„Bis jetzt hat es super geklappt. Die internationale Zusammenarbeit ist wirklich überraschend gut, die Bevölkerung macht zuverlässig mit, wir sind von der ganzen Aktion wirklich angenehm überrascht. Es ist wesentlich besser als geplant, und es ist auch wesentlich besser als bei den letzten Versuchen.
Erinnern Sie sich noch an diese Gurkenkeime? EHEC? Alter, das war ein Reinfall! Hätten wir uns eigentlich gleich denken können, aber da hatten wir noch die alte Geschäftsleitung, und die hatten beim Angebot der Massentierhalter sofort Dollarzeichen in den Augen. Ich höre die noch schreien: ‚Gemüse ist der Teufel! Die Radieschen gucken uns von unten an!‘ Und dann haben sie natürlich nur die Hälfte von den Grillwürstchen verkauft, weil es ohne Salatbeilage eben nicht geht. Selten so eine peinliche Pleite erlebt. Voll in die Hose. Da zieht man ja mit jeder Schweinepest den Leuten mehr aus der Tasche, und so schwer ist das wirklich nicht.
Deshalb haben wir Corona jetzt auch so gut organisiert, dass wirklich nichts mehr schief gehen kann. Geradezu generalstabsmäßig, bis ins kleinste Detail. Alles perfekt. Das läuft wie am Schnürchen, wir haben keinen Grund zur Klage. Keine Sau redet mehr über Spahn, diesen Brechreizbeschleuniger, der als Aushilfskanzlette angekündigt hat, dass er die Verfassung weiterhin vorsätzlich missachten wird. Kein Schwein interessiert sich für das Dumm-Dumm-Geschoss Altmaier, diesen aufgeblasenen Vollversager, der gerade für einen Posten als Clown beim Energieerzeuger eine halbe Million Jobs mit Absicht in die Tonne haut, weil er sonst seine gierige Fettfresse nicht schnell genug vollgestopft kriegt? Dass die EU ihren Friedensnobelpreis mit Füßen tritt, merkt auch keiner. Wir sprechen über Corona, da lässt sich wunderbar Panik erzeugen.
Aber eben nicht nur die. Was haben uns diese Nudelmacher in den Ohren gelegen – Absatz im Keller, Produktinnovation in Deutschland kann man sowieso vergessen, die Leute essen nicht mal die Vollkornvariante. Also Hamsterkauf. Das nenne ich Marketing! Da haben wir die Raviolisparte gleich mitgezogen, absoluter Knaller! Und internationale Märkte natürlich gleich mit im Boot. Denken Sie an den Holzschliff. Klingelt’s? nicht? Okay, denken Sie an etwas Blödes. Noch blöder. Noch blöder. Langsam sollten Sie es haben: Brexit. Die Briten sind von EU-Holzschliff abhängig, sie brauchen die Rohstoffe für ihre eigene Zelluloseindustrie. Keine Taschentücher, kein Küchenpapier, keine Klorolle im Königreich ohne EU-Importe. Ohne EU-Importe mit saftigen Zöllen, wenn Sie mittelfristig denken. Hat man alles vorher gewusst, nur den Briten ging das Toilettenpapier halt am Arsch vorbei, hahaha! Und was macht man, um den EU-Lieferanten eine gewaltige Nachfrage zu bescheren?
Globalisierung, gut und schön. Ja, es kann auch mal etwas aus dem Ruder laufen, das gebe ich zu, und irgendwie war das mit den Gesichtsmasken auch anders vorgesehen. Aber jetzt haben wir auf das mangelnde Angebot reagiert und wollen die notwendigen Waren für den medizinischen Bedarf in nationaler Eigenregie herstellen. In nationaler Eigenregie, wie sich das anhört! Damit könnte ein Merz glatt Kanzler werden, ohne zu kapieren, worum es geht – ob der Kanzler wird, ist wumpe, verstehen tut der eh nix von nix – und wenn es dann ordentlich läuft, könnten wir langfristig Monopolist für die EU werden. Das würde uns Sicherheit geben in Deutschland. Was die EU angeht, das müsste man dann mal sehen.
Die Presse berichtet ständig, dass die Wirtschaft unbedingt ein Konjunkturpaket braucht. Lächerlich, was meinen denn die, was das hier gerade ist? In Deutschland gibt es doch sowieso nur eine Branche, die für die Regierung wahlentscheidend ist, und die haben wir sofort berücksichtigt. Was wollen die Leute nicht? Sich infizieren, richtig, und wo kann man sich am besten infizieren? Genau, in Bus und Bahn. Wen haben wir damit also gestärkt? Die Kfz-Industrie, weil sich jetzt jeder auf Teufel komm raus noch einen Zweitwagen zulegt, damit nicht einer mit der Straßenbahn zur Arbeit fahren muss. Die Kraftstoffkonzerne werden so ganz nebenbei auch bedacht, so kurz vor der Einführung der E-Autos kann man die nicht im Regen stehen lassen. Und als Nebeneffekt sinken die Fahrgastzahlen bei der Bahn trotz der Mehrwertsteuersenkung, Scheuer macht eine noch miesere Bilanz und kann sich eigentlich nur noch eine Kugel durch den Kopf jagen. Als angenehmen Nebeneffekt nimmt man das doch gerne mit, oder?
Überhaupt können wir das alles als großartige Maßnahme zur Erreichung unserer Klimaziele verkaufen. Die Lufthansa hat schon die Hälfte ihrer Flüge gecancelt, wenn man das mal ausrechnet, was da alles nicht in die Atmosphäre gepustet wird, da rückt aber Paris ein ordentliches Stück näher! Wenn das Greta wüsste, die würde ohne Mundschutz über den Hauptstadtflughafen tanzen! Und dann noch die Sicherheitsgesetze, Smartphones ohne Anlass orten und Vorratsdatenspeicherung, damit man weiß, wer wann wo war, damit man weiß, wo sich wer wann bei wem infiziert haben könnte! Ich sage Ihnen, da brauchen wir keinen Bundeswehreinsatz mehr im Inneren, das erledigen wir durch die kalte Küche!
Fußball? Ja, das könnte ein Problem geben, ein ernsthaftes Problem. Die Buchmesse absagen, um den Onlinehandel zu stärken, das geht einmal. Die Leute können ja sonst auch fernsehen. Aber wenn die Bundesliga ausfallen sollte? Das könnte echt ein Problem geben. Ich meine, einen Bürgerkrieg, den wollte doch eigentlich niemand.“
Satzspiegel