„Ein Missverständnis, ja? Missverständnis! Merz dachte, jetzt schenkt ihm die CDU wenigstens einen Helikopter, weil er die Dinge ja gerne von oben herab, also er hat ja nicht so den Überblick, aber das macht nichts, das lernt man als Kanzler. Sagt er.
Naja, wenn ich sage, ‚Merz dachte‘, dann hätten Sie schon merken sollen, da ist was faul. Das tut der sonst nie, und wenn, dann nur an und für sich. Dass jetzt die Binnennachfrage so wegbricht, musste ihm erst mal einer erklären. Normalerweise sind Aktien immer noch da, die verlieren nur an Wert, und dass er Werte, also außerhalb dieser WerteUnion, da geht es jetzt ja um Bürger, die sind ihm immer schon am Allerwertesten, wenn Sie wissen, was ich meine. Es soll jetzt ja die Wirtschaft gestärkt werden, aber das ist für ihn ja nicht der Klempner, das sind die Typen in der Bank, die in die Kasse greifen und nach der Kündigung dafür einen goldenen Regenschirm bekommen, oder wie das heißt.
Regenschirm, und dann Gießkannenprinzip, das passt ja mal gar nicht. Gut, die Idee, dass alle Geld kriegen, obwohl sie gar nichts dafür getan haben, das kennt er schon. Das nennen die Leistungsträger, obwohl in der engeren Definition noch steht, dass man die Kohle anderen weggenommen haben muss, denen das eigentlich zusteht. Genau genommen wird es jetzt eng, weil: wenn er jetzt sagt, das Geld sollte eigentlich ihm gehören und nicht diesen Bürgern, dann stimmt es ja doch wieder – kommen Sie noch mit? Das ist im Kapitalismus alles sehr kompliziert, weil man da immer im Einzelfall entscheiden muss, warum etwas nicht machbar ist, obwohl das genaue Gegenteil falsch wäre. Wenn man da nicht weiter weiß, kann man immer noch sagen, man braucht Luft für Steuersenkungen, und zwar für die, die sowieso keine Steuern zahlen, weil sonst das Geld beim Staat landen würde, und dann hätte man nichts mehr für die Bürger.
In der Amerikanischen Notenbank haben sie jetzt das erste Mal seit zwölf Jahren wieder die Zinsen gesenkt. Da hat sich der Markt ganz toll gefreut, etwa fünf Minuten lang, dann hatte jeder in die Kasse gegriffen, und das Geld war futsch. Das nützt uns hier in Europa natürlich nichts, das ist ja das Problem. Und da will die EZB auch die Märkte beruhigen. Das ist insofern widersprüchlich, weil wenn man Geld in die Wirtschaft pumpt, damit alle wie blöd einkaufen, weil alle gerade schon wie blöd eingekauft haben, höchstwahrscheinlich Klopapier, dann aktiviert man den Bürger, dass er losrennt und in die Geschäfte geht und alles nachfragt, Klopapier und alles, was überhaupt noch da ist, und dann muss die Wirtschaft hektisch wieder produzieren und liefern und verkaufen, und die Leute haben nur ein Foto von einem Regal ohne Klopapier gesehen und drehen immer noch durch und kaufen wie blöd, und die Ressourcen werden knapp, und die Firmen arbeiten am Limit, die Preise schießen durch die Decke, die ganze Branche überhitzt und fliegt in die Luft, und das beruhigt dann die Märkte. Klingt jetzt erst mal paradox, aber das hat der Merz immerhin schon verstanden, die Märkte haben ja nichts mit den Bürgern zu tun. Die wachsen nach und sind Kostenfaktoren, wie so eine Krankenschwester, die immer nur Gehalt will und dann mit Absicht krank wird, weil man sie nicht gefeuert hat. Wäre ja auch schön blöd von der, goldenen Regenschirm kriegt die nämlich keinen.
Jetzt kommen die Gewerkschaften schon an und wollen das haben, aber das allein ist ja noch kein Grund, die Idee total abzulehnen. Das Prinzip am Helikoptergeld ist doch, dass die Banken das aus dem Nichts erschaffen, also quasi gottgleich – mit solchen Vergleichen kennt sich Merz aus, machen Sie nichts dran – und die Leute geben das dann einfach so aus. Die geben das dann einfach so aus! Immer auf die Kleinen, und dann rennen die ins nächste Geschäft, und das Geld ist weg! Wenn man das Geld auf der Bank lassen würde, oder die Leute würden verpflichtet werden, sich davon Aktien zu kaufen, meinetwegen BlackRock, weiß auch nicht, wie ich gerade auf die komme, sicher Zufall, aber dann könnte man sofort die Rentenversicherung und den ganzen Rest an Altersvorsorge abschaffen und die restlichen Krankenhäuser privatisieren, sonst müsste der durchschnittliche Millionär, so ein nicht direkt randständiger Bürger mit Konto auf den Caymans, aber auch noch weit von einer Milliarde entfernt, also eigentlich eine bedauerliche Existenz, aber eigentlich doch nicht, weil ja jeder selbst für sein verpfuschtes Leben verantwortlich ist, die müssen dann ihr sauer verdientes Geld den Leuten in den Rachen schmeißen, die nicht am letzten Arbeitstag aus Dankbarkeit tot umfallen.
Jetzt schenkt Hongkong seinen Bürgern über tausend Euro aus staatlichen Rücklagen – ich muss Ihnen ja nicht sagen, was hier passieren würde, wenn die Bundesregierung irgendwas nachmacht, was sich China ausgedacht hat. Aber viel wichtiger ist doch der Gewöhnungseffekt, stellen Sie sich nur mal vor, was wir uns mit so einem Bedingungslosen Grundeinkommen einhandeln würden. Die Leute haben überhaupt kein Verhältnis mehr zum Geld, die ganze soziale Verantwortung ist weg, weil auch keiner mehr einen Zusammenhang zwischen Arbeit und Einkommen begreift, wir hätten hier nur noch Knalltüten, die den ganzen Tag dumme Sprüche klopfen und verkünden, irgendwann später machen sie aber mal was, das haben sie sich immer schon vorgenommen, und wenn es in die Hose geht, dann suchen sie sich halt ein anderes Hobby, und in der Zwischenzeit wird weiter kräftig Geld verbrannt. Genau so wie Merz. Wenn Sie mich fragen, einer von der Sorte reicht vollkommen.“
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