„Wir wussten es ja nicht besser.“ „Wirklich nicht.“ „Das hätte auch keiner ahnen können.“ „Wenn einer das gewusst hätte, dann hätten wir natürlich alles anders machen können.“ „Aber wir wussten es ja nicht.“
„Das war so eine Entwicklung, die wir nicht vorhersehen konnten.“ „Vermutlich hätten wir sonst viel früher reagiert.“ „Sie waren damals noch nicht in irgendeiner Regierung.“ „Und das die anderen Parteien ernst machen könnten mit einem Bündnis, das hielten wir für sehr unwahrscheinlich.“ „Weil wir das schon so lange gehört hatten.“ „Irgendwann fängt man natürlich auch an, das zu glauben.“ „Weil man meint, man würde die anderen Parteien schon lange genug kennen.“ „Aber das ist meist relativ.“ „Und dann weiß man ja auch nicht, ob die immer die Wahrheit sagen.“ „Weil man plötzlich merkt, dass es in der Politik oft nur um Macht geht.“ „Und um Geld.“ „Das weiß man ja auch nicht immer.“
„Viele von uns dachten, die meinen es gar nicht so.“ „Wenn man uns als Lügenpresse bezeichnet, dann setzt man sich doch nicht in unsere Sendungen und verbreitet noch Lügen.“ „Und dass die uns abschaffen wollen, das haben wir nicht ernst genommen.“ „Sonst hätten die sich doch nicht so bereitwillig in unsere Sendungen gesetzt und noch Lügen verbreitet.“ „Außerdem ist das ja auch total unlogisch, dass sie uns bei ihren Parteitagen nicht dabei haben wollten.“ „Weil sie gesagt haben, dass wir sowieso nur Lügen schreiben würden.“ „Und dann haben sie sich trotzdem wieder in unsere Sendungen gesetzt.“ „Und gelogen haben sie auch.“ „Wir hätten ja nicht ahnen können, dass das Absicht war.“ „Weil es ja unlogisch aussah.“
„Deshalb haben wir uns auch gewundert, als sie plötzlich so menschlich wurden.“ „Wenn sie sonst immer erzählen, dass sie ihre Feinde abschaffen und aus dem Land jagen wollen, ahnt man das doch nicht.“ „Auf einmal konnten wir Bilder mit ihnen drehen, wo sie ganz nett und freundlich waren.“ „Da dachten wir natürlich zuerst, guck mal, so böse sind die gar nicht.“ „Das konnten wir natürlich nicht ahnen, dass das nur gespielt war.“ „Und dass die das gar nicht so meinen.“ „Jetzt kann man schon den Eindruck bekommen, dass die uns getäuscht haben.“ „Was natürlich sehr schlimm ist.“ „Aber das hatte keiner ahnen können.“
„Es hat da natürlich vereinzelt Aufrufe zur Gewalt gegeben.“ „Erst vereinzelt, danach wurde da auch schon mal zur Gewalt aufgerufen.“ „Aber das war dann immer von der Meinungsfreiheit gedeckt.“ „Sagten die natürlich immer dazu.“ „Auch wenn es schon langsam grenzwertig wurde.“ „Aber das weiß man ja nicht immer.“ „Dann war ja das Problem, dass sich immer dieselben über die Gewalt beschwerten.“ „Und so langsam setzte sich auch die Meinung bei denen durch, dass sie an der Gewalt nicht unschuldig sein könnten, wenn es sie immer treffe.“ „Sagten die.“ „Man kann sich mit dieser Gewalt natürlich auseinandersetzen, aber es ist auf jeden Fall besser, wenn man versucht, nicht zwischen die Fronten zu kommen.“ „Deshalb ist es auch immer besser, wenn man sich von vornherein raushält.“ „Das sind dann so interne Streitigkeiten.“ „Man muss sich auch nicht immer mit einer Sache gemein machen.“ „Sonst leidet die Objektivität.“ „Und das, wo man sowieso immer mit dem Vorurteil zu kämpfen hat, dass man als Lügenpresse gar nicht objektiv sein kann, sondern ideologisch ausgerichtet.“ „Und das beschädigt dann zusätzlich die Objektivität.“
„Auf der anderen Seite bekommt man natürlich schon mit, dass ein immer größer werdender Teil unserer Bevölkerung sich mit der Demokratie nicht mehr identifizieren kann und einen starken Mann will.“ „Und ein autoritäres Regime.“ „Und wenn das eine demokratisch gewählte Partei ist, kann man da auch nichts machen.“ „Das heißt, man kann schon.“ „Aber es war ja nicht unsere Aufgabe als Berichterstatter.“ „Wir können ja nicht aktiv ins Geschehen eingreifen.“ „Das macht man nicht.“ „Das haben dann allerdings die Politiker getan.“ „Aber für die war es okay.“ „Weil das ja Politiker waren.“ „Und selbst die wussten vorher nicht, ob die Drohungen wirklich so gemeint waren.“ „Wenn da einer erzählt, sie würden die Regierung jagen, das nimmt man natürlich nicht ernst.“ „Schon gar nicht von einem Mann, der so dumm ist, eine ganze Diktatur zu verharmlosen.“ „Das wäre ja lächerlich gewesen.“ „Aber sie wussten es in diesem Moment vermutlich auch nicht besser.“ „Und dann ist es halt passiert.“ „Genau.“ „Wie Geschichte so ist.“
„Klar, jetzt im Moment ist es natürlich nicht besonders angenehm, wenn man merkt, dass es die Sachen sind, die man vorher immer erzählt hatte.“ „Es muss jetzt nicht so kommen, aber die politische Lage sieht doch gerade danach aus.“ „Und die Isolation von ehemaligen Bündnispartnern macht es auch nicht leichter.“ „Wir wissen auch nicht, was das jetzt wird.“ „Auch wenn man es sicher ahnen kann, dass die möglicherweise das machen werden, was sie vorher angekündigt haben.“ „Das ist unter Umständen ein Problem gewesen, dass sie das sehr genau gesagt haben.“ „Und deshalb wollten wir es nicht glauben.“ „Das ist eben manchmal so.“ „Aber wir sind uns sicher, dass wir mit dieser Botschaft nicht alleine sind.“ „Es kommt ein bisschen spät.“ „Aber wie gesagt, wir sind ja nicht alleine.“ „Und unsere Botschaft wir überdauern.“ „Als Mahnung an die Nachgeborenen.“ „Als Warnung.“ „Als ein Menetekel.“ „Damit wir später, oder besser: damit die Überlebenden, die das nie wieder erleben sollen, unsere Botschaft für die Nachwelt erhalten.“ „Wehret den Anfängen!“
Satzspiegel