem enormen Bums verabschiedete sich der vorweihnachtliche Lichterglanz, die inbrünstige Stimme, die eben noch im höchsten Diskant jubiliert hatte, implodierte wie in einem Rückwärtsurknall zu einer Art Kellerbass, der aber nach wenigen Augenblicken schon ins Dunkel schwieg. Das Wasser kühlte sich ab. Es roch etwas wie am Silvesterabend. Nur Bismarck ließ sein indigniertes Knurren vernehmen; offenbar hatte ihn der Kurzschluss im Schlummer gestört. „So was aber auch“, stöhnte Horst Breschke. Ich stellte die Teetassen auf den Tisch. „Im nächsten Jahr nehmen Sie besser wieder Wachskerzen. Die sind einfach weniger gefährlich.“