„Haben Sie ihn dran? Hallo!? Sie müssen den doch irgendwie drankriegen, der ist doch… – Dass der Söder Angst hat, dass ihn irgendwann mal einer drankriegt, das dürfte in der CSU nicht unbedingt außergewöhnlich sein, da haben Sie recht. Aber ich würde ihn jetzt trotzdem gerne mal fragen, wie er sich vorstellt, was er sich da gedacht hat.
Sie möchten das schon länger wissen? Das kann ich mir wiederum gut vorstellen. Aber jetzt erklären Sie mir doch bitte, was er damit gemeint hat. Das Bundeskabinett auswechseln, weil jetzt Halbzeit ist. Wenn das nicht der Söder sagen würde, hätte ich den Verdacht, dass derjenige ein minderbemittelter Querulant ist. Beim Söder fällt der Verdacht weg. Ich frage mich doch, was soll das? Und was heißt hier Halbzeit, wir sind kurz vor dem Wahlkampf – sollen wir jetzt mit der halben Ersatzbank in die Niederlage reinstolpern, nur weil die Fehlkäufe der Saison auch mal auf dem Platz stehen wollen? Das muss irgendwas mit den Pensionen zu tun haben, wahrscheinlich sind da ein paar Knalltüten noch erheblich unterversorgt und müssen ganz schnell Minister werden.
Neuen Schwung? in die Bundesregierung? Und das entscheidet der Söder? Jetzt holen Sie den halt ran, das will ich wirklich wissen, warum der sich da für zuständig hält. Sind dem Mann die Nägel für die Kruzifixe ausgegangen? Kann der sich nicht mal mehr einen vernünftigen Beschäftigungstherapeuten leisten? Ach, Sie haben Notizen gefunden, das ist ja spannend. Namen? Er hat wirklich Namen auf dem Zettel? Dann muss ihm ja jemand dabei geholfen haben, anders kann ich mir das nicht erklären. Aber letztlich ist das nicht so wichtig, wenn er die ganze Mannschaft vom Feld nimmt, macht er schon mal nichts verkehrt. Ach so, das sind die, die er nicht auswechseln will? Dann hat der Söder ein Problem.
Ich mag mich täuschen, aber er war doch bis vor Kurzem noch Parteivorsitzender? So sicher ist das gar nicht, jedenfalls hätte er als erste Amtshandlung Seehofer über die Klinge springen lassen sollen. Der hat sich vermutlich bis zur letzten Patrone verteidigt, damit er nicht nach Bayern abgeschoben wird. Personalprobleme? Wo sehen Sie denn da Personalprobleme? Sie können doch einen Eimer Streusand ins Innenministerium stellen, der macht einen besseren Job als Seehofer. Vermutlich hat der sogar einen höheren IQ. Und einem Eimer muss ich nicht lebenslang eine Pension zahlen, damit er im Weg steht. Ältere Rechte? Ich bitte Sie. Bei älteren Rechten denkt der Söder doch an den Gauland, oder habe ich das wieder falsch verstanden?
Jetzt fragen Sie halt nach, ob er heute noch mal ans Telefon geht, wir müssen das ja irgendwie auch über die Bühne bringen. Bald ist Aschermittwoch, vorher muss er den Starkbieranstich überleben, ich meine politisch, und bis wir die Schrauben aus dem Arsch vom Scheuer rausgedreht haben… – Was glauben denn Sie, wie der sich auf seinem Sessel hält? Atomkraft? Wen wollen Sie denn sonst vom Platz stellen, wenn nicht diesen Dorfdeppen? In jeder Partei, Partie, meine ich, fliegt der eh früher oder später vom Feld, dann hat er Sperre, und wenn er wieder zurück ist, kloppt er gemütlich ein halbes Dutzend Eigentore rein. Der ist ein unverzichtbarer Teil der Strategie? Aber sicher, für den Gegner!
Sie halten das für ein taktisches Manöver? Das ist interessant. Der Söder diskutiert so lange herum über die Neubesetzung, bis er endlich kriegt, was er haben will, und dann schmeißt er zum Ausgleich den Scheuer raus? als Bauernopfer? Das klingt jetzt wirklich interessant, und das würde tatsächlich zum Söder passen. Rücksichtslos, ohne jeden Anstand, im Endergebnis ohne jede Verbesserung, weil sich keiner findet, der in den verbleibenden Monaten noch irgendwas auf die Beine stellen wird, und wenn es in die Hose geht, dann sind die anderen schuld. Wobei, so ganz ohne Verbesserung ist das dann ja nicht. Der Scheuer ist weg. Und wenn wir bei der Gelegenheit zum Ausgleich auch noch den Spahn, den Altmaier und die Klöckner von der Backe kriegen, dann wäre das effektiv eine große Verbesserung der Mannschaft. Ach, Sie meinen, das würde der Scheuer der Bundeskanzlerin nie antun? Da ist was dran. Da ist wirklich was dran.
Sie meinen, er macht das nur, wenn er damit gleichzeitig sicherstellen kann, dass dieser Untersuchungsausschuss nie etwas herausfindet? Weil er sonst eventuell selbst mit drinhängt? Ach so, der Seehofer. Das klingt schon mal nicht ganz unplausibel. Sie können ihn ja mal danach fragen, wenn Sie ihn vielleicht heute noch… – Gerade erst ins Haus hereingekommen? Gut, ich warte.
Meine Güte, jetzt reicht’s aber mal! Dieser dämliche Aktionismus ohne Sinn und Verstand, den kann sich der Söder an seinen Seppelhut stecken! Ich sage Ihnen jetzt nämlich, was Sache ist: der Mann ist ein Angsthase, der kneift seinen Schwanz ein, weil er eigentlich längst Kanzlerkandidat sein müsste und sich nicht wieder so blamieren will wie der stoibernde Stammler. Wenn der in Berlin absäuft, kann er in München einpacken, so sieht’s doch aus! Und jetzt holen Sie mir den Mann an den Hörer, sonst reiße ich ihm den… – Grüß Gott, Herr Söder, danke, wir brauchen Sie hier nicht. Ist nicht wichtig, wo Sie gerade sind, aber bleiben Sie bitte dort. Ende der Durchsage!
Sehen Sie? Bedankt hat er sich. Haben Sie noch Fragen?“
Satzspiegel